tag:blogger.com,1999:blog-62503760018209575832024-02-02T16:51:48.841+01:00Schinkas BlogWillkommen auf Schinkas Blog - Hier bloggt Reinhard Schinka über Bildung, Evolution, Geschichte und das Leben an sich.Unknownnoreply@blogger.comBlogger52125tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-51934518855968511462020-01-27T08:58:00.000+01:002020-07-08T21:14:06.901+02:00Auschwitz <div dir="ltr">
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt, droht
Untergang.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Mahatma Gandhi)</span><o:p></o:p></div>
<br />
<b>Wie soll man über einen Kurztrip nach Auschwitz berichten? Ehrlich, ich weiß es nicht genau. An diesem Ort wiegt manches Wort schwerer als andere Worte, an anderem Ort leichtfertig dahergesagt. </b><b>Ich werde es trotzdem versuchen.</b><br />
<br />
<h2>
Ankunft</h2>
29. Dezember 2018. Ich bin angekommen. Nach vielen Stunden Fahrt über die Autobahnen Deutschlands und Polens bin ich, 1000 km von zu Hause entfernt, hier angekommen. Was wird mich empfangen? </div>
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<br /></div>
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Rauch quillt aus den Schornsteinen in Brzezinka. Es herrscht Inversionswetter im ehemaligen "Birkenau", kalt steht Haus neben Haus - und die Menschen, die aus unerfindlichen Gründen noch immer hier, in der Sumpflandschaft zwischen Weichsel und Soła, leben und mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt sind, heizen im Winter mit Braunkohle. Man riecht es.</div>
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<br /></div>
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Graue Wolken kriechen aus Schornsteinen über die kleine Landstraße, über die ich versuche, mit meinem Auto, ausgerechnet einem Volkswagen, nach Auschwitz-Birkenau zu gelangen. Manchmal fahre ich langsamer, um mir die Gegend näher anzusehen, in der Deutsche 1941 das größte Massenvernichtungslager der Welt errichteten und das bisher wohl größte Verbrechen der Menschheit begingen.<br />
<br />
Außer einem Mann, der am Straßenrand steht und mich nicht anschaut, sehe ich keine Menschen. Dann erreiche ich das ehemalige Vernichtungslager von Norden her.<br />
<br />
Es zieht sich schier endlos bis zum ehemaligen Haupttor, wo trotz des Nieselregens eine Vielzahl von Menschen, die Bussen und Autos entsteigen, in Gruppen umher läuft. Ich beschließe, gleich einmal zu schauen, ob man tatsächlich einfach so in das ehemalige Lager gelangen kann, und steuere einen kostenpflichtigen Parkplatz an, direkt gegenüber des Tores, das man von Bildern und aus Filmen kennt.</div>
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<br /></div>
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Irritiert fällt mein Blick auf einen Museumsshop, und ich frage mich, was man dort wohl kaufen kann. Es ist der erste Museumsshop, den ich nicht betreten mag.<br />
<br />
<br /></div>
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<h2>
Das Tor</h2>
</div>
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<div style="text-align: right;">
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;">Die dir zugemessene Zeit ist so kurz, dass du,<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;">wenn du eine Sekunde verlierst, schon dein ganzes Leben
verloren hast,<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;">denn es ist nicht länger;<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;">es ist immer nur so lang wie die Zeit, die du verlierst.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></div>
<span style="font-size: x-small;">(Franz Kafka) </span></div>
<br />
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhVy9ZIuSJsmAZ7G7x0sm7oNXKhLTJW_13J4jHzMJC647hwzsTCWtSvNJGp7gUNGLwTyVvNhJ70zRQ8MqRX6W4wGoIvLDY3qFWU1pfVW94VaVyr0FYdSU6wFAWM3pxnKS3Q4OUcOzsjcI/s1600/49579431_10156396510934102_4899935846485983232_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhVy9ZIuSJsmAZ7G7x0sm7oNXKhLTJW_13J4jHzMJC647hwzsTCWtSvNJGp7gUNGLwTyVvNhJ70zRQ8MqRX6W4wGoIvLDY3qFWU1pfVW94VaVyr0FYdSU6wFAWM3pxnKS3Q4OUcOzsjcI/s400/49579431_10156396510934102_4899935846485983232_n.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Lagertor Auschwitz II-Birkenau (von außen)</td></tr>
</tbody></table>
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<br /></div>
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Die Einfahrt sieht dank der zwei darüber befindlichen Fenster aus wie ein weit aufgesperrtes Maul. Die ehemalige Einfahrt ist mit einem Eisentor verschlossen, der heutige Eingang befindet sich links daneben, und man kann wirklich einfach so hinein- und herausspazieren. Ein Eintritt wird nicht gefordert, im Eingangstor hängt eine Spendenbox, die ich beim Verlassen reichlich befüllen werde.<br />
<br />
Das Tor scheint einen anzuschauen. Man kennt es aus Spielfilmen und Dokumentationen, und irgendwie steht es auf besondere Art und Weise für diesen grauenvollen Ort. Unter dem Wachturm fuhren einst die Züge in die Todesfabrik ein - mit hilflosen und verängstigten Menschen, die diesen Ort bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht mehr verlassen sollten.<br />
<br />
Schon beim Betreten irritieren mich die vielen Menschen; ich hatte mir stets vorgestellt, hier Ende Dezember mehr oder weniger allein zu sein und den Opfern und Geschehnissen der Vergangenheit unmittelbar in tiefer Einkehr gedenken zu können. Stattdessen komme ich mir nun vor wie an einem anderen Ort des Massentourismus und realisiere, dass Auschwitz eben nicht nur ein Ort des stillen Gedenkens ist, sondern auch eine internationale Sehenswürdigkeit wie der Eiffelturm oder Schloss Neuschwanstein.<br />
<br />
Nicht alle Besucher sind in nachdenklicher Stimmung unterwegs. Einige lachen, manche hüpfen albern über Pfützen, einige fotografieren sich oder ihre Begleitung, machen Selfies von sich vor dem Lagertor. Happy Yolocaust, Me in Auschwitz, nice place. Dennoch sind auch viele Menschen bemüht, in angemessener Weise diesen Ort zu besichtigen.</div>
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<br />
Ich begleite die Massen noch ein Stück zur ehemaligen "Rampe". Dann werde ich das Lagergelände erst einmal wieder verlassen, da ich mich in Gegenwart der Menschenmengen nicht konzentrieren kann auf all das, was sich hier vor mir ausbreitet.<br />
<br />
Am nächsten Tag kehre ich zurück.</div>
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<br />
<br /></div>
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<h2>
Die Rampe</h2>
</div>
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<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der
hat keinen zu verlieren.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Gotthold Ephraim Lessing)</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhEg7OyASYkHI7fry9W6TU_QORQVzpObGTEkOeXiJnAtRmt6j2KZTeP6dRlCXp_nMNWhymHbw5qeYKQo21t5a11hZL0Ous4uf8QuKudVYm1oMD6nY7f7IAQTgHykc3Wiuz75Dk58xAt5rc/s1600/49157280_10156396510634102_3647901962864689152_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhEg7OyASYkHI7fry9W6TU_QORQVzpObGTEkOeXiJnAtRmt6j2KZTeP6dRlCXp_nMNWhymHbw5qeYKQo21t5a11hZL0Ous4uf8QuKudVYm1oMD6nY7f7IAQTgHykc3Wiuz75Dk58xAt5rc/s400/49157280_10156396510634102_3647901962864689152_n.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ehemalige Selektionsrampe.<br />
Am Ende der Rampe befanden sich je rechts und links unmittelbar ein Krematorium mit Gaskammer.</td></tr>
</tbody></table>
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<br /></div>
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<br />
Alle Besucher wechseln nach Betreten des ehemaligen Lagers fast einhellig nach rechts hinüber zur ehemaligen Rampe, niemand verbleibt links auf dem direkten Weg zum Gedenkplatz zwischen den ehemaligen Gaskammern und Krematorien. Auch ich werde wie magisch nach rechts hinüber gezogen zur ehemaligen Rampe der Ankunft und der Selektionen, dem Vorgang des "Aussortierens", wie man damals sagte.</div>
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<br /></div>
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Man hat dort einen einzigen Waggon stehen lassen, damit man "es" sich besser vorstellen kann, und doch kann "es" sich niemand vorstellen, wie es gewesen sein muss, als hier die Familien voneinander getrennt und Menschen aus- und damit für immer wegsortiert wurden, wie man damals auf deutscher Täterseite sagte (der Begriff "Selektionen" wurde erst später hierfür benutzt): "Männer nach rechts, Frauen nach links, Kinder auch, Mütter, Kinder und alte Frauen ganz nach links!", so ertönte es hier - und dann ging alles, was ganz links stand, geradeaus weiter zu einer der beiden dortigen Gaskammern, wo man sich auszog und teilweise samt seiner eigenen Eltern, Großeltern und Kinder vergast und anschließend verbrannt wurde. Kleidung und Haupthaar wurden zuvor gesammelt, sortiert und verwertet, Goldzähne nach der Vergasung und vor der Verbrennung entfernt.<br />
<br />
Was auf der Rampe "Glück" gehabt hatte und rechts stand, wurde in den nächsten drei Monaten dann üblicherweise durch Hunger und Arbeit vernichtet.</div>
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<br />
<br /></div>
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<h2>
Die Gaskammern</h2>
</div>
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<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Der Tod eines Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von
Millionen nur eine Statistik.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Josef Stalin)</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgOsJrRtmQneY0CGEZVOxJQKCqx5yy7fTC18UyojXsVRlQKBEj2AwSsSpBLJXFz5E8F5npLJKoeRs2Z3_CVq2FY9JzxVACozFnakBkXsSgEB0OiGspMsI2khQT6Ja7Cth1TKSxspgyAaHo/s1600/49081743_10156396307489102_8026548806772326400_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="720" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgOsJrRtmQneY0CGEZVOxJQKCqx5yy7fTC18UyojXsVRlQKBEj2AwSsSpBLJXFz5E8F5npLJKoeRs2Z3_CVq2FY9JzxVACozFnakBkXsSgEB0OiGspMsI2khQT6Ja7Cth1TKSxspgyAaHo/s400/49081743_10156396307489102_8026548806772326400_n.jpg" width="300" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eingang zum ehemaligen Krematorium III - Eingang zum Entkleiden (mi.) und zur Gaskammer (l.)</td></tr>
</tbody></table>
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<br /></div>
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<br /></div>
<div dir="ltr">
Rechts und links am Ende der Rampe befinden sich die ehemaligen Gaskammern und Krematorien II und III (das erste "Krematorium I" befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Stammlagers Auschwitz I).<br />
<br />
Man erkennt noch alles. In den letzten Tagen von Auschwitz-Birkenau sprengte die SS diese Orte zwar in die Luft, aber man kann auch heute noch recht gut die Struktur der ehemaligen Vernichtungsmaschine sehen. Baupläne und Blaupausen gibt es zudem auch noch. Alles ist schön symmetrisch angelegt: Eingang, ein paar Treppen hinunter, Entkleidung, dann nach links oder rechts zur Seite zu den Gaskammern, die als Duschen getarnt waren, um die Opfer ruhig zu halten, ein zusätzliches lautes "Merken Sie sich Ihre Nummer, nach der Dusche wartet schon der Kaffee!" tat sein Übriges, dann Zyklon B, von oben in Luken geschüttet, Angst, Panik, Aneinanderklammern, verzweifeltes An-Türen-Schlagen und Wändezerkratzen, Aufeinanderklettern, sich ineinander verklammern und im Todeskampf verhaken, ersticken und sterben.<br />
So wurde man hier "sonderbehandelt" und "der Endlösung zugeführt", wie die Täter sagten.<br />
<br />
Wohin mit den Leichen? Über den Vergasungskammern warteten schon die Krematorien. In der Mitte eine zentrale Rinne, um die Leichen besser entlangziehen zu können auf dem Weg zum Ofen, der von Mai bis Herbst 1944 quasi nonstop arbeitete (Hersteller: Firma "Topf und Söhne"). Zu Spitzenzeiten wurden gleich mehrere Leichen zusammen in die Verbrennungsröhren geschoben. Haut und Körperfett brannten, die Leibeshöhle platzte, die Organe verkohlten, nach 20 Minuten war aus einem Menschen ein Haufen Asche und Knochensplitter geworden. </div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
Ein Teil des Sonderkommandos aus Häftlingen zerkleinerte die verbliebenen Knochen weiter zu unkenntlicher Asche, und all die Asche wurde in umliegende Flüsse verteilt, im Lager, auf Wiesen, alles hier ist voll von den Überresten ermordeter Menschen, auch wenn man davon nichts mehr sieht. Auschwitz-Birkenau und die ganze Gegend drumherum ist der größte Friedhof der Welt.</div>
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<br />
<br /></div>
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<h2>
Krematorium IV und V</h2>
</div>
<div dir="ltr">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland"</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Paul Celan, "Todesfuge") </span></div>
</div>
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<br /></div>
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<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzr5SdiV25x0XC_XnYqakr8sOrVyqZJyslFinXhZNTeZlDTPTJGyNFvtL6Asvx1BJfDxNh2NW-COvGOlhUXJb7ihMd0NPQiYT4Nfr8BABr_omp6VuYDESMWePI1rfrf5f8VFZYi3lKHa0/s1600/49069794_10156396307629102_7683685029276286976_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzr5SdiV25x0XC_XnYqakr8sOrVyqZJyslFinXhZNTeZlDTPTJGyNFvtL6Asvx1BJfDxNh2NW-COvGOlhUXJb7ihMd0NPQiYT4Nfr8BABr_omp6VuYDESMWePI1rfrf5f8VFZYi3lKHa0/s400/49069794_10156396307629102_7683685029276286976_n.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vor dem ehemaligen Krematorium V.</td></tr>
</tbody></table>
<div dir="ltr">
<br />
<br />
<br />
Ein Scheiterhaufen aus Menschenfleisch ist nichts, was man sich vorstellen möchte. Und doch befand er sich auf dieser kleinen grünen Fläche vor dem ehemaligen Krematorium V.<br />
<br />
Im Sommer 1944 brannte er an dieser Stelle.<br />
<br />
Wikipedia: "Von vielen Häftlingen des Sonderkommandos wurde
berichtet, dass an den Enden der Verbrennungsgruben Vertiefungen waren, in die
über eine mittig angelegte Rinne das Fett der Leichen hineinfloss. Dieses wurde
mittels an Stangen angebrachter Eimer herausgeschöpft und als Brennstoff über
die Leichen gegossen. Dieses Rinnensystem hatte Hauptscharführer Otto Moll
erdacht, und er gab beim Anlegen der Verbrennungsgruben genaue Anweisungen, wo
und wie die Rinnen und Vertiefungen angelegt werden mussten. So sollte offensichtlich
die Verbrennung beschleunigt und der Bedarf an Brennholz reduziert
werden."<br />
<br />
Wikipedia führt weiter aus: "Moll tat sich insbesondere bei der Tötung von Frauen und
Kleinkindern hervor. So führte er laut [eines Überlebenden des Sonderkommandos] Filip Müller oftmals attraktive Jüdinnen
an den Rand der Feuergruben, um sich an ihrer Angst zu erfreuen. Er sagte ihnen
lüsterne Worte ins Ohr, gab ihnen dann einen Schuss in den Hinterkopf und ließ
sie ins Feuer fallen. Kleine Opfergruppen von jeweils bis zu 200 Personen
wurden von Moll und seinen engsten Mitarbeitern, den Kommandoführern Josef
Eckhardt und Ewald Kelm eigenhändig erschossen oder lebendig ins Feuer
geworfen, da die Verwendung von Giftgas als Verschwendung bewertet wurde. Auch
Kranke, Alte und Invaliden wurden von Moll oder dementsprechend instruierten
Kollegen mit Lastwagen an die Feuergruben delegiert und lebendig in die Flammen
gekippt. [...] Fast sämtliche Zeugenaussagen verdeutlichen, dass Moll
einen krankhaften Drang hatte, ständig zu foltern und zu töten. Er erschlug
kleine Personengruppen mit Knüppeln und Eisenstangen, übergoss Menschen mit
Benzin und zündete sie an, warf des Diebstahls überführte Häftlinge zur Strafe
in den Krematoriumsofen, er hetzte Hunde auf seine Opfer, trieb sie gegen
elektrisch geladene Zäune, tötete Kinder vor den Augen ihrer Eltern und
peinigte Todgeweihte auf ihrem Gang in die Gaskammer. [...] Der Überlebende des Sonderkommandos Filip Müller
beschreibt in seinem Buch am detailliertesten Molls Grausamkeiten. Er führt
bspw. aus, dass dieser oft durch die Masse der zur Vergasung vorgesehenen
Ankömmlinge schlenderte, sie beim Ausziehen beobachtete und Kleinkinder mit
Süßigkeiten von ihren Müttern fortlockte, um sie draußen ins siedende Fett der
Feuergruben zu werfen."<br />
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br />
Von den Massenverbrennungen der Menschen gibt es Fotos.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
Der Sonderkommando-Häftling Alberto Errera machte aus einer
Tür beim Krematorium V zwei Fotos von den Verbrennungsgruben, zwei
weitere von ausgekleideten Opfern, die vor der Gaskammer stehen. [<a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Auschwitz_Resistance_280.jpg" target="_blank">Link</a>] Auch diese Fotos beweisen den Holocaust.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br />
Der Geruch verbrannten Fleisches muss in der gesamten Umgebung zu riechen gewesen sein.<br />
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Auch die Royal Air Force machte aus großer Höhe am 23. August 1944 ein Foto. In der Mitte links des Bildes [<a href="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/56/Auschwitz_aerial_view_RAF.jpg" target="_blank">Link</a>] ist der Rauch gut zu erkennen.<br />
<br /></div>
</div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<h2>
Doktor Mengele im "Zigeunerlager"</h2>
<br />
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Geistlose kann man nicht begeistern, aber fanatisieren
kann man sie.</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Marie von Ebner-Eschenbach)</span><o:p></o:p></div>
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmf3g_wFaoNJgkdkZfk7rngJMC0yaXTtR1WyZKF8TiJy4oxbvk0TtQhVPiR8utV9frbFQvgM8bkLvC4z__YB05qtHSB21y_yN5Z2199C9ltjjDPIeDHhf5_rTK-Gg_MdaIiWywwvuv0-A/s1600/48987041_10156396307729102_556019022961836032_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmf3g_wFaoNJgkdkZfk7rngJMC0yaXTtR1WyZKF8TiJy4oxbvk0TtQhVPiR8utV9frbFQvgM8bkLvC4z__YB05qtHSB21y_yN5Z2199C9ltjjDPIeDHhf5_rTK-Gg_MdaIiWywwvuv0-A/s400/48987041_10156396307729102_556019022961836032_n.jpg" width="400" /></a></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br />
Ich gehe zum so genannten ehemaligen "Zigeunerlager", in dem Lagerarzt Josef Mengele mit Zwillingen experimentierte.<br />
<br />
Ein paar Minuten Weg durch matschige Wege in einem großen Nichts, aus dem rechts und links dürre Schornsteinreste in den Himmel starren, und ich stehe in den Resten von Mengeles "Forschungs-"Baracke.<br />
<br />
Josef Mengele stammte aus "gutem" Hause, worunter man sich eine wohlhabende Industriellenfamilie vorstellen muss, katholisch-konservativ und deutschnational. Er studierte Medizin und spezialisierte sich auf einen nach heutigen Maßstäben komplett unsinnigen Zweig der "Rassenkunde", beispielsweise wollte er den Nachweis der Rassezugehörigkeit anhand von Kieferabschnitten erbringen - aus heutiger Sicht wissenschaftlicher Nonsens.<br />
<br />
1938 promovierte er mit „Sippenuntersuchungen bei
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“ mit der Höchstnote. Die Doktograde wurden ihm 1960 und 1961 wieder aberkannt.<br />
<br />
Mengele war im gesamten Lager Auschwitz als Lagerarzt tätig. Bei Selektionen auf der Rampe, an denen er gerne teilnahm, pfiff er gelegentlich die "Träumerei" von Robert Schumann oder Themen aus "Rigoletto". Von der Notwendigkeit einer Ausrottung aller Juden war er überzeugt, seine Maßnahmen waren kalt und brutal.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
Wikipedia: "Als Ende 1943 im Frauenlager, das zu
diesem Zeitpunkt unter seiner Aufsicht stand, eine Typhusepidemie ausbrach,
ließ er die 600 Insassinnen eines ganzen Blocks vergasen und den Block
anschließend desinfizieren. In diesen Block wurden dann die Frauen des nächsten
Blocks verlegt, der geleerte Block desinfiziert und so fort. So ging er auch
gegen ungarische Jüdinnen im Lager B IIc vor, die an Scharlach erkrankt waren,
und gegen jüdische Kinder im Lager B IIa, unter denen sich die Masern
verbreitet hatten. Auch im 'Zigeunerlager' schickte Mengele alle Kranken mit
solchen potentiell epidemischen Infektionen in die Gaskammern.<o:p></o:p></div>
[...]<br />
<div class="MsoPlainText">
Bei Entlausungsaktionen ließ er Kranke ohne Rücksicht auf
ihren Zustand stundenlang nackt ausharren, auch im Winter bei Schnee und Regen
im Freien, so dass viele starben. Sechzig Tuberkulosekranke schickte er im
Spätherbst 1943 offenkundig in die Gaskammern, so dass keiner mehr wagte, sich
mit Brustschmerzen krankzumelden. Krätze bekämpfte er im Frühjahr 1944 mit
einem Säurebad, das zwar desinfizierte, aber lebensgefährlich war. Das
besondere Interesse Mengeles erregten allein die sich ausbreitende Erkrankung
an <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Noma_(Krankheit)" target="_blank">Noma</a> [googeln Sie`s lieber nicht!], Zwillinge, Kinder mit angeborenen Anomalien und Menschen mit
unterschiedlich farbigen Augen (Iris-Heterochromie)."<o:p></o:p><br />
<br />
Einmal nähte Josef Mengele aus purer Freude am Forschen zwei eineiige Zwillinge am Rücken und an den Handgelenken zusammen und schuf so ein künstliches "siamesisches" Zwillingspaar. Die vollkommen traumatisierten Kinder weinten Tag und Nacht vor sich hin, litten an Wundbrand und wurden von den eigenen Eltern aus Mitleid erstickt.</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
Mengele ertrank 1979 in Brasilien beim Baden. Nie wurde er für seine Taten in Auschwitz zur Rechenschaft gezogen. Sein Schädel dient heute als Anschauungsmaterial für angehende Forensiker in Südamerika.<br />
<br />
<br /></div>
<div dir="ltr">
<h2>
Die Größe</h2>
<div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Schwarze Milch der Frühe, wir trinken dich morgens
und abends, wir trinken und trinken."<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Paul Celan, "Todesfuge")</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
</div>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhtgo1lZESyeQ510pRkr2VKUEbuqxo5-GBVevcP5iypwJVKF8lraosgPfJ0fwNB2Ow6ro2cQUbEB-I2UdWPVQ_13Bxh_cOjAnsPoX_TgRfUaWjG69oRJN_fOqD3ryh17GR403lFF3MC8QQ/s1600/49408036_10156396510719102_8578733940062289920_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhtgo1lZESyeQ510pRkr2VKUEbuqxo5-GBVevcP5iypwJVKF8lraosgPfJ0fwNB2Ow6ro2cQUbEB-I2UdWPVQ_13Bxh_cOjAnsPoX_TgRfUaWjG69oRJN_fOqD3ryh17GR403lFF3MC8QQ/s400/49408036_10156396510719102_8578733940062289920_n.jpg" width="400" /></a></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br />
Das Lager scheint schier endlos. Ich bewege mich im Uhrzeigersinn langsam in Richtung Ausgang, komme an kleinen Gruppen vorbei, an Israelis, an Deutschen, an Amerikanern. Alle sprechen leise. An der Nordseite des Lagerkomplexes ist es überhaupt ruhiger als im Bereich des Eingangs.<br />
An der Ostseite stehen einige erhaltene Baracken, von denen ich eine besichtige. Beim Verlassen stolpere ich über zwei Chinesinnen, die lachend Selfies machen. Ich sage nichts, weil das absurd wäre, hier als Deutscher herumzuschnauzen, und gucke nur etwas grimmig. Dann verlasse ich Auschwitz-Birkenau durch das Tor, durch das ich herein kam.</div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<h2>
Stammlager</h2>
<div>
<span style="font-size: x-small;"><br /></span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Gedanken sind frei,</span></div>
</div>
<div dir="ltr">
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">wer kann sie erraten,<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">sie fliehen vorbei,<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">wie nächtliche Schatten.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Kein Mensch kann sie wissen,<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">kein Jäger erschießen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Es bleibet dabei:<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Die Gedanken sind frei."</span><o:p></o:p></div>
</div>
<div dir="ltr">
<span style="background-color: rgb(255 , 255 , 255); color: rgb(55 , 62 , 68); font-family: "open sans" , sans-serif; font-size: 15px;"><br /></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-HfVUHIIUdDDRg-AnM-R5V1hV11eN3Gpim1JZciZRxBjvtKxnB79DRFo_Kl4BBv98iICcpntbPLNYds0jOOUr-2OnhePgwRTz8wUVxOkHLYObJpzIfRlHO5pm3zS3pSKb8cpOGn3WGE/s1600/49206030_10156396307089102_2704190187851743232_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="960" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-HfVUHIIUdDDRg-AnM-R5V1hV11eN3Gpim1JZciZRxBjvtKxnB79DRFo_Kl4BBv98iICcpntbPLNYds0jOOUr-2OnhePgwRTz8wUVxOkHLYObJpzIfRlHO5pm3zS3pSKb8cpOGn3WGE/s400/49206030_10156396307089102_2704190187851743232_n.jpg" width="400" /></a></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br />
Ein paar Kilometer entfernt befindet sich das ehemalige Stammlager Auschwitz I. Hier begann alles, auch hier wurden Tausende ermordet, viele starben an einer Erschießungswand.<br />
<br />
Über dem Lagertor empfängt einen der höhnische Spruch "Arbeit macht frei". Das B wurde falsch herum in die eiserne Tor-Dekoration eingefügt, angeblich eine unbemerkte Widerstandstat eines Häftlings. Der Gedanke gefällt mir.<br />
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<h2>
Das erste Krematorium</h2>
</div>
<div dir="ltr">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Wir haben gesungen, wir haben Gott angerufen: 'Hilf uns, lieber Gott!' Aber Gott hat nicht geholfen."</span></div>
</div>
<div dir="ltr">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Estrongo Nachama, jüdischer Häftling, Auschwitz-Birkenau)</span> </div>
</div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj70rn-tGwRv9m87xI-ynTlh5QA9jvom5oMscm_GWpL8cdY24tlV6Oa0mX947ZGJzm1q2HWiQKTt002fZA7a0cPvPGSVjd3kYoO9-W9BNkIR7YuRK1612pFChfY3fzTw2u_E63cfvYGiNA/s1600/49840121_10156396306494102_3598177928183021568_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj70rn-tGwRv9m87xI-ynTlh5QA9jvom5oMscm_GWpL8cdY24tlV6Oa0mX947ZGJzm1q2HWiQKTt002fZA7a0cPvPGSVjd3kYoO9-W9BNkIR7YuRK1612pFChfY3fzTw2u_E63cfvYGiNA/s400/49840121_10156396306494102_3598177928183021568_n.jpg" width="400" /></a></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br />
Ich spaziere von der Erschießungswand zur ersten Gaskammer von Auschwitz. Hier wurde erprobt, was später noch Millionen angetan werden sollte: Ermordung, Vergasung, Verbrennung.<br />
<br />
Ich gehe durch das vollständig erhaltene Krematorium und seine Gaskammer.<br />
Es schaudert mich.<br />
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<h2>
Der "gute" Galgen</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen:
Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus. Man kann intelligent und
Nazi sein. Dann ist man nicht anständig. Man kann anständig und Nazi sein. Dann
ist man nicht intelligent. Und man kann anständig und intelligent sein. Dann
ist man kein Nazi. (Gerhard Bronner)</span></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUTZgauBiVDGKhetYPBu6KdJxbCwtayyEXCgT7rgpn2F_NrYzwd-lDG1PysA53mtwDxei988l11F-_rz4cs4774K7uFCEdlfHJBUGwCeVO16x31fzy3wMPTztvXeX54uZM2ByE55o2QJ8/s1600/49206120_10156396306964102_4868622077449469952_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUTZgauBiVDGKhetYPBu6KdJxbCwtayyEXCgT7rgpn2F_NrYzwd-lDG1PysA53mtwDxei988l11F-_rz4cs4774K7uFCEdlfHJBUGwCeVO16x31fzy3wMPTztvXeX54uZM2ByE55o2QJ8/s400/49206120_10156396306964102_4868622077449469952_n.jpg" width="400" /></a></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
Neben dem Krematorium wurde Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß am 16. April 1947 gehenkt.<br />
Höß hatte nach Kriegsende und Verhaftung noch Zeit, seine Memoiren zu verfassen, die ich vor über 10 Jahren einmal gelesen habe. Der Mann gibt dort gefühlsarm und sachlich detailliert Auskunft und versteht nicht so recht, warum man ihn für einen Verbrecher hält, habe er doch immer im Dienst einer höheren Autorität gehandelt.<br />
<br />
Addiert man die von ihm genannten Opferzahlen, kommt man auf ca. 1,13 Mio. Ermordete. Das entspricht in etwa der gesamten Einwohnerzahl Kölns.<br />
<br />
Aber kann man sich das Leid darum besser vorstellen? Spielen die Zahlen eine Rolle? Und wenn ja, welche? Und wer trägt nun Schuld?<br />
<br />
Eins steht fest: Hitler hat nicht alles alleine getan.<br />
Und es waren nicht nur Nazis, die es taten.<br />
<br />
Und noch etwas steht fest:<br />
So etwas darf niemals wieder geschehen. Niemals wieder.<br />
Nicht in Deutschland. Und nicht irgendwo anders.<br />
<br />
Nicht bis zum letzten Atemzug der Menschheit. </div>
<div dir="ltr">
<br />
<br />
<br /></div>
<div dir="ltr">
---</div>
<div dir="ltr">
<br /></div>
<div dir="ltr">
Weblinks:<br />
<br />
Die Auschwitz-Alben:<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/zTFH6fdgVno/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/zTFH6fdgVno?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
<br />
Die Auschwitz-Ärzte des Todes:<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/VZrJjHo-Iak/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/VZrJjHo-Iak?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-35198953729535537582018-12-31T23:59:00.000+01:002019-10-13T11:58:12.838+02:00Vernichtung<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität.</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Alfred Hitchcock)</span></div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpEDSDg_B9xoHjkBgjIhRr9HOQ918rRkS902IQMhwbM3lltIYz7p8ilRDndepBJlEykGIbFb-5UDjlPDFLk96uzHSUC2EJF8DcgDNaNxaJqRdP63AscWD8DVVF7PjkM_479n-zFXx6v_Y/s1600/48916141_10156393898444102_359149975654891520_o.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="810" data-original-width="1080" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpEDSDg_B9xoHjkBgjIhRr9HOQ918rRkS902IQMhwbM3lltIYz7p8ilRDndepBJlEykGIbFb-5UDjlPDFLk96uzHSUC2EJF8DcgDNaNxaJqRdP63AscWD8DVVF7PjkM_479n-zFXx6v_Y/s400/48916141_10156393898444102_359149975654891520_o.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Auschwitz-Birkenau, 29.12.2018</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<br />
Ich war in Auschwitz. Ich war im Stammlager Auschwitz I, ich war in Auschwitz-Birkenau und ich war in Auschwitz III Monowitz. Ich habe alles gesehen und dennoch kann ich nicht vernünftig darüber berichten, denn es fehlt an passenden Worten, um verständlich zu beschreiben, was hier geschehen ist. Alles ist hier geschehen. Alles, was Menschen anderen Menschen antun können, ist hier geschehen.<br />
<div>
<br /></div>
<div>
Menschen wurden erschossen, zu Tode geprügelt, vergast; man ließ sie verhungern, operierte sie ohne Betäubung, sterilisierte sie, verbrannte sie mit Strahlung und mit Feuer. Man tötete Kinder, man ließ Menschen langsam erfrieren. Man ließ sie morgens zum Appell antreten, man ließ sie in ihrer dünnen und verschmutzten einlagigen Kleidung über Stunden in der Kälte des Winters stehen und warten. Man gab ihnen kaum Nahrung, man gab ihnen kaum Wasser. Und man nahm ihnen die Freunde, man nahm ihnen die Eltern, Geschwister und man nahm ihnen auch ihre Kinder. Man nahm ihnen ihre Würde, Stunde um Stunde, Tag für Tag. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Wer war "Man"? "Man", das waren Menschen wie wir.</div>
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<br /></div>
<div>
Männer. Frauen. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Auch Deutsche. Vernichtet von Deutschen.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Das macht es zusätzlich schwer, hier zu sein.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Man schweigt, wenn man an Gruppen vorbei geht, die neben den Überresten des Krematoriums III und der dazu gehörenden Gaskammer stehen und sich auf Englisch oder gar Hebräisch unterhalten. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Man schweigt, wenn man wie ich an jungen Chinesinnen vorbei kommt, die sich vor einer der übrig gebliebenen Baracken fotografieren und hierbei laut kichern.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Man schweigt und wünscht, dass alle hier schwiegen, so erdrückend drückt dieser Ort auf die Seele.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br />
<br />
Fragen.<br />
<br />
Wo war Gott, während die Gaskammern und Krematorien über Monate hinweg im Dauerbetrieb arbeiteten?</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Wo war Gott, als kleine Kinder 1944 lebendig in die Verbrennungsgruben neben dem überlasteten Krematorium V geworfen wurden, in denen deren eigene Mütter mit ihrem Körperfett als menschliches Brennmaterial dienten? </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Wo war Gott, als Doktor Mengele Zwillingen Gift in ihre jungen Herzen injizierte, um ihnen nach dem Tod ihre Augen zu entnehmen, um diese nach Berlin ans Kaiser-Wilhelm-Institut zu schicken? </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Und wo war Gott gewesen, als Menschen diese Todesfabrik ersannen?</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Die Antwort ist einfach: Es gibt keinen Gott. Immerhin so viel kann man hier lernen.<br />
Hier herrschte kein allmächtiger Gott, hier regierte nur eins: Tod. Und der Tod war ein Meister aus Deutschland.<br />
<br />
Wer Augen hat zu sehen, der sehe; wer Ohren hat zu hören, der höre.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0Unnamed Road, 32-600, Polen50.034609194951052 19.17582035064697350.033334194951053 19.173298850646972 50.035884194951052 19.178341850646973tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-81910761319272993512017-11-21T22:22:00.001+01:002017-11-22T07:42:39.515+01:00Armageddon<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"It's the end of the world as you know it!"</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(REM)</span></div>
<br />
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSdvWLfa9DjB0Mun5pFOs79U49VNyKOyKePkLvCRDze69gDLEOvtEg-BMCn2EvjmToAKoF6hx7t9NHC2pZ8Wz1sn4Jtq0HewtYASoYeJFcMI6dE0qHdrJQo5lVRhLGCqla2kgxeHNci-Y/s1600/atomic_CDF1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSdvWLfa9DjB0Mun5pFOs79U49VNyKOyKePkLvCRDze69gDLEOvtEg-BMCn2EvjmToAKoF6hx7t9NHC2pZ8Wz1sn4Jtq0HewtYASoYeJFcMI6dE0qHdrJQo5lVRhLGCqla2kgxeHNci-Y/s400/atomic_CDF1.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
<br />
<b>Sie denken, Sie haben Probleme? Dann lesen Sie mal weiter! Hier geht es jetzt um das Ende der Welt, des Lebens undsoweiter.</b><br />
<br />
<br />
<h2>
Das Ende der Dinosaurier</h2>
<div>
<b>Deep Impact</b><br />
<br /></div>
<div>
Der 10 km große Asteroid trat aus der Schwärze des Weltraums in die Atmosphäre der Erde ein. Mit einer Geschwindigkeit vom 100.000 km/h schlug er im Golf von Mexiko ein, bohrte sich durch das Deckengebirge der Erdkruste und hinterließ einen Krater von rund 200 km Durchmesser. Die Explosion tötete alles Leben im Umkreis von 1000 km sofort, der Knall war auf dem gesamten Erdball zu hören, auch noch auf der Rückseite, Tsunamis und Erdbeben der kaum gekannten Stärke 11 bis 12 rasten um die Erde. Der Auswurf aus dem Einschlagkrater war so gigantisch, dass Teile davon in den Weltraum zurückgeschleudert wurden. Der Rest verdunkelte jahrelang die Atmosphäre, die globale Durchschnittstemperatur fiel ebenso lang unter den Gefrierpunkt. Die terrestrischen und marinen Ökosysteme kollabierten. Was den unmittelbaren Einschlag überlebt hatte, war bis auf wenige Ausnahmen einige Jahre später tot, von den bis dato alles beherrschenden Dinosaurierern blieben neben ein paar Echsen nur die heutigen Vögel übrig. Alles andere starb aus, verhungerte, verrottete im nuklearen Winter, den der Globale Killer hinterließ. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
65 Mio. Jahre ist das jetzt her. Fun-Fact: Ohne diesen Asteroideneinschlag wären wir Menschen vermutlich heute nicht das, was wir sind: die alles beherrschende Art auf unserem Planeten. Aber auch unser Ende wird kommen.<br />
<br />
<br />
<h2>
Das Ende der Deutschen</h2>
<div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Sigismund von Radecki)<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
Das Ende der Deutschen war erstaunlicherweise nicht schon 1945 gekommen. Dabei war der Zeitpunkt perfekt. Deutschland hatte die halbe Welt und nahezu ganz Europa verwüstet und terrorisiert, Deutsche hatten enteignet, vergewaltigt, gemordet, kleine Kinder mit dem Kopf an Häuserwände geknallt, Frauen, Behinderte, Krüppel und Greise vergast, feindliche Soldaten und russische Kommissare bei lebendigem Leib begraben, Städte - ganze Hauptstädte! - gesprengt, Länder verwüstet, Kriegs- und Völkerrecht jahrelang ignoriert. Alle? Alle nicht, aber doch viele. Der Rest schaute weg, und nur eine kleine Minderheit leistete aktiv Widerstand. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Nie war ein Zeitpunkt günstiger gewesen, um den Deutschen für immer den Garaus zu machen. Aber es passierte nicht.<br />
<br /></div>
<div>
Und doch wird das Ende der Deutschen kommen. Sinkende Geburtenraten, ein überteuertes Gesundheitswesen, ständig steigende Ausgaben für Arbeit und Soziales, Vergreisung der Bevölkerung, wachsende Zuwanderung aus anderen Kulturen und Regionen der Welt sowie ein latent ungesunder Lebenswandel werden die Deutschen nach und nach irgendwann verschwinden lassen. Ist auch nicht schlimm, schließlich heißt "Deutsch" (althochdeutsch "diutisc") letztlich "Volk", und das Volk besteht aus Menschen, und die wird es vorerst weiterhin geben. Vorerst.</div>
<div>
<div>
<div>
<br />
<br />
<h2>
Das Ende der Menschheit</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist
nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Douglas Adams)</span><o:p></o:p></div>
<br />
Für die Menschheit gibt es nur eine Chance zum Weiterleben: Sie muss den Weltraum erobern und zwar in ziemlich epischer Breite und spätestens innerhalb einiger Millionen Jahre (wenn sie sich nicht vorher selber ausrottet), sonst ist es aus mit ihr. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Denn: Unsere Sonne wird nicht ewig scheinen, auch sie ist bereits jetzt zum Tode verurteilt. Zunächst wird sie heller und wärmer werden, am Ende wird sie sich so weit ausdehnen, dass sie unsere gute alte Erde verschlucken wird. Schon lange zuvor wird alles Leben auf der Erde durch das Verdampfen der Ozeane verbrüht und verbrannt worden sein, und alle Tiere, Pflanzen und Pilze, die nicht rechtzeitig in eine galaktische Arche befördert wurden, werden fortan Geschichte sein.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Nun ist der Weltraum nicht ganz so ungefährlich für Menschen, wie uns populäre Science-Fiction-Filme glauben machen wollen. Fehlende Schwerkraft lässt unsere Muskeln zügig atrophieren, ein einziger kosmischer Gamma-Blitz - und das Leben weicht dem Tod. Und während Astronauten in Filmen einfach immer auf erdähnlichen Planeten die Shuttle-Luke öffnen, und eine erdähnliche Atmosphäre einatmen, so ist die Chance, einen solchen Planeten zu finden, äußerst gering. Existiert auf ihm Leben, gibt es dort vermutlich auch etwas wie Viren oder Bakterien. Und wenn man gar auf intelligente Außerirdische trifft, handelt es sich bei diesen mit hoher Wahrscheinlichkeit um Räuber, die einen umgehend ausrotten wollen.<br />
<div>
<br />
<br /></div>
<b>Kurze Pause</b><br />
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
</div>
</div>
<div>
Sie brauchen jetzt eine Pause? Dann schauen Sie sich doch einmal dieses Video an!<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/qOQJZts-FMA/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/qOQJZts-FMA?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">Immerhin - an einem Schwarzen Loch wird es nicht scheitern. Also: Keine Panik!</span></div>
<div>
<br /></div>
<br />
<h2>
Das Ende des Universums</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer
genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann
verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und
Unbegreiflicheres ersetzt. - Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon
passiert ist.<br />(Douglas Adams)</span><o:p></o:p></div>
<br />
Während meines Studiums in den späten 80ern hörte ich einmal eine Vorlesung über Astrophysik, in der es um schwarze Löcher ging. Unter anderem lernte ich: 1. Die Energie im Universum ist konstant. 2. Bei allen Vorgängen nimmt die freie Entropie zu (ungeordnete Teilchenbewegung, beispielsweise, wenn Ihre Haut Wärme abstrahlt) und 3. wird dies am Ende mit dem so genannten Wärmetod des Universums enden. Alle Teilchen, auch die, aus denen wir jetzt gerade bestehen, werden ungeordnet und pingpongmäßig vor sich hinwabern, alles Leben wird erloschen sein, überall. Immerhin ist es dann schön warm.<br />
<div>
<br />
<br /></div>
<h2>
Ewigkeit und Unendlichkeit</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die
menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz
sicher. (Albert Einstein)</span><o:p></o:p></div>
<br />
Eine kleine Hoffnung bleibt: Das Universum ist kein abgegrenzter Raum, sondern unendlich. Die Gesetze der Thermodynamik gelten aber nur für abgegrenzte Räume. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Die Unendlichkeit des Universums wirft auch die Frage nach der Unendlichkeit der Zeit auf. Existiert so etwas wie Ewigkeit, bedeutet dies, dass unendlich Zeit zur Verfügung steht. Steht unendlich Zeit zur Verfügung, dann ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass jedes Molekül im Raum einmal erneut genau die Position einnehmen wird, die es gerade jetzt einnimmt. Vielleicht also sehen wir alle uns in einigen Billionen Jahren an genau dieser Stelle wieder.<br />
<br />
Falls nicht vorher ein Asteroid einschlägt und uns auslöscht wie die Dinosaurier.<br />
<br />
<br /></div>
<div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/bU1QPtOZQZU/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/bU1QPtOZQZU?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
<div>
__________<br />
<br />
<b>Weblinks</b><br />
<br />
How Long Do We Have Left Before The Universe Is Destroyed?<br />
<a href="http://www.iflscience.com/space/big-rip-scenario-wont-destroy-universe-least-28-billion-years" target="_blank">http://www.iflscience.com/space/big-rip-scenario-wont-destroy-universe-least-28-billion-years</a><br />
<br /></div>
</div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-56939849230171913482017-11-18T23:56:00.001+01:002017-11-18T23:56:27.856+01:00Kranke Menschen <div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.</span></div>
</div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Ludwig Börne)</span><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoPlainText">
<br />
<b>Noch vor wenigen Wochen dachte ich, der gesunde Mensch sei der Normalfall, der kranke Mensch die Ausnahme. Jetzt weiß ich: Der normale Mensche ist heutzutage krank. Oder er arbeitet bereits erfolgreich daran, demnächst krank zu sein. </b><br />
<br /></div>
<h2>
Wartezone</h2>
<div>
<div class="MsoPlainText">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Das Leben ist voller Leid, Krankheit, Schmerz – und zu kurz ist es übrigens auch ...<o:p></o:p></span></div>
</div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Woody Allen)</span></div>
</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Ich sah mich um. Mein letzter Besuch in einem Krankenhaus lag gut 40 Jahre zurück, ich hatte eine Gehirnerschütterung gehabt, weil mir mein damaliger bester Freund versehentlich einen halben Ziegelstein an den Schädel geworfen hatte. Ich war sofort ohnmächtig geworden und wäre beinahe in eine Jauchegrube gefallen, neben der ich damals zufällig gestanden hatte. Hinter dem rechten Ohr ist noch heute die Narbe der damaligen Platzwunde zu bewundern. Jetzt saß ich in der HNO-Ambulanz eines Großstadt-Klinikums und las ein nur wenig erheiterndes Buch über Edvard Munch ("Der Schrei"). Ab und zu sah ich mir die Menschen um mich herum etwas genauer an. Manche sahen aus, als hätte man ihnen frisch eins mit der Bierflasche übergezogen, andere wiederum sahen ganz gesund aus, waren es aber wohl nicht, schließlich war dies eine HNO-Ambulanz. Kleine Kinder rannten auf und ab, Mütter schimpften. Ab und an hustete jemand.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWeU5pMQatLMne-jzQaFpmbkW3R4cRa0TOnigIMyNfiCkNfY_slAz4tejX0U2Tb83mpt3zJIH6s8VGqSILGpQf6nrBV3_IgjcVpxn4h8MyW4wtQIJPvVz9wxUqCBGaHyN8tY6kaGiilfk/s1600/IMG_20171110_125214_897.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWeU5pMQatLMne-jzQaFpmbkW3R4cRa0TOnigIMyNfiCkNfY_slAz4tejX0U2Tb83mpt3zJIH6s8VGqSILGpQf6nrBV3_IgjcVpxn4h8MyW4wtQIJPvVz9wxUqCBGaHyN8tY6kaGiilfk/s400/IMG_20171110_125214_897.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wartezone im Klinikum</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<h2>
Endstation Krankenhaus</h2>
<div class="MsoPlainText">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Ein bisschen Kranksein ist manchmal ganz gesund.<o:p></o:p></span></div>
</div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Rudolf Virchow)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
Ich tastete über meinen Hals. Drei kleine Narben erinnerten an Zugänge, die mir hier vor kurzem für eine Mandel-OP gelegt worden waren. Auch am Handgelenk hatte ich noch sichtbare Spuren diverser Infusionszugänge. Aber ich war nur zum Nachcheck hier, MEINE Wunden heilten. Immerhin.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFdEJ9yIqgJXjw2w5I6iUqtG13WxrNoJ4zjBrZWFsTMczlieRl69jveujkwivGKnem2QuCKS6FVZCkiS5wMd9T8_HRNrrBs3-Pyb6E2J9vJrWQ5re4QSrL5CQGFWXQlLVTs2EqasikbxY/s1600/IMG_20171031_104006_639.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1600" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFdEJ9yIqgJXjw2w5I6iUqtG13WxrNoJ4zjBrZWFsTMczlieRl69jveujkwivGKnem2QuCKS6FVZCkiS5wMd9T8_HRNrrBs3-Pyb6E2J9vJrWQ5re4QSrL5CQGFWXQlLVTs2EqasikbxY/s320/IMG_20171031_104006_639.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vor der OP.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<div>
Ich dachte an meinen zeitweiligen Zimmergenossen, einen sehr sympathischen älteren Herren Ende Siebzig. Nach einer Bypass-OP an der Wade musste er Gerinnungshemmer zu sich nehmen, als er mitten in einer Auto-Waschanlage plötzlich starkes Nasenbluten bekommen hatte, das durch die Gerinnungshemmer gar nicht mehr aufhören wollte. So war er im Krankenhaus gelandet, mit seinem riesigen Nasenpfropf konnte er zwei Nächte lang nicht schlafen.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Ich musste an meinen Onkel denken, der im hohen Alter - ebenfalls in einer Waschanlage - ausgerutscht war und sich den Oberschenkelhalsknochen gebrochen hatte. Obwohl er sehr rüstig gewesen war, war er nun nach langer Zeit plötzlich bettlägerig gewesen. Von einem späteren, zweiten Sturz erholte er sich gar nicht mehr, sein Herz hörte nach rund 90 Jahren auf zu schlagen - in einem Krankenhaus. Seine Frau, meine Tante, folgte ihm innerhalb weniger Tage nach. Sie wollte nicht mehr.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Auch meine beiden Eltern waren in einem Krankenhaus gestorben, zufälligerweise im gleichen. </div>
<div>
Meine Mutter war Krankenschwester gewesen, der Darmkrebs tötete sie an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz; sie starb auf der Station, auf der sie zuvor jahrelang gearbeitet hatte. Ich war damals 19.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Mein Vater war eigentlich schon tot, gehirntot, als man ihn ins Krankenhaus brachte. Er hatte im Altenheim einen Herzinfarkt erlitten und wurde erst nach einigen Minuten gefunden, das Personal hatte seine Pflicht getan und ihn reanimiert. Aber "reanimiert" wurde nur noch sein Herz. Nach ein paar Tagen hörte dann auch dieses auf zu schlagen. Da er zuletzt auf der Entbindungsstation lag - gelagert wurde -, prägte sich mir der Moment des endgültigen Abschieds für immer ein, denn als ich aus dem Zimmer des Toten trat, spazierte ein junges Paar mit einem Säugling an mir vorbei und es gibt wohl keine bessere Szene, um die ewige Wiederkehr des Lebens mit den eigenen Augen zu bestaunen. Geburt und Grab, ein ewiges Meer. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Dieses Krankenhaus machte mir fortan Angst, ich mied es, wenn ich konnte. Aber nun saß ich ja in einem Klinikum in einer Großstadt um die Ecke. Dort hatte ich eine heftige Woche verbracht, <a href="https://schinkasblog.blogspot.de/2017/11/nahtod-transit.html" target="_blank">ich bloggte kürzlich darüber</a>.<br />
<br />
Tagsüber wanderte ich regelmäßig über die Station. Dort saßen einige Patienten herum, die auf eine ärztliche Untersuchung warteten. Einige sahen schlimm aus, als seien sie verprügelt worden: Geschwollene Gesichter, verquollene Augen, riesige Blutergüsse.<br />
<br />
<br /></div>
</div>
<div class="MsoPlainText">
<h2>
Kranke Menschen</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: left;">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht. Ich habe es schon hundertmal geschafft.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Mark Twain)</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
<br /></div>
</div>
<div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhig3stSLakBUIFGvknFrWjgX8G2NzlpT8S_ybq1vXV_2k532sxZpRI_sv146yksv7d122RBWQQYuRE2WA2Jx_RUePlaREkfDzl_KID4qojmTAu5LMd1q0uodet2RJ25kiV59Fg6bj19cI/s1600/IMG_20171110_115449_332.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1396" data-original-width="1600" height="278" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhig3stSLakBUIFGvknFrWjgX8G2NzlpT8S_ybq1vXV_2k532sxZpRI_sv146yksv7d122RBWQQYuRE2WA2Jx_RUePlaREkfDzl_KID4qojmTAu5LMd1q0uodet2RJ25kiV59Fg6bj19cI/s320/IMG_20171110_115449_332.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Klinikum einer westdeutschen Großstadt</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div class="MsoPlainText">
Das deutsche Gesundheitssystem ist eins der teuersten der
Welt. Laut Wikipedia arbeiteten vor 10 Jahren 4,4 Millionen Menschen in der
Gesundheitswirtschaft. Das waren gut zehn Prozent aller Beschäftigten in
Deutschland. Eine halbe Million Pflegekräfte arbeitet in deutschen
Krankenhäusern und betreut Patienten in ebenfalls einer halben Million
Krankenhausbetten. Über 17 Mio. Fälle werden dort jährlich behandelt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Da diese Statistik
nur die Kranken in Krankenhäusern beschreibt, stellt sich mir die Frage:
Gibt es überhaupt noch GESUNDE in Deutschland? Ich persönlich glaube: Nein.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
Warum glaube ich das nicht? Weil ich seit Jahren an einer Schule arbeite. Dort laufen relativ viele Menschen herum, Schüler und Lehrer. Und weil ich weiß, wie hoch Krankenstände sein können, unter Schülern, aber auch bisweilen unter Lehrern. </div>
<div>
<br />
Und weil ich Menschen kenne - beispielsweise Krankenschwestern und -pfleger, die auch noch sterbenskrank zur Arbeit gehen, weil sie nicht wollen, dass ihr Fehlen zur Mehrarbeit von Kolleginnen und Kollegen führt.
</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Und nicht zuletzt, weil ich im Klinikum Patienten sah, die noch morgens Patienten der HNO-Ambulanz waren und sich mittags zum Rauchen vor dem Klinikum trafen.<br />
<br />
<a href="https://www.blogger.com/goog_1658738568"><span id="goog_1658738569"></span>110.000 bis 140.000 Tote pro Jahr gehen allein in
Deutschland auf das Konto des Tabakkonsums.</a> Und der Durchschnittsdeutsche trinkt pro Jahr im Durchschnitt
9,6 Liter reinen Alkohol.<br />
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br />
<br /></div>
<div>
<h2>
Bis zum letzten Atemzug</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Die Menschen verlieren zuerst ihre Illusionen, dann ihre Zähne und ganz zuletzt ihre Laster.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Hans Moser)</span></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoZsZ3IGj6lNFKT0NxomHGpo8aQ3xmsCuUX5juYkuEczfT6EXmvdx5P_wLrdFdxz8h4GBB4mf64SkcUz-RgPF6WCkT5Tgk3VfsbyA1QxjNotem3YgWExGKJe5C-xTxPkDTxd4_f2Ce8hE/s1600/IMG_20171104_145232_490.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1600" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoZsZ3IGj6lNFKT0NxomHGpo8aQ3xmsCuUX5juYkuEczfT6EXmvdx5P_wLrdFdxz8h4GBB4mf64SkcUz-RgPF6WCkT5Tgk3VfsbyA1QxjNotem3YgWExGKJe5C-xTxPkDTxd4_f2Ce8hE/s320/IMG_20171104_145232_490.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Letzte Aussicht für viele: das Krankenbett. </td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br /></div>
Seit Dienstag letzter Woche weiß ich, wie sich Sterben anfühlen kann: Man liegt in einem Bett, kann sich weder äußern noch rühren - und <i>andere </i>kümmern sich mehr oder weniger um einen. Man leidet, man leidet mehr, man beginnt, dies alles nicht mehr zu ertragen - aber man kann nichts mehr ändern. Es ist zu spät. Und man kommt aus dieser Lage (im Gegensatz zu mir) nicht mehr heraus. </div>
<div>
<br />
Am Ende wartet auf fast alle von uns das Krankenbett. Und nicht jeder hat das Glück wie ich, es zwischendurch 40 Jahre lang nicht gesehen zu haben. </div>
<div>
<br />
Für mich stand am Ende meines Aufenthalts in diesem Krankenhaus fest: Ich will nicht als kranker Mensch sterben, - ich will gesund sein und dies auch bleiben! Ich will nicht hilflos enden, - ich will aktiv und nützlich sein bis zum Untergang! Und ich bin sicher: Nicht nur ich will das. Machen wir alle etwas mehr aus unserem Leben - so lange wir es können! Und bleiben wir - gesund!</div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-42460105675907787712017-11-12T20:25:00.003+01:002023-10-26T16:12:28.515+02:00Nahtod-Transit<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Der Tod lächelt uns alle an, das einzige, </span><span style="font-size: x-small;">was man machen kann, </span><span style="font-size: x-small;">ist zurücklächeln!" </span><span style="font-size: x-small;">(Marcus Aurelius)</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<o:p></o:p></div>
<br />
<br />
<b>Vor einigen wenigen Wochen noch saß ich glücklich am Ufer des Mittelmeeres, schlürfte entspannt einen französischen Kaffee und genoss im T-Shirt die Sonne. Eine Woche später lag ich künstlich beatmet auf einer Intensivstation in Deutschland. Wie das? Ein Bericht.</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Hab keine Angst - wenn ich müde werde, helfen mir die Meerjungfrauen weiter!" (Le grand bleu)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTYJLUQBNed16UZeJ6xVVh9E29VJMeODmIbyItTB_gHEbnt3eIA5JJGXKmrsADuFoEsLopybYq4CeANuQY_iqTUb-4H7ZviJregkxo_3rIC4LfPSJzD8w1eKYAYeCmJqRC9DihxUzF3Uw/s1600/IMG_20171022_182304_230.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTYJLUQBNed16UZeJ6xVVh9E29VJMeODmIbyItTB_gHEbnt3eIA5JJGXKmrsADuFoEsLopybYq4CeANuQY_iqTUb-4H7ZviJregkxo_3rIC4LfPSJzD8w1eKYAYeCmJqRC9DihxUzF3Uw/s400/IMG_20171022_182304_230.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Alter Hafen von Marseille, Frankreich</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h2>
Marseille, Sonntag, 22.10.2017</h2>
Mit zwei Stapeln Klausuren im Gepäck erreichte ich Marseille noch am späten Nachmittag. Ich checkte kurz in mein Airbnb-Appartement ein und nahm sofort für 2 Euro den Bus zum Alten Hafen (Vieux Port).<br />
In Marseille war - anders als in Deutschland oder noch im elsässischen Strasbourg, wo ich zuvor übernachtet hatte, - Sommer. Auch wenn einige empfindlichere Einheimische bereits in Steppjacken unterwegs waren, konnte man es noch gut mit T-Shirt und zur Not mit einem dünnen Pullover aushalten.<br />
<br />
Mein Appartement lag im Norden der Stadt. Ich beschloss, jeden Morgen früh aufzustehen, einige Klausuren zu korrigieren, und dann spätestens gegen Mittag ausgedehnte Wanderungen und Fahrten zu machen, was ich auch tat. Ich wanderte und wanderte. Ich wanderte, bis mir Rücken, Beine und Po so weh taten, dass ich spürte, dass ich in den letzten Monaten viel zu viel am Schreibtisch gesessen hatte. Sobald ich merkte, dass die Sonne zu stechen begann, fuhr ich heim. So schaffte ich immerhin einen sonnigen Urlaub ganz ohne Sonnenbrand.<br />
<div>
<br /></div>
<div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3k9iYxnZqwthd06Nzu6RkANIQlnX39HT1Xgq4QbzGaz2ybbxBkXVUKmxdBkEEc_qKIMX0QKgMvA1PN-oCkOifb_pQiNpqXqIW3FziBK-UsDozrPvRZBCTgVWdIZDQ2AZRxk2XQ2Xgahk/s1600/IMG_20171029_160338_487.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1600" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3k9iYxnZqwthd06Nzu6RkANIQlnX39HT1Xgq4QbzGaz2ybbxBkXVUKmxdBkEEc_qKIMX0QKgMvA1PN-oCkOifb_pQiNpqXqIW3FziBK-UsDozrPvRZBCTgVWdIZDQ2AZRxk2XQ2Xgahk/s320/IMG_20171029_160338_487.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Anse des Catalans, Marseille. 29.10.2017.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Eine Woche später, am 29. Oktober, wieder an einem Sonntag, badete ich trotz starken Windes im Mittelmeer, in der "Bucht der Katalanen" (Anse des Catalans). Eigentlich hatte ich das schon zwei Tage vorher versucht, mich aber auf dem Weg zum Strand ohne Navi ("Der Strand kann ja nicht so schwer zu finden sein!") hoffnungslos auf den Betonpisten Marseilles verfranst und war am Ende gar in Aix-en-Provence gelandet, 25 km außerhalb Marseilles. Auf dem Rückweg besuchte ich die ehemalige Künstlerkolonie L'Estaque. Von dort aus kann man die ganze Bucht von Marseille wunderbar überblicken.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-rQC2Kb0T13Fw2C4fpTgFV8Tq6Uzs1LRBFVMS_ivdDylgCtC6Bh-9N7ompA712uooherylvVSBgS7n-cvYAG_gvh0SHfM0L49EQCP034F34HTO4bbCxFesh0V7Qs42ccXeoDMHFZZXKk/s1600/IMG_20171027_132312_018.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-rQC2Kb0T13Fw2C4fpTgFV8Tq6Uzs1LRBFVMS_ivdDylgCtC6Bh-9N7ompA712uooherylvVSBgS7n-cvYAG_gvh0SHfM0L49EQCP034F34HTO4bbCxFesh0V7Qs42ccXeoDMHFZZXKk/s400/IMG_20171027_132312_018.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">L'Estaque - Blick über die Bucht von Marseille.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
In L'Estaque wehte ein heftiger Mistralwind von Norden. Der Mistral ist ein sehr trockener Wind, der vom Rhônetal Richtung Süden weht, wenn über Mitteleuropa Tiefdruckgebiete rotieren. Er ist extrem stark und trocken; kalt ist er jedoch nicht. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Sonntagabend verspürte ich ein leichtes Kratzen im Hals, später dann merkte ich, dass ich leichtes Fieber bekam, das aber nicht weiter anstieg. </div>
<div>
<br />
Zwischendurch las ich immer einen beeindruckenden Roman von Anna Seghers, er heißt "Transit" und spielt zur Zeit der Besetzung Frankreichs durch Deutschland im Jahr 1941/1942 - in Marseille.<br />
<br />
<br />
<h2>
Transit</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Hier mussten immer Schiffe vor Anker gelegen haben,
genau an dieser Stelle, weil hier Europa zu Ende war und das Meer hier
einzahnte, immer hatte an dieser Stelle eine Herberge gestanden, weil hier eine
Straße auf die Einzahnung mündete. Ich fühlte mich uralt, jahrtausendealt, weil
ich alles schon einmal erlebt hatte, und ich fühlte mich blutjung, begierig auf
alles, was jetzt noch kam, ich fühlte mich unsterblich." (Anna Seghers,
Transit)</span><o:p></o:p></div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWtPyeucgH-Wo6Q4uBxgEmNykF9F_prPBUYVSnoQwXxw3XjDFq5LWSLmMxhZfdPwxMoodPrO_G0lhEVe0E0Tw6fvibn-ubt3aEGkkFy_qky1k8x6UjmvnbvEHzckgeVpUgvwHn_ByeulI/s1600/IMG_20171026_161631_051.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWtPyeucgH-Wo6Q4uBxgEmNykF9F_prPBUYVSnoQwXxw3XjDFq5LWSLmMxhZfdPwxMoodPrO_G0lhEVe0E0Tw6fvibn-ubt3aEGkkFy_qky1k8x6UjmvnbvEHzckgeVpUgvwHn_ByeulI/s400/IMG_20171026_161631_051.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Lieblingsort des Ich-Erzählers aus "Transit": Das Café am Vieux Port</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Der Ich-Erzähler in Anna Seghers' Roman sitzt Anfang der 40er-Jahre in Marseille fest. Deutschland marschiert in Frankreich ein; in Marseille drängen sich die Flüchtlinge, die Bürokratie hindert jedoch viele an der schnellen Ausreise. Bevor man die Stadt und das Land verlassen kann, muss zunächst eine Ausreisegenehmigung her, die man aber nur erhält, wenn eine Bescheinigung vorliegt, dass einen ein anderer Staat auch aufnimmt, ein Visum muss also beschafft werden, für das man aber wiederum zunächst Bescheinigungen zur Durchreise anderer Länder benötigt, so genannte Transits (und dazu muss man auch eine Fahrkarte vorweisen, denn sonst geht alles wieder von vorne los). Eine kafkaeske Kälte durchweht den gesamten Roman.<br />
<br />
Der Erzähler macht es sich mehr oder weniger ohne Geld in Marseille erst einmal "gemütlich", und eine Dreiecksgeschichte zwischen dem Ich-Erzähler, einer (wie könnte es anders sein?) schönen und interessanten Dame sowie ihrem eher distanzierten Lebensgefährten, einem Arzt, nimmt ihren Lauf - und endet tragisch.<br />
<br />
Die Erzählung schlug mich nach und nach immer stärker in ihren Bann, und ich ging auf Spurensuche. Ich saß im Lieblings-Café des Ich-Erzählers (bzw. an dessen ehemaligem Standort, denn 1943 ließ Heinrich Himmler durch Wehrmacht und Waffen-SS die halbe Altstadt Marseilles sprengen, da ihm das alles zu unübersichtlich war und man Résistance-Angriffe fürchtete. Das Kriegsverbrechen wurde nie geahndet), ich besuchte die Rue de la Providence, in der der Erzähler gewohnt hatte; ich durchschritt die kurze Rue du Relais, in der der Arzt und die Dame gewohnt hatten, ich schlenderte jeden Tag den Cours Belsunce hinauf und herunter (Marseille ist sehr hügelig), und ich besuchte andere Orte des Geschehens, sogar am mexikanischen Konsulat war ich kurz, freilich, ohne jeden vernünftigen Grund. Die Hauptstraße La Canebière war eh Dreh- und Angelpunkt meiner Buslinie zu meinem Appartement.<br />
<br />
So ging die Woche vorüber, doch am Montag nach meinem Bad im Mittelmeer wachte ich mit einem entzündeten Rachen auf und beschloss, einmal einen Einkaufs-, Aufräum- und Pausentag einzulegen. Ich knabberte an einem afrikanischen Weißbrötchen, es tat weh.<br />
<br />
Dies war dann für über eine Woche die letzte feste Nahrung, die ich zu mir nahm.<br />
<br />
<br />
<h2>
Transit nach Deutschland </h2>
Der Dienstag begann noch unangenehmer als der Montag: Mein Hals war entzündet, beim Atmen rasselte es ein wenig. Ich dachte kurz an das Hôpital Nord, das ich im Norden der Stadt auf dem Weg nach Aix en Provence im Vorüberfahren gesehen hatte: ein 50er- oder 60er-Jahre-Bau, riesig, anonym - und man sprach vermutlich nur französisch. Die Website des Klinikums war tot. Ein Ort zum Sterben.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Ich checkte aus.<br />
<br />
Da mein Tank fast leer war, fuhr ich zunächst wieder Richtung Aix-en-Provence - einen nur kleinen Umweg, wie ich meinte -, denn dort hatte ich an der Autobahn kurz hinter Marseille eine Tankstelle gesehen. So würde es am schnellsten gehen, und das musste es auch, denn als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, doch die 1100 km nach Deutschland zurückzufahren, war es bereits mittags um halb eins. An der Tankstelle fuhr ich in Gedanken vorbei.</div>
<div>
<br />
Erst bei Aix-en-Provence bemerkte ich meinen Fehler, zum Glück sah ich an einer Ausfahrt eine weitere Tankstelle und kreuzte unter dem Hupen Einheimischer alle Fahrbahnen und fuhr ab. 50 Liter später war der Tank voll, und es konnte weitergehen.<br />
<br />
Leider entpuppte sich der "kleine" Umweg als schier endlos, da ich via Landstraßen und Umleitungen über alle möglichen kleinen (allerdings auch sehr hübsche) Dörfer geleitet wurde. Als ich endlich wieder auf der Autobahn war und an der Aire de Portes-lès-Valence meine erste Rast benötigte, hatte ich noch ganze 870 km vor mir, also etwa zweimal die Strecke Hamburg - Köln.<br />
<br />
Schon um 17:30 Uhr ging die Sonne unter. Fortan fuhr ich im Dunklen und hatte eher wenig Glück mit meinen Rastplätzen; auf den meisten standen nur ein paar einsame Lkw herum, alles war nahezu unbeleuchtet. Ich hielt jetzt nur noch, wenn ich unbedingt musste, die zweite Tankfüllung würde bis daheim reichen.</div>
<div>
<br />
An Essen war nicht zu denken, jedes Schlucken tat höllisch weh. Ich trank auch nur noch winzige Portionen. Gleichwohl konnte ich ganz prima Auto fahren, vermutlich kann ich das sogar als Zombie noch.</div>
<div>
<br />
Um kurz nach Mitternacht traf ich zu Hause ein und wollte nur noch sterben. Ich war sogar zu erschöpft für die Notaufnahme und beschloss, die Nacht noch einmal zu Hause zu verbringen. Trotz Schmerzen schlief ich sofort ein und bis 6 Uhr durch.<br />
<br />
<br /></div>
<div>
<h2>
Im Klinikum</h2>
Am nächsten Tag fühlte ich mich etwas erholter, gleichwohl war der Hals noch stärker angeschwollen, auf der linken Seite beulten die Lymphknoten den Hals bereits wie Kugeln von innen aus. Ich fuhr ins Klinikum (zunächst ins falsche, dann ins richtige) und marschierte in die Notaufnahme, wo man mir bedeutete, dass man a) einen chaotischen Tag mit vielen Notfällen habe und ich b) jetzt einer davon sei, der ziemlich umgehend operiert werden müsse ("Verdacht auf Abszess"). Ich konnte noch schnell ein paar WhatsApp-Nachrichten an die Familie absetzen, dann ging es auch schon in den Operationssaal und mein weiteres Schicksal lag in den Händen der Ärzte.<br />
<div>
<br />
<br /></div>
<div>
<h2>
"Nahtod"</h2>
</div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Du schlägst die Augen auf - in einem Krankenhaus." (Die Toten Hosen)</span></div>
</div>
<div>
<br /></div>
<div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLdCEIkSLZ_8_LB-zP04KUHb8napYIYt0WR9nixYm5e3bfVuPtNv1RqizKgyxmhJ0evzUsuEIQ0Lju3pIVJIrg5lpcm-4dhEHisZmLhJx2u4Z7YmCQmE94XON4mVW9QY89s0ZKux8Ipi0/s1600/IMG_20171104_142308_465.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1458" data-original-width="1458" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLdCEIkSLZ_8_LB-zP04KUHb8napYIYt0WR9nixYm5e3bfVuPtNv1RqizKgyxmhJ0evzUsuEIQ0Lju3pIVJIrg5lpcm-4dhEHisZmLhJx2u4Z7YmCQmE94XON4mVW9QY89s0ZKux8Ipi0/s320/IMG_20171104_142308_465.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Im Klinikum.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Den Rest vom Dienstag und den ganzen Mittwoch lag ich intubiert unter Narkose auf der Intensivstation, letztlich handelte es sich um eine ausgedehnte "Mandel-OP". Zudem wurde etwas entfernt, das die Ärzte als "beginnenden Abszess" beschrieben. Da meine eigenen Erinnerungen nach einem wohl heftigen Durchgangssyndrom von dem abweichen, was man mir schilderte, hier nur die Kurzfassung:</div>
<div>
<br />
<ul>
<li>Es gab leichte Komplikationen während der Narkose, ich wurde tachykard, später ging mein Puls auf 40 runter.</li>
<li>Nach der Narkose muss ich manischen Unsinn erzählt und wild um mich gefuchtelt haben (in meiner - vermutlich falschen - Erinnerung habe ich einen lustigen Spruch gemacht, na ja, vielleicht war er nur für mich lustig), so dass man mich fixierte und mir Haloperidol (ein Neuroleptikum, mit dem man normalerweise schizophrene Symptome behandelt) verabreichte, woraufhin ich noch einen weiteren Tag vollkommen katatonisch wurde.</li>
<li>Man fuhr mich zuerst auf eine normale Station, dann wieder zurück auf die Intensivstation. Ich konnte gerade so atmen und nur mit der rechten Hand irgendwelche Zeichen, eigentlich nur drei (Daumen hoch, runter oder ein So-lala-Zeichen), machen. An diesen Tag habe ich volle Erinnerungen, aber ausschließlich traumatische.</li>
</ul>
<br />
An den Tagen danach wurde ich stabiler und wacher und bekam auch wieder Besuch, und meine Tochter (21) fragte mich: "Hattest du eine Nahtod-Erfahrung?"<br />
Ich dachte kurz für mich: "Das WAR die Nahtod-Erfahrung! Näher ran geht nicht.", antwortete aber: "Nein."</div>
<div>
<br /></div>
<div>
In meiner (vermutlich falschen) Erinnerung war ich durchgehend bei Bewusstsein, jedoch vollkommen bewegungsunfähig, atmete durch einen Schlauch und habe tagelang nur darauf gewartet, dass etwas passiert, bis ich dann am dritten Tag wieder auferstand. Ein totaler Alptraum.<br />
<br />
<br /></div>
<div>
<h2>
Heim-Transit</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"[Der Hafenamtsvorstand] fragte: 'Wo ist Ihr Flüchtlingsschein?' Ich kramte Yvonnes Schein hervor. Er kam zu den Akten. Das Hafenamt stempelte. Ich war abfahrtsbereit."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><br />(Anna Seghers, Transit)</span></div>
</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Nach drei Tagen auf einer normalen Station kam ein neues Problem hinzu: Ich war hoffnungslos unterbeschäftigt und mental ausgelaugt. Kein Problem im medizinischen Sinne, für mich aber schon. Das einzige Buch, das ich noch lesen konnte, eine Biografie, war viel zu detailfixiert und langweilig, das Smartphone gab auch nichts mehr her, den Fernseher teilte ich mir mit einem älteren Herren und wir guckten aus gegenseitiger Rücksichtnahme eigentlich nur Nachrichten zusammen (was im Prinzip toll war - auf anderen Zimmern hatte ich RTL II oder Kika mitanschauen müssen). Ich wollte dennoch heim.<br />
<br />
Nun kommt man in Krankenhäuser leichter hinein als wieder hinaus. Am Montag hatte ich dann ähnliche Erlebnisse wie ein "Transit"-Ausreisewillger in Marseille auf dem mexikanischen Konsulat: Irgendwo fehlte immer noch etwas, eine Information, eine Unterschrift, alles drohte sich um weitere Tage zu verzögern, und ich war dabei sicher: Noch einen Tag im Krankenbett ertrage ich nicht mehr. An dieser Stelle sei jedoch angemerkt, dass die Versorgung exzellent war und Ärzte sowie Schwestern und Pfleger mehr als kompetent waren! Und gegen ihren Rat wäre ich nicht auf eigene Verantwortung gegangen. Aber ich wollte raus. Doch meinen "Transit-Schein" bekam ich nicht so schnell.<br />
<br />
Es folgte zunächst eine Untersuchung meines Rachens - alles sah nicht schlecht aus -, doch dann kamen noch neue Zweifel auf:<br />
<br />
"Nach einer Mandel-OP muss man noch mindestens vier Tage auf Station bleiben."<br />
"Die sind gerade um."<br />
"Das muss ich nachprüfen."<br />
<br />
Sie waren um. Gerade so.<br />
<br />
"Ich brauche noch die Zustimmung des Oberarztes."<br />
Der Oberarzt stimmte zu.<br />
<br />
"Wir brauchen noch den Stempel. Wo ist der?"<br />
Er fand sich.<br />
<br />
Mir wurden Auflagen gemacht:<br />
<ul>
<li>Am nächsten Tag wieder vorstellig werden zum Nachcheck! </li>
<li>Nicht zu weit vom Klinikum entfernen, keine Reisen, kein Sport, kein warmes Bad, keine heißen Duschen, keine Anstrengungen! </li>
<li>Bei der kleinsten Blutung oder Nachblutung im Rachen sofort 112 rufen und mit dem Rettungswagen zurückkehren! </li>
</ul>
<br />
Ich sagte alles zu, die Ärztin stempelte. Ich war abfahrtsbereit.<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/R15ekRCq-eY" width="320" youtube-src-id="R15ekRCq-eY"></iframe></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div>
<br />
<br />
<br />
PS.: Heute geht es mir bis auf die noch schmerzende Wunde im Rachen wieder ganz gut.<br />
<br />
_____________________________<br />
<br />
<b>Weblinks</b><br />
<br />
Marseille in einer Minute <a href="https://youtu.be/bBkK69q30Aw" target="_blank">https://youtu.be/bBkK69q30Aw</a><br />
<br />
Carnets de Julie (frz.) - Marseille (beginnt in L'Estaque) <a href="https://youtu.be/Z-aPMumWZT8" target="_blank">https://youtu.be/Z-aPMumWZT8</a><br />
<br />
Marcel Reich-Ranicki über Anna Seghers - <a href="https://youtu.be/wMgik0UzpBE" target="_blank">https://youtu.be/wMgik0UzpBE</a><br />
<br />
Paul Czézanne - Blick über die Bucht von Marseille, von L'Estaque aus gesehen:<br />
<a href="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Paul_C%C3%A9zanne_044.jpg" target="_blank">https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Paul_C%C3%A9zanne_044.jpg</a><br />
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-53228032818781535702017-04-18T14:51:00.004+02:002021-10-06T17:37:47.536+02:00Bist du stolz auf deine Nationalität - oder geht es dir gut?<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5zIzfWqE5aC4mIipOh6g5RA6783PF9SxOmJFsEhu5oTfddBGicWGpPe-KgTt6AfTuVVe97B_IhRdgju5Iu9qLozZ7wbybvaj44mYqcp_faX_pIIRjA6ozB2VtS1Xx9Ccs9P3DTrCpbjM/s1600/Photo-0989.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5zIzfWqE5aC4mIipOh6g5RA6783PF9SxOmJFsEhu5oTfddBGicWGpPe-KgTt6AfTuVVe97B_IhRdgju5Iu9qLozZ7wbybvaj44mYqcp_faX_pIIRjA6ozB2VtS1Xx9Ccs9P3DTrCpbjM/s320/Photo-0989.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Deutsches Wappentier Seeadler im Schlosspark von Schloss Doorn.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Mein Blick fällt auf den Aufnäher an der Jacke der Fascho-Glatze, die mir im Bus gegenüber sitzt und auf dem zu lesen steht: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!". Arme Sau, denke ich, hast nichts, bist nichts, kannst auf nichts stolz sein außer auf deine Herkunft.<br />
Einen Moment lang bin ich in Versuchung, die deutsche Dumpfbacke zu fragen, was genau eigentlich seiner Meinung nach ein Deutscher ist und warum man darauf stolz sein darf oder muss, lasse es dann aber, weil ich nicht mit Idioten diskutiere.<br />
<br />
Mein Vater war auch immer stolz, Deutscher zu sein. Geboren wurde er 1924 in Danzig, das nach dem 1. Weltkrieg zwangsweise nicht mehr zum Deutschen Reich gehörte. In seinem Pass stand daher "Bürger der Freien und Hansestadt Danzig", aber nicht "Deutscher".<br />
Endlosen Diskussionen in meiner Jugend konnte ich entnehmen: Man ist anscheinend immer dann besonders stolz, etwas zu sein, wenn man es aus irgendwelchen Gründen doch nicht ganz ist und eben <i>nicht </i>so ganz dazu gehört.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPVuDsiPhNe4IJJeBjYe1EynP4W3YHDmsq4KoIFGCwftAfuU_SI4Ecr5kRhRbjn6lF0XGJsGB6aN0vn3apngz4zke-C5PNRi8dpIUgbxDhSmVeiiZ1vvoa6CfYhl6YiuCe8ud0gjqv_B8/s1600/bunker.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="256" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPVuDsiPhNe4IJJeBjYe1EynP4W3YHDmsq4KoIFGCwftAfuU_SI4Ecr5kRhRbjn6lF0XGJsGB6aN0vn3apngz4zke-C5PNRi8dpIUgbxDhSmVeiiZ1vvoa6CfYhl6YiuCe8ud0gjqv_B8/s320/bunker.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Hier erschoss sich Hitler, 8 Meter unter der Erde.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Der übertriebene Nationalstolz der Deutschen in der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges - Ergebnis eines landesweiten Minderwertigkeitsgefühls infolge einer demütigenden Niederlage - mündete bekanntermaßen in der Ernennung <a href="https://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/hitler-und-kein-ende.html" target="_blank">Adolf Hitlers</a> durch Reichspräsident <a href="https://schinkasblog.blogspot.de/2013/05/ehrenburger-hindenburg.html" target="_blank">Paul von Hindenburg</a> zum mehr oder weniger letzten deutschen Reichskanzler (Goebbels durfte ja auch noch einen Tag Kanzler spielen, bevor er seine sechs kleinen Kinder vergiften ließ und auch Suizid beging). Hitler selber war gebürtiger Österreicher, aber anscheinend wollte auch er gerne "stolz sein, ein Deutscher zu sein" und dazugehören. Zwanzig Jahre zuvor hatte er noch als Arbeitsloser in einem Wiener Männerwohnheim gehaust und mit dem Verkauf wenig origineller Sehenswürdigkeiten-Aquarelle seinen Lebensunterhalt aufgebessert.<br />
<br />
Im von Hitler angezettelten 2. Weltkrieg, der 1939 sinnigerweise in Danzig begonnen hatte, starben etwa 50 Mio. Menschen, Hitler selbst schoss sich dann am 30. April 1945 in der Mitte der deutschen Hauptstadt, 8 Meter unter der Erde in seinem Bunker, eine Kugel in seinen deutsch-österreichischen Kopf, mein Danziger Vater hingegen hatte etwas mehr Glück und überlebte den Krieg knapp. Seine Heimatstadt, von Polen annektiert, sah er dann 45 Jahre lang nicht wieder - bis 1990. Ich begleitete ihn damals. Als Bürger der Nachkriegs-BRD zeigte er nunmehr bei vielen Gelegenheiten gerne seinen Stolz, ein Danziger zu sein.<br />
Sein Bücherregal war voller Bücher über die ruhmreiche Geschichte der alten deutschen Hansestadt. Auf den ersten Seiten seiner Bücher pflegte er handschriftlich zu vermerken: "Kurt Schinka, Hundegasse 124, Danzig, Westpreußen. Zur Zeit Westdeutschland."<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjdcChgUzDvRHwr3lkA5qQ6IpeyS1yjKGL_QQh_ceR2O2R8T-8AvFFAVftf51-6lBHPU5t04jGhwCCT3Jk74BV8IzTjLYKIEdxUYkUfkO8lSm9vgqh3SKjv4AKXZTnHI8bQgYK_tHaGGuc/s1600/IMG_20140226_085300.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjdcChgUzDvRHwr3lkA5qQ6IpeyS1yjKGL_QQh_ceR2O2R8T-8AvFFAVftf51-6lBHPU5t04jGhwCCT3Jk74BV8IzTjLYKIEdxUYkUfkO8lSm9vgqh3SKjv4AKXZTnHI8bQgYK_tHaGGuc/s320/IMG_20140226_085300.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">63 Prozent der türkischen Wähler in Deutschland stimmten beim Verfassungsreferendum 2017 für die Umwandlung der Türkei in einen "Führerstaat".</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Auch heute leben wir in einer Zeit, in der Heimatstolz und Nationalgefühl überall wieder in Mode zu kommen scheinen. Nationalistische Parteien wie Front National oder AfD fahren z. T. hohe zweistellige Ergebnisse ein, in Deutschland lebende nationalistische Türken jagen mit überwältigender Stimmen-Mehrheit die west-orientierte laizistische Republik Atatürks zum Teufel, Trump-Anhänger in den USA recken ihre Arme zum "Sieg-Heil"-Gruß wie einst deutsche Nationalsozialisten. Der Rest schäumt und tobt bei Facebook gegen Mitbürger, als gäbe es kein Morgen mehr. Eins ist ihnen allen gemeinsam: Sie sind irre stolz, Angehörige ihrer Nationalität zu sein. Und ansonsten vielleicht auch unglücklich, weil sie etwas anderes eben <i>nicht </i>sind: zum Beispiel weltoffen, fortschrittlich, integriert oder gebildet.<br />
<br />
Stolz sein kann man nur auf eine Leistung.<br />
Auf eine Leistung zum Wohl einzelner, vieler oder für die Gesellschaft.<br />
Auf eine besondere künstlerische Leistung.<br />
Auf die Spuren der Liebe, die man im Leben hinterlässt.<br />
<br />
Allerdings nicht auf seinen Hass gegenüber Fremden, nicht auf sein Rumpelstilzchen-Verhalten auf Facebook, nicht auf das Pflegen und Schüren von Vorurteilen gegen andere. Und schon gar nicht auf seine Hautfarbe, seine Herkunft oder seine Muttersprache, denn all das wurde einem gratis in die Wiege gelegt. Man kann <i>froh </i>sein, Deutscher zu sein - <i>stolz </i>darauf sein kann man allenfalls als Zugewanderter vom anderen Ende der Welt.<br />
<br />
Und wenn man noch immer besonders stolz ist auf seine Nationalität, "Rasse" oder Religion, dann sollte man sich auch fragen, warum man noch immer so ein geistig armseliges, kleines Würstchen ist.<br />
<br />
Fragen Sie Hitler.<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-32141229212038356792016-07-26T14:33:00.003+02:002021-10-06T17:42:18.638+02:00Jesus Christus Erlöser<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Stimme vom Himmel, Matthäus 3, 16)</span></div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZrn1T75jY0q46jL0DQ0LFGAt9kTlDShZI5XBh9EXa7NjG5gWjUewKBl9kF9a7SrwYgiSkUwBvEOWZbcn0sVandYbFDONUM3BQf-GV6lSK0Cp2ePLGYDGTkggud7ZvwRimUdzCvBlDZsc/s1600/Sankt_Matthaeus_Kirke_Copenhagen_altarpiece_detail1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZrn1T75jY0q46jL0DQ0LFGAt9kTlDShZI5XBh9EXa7NjG5gWjUewKBl9kF9a7SrwYgiSkUwBvEOWZbcn0sVandYbFDONUM3BQf-GV6lSK0Cp2ePLGYDGTkggud7ZvwRimUdzCvBlDZsc/s400/Sankt_Matthaeus_Kirke_Copenhagen_altarpiece_detail1.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Wehe euch Priestern! Ihr schämt euch nicht, euch öffentlich die Hände küssen zu lassen und euch "Heiliger Vater" nennen zu lassen! Warum soll man euch die Hände küssen - und warum seid ihr heilig? Und von wem seid ihr Vater?"</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<b>Klaus Kinski, 1926 im damals deutschen, heute polnischen Zoppot geborener Schauspieler, bekannt und gefürchtet als arroganter Gast verqualmter deutscher Talkshows der 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts, weniger bekannt als mutmaßlicher Kinderschänder (seine Tochter Pola beschuldigte ihn, er habe sie als Kind sexuell missbraucht), jener Klaus Kinski also tourte im Jahre 1971, den Jesus gebend, durch die westdeutsche Bundesrepublik und zitierte hierbei umfassend aus dem Neuen Testament. Kinski hatte, das muss man ihm lassen, auf 30 Manuskriptseiten schön zusammengefasst, was quasi die Essenz dessen ist, was Jesus vor zweitausend Jahren predigte. Kinski fügte lediglich einige aktuelle Bezüge, etwa zum Vietnamkrieg, hinzu. </b><br />
<div>
<br /></div>
<div>
Das Berliner Publikum tobte, allerdings weniger im positiven Sinn. Schon nach wenigen Sekunden wurde der Künstler rüde unterbrochen: "Kinski raus!" "Du hast doch nie gearbeitet!" (Applaus); "Der onaniert doch ständig in die Luft!". Kinski musste sich so einiges anhören und vieles einstecken.<br />
<br />
Dann begann er auszuteilen und beschimpfte seinerseits recht drastisch das Publikum ("Komm, halt deine Schnauze, damit du jetzt hörst, was ich jetzt sage!"; "und vor allem, komm DU jetzt hierher, der so ein großes Maul hat!"; "Nein, er hat nicht gesagt: ‚Halt die Schnauze‘. Er hat eine Peitsche genommen und hat ihm in die Fresse gehauen! Das hat er gemacht, du dumme Sau! Und das kann dir auch passieren!") und drohte mehrfach mit Abbruch seiner Show ("Entweder, die anderen, die nicht zum Gesindel gehören, schmeißen die anderen jetzt raus - oder sie haben ihr Geld umsonst bezahlt!").<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/_T-u8-mKxrQ/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/_T-u8-mKxrQ?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><br /></span></div>
<span style="font-size: x-small;"></span><br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: "Eli, Eli, lama asabthani?" das ist: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"</span></div>
<br />
<h2>
Wahrlich, ich sage euch ...</h2>
<br />
<span style="font-size: x-small;">
</span>
Hört man sich die komplette Vorstellung heutzutage an (Kinski begann nach Abzug des Großteils der Störer die gesamte Vorstellung einfach noch einmal von vorne), verliert man leicht den Blick auf den eigentlichen Inhalt: Wort und Wirkung des Jesus von Nazareth.<br />
<br />
Das Anschauen des Videos hatte meine Neugier geweckt: Waren die sprachlich so gewaltigen Sätze Kinskis eigentlich Originalzitate von Jesus? Ich nahm ein Neues Testament zur Hand, las das Evangelium von Matthäus nach und schrieb - ganz Naturwissenschaftler - all diejenigen Jesus-Zitate heraus, die <i>keinen </i>Bezug auf Wundersames, Überirdisches oder Göttliches enthielten. Dann hielt ich überrascht inne. Die Sätze strahlen auch zweitausend Jahre danach noch vor unglaublicher Kraft, vor zeitloser Richtigkeit und vor vollendeter sprachlicher Schönheit. Dies sind sie:<br />
<br /><ul><li>Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?</li>
</ul>
<ul><li>Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.</li>
</ul>
<ul><li>Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?</li>
</ul>
<ul><li>Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!</li>
</ul>
<ul><li>Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.</li>
</ul>
<ul><li>Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.</li>
</ul>
<ul><li>Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterlande und im eigenen Hause.</li>
</ul>
<ul><li>Was zum Munde eingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was zum Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein.</li>
</ul>
<ul><li>Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?</li>
</ul>
<ul><li>"Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter! und "du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."</li>
</ul>
<ul><li>Wahrlich, ich sage euch: ein Reicher wird schwer ins Himmelsreich kommen.</li>
</ul>
<ul><li>Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, dass sie ihm zeigten des Tempels Gebäude. Er aber sprach zu Ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.</li>
</ul>
<ul><li>Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.</li></ul>
<ul>
<li>Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.</li></ul>
<br />Amen.<br />
<br />
<br />
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-65285992693394291092016-03-15T11:36:00.002+01:002016-03-15T22:39:18.201+01:00Sag' mir deinen Namen ...<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Sherif Ali: "What's your name, English?"</span><br />
<span style="font-size: x-small;"> Lawrence: "My name is for my friends."</span><br />
<span style="font-size: x-small;">(Lawrence von Arabien)</span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjSUG5K8xN6ZPi-819hJNOdj0KddizaM3twgMj7NSVImQwhhxKTEkKJjXhVGplEBaql3_3SHndTQmnusskQg6t7sjUj4_JAOFnJ1VbnNcIxjRAK8Py_M2uhPehqnRtB4vnuAvmY7NZQKig/s1600/12373365_10153435230954102_2431020329107836179_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="348" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjSUG5K8xN6ZPi-819hJNOdj0KddizaM3twgMj7NSVImQwhhxKTEkKJjXhVGplEBaql3_3SHndTQmnusskQg6t7sjUj4_JAOFnJ1VbnNcIxjRAK8Py_M2uhPehqnRtB4vnuAvmY7NZQKig/s400/12373365_10153435230954102_2431020329107836179_n.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schweine im Weltall. Der Bezug zum Thema erschließt sich allenfalls am Ende des Textes.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Kürzlich las ich von einer verblüffenden Studie.<br />
<br />
Irgendeinem Forscher war aufgefallen, dass der Name einer Person manchmal mit dem zu tun hatte, was sie beruflich macht. So hieß eine Meteorologin <i>Freeze </i>(engl. "einfrieren") ein Lehrstuhlinhaber für Anästhesiologie <i>Tranquili</i>, eine Journalistin <i>Lies</i>, ein Erzbischof <i>Kardinal Sin</i> (engl. für "Sünde").<br />
<br />
Das Phänomen firmiert im Internet unter dem Schlagwort "nominativer Determinismus", was so viel bedeutet wie "Vorbestimmung durch den Namen". Personen mögen anscheinend die Buchstaben ihres eigenen Namens mehr als andere Buchstaben. Dieser "Name Letter Effect" gilt besonders stark für die Anfangsbuchstaben des eigenen Namens, bei Frauen speziell des Vornamens, da diese ja ihren Nachnamen des Öfteren durch Heirat ändern. Gleiches gilt anscheinend auch für die Zahlen unseres Geburtstags.<br />
<br />
Sogar das Wahlverhalten wird laut einer Studie von diesem Effekt beeinflusst. Wer bei der Wahl des US-Präsidenten im Jahr 2000 einen Namen hatte, der mit B begann, der wählte eher George W. Bush. Menschen, deren Name mit G begann, tendierten hingegen zu Al Gore.<br />
<br />
Das wirft bei mir die Frage auf, ob dies auch eine mögliche Erklärung dafür sein könnte, warum deutsche Bundeskanzler gerne schon mal Allerweltsnamen tragen wie Schröder oder Schmidt. Zwar werden die deutschen Kanzler ja indirekt gewählt, aber auf Wahlplakaten steht neben dem Parteinamen doch besonders der Kandidatenname im Fokus der Aufmerksamkeit.<br />
<br />
Für die USA existieren auch Studien, die die Verbindung von Name und Wohnort untersucht haben. Und auch hier wurde man fündig:<br />
<br />
"Wer Mildred heißt, wohnt eher in Milwaukee, Virginias hingegen wohnen eher in Virginia Beach [...] Und bei den Männern war es genau so: Jack wohnte eher in Jacksonville, Philip eher in Philadelphia." (Manfred Spitzer, Vom Sinn des Lebens. Wege statt Werke, S. 74-80). Ergebnis der Studie: Virginia und Georgia leben mit einer gegenüber dem Zufall um 36 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit in Bundesstaaten, die so heißen wie sie. Ein August wohnt mit einer 55 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit in einer Stadt namens St. Augustin. Das ist beeindruckend.<br />
<br />
Und hier stutze ich. Ich heiße Reinhard Schinka und wohne in Remscheid - Autokennzeichen: RS! Bin ich nur deswegen nach Remscheid gezogen, weil ich die Buchstaben so mochte, weil sie meine Initialien darstellen? In der Tat hatte ich mich schon gefreut, mit RS auf dem Autokennzeichen quasi mein "eigenes" Kennzeichen zu bekommen, mir die Idee aber wegen der Gebühren von einer Mitarbeiterin der Meldestelle dann in letzter Minute wieder ausreden lassen ("Gehen Sie lieber essen von dem Geld!"). So habe ich immer noch mein altes GL-Kennzeichen (innerhalb der dortigen Kreisstadt Bergisch Gladbach gern als "Gottes Lieblinge" interpretiert, außerhalb meist als "die Gottlosen").<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4lcH3CmZbmgbCmykBYv2pnzaBLmrJH8ZGydCRS9i-T790DZfqxdqx88DUA7EtFoWmta7j5cHCE005yOcGYildlmNOgbuTAxpqIvwb50n6PrCKD-3scT6TcW-0XV9yptVDXet4FNSHv2g/s1600/cats.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="396" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4lcH3CmZbmgbCmykBYv2pnzaBLmrJH8ZGydCRS9i-T790DZfqxdqx88DUA7EtFoWmta7j5cHCE005yOcGYildlmNOgbuTAxpqIvwb50n6PrCKD-3scT6TcW-0XV9yptVDXet4FNSHv2g/s400/cats.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">RS - Reinhard Schinka - oder doch Remscheid?</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Geboren wurde ich übrigens in Rheinberg. Reinhard aus Rheinberg. Hm. Mein letzter Kreis, in dem ich gelebt habe, heißt hier abgekürzt "Rhein-Berg". Zufall? Ich habe 19 Jahre in Berlin gelebt. Dorthin verschlug es mich nur, weil ich überraschend in der Nähe keinen Studienplatz bekommen hatte. Ursprünglich hatte ich "am Rhein" studieren wollen.<br />
Zog es mich deswegen 2006 unbedingt zurück in den Kreis "Rhein-Berg"? War das am Ende kein Zufall?<br />
<br />
Für die Berufswahl von Menschen gilt, wie eingangs gesagt, Ähnliches: US-Bürger wie Dennis oder Denise werden mit hoher Wahrscheinlichkeit Zahnarzt (Dentist), Lauras, Lawrences und Larrys hingegen Anwälte (Lawyer).<br />
<div>
<br /></div>
<div>
Nun dachte ich: Hey, Moment mal, ich heiße Schinka, bin aber weder Schlachter noch Schinkenverkäufer geworden, sondern Lehrer! Aber ich arbeite - in der "<b>Sch</b>ule"! Doch vielleicht ist das ja nur ein Verlegenheitsjob. Nebenbei hatte ich in den 80ern auch mal Comics gemalt. Die Hauptfiguren darin waren Weltraum-Schweine. Schweine! Da bekommt der Name Schinka doch gleich wieder mehr Bezug. Noch heute findet man ein paar Reste davon im Netz. Adresse: <a href="http://www.schinkman.de/" target="_blank">www.<b>Schink</b>m<b>a</b>n.de</a><br />
<br />
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-54998160748371372342016-02-27T15:17:00.002+01:002016-03-14T22:10:38.522+01:00Die unsterbliche Seele und das Lächeln deiner Mutter<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur
fühlt, aber nicht weiß."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Fjodor Michailowitsch Dostojewski</span>)<o:p></o:p></div>
<br />
<b>Woraus besteht die Seele des Menschen? Gibt es sie überhaupt? Die Neurobiologie hat schon länger die Antwort. Allerdings ist dies bei den meisten Menschen noch nicht angekommen.</b><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
In meiner Lieblingsfolge der amerikanischen Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" wird Captain Kirk Opfer eines Beam-Unfalls. Nach Kontakt mit einem gelben Metall wird der Captain vom Transporterstrahl in zwei Hälften gespalten: in eine gute und eine böse. Während der "gute" Kirk nett und warmherzig durchs Schiff wandert, fordert der "böse" vom Bordarzt rabiat eine Flasche Brandy, kippt sich diese zügig hinter die Binde und fällt umgehend über ein blondes weibliches Besatzungsmitglied her.<br />
<br />
Einige Ereignisse weiter stellt sich heraus, dass beiden Exemplaren wesentliche Eigenschaften des jeweils anderen fehlen. So hat der "gute" Kirk zwar keinerlei Angst, allerdings ist er unfähig, Entscheidungen zu treffen, da er es jedem recht machen möchte, womit wiederum der "böse" Kirk keinerlei Probleme hat und beispielsweise vollkommen empathiefrei entscheidet, mal eben ein paar Besatzungsmitglieder auf dem Planeten unter sich erfrieren zu lassen. Jedoch steckt dieser voller Angst vor der eigenen drohenden Vernichtung und bricht schlussendlich weinend in den Armen des "guten" Kirk zusammen.<br />
<div>
<br />
Das Happy End: Beide Kirks werden einmal hinunter- und wieder heraufgebeamt und sind wieder EIN Kirk - EIN Mensch mit allen seinen "guten" und allen seinen "bösen" Eigenschaften. </div>
<div>
Fazit: Die Eigenschaften der Persönlichkeit Kirks sind wie bei allen Menschen eigentlich weder gut noch böse, erst deren Mischverhältnis und Grad der Aktivität und Ausprägung entscheiden, ob er "gut" oder "böse" handelt.<br />
<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/_bZKEhgieoc/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/_bZKEhgieoc?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">"Ich bin Captain Kirk!" - die böse Seite des in zwei Hälften gespaltenen Captains rastet aus.</span></div>
<br />
<br />
Was den Machern des Films wohl in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts nicht bewusst war: Sie haben mit ihrer Aufteilung der menschlichen Psyche den jüngsten Erkenntnissen der Neurobiologie vorgegriffen. Heutzutage würde man es so formulieren: Beim "guten" Kirk sind Bereiche des Gehirns, die für Empathie und Mitgefühl zuständig sind, weiterhin aktiv, während sie es beim "bösen" Captain nicht sind, der zudem offenbar im Bereich des orbitofrontalen Cortex keine nennenswerte Aktivität mehr aufweist, denn dieser ist zuständig für die moralische Bewertung menschlichen Handelns (weiter unten mehr dazu). Dafür scheint der "böse" Kirk stark von seiner Amygdala (genauer: seinen Amygdalae - es gibt zwei davon), dem "Angstzentrum", gesteuert zu werden, welche wiederum beim "guten" Kirk nicht aktiv ist.<br />
<br />
Falls Sie jetzt stutzen und denken: Moment mal, meine unsterbliche Seele kann man doch nicht einfach mal eben so irgendwelchen Gehirnlappen zuordnen und diese ein- und ausschalten, so muss ich Sie enttäuschen: Doch, man kann! Und unsterblich ist Ihre Seele leider auch nicht. Dies schon mal vorweg.<br />
<br />
<br />
<h2>
Die so genannte Seele</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine
Seele gefunden."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Rudolf Virchow)<o:p></o:p></span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
Der Begriff "Seele" stammt aus dem Altgermanischen und hat die Grundbedeutung "die zum See Gehörende". Nach altgermanischer Vorstellung wohnten die Seelen der Ungeborenen und Toten im Wasser. Da der Begriff "Seele" im Alltag oft gebraucht wird, stellt sich das Problem, dass zwar viele etwas Ähnliches, letztlich aber alles etwas Anderes darunter verstehen.<br />
<br />
Neurobiologen verstehen darunter eine Mischung aus:<br />
<ol>
<li>Stressverarbeitungs- und Selbstberuhigungssystem</li>
<li>Bindungs- und Motivationsfähigkeit</li>
<li>Lern- und Sozialisationsresultaten</li>
<li>Impulshemmung und Risikowahrnehmung</li>
</ol>
Würde man den Zustand dieser vier Systeme bei einem Menschen genau kennen (was in der Regel nicht der Fall ist), könnte man sein Verhalten exakt vorhersagen. Und diese Systeme lassen sich in der Tat bestimmten Hirn-Arealen zuordnen, ihre Entwicklung beginnt zum Teil bereits vor unserer Geburt. Und das Lächeln unserer Mütter spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.<br />
<br />
<br />
<h2>
1. Das Stressverarbeitungs- und Selbstberuhigungssystem</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas
anderes auf der Welt."</span><br />
<span style="font-size: x-small;">(Ralph W. Emerson)<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><br /></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Es ist nichts zu
fürchten als die Furcht."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Ludwig Börne)</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<o:p></o:p></div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEik619tYUsZK8A8lstMWl6kJiIvoO_x-2L268juWHvNrUk44pA66WnsoOaFGID3DyCpo0xj5A4aljlJmJ54Icc8wTHXpQ7AivMD4JOYHBABj6TzVbxHi8nRzNz6Gvb5BvZ5VBvD2me7h3g/s1600/800px-CDU_Wahlkampfplakat_-_kaspl019.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEik619tYUsZK8A8lstMWl6kJiIvoO_x-2L268juWHvNrUk44pA66WnsoOaFGID3DyCpo0xj5A4aljlJmJ54Icc8wTHXpQ7AivMD4JOYHBABj6TzVbxHi8nRzNz6Gvb5BvZ5VBvD2me7h3g/s400/800px-CDU_Wahlkampfplakat_-_kaspl019.JPG" width="277" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div class="MsoPlainText">
"Keine Experimente!" - Das Festhalten an
Gewohntem wird vom Gehirn als Belohnung empfunden. Konrad Adenauer gewann die
Wahl mit großer Mehrheit.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Von CDU - Diese Datei wurde Wikimedia Commons
freundlicherweise von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen eines
Kooperationsprojektes zur Verfügung gestellt. CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16173764<o:p></o:p></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h3>
Die berüchtigte "German Angst"</h3>
<br />
Woher kommt die Angst? Gerade uns Deutschen sagt man nach, ein besonders ängstliches Volk zu sein. Der Durchschnittsdeutsche hat Angst vor Atomenergie, vor drohendem sozialen Absturz, vor "Überfremdung", vor Fluglärm, vor Dieben, Impfschäden, Lebensmittelgiften und Handy-Strahlen. Ich hatte einmal eine (übrigens sehr nette) Kollegin, die sogar den Firmen-Monitor ihres Computers im Büro auf gesundheitsgefährdende Strahlung hin untersuchen ließ. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sie nebenbei eine starke Raucherin war.<br />
<div>
<br />
An erster Stelle rangiert bei uns Deutschen die Angst vor Veränderungen. Wir stecken voller Verlust-Aversionen. Dabei wurden die alten Germanen noch als äußerst mutige und furchtlose Gestalten beschrieben. Was ist passiert? Nun, hier werden schlicht Äpfel mit Birnen verglichen, denn Angst und Furcht sind zwei grundsätzlich verschiedene Dinge. Furcht empfindet man beim Anblick einer großen Giftspinne, und das ist auch sehr gut so. Wer sich vor großen Giftspinnen nicht fürchtet, möchte sie vielleicht auf den Arm nehmen und streicheln - und könnte überraschend Probleme bekommen, seine Gene an die nächste Generation weiterzuvererben. </div>
<div>
Angst hingegen kann man auch haben, ohne dass die Spinne im Raum ist. Das bloße Gefühl, man könnte ja schon in Kürze einer giftigen Spinne zum Opfer fallen, lässt manche Menschen vor Angst erstarren. Der Witz besteht darin, dass die meisten Menschen Angst haben, während die Dinge um sie herum eigentlich ganz in Ordnung sind. Angst vor Arbeitslosigkeit haben ausschließlich Menschen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen. Die Angst vor Ausländern, Migranten und Asylsuchenden ist besonders hoch in Regionen, in denen es kaum welche gibt.<br />
<br />
Wie kommt das? Ein Festhalten an Gewohntem wird biochemisch als Belohnung wahrgenommen. Kann man sich in gewohnten Bahnen und Abläufen bewegen, empfindet der Körper eine Art "Grundglücklichkeit". Und jede Nachricht über bevorstehende Veränderungen wird als unangenehm empfunden. Das ist nicht nur bei Sachsen oder Deutschen so, dies ist bei allen Menschen gleich. </div>
<div>
Wie bedrohlich ich die Welt empfinde und wie sehr ich Bedrohungen und Misserfolge fürchte (besser: Angst vor ihnen habe), wie sehr ich Sicherheit suche - das wiederum ist bei vielen Menschen unterschiedlich entwickelt - und entscheidet sich bereits vor unserer Geburt.<br />
<br />
<h3>
Wenn der "Wutbürger" sich nicht abregen kann</h3>
<br />
Dauerängstliche oder -besorgte Menschen unterscheiden sich hierbei auf folgende Art und Weise: Bei ihnen herrscht im Körper im Vergleich zu weniger ängstlich-besorgten Zeitgenossen ein Mangel an Serotonin 1A und endogenen Opiaten, dafür aber ein erhöhter Spiegel an Serotonin 2A und den Stresshormonen Noradrenalin und Cortisol.<br />
Serotonin ist ein Hormon, das sehr komplex wirkt. Vereinfacht gesagt, ist es ein "Beruhigungshormon", das dem Körper mitteilt: "Ist schon gut, reg dich wieder ab!" Beim ängstlich-aufgeregten neurotischen "Wutbürger" - laut Spiegel online "plump, ungebildet, ordnungsbesessen,
nationalistisch, fremdenfeindlich, wutgetrieben, kompromisslos, strafend,
zentralistisch"- funktioniert dieses Abregungssystem weniger gut, - und ein Mensch voller Ängste sitzt einem gegenüber, verzweifelt vor Gram im Angesicht all der drohenden Gefahren, die er in seiner Umwelt wahrzunehmen meint.<br />
<div>
<br /></div>
Das Stressverarbeitungssystem des Menschen funktioniert normalerweise etwa so: Eine kleine Stelle im Zwischenhirn, der so genannte Hypothalamus - gerade einmal so groß wie eine Fingerkuppe und nur 5 g schwer - schüttet zunächst ein Releasinghormon aus, das die noch kleinere Hypophyse (eine Drüse aus Nervenzellen) in der Nähe veranlasst, Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten, zwei Hormone, die über den Blutkreislauf zur Nebenniere gelangen (eine Art Kappe, die auf den Nieren sitzt), wo die Ausschüttung des weiteren Stresshomons Cortisol veranlasst wird. Während Adrenalin und Noradrenalin eher für akute Stresssymptome wie z. B. einen beschleunigten Herzschlag zuständig sind, bewirkt eine dauerhaft hohe Dosis an Cortisol im Körper nicht nur Unruhe, sondern auch eine Dämpfung des Immunsystems - einer der Gründe, warum wir bei Dauerstress oder nach anstrengenden Wettkämpfen oft krank werden.<br />
<br />
<h3>
Aufregen, abregen</h3>
<br />
Zum Glück existiert im Körper eine negative Rückkopplung, das heißt, wenn viel Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin den Körper fluten, wird dies in im Hypothalamus-Hypophysen-System registriert und die Ausschüttung der Hormone in diesem Bereich wird wieder gedrosselt. Im Selbstberuhigungssystem wird mit Hilfe des "Beruhigungshormons" Serotonin über den Hirnstamm auf Hippocampus, Amygdala ("das Angstzentrum") und Großhirnrinde zurückgewirkt. Dieser Mechanismus funktioniert beim dauerängstlichen oder depressiven Menschen teilweise nicht. Folge sind eine erhöhte Bedrohungsempfindlichkeit und eine verminderte Frustrationstoleranz.<br />
<br />
Dies erklärt nebenher auch, warum unter Stress die Rigidität des Verhaltens ansteigt. Die Aktivität des Cortex (der Bereich des Gehirns, wo bspw. Mathematik-Aufgaben gelöst werden sollen) wird gedämpft, die der Amygdala steigt - daher geraten Mathe-Arbeiten für Menschen, die sich vor Mathe-Arbeiten ängstigen, immer wieder zum Flop - und jeder Flop verstärkt die Angst vor der nächsten Mathe-Arbeit - ein Teufelskreis.<br />
<br />
Und noch ein Problem: Die Amygdala vergisst nicht. Was einmal fehlkonditioniert wurde, ist praktisch unauslöschlich dort eingebrannt.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
Aber warum haben Menschen wie die oben geschilderte
Kollegin zwar Angst vor Computerstrahlen, aber nicht vor der Gefahr, an
Lungenkrebs zu erkranken? Auch dies ist neurobiologisch erklärbar: In den Momenten,
in denen bei einem Raucher der Wunsch nach der nächsten Zigarette entsteht,
steigt die Hirnaktivität vor allem im präfrontalen Cortex, in der Amygdala und
im Ventralen Tegmentalen Areal (VTA) an.
Zudem steigt der Serotonin-Spiegel ("Beruhigungshormon"), das
wiederum den Spiegel des "Stresshormons" Cortisol senkt. Bereits der bloße
Gedanke an eine Zigarette - macht Raucher glücklich.<o:p></o:p></div>
</div>
<div>
Und das regelmäßige Rauchen wird als Gewohnheit zusätzlich als Belohnung empfunden, Phasen der Abstinenz jedoch als Bestrafung. Raucher kennen das. </div>
<div>
<div style="font-family: sans-serif;">
<br /></div>
</div>
<div>
PS.: Eine Etage tiefer im Gehirn, im vegetativen Hirnstamm, der untersten limbischen Ebene des Gehirns, sitzt noch unser unmittelbares Überlebensprogramm, das uns am Leben erhält, mitsamt seinen angeborenen Reaktionen: Neben den vegetativen Zentren geht es hier um Hunger und Durst, um Sexualität, Organsteuerung, Kreislauf, Blutdruck, Atmung sowie um die Steuerung von Schlafen und Wachen, aber auch um Affekte wie Aggression oder Flucht - kurz gesagt: ums menschliche "Temperament". Dieser vollkommen unbewusst vor sich hin arbeitende Bereich ist durch Erfahrung oder Erziehung nicht beeinflussbar und soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.</div>
<div>
Kommt er zum Erliegen, sind wir tot. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
<h3>
Traumatisierte Mutter, depressives Kind</h3>
<br />
Wie entsteht nun ein gestörtes Stressverarbeitungssystem und damit ein Mensch, der sich nicht mehr richtig selbst beruhigen kann?</div>
<div>
<br /></div>
<div>
Stressstoffe wie Cortisol können die Blut-Hirn-Schranke im Gehirn des Embryos passieren. So entstehen vorgeburtliche Beeinträchtigungen, etwa wenn die schwangere Mutter traumatisiert wurde. Das Gehirn der Mutter fungiert hier quasi als Matritze für die Andockstellen des Cortisols im Gehirn des sich entwickelnden Embryos. So wird bereits kurz nach der Entstehung des kindlichen Gehirns dort über die hormonellen Einflüsse der Mutter epigenetisch entschieden, ob das Kind später ein funktionierendes Stressverarbeitungs- und Selbstberuhigungssystem haben wird - oder ob nicht.<br />
<div>
<br /></div>
Eine traumatisierte, depressive Mutter hat also bereits vorgeburtlich einen möglicherweise verheerenden Einfluss auf die Ausbildung einiger späterer Persönlichkeitsmerkmale: auf das Maß an Offenheit/Verschlossenheit, auf Selbstvertrauen und Zuversichtsgefühl, auf die Ausprägung von Kreativität und Ordnungssinn, auf Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit des künftigen Erdenbürgers.<br />
<br />
<br />
<h2>
2. Das Bindungs- und Motivationssytem</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Hast du eine Mutter, dann hast du immer Butter."</span><br />
<span style="font-size: x-small;">(Helge Schneider)</span></div>
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtDtmwN3YECzQRl6J6wFz2Vlkbh_0ZClhLwea7QjSWfTxNj7PJdFnFRQ3LqW-G8JtxVpBtam1RpUtmfCiT4YmwSvs0gxVWyNC09uNtzBHB50Txd3aEMHuqhD0H7Cwcgf3BMeCHoDdEWW8/s1600/RS-1967.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtDtmwN3YECzQRl6J6wFz2Vlkbh_0ZClhLwea7QjSWfTxNj7PJdFnFRQ3LqW-G8JtxVpBtam1RpUtmfCiT4YmwSvs0gxVWyNC09uNtzBHB50Txd3aEMHuqhD0H7Cwcgf3BMeCHoDdEWW8/s640/RS-1967.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div class="MsoPlainText">
Das Lächeln der Mutter des Autors (1968):
Bindungsfähigkeit entsteht über frühkindlichen Blickkontakt. Diese frühkindliche
Bindungserfahrung ist eigentlich die wichtigste Erfahrung in unserem Leben. Sie
bestimmt entscheidend mit über unser späteres Selbstwertgefühl, unser
Verantwortungsgefühl und unsere spätere Fähigkeit zur Empathie<o:p></o:p></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h3>
Lächeln vollbringt viel Gutes</h3>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><br /></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte, durch die
viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Christian Morgenstern)<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
Man glaubt es nicht - aber für die seelische Entwicklung eines Menschen könnte nichts wichtiger sein als die Frage, ob er in seinen ersten Lebensjahren (besonders in den ersten drei) häufigen liebevollen Blickkontakt zu einer Bezugsperson hatte oder nicht.<br />
<br />
Warum ist das so? Die basolaterale Amygdala, das ventrale tegmentale Areal (VTA), der Nucleus accumbens und die Basalganglien bilden die mittlere limbische Ebene der "Seele". Eine frühkindliche "Bindungserfahrung" bestimmt hier über die Entwicklung von Teilen des "Unbewussten Selbst" - beispielsweise die unbewusste Ebene der Wahrnehmung emotionaler kommunikativer Signale wie Mimik, Gestik, Körperhaltung oder von Pheromonen (Duftstoffen). Die Neurobiologen bezeichnen die Verarbeitungsfähigkeit dieser Dinge als menschliches "Bindungs- und Motivationssystem".<br />
Eine Aktivierung des Motivationssystems kann durch Blickkontakt mit einem freundlich blickenden Menschen bewirkt werden (im VTA). Ein freundlicher Blickkontakt bewirkt zudem die Ausschüttung der Botenstoffe Dopamin ("Euphoriehormon") und Oxytocin ("Kuschelhormon") - das Lächeln einer geliebten Person macht Menschen glücklich!<br />
<br />
In Versuchen verlängerte Oxytocin die Zeit, die Menschen damit verbrachten, anderen Menschen in die Augen zu blicken, und verbesserte ihre Fähigkeit, Emotionen im Gesichtsausdruck ihres Gegenübers abzulesen.<br />
Durch Oxytocin können sogar in den Basalganglien neue Zellen gebildet werden. Eigentlich wachsen Nervenzellen einmal zu einer ausdifferenzierten Zelle heran - und das war es dann. Nicht so die Basalganglien! Diese sind für das instrumentelle Lernen wichtig. Hier werden unsere Gewohnheiten und Fertigkeiten des Fühlens, Denkens und Handelns tief verankert.<br />
<br />
Die erste und zweite Ebene des limbischen Systems zusammen machen den Kern der Persönlichkeit eines Menschen aus. Er entwickelt sich in den ersten Lebensjahren - und bleibt dann weitgehend stabil.<br />
<br />
Hieraus folgt: Eine Psychotherapie von Menschen, die hier in ihrer Kindheit zweifach vorgeschädigt sind, ist eigentlich schon ziemlich zwecklos. Kommt noch im dritten Bereich, der Sozialisationsphase, eine gravierende Störung hinzu, war es das mit dem Glück der Person. Spätestens ab dem 14. Lebensjahr ist die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen zu 80 Prozent abgeschlossen. Daran ändert auch die Pubertät nichts mehr, hier kommt es lediglich zu Gefühlsschwankungen, die durch die Flutung des Körpers mit Sexualhormonen entstehen.<br />
<br />
Depressive Patienten, die angeben, dass eine Therapie bei ihnen erfolgreich angeschlagen habe, unterliegen einer Täuschung. Sie verwechseln eine erfolgreich zustande gekommene "therapeutische Allianz" und die sie begleitende Oxytocin-Ausschüttung mit einer Veränderung ihres seelischen Gesamtzustandes. Aber weder am Stressverarbeitungssytem noch am Bindungs-, Selbstberuhigungs- oder Motivationssystem kann eine Psychotherapie noch irgendetwas dauerhaft drehen. Auch die Zuwendung des besten Therapeuten ersetzt niemals das Lächeln deiner Mutter, - als du noch ein kleines Kind warst.<br />
<br />
<br />
<h2>
3. Vernunft und Sozialisation</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Einsamkeit, verbunden mit einem klaren, heiteren Bewusstsein ist, </span><br />
<span style="font-size: x-small;">ich behaupte es, die einzig wahre Schule für einen Geist von edlen Anlagen."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Gottfried Keller)</span></div>
<br />
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Vernunft ist des Herzens größte Feindin."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Giacomo Casanova)</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPLmBf1vph3tLkf4RPREUtkqCNF8qz595pPch8tH0ToAkykjvI8mbKch1Vy4lcO3Z0JPFcEtLXoWEiAnpl5gmVNPyp-LyykYDwyFi9GVN7Cu1pLDAbvFx-wf0kqGYArsu32y2WqhuDdZE/s1600/IMG_20151212_140545.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPLmBf1vph3tLkf4RPREUtkqCNF8qz595pPch8tH0ToAkykjvI8mbKch1Vy4lcO3Z0JPFcEtLXoWEiAnpl5gmVNPyp-LyykYDwyFi9GVN7Cu1pLDAbvFx-wf0kqGYArsu32y2WqhuDdZE/s320/IMG_20151212_140545.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ob Sie dieses Essen lecker finden oder nicht, ist Resultat Ihrer Erfahrung und Sozialisation.<br />
Falls Sie das nicht glauben wollen, stellen Sie sich einfach vor, das Bild zeige statt leckerem Wildschweingulasch Hundefutter, Tiger-Hoden oder Menschenfleisch.</td></tr>
</tbody></table>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<h3>
Insekten? Lecker!</h3>
<br />
Ich bin voller Bewunderung für eine Jugendfreundin meiner Frau. Diese verspeist regelmäßig Insekten. Wie bitte? Sie haben richtig gehört. Im Rahmen ihres Studiums der Ökotrophologie hatte Pascale sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert, einige Studien hierzu gelesen, Proben beschafft - und kurzerhand beschlossen, den Verzehr von Insekten - gesund, eiweißreich und immer verfügbar - einfach einmal selbst auszuprobieren. Ihr Freund Hans schloss sich an, und so finden sich in ihrer Küche neben Kochbüchern zur Zubereitung von Maden und Larven auch diverse Krabbeltierchen in getrockneter oder eingelegter Form. Was aber Pascale und ihrem Freund anscheinend recht einfach gelang, wäre mir und vielen anderen Menschen niemals möglich gewesen - die Überwindung sozialisationsbedingter Ekelgefühle durch Vernunft und Einsicht.<br />
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Dabei müssen es nicht einmal Insekten sein. Ihnen schmecken weder Matjes-Heringe noch Tilsiter Käse? Diese Lebensmittel sind äußerst gesund, also probieren Sie sie doch einfach mal! Ich habe das im Selbstversuch vor etwa einem Jahr getestet. Ich bekam genau einen Matjes-Hering herunter, dann war mir speiübel und ich brach das Experiment frustriert ab. Der zweite Matjes-Hering landete trotz seiner Omega-3-Fettsäuren und Fülle an Vitamin-D schweren Herzens in der Mülltonne. Für Hirnforscher ist dies nicht weiter überraschend. Das Gefühl siegt (fast) immer über den Verstand! Ohne Emotionen können Sie "vernünftiges" Handeln komplett vergessen! Oder, in Neurobiologen-Sprache ausgedrückt: Die Amygdala siegt immer über den Cortex, die Angst über den Verstand.</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Dort - genauer: im dorsolateralen präfrontalen Cortex (in der oberen, vorderen Großhirnrinde) - schlummert sie nämlich: Ihre Fähigkeit zur Einsicht oder auch "Vernunft". Hier analysieren Sie mit Hilfe Ihrer Intelligenz die Lage, hier wird gerechnet und logisch argumentiert. </div>
<div class="MsoPlainText">
Der Cortex (speziell der prä-, orbitofrontale, cinguläre und insuläre Cortex) bildet die obere limbische Ebene Ihrer Seele. Hier findet es statt: bewusstes, kognitives Lernen! Der dorsolaterale Cortex hat aber keine Verbindung zu den verhaltenssteuernden Zentren im Gehirn. Daher bringt es überhaupt nichts, an die Einsicht eines Menschen zu appellieren ("Sieh doch ein, dass Mathematik ein wichtiges Fach deiner Ausbildung ist und lerne jetzt mit Begeisterung diese Formeln!").</div>
<div class="MsoPlainText">
<br />
<h3>
Was erlernbar ist</h3>
<br />
Welchen Teil Ihrer "Seele" können diese Hirnbereiche noch beeinflussen? Es sind vor allem das spätere Streben nach Gewinnen und Erfolgen, nach Anerkennung, nach Ruhm, Freundschaft, Liebe, sozialer Nähe, Moral und Ethik, die von den sozial-emotionalen Erfahrungen der späteren Kindheit und Jugend beeinflusst werden, aber auch - wir denken an den "bösen" Captain Kirk - Ihr mögliches Machtstreben und Dominanzverhalten sowie die Intensität Ihrer Zielverfolgung, Ihre Kommunikationsbereitschaft und letztlich auch Ihre Empathie, also die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Letztere muss durch Sozialisation bewusst erlernt werden!<br />
<br />
Die relevanten Bereiche Ihrer Persönlichkeit lassen sich laut Neurobiologen hier lokalisieren:</div>
<ul>
<li>Individuell-soziales Ich: Rechter assoziativer Neocortex: Orbitofrontaler Cortex, ventromedialer präfrontaler Cortex, anteriorer cingulärer Cortex, insulärer Cortex</li>
<li>Kognitiv-kommunikatives Ich: Linker assoziativer Neocortex: Broca-Wernicke</li>
</ul>
<div>
<br />
Aber das können und werden Sie gleich wieder vergessen haben. Zum Bereich, in welchem die "Moral" sitzt, kommt aber weiter unten noch etwas Spannendes.<br />
<br />
Kann man das alles noch steuern und verändern? Die Antwort lautet: Ja, im Prinzip schon - nämlich durch Belohnung und Bestrafung. Das Problem ist nur: Strafen wirken nicht, allenfalls einmal kurzfristig, sondern lassen den Bedrohten meist schnell abstumpfen und erzeugen nur den Wunsch nach Rache, Belohnungen wirken allerdings überwiegend auch nicht, da sie ebenfalls einer schnellen "Sättigung" unterliegen. Jeder, der sich ein neues Smartphone angeschafft hat, kennt das. Eben noch fühlte man den Kick, nach kurzer Zeit jedoch schon ist das neue Handy Teil der grauen Normalität geworden und man blickt eher unzufrieden darauf. Auch Bonus-Zahlungen am Jahresende sind sinnlos, da sie in einem zu weiten Abstand des Handelns angesiedelt sind und nicht mehr als Belohnung emotional wirken können. Eine Senkung der Zahlung, sogar eine Beibehaltung in gleicher Höhe hingegen kann durchaus als Bestrafung empfunden werden und ist somit vollkommen kontraproduktiv. Ein Festhalten an Gewohntem wird ja als Belohnung empfunden. Daher sind Menschen eben so veränderungsresistent und stehen Neuem oft so feindselig gegenüber, mag es nun ein neuer Arbeitsablauf oder die Ankunft vieler Flüchtlinge aus einem fremden Kulturkreis sein.<br />
<br />
Die einzige Belohnung, die nicht der Sättigung unterliegt, ist die „intrinsische Belohnung“. Die besteht laut dem Neurobiologen Gerhard Roth in:<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
- der Freude am Gelingen<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
- der Selbstbestätigung<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
- dem Gefühl der Verwirklichung eigener Fähigkeiten und Wünsche<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
- dem Nachweis, besser zu sein als andere<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
- der Überzeugung, an einer wichtigen Sache mitzuwirken<o:p></o:p></div>
<br />
(Quelle: <a href="https://youtu.be/3tJwoxYh2FU" target="_blank">https://youtu.be/3tJwoxYh2FU</a>)<br />
<br />
Dies sollte eigentlich über jeder Schultür stehen. Auf das Schreiben dieses Blog-Artikels trifft jedenfalls zu, was Roth postuliert: Ich habe das Gefühl, etwas Interessantes zu schreiben (sagen Sie jetzt nichts!), habe Freude am Gelingen, bin der Ansicht, dass viele dies nicht so schön formulieren können wie ich (sagen Sie bitte weiterhin nichts!) und bin der Überzeugung, dass es wichtig ist, dass Menschen diese Zusammenhänge begreifen. Und schon macht das Schreiben dieses Artikels Spaß! Ich mache das ganz freiwillig! In meiner Freizeit! <br />
Aber geben Sie das einmal einem Schüler oder Studenten als Hausaufgabe auf! Er wird sich plagen, alles auf den letzten Drücker aufschieben - und alle Inhalte nach spätestens sechs Wochen wieder vergessen haben.<br />
<br />
<br /></div>
<div>
<h2>
4. Moral = Impulshemmungssytem + Risikowahrnehmung</h2>
</div>
<div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Friedrich Schiller)</span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span><o:p></o:p>
<br />
<br /></div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjM3ejikgfC3cFloKApyfvXWSOybWcUac152SJAGEH13pNe67XwkZUAavkMvYp_tJ6O3uPQ9PDHBebxQmlJuZp6iycfwvvWeuKAG5l33nEl1bNzVBgAsChv_gxCdhjdVaDLknpV46ATvys/s1600/Phineas_Gage_GageMillerPhoto2010-02-17_Unretouched_Color_Cropped.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjM3ejikgfC3cFloKApyfvXWSOybWcUac152SJAGEH13pNe67XwkZUAavkMvYp_tJ6O3uPQ9PDHBebxQmlJuZp6iycfwvvWeuKAG5l33nEl1bNzVBgAsChv_gxCdhjdVaDLknpV46ATvys/s640/Phineas_Gage_GageMillerPhoto2010-02-17_Unretouched_Color_Cropped.jpg" width="376" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Phineas P. Gage (1823 - 1860) mit der Eisenstange, die seinen Schädel durchschlug. <br />
Quelle: Author of underlying work unknown. File:PhineasPGage.jpg, Gemeinfrei, $3</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h3>
Wenn einem eine zwei Meter lange Eisenstange ein Stück Gehirn raushaut</h3>
<br />
Die so genannte "Moral" steckt im orbitofrontalen Cortex - dem Bereich des Gehirns direkt in der Mitte oberhalb der Augenhöhlen. Das wissen wir dank Phineas P. Gage. 1848 hatte der Eisenbahnvorarbeiter einen gruseligen Unfall. Bei einer Explosion durchschlug eine zwei Meter lange Eisenstange seinen Schädel - sie trat im Bereich der Wange unterhalb des Jochbeins in den Schädel ein, zertrümmerte sein linkes Auge und trat in der vorderen Mitte seines Hirnschädels wieder aus. Dabei nahm sie einen Teil seines orbitofrontalen Cortex' für immer mit sich. Aus dem freundlichen und verantwortungsbewussten jungen Mann wurde fortan ein fluchender und rücksichtsloser Zeitgenosse. Seit Phineas P. Gage und seiner tragischen Hirnverletzung wissen wir, für welche Aufgaben dieser Teil des Gehirns zuständig ist:<br />
<ul>
<li>Erkennen emotionaler Ausdrücke und Sinngehalte im Verhalten anderer </li>
<li>Impulskontrolle (durch Hemmung anderer limbischer Zentren, insbesondere der Amygdala und des Hypothalamus)</li>
<li>Lernen und Steuerung sozial angemessenen Verhaltens</li>
<li>Risikoabschätzung von Konsequenzen bspw. unangemessenen Verhaltens</li>
</ul>
<h3>
</h3>
<h3>
</h3>
<h3>
<br /></h3>
<h3>
Was guckst du!?!</h3>
<br />
Psychopathen haben oft Schwierigkeiten, mimische Signale richtig zu deuten. Beispielweise können sie einen ängstlichen Gesichtsausdruck durchaus fälschlich als aggressiv interpretieren. Verletzungen im Bereich der orbitofrontalen Cortex, z. B. durch einen Schlaganfall, können sogar aus einer Mutter Theresa über Nacht ein rücksichtsloses Monster machen.<br />
<br />
Kurz: Dieser Bereich des Gehirns sagt uns, ob unser Handeln sozial verträglich ist oder nicht, und er entscheidet mit Hilfe der Hormone Dopamin, Serotonin 2A und Noradrenalin darüber, wie sehr man von unmittelbar auftauchenden Motiven (einem leckeren Getränk, Essen oder einem plötzlich auftauchenden attraktiven Gegenüber) zu einer Handlung getrieben wird. Die Impulsbeherrschung und Selbstkontrolle werden von den Stoffen Glutamat und GABA (Gammaaminobuttersäure) beeinflusst, für die Steuerung des Risikoverhaltens sind vor allem Dopamin und endogene Opiate verantwortlich.<br />
Bei schweren Alkoholikern ist der Glutamat-Stoffwechsel gestört, daher fallen diese oft als ungehemmt und unbeherrscht auf.<br />
<br />
Der "böse" Captain Kirk im anfangs geschilderten Beispiel leidet unter dem Problem, dass er weder erkennen kann, welche Gefühle seine Gegenüber gerade bewegen, noch abschätzen kann, welches Risiko seine Entscheidungen mit sich bringen. Eine Impulskontrolle fehlt ihm, daher besorgt er sich spontan Brandy, weil er gerade Lust darauf hat, daher fällt er über Yeoman Janice Rand her, weil es ihn gerade nach sexueller Betätigung gelüstet (und Alkohol die Risikowahrnehmung noch weiter herabsetzt), daher versteht er nicht, dass sein ganzes Verhalten sozial unangemessen ist. Sein Angstzentrum wiederum wird vom orbitofrontalen Cortex auch nicht gehemmt, daher bricht er schnell zusammen, als man es schafft, ihm einmal richtig Angst zu machen. Dem "guten" Captain Kirk gelingt dies dadurch, dass er ihm - frei von jeder Angst, obwohl sein Gegenüber ihn mit einem Phaser bedroht - einfach das Folgende sagt: "Wenn du MICH tötest, - dann sterben WIR BEIDE!"<br />
<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
<h2>
Ich denke, also bin ich</h2>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Das Unbewusste ist viel moralischer, als das
Bewusste wahrhaben will."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Sigmund Freud)</span><br />
<span style="font-size: x-small;"><br /></span>
<span style="font-size: x-small;">"Ich denke, also bin ich."<br />(René Descartes)</span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span>
<br />
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjHMJva3LRzO1u31TeLHIys6wY4oiy5i5PvfRm2nmu-t5loBFKjRCgi2J3mqSYOmvFRkZyQfIBgdcX8666D80OU5RZIpwz-lJ8LxE23mR8EnUsWLJazYd-YQttbmGmqzxbeg47XZqwRdg/s1600/1280px-Flammarion.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="332" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjHMJva3LRzO1u31TeLHIys6wY4oiy5i5PvfRm2nmu-t5loBFKjRCgi2J3mqSYOmvFRkZyQfIBgdcX8666D80OU5RZIpwz-lJ8LxE23mR8EnUsWLJazYd-YQttbmGmqzxbeg47XZqwRdg/s400/1280px-Flammarion.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">By Anonymous - Camille Flammarion, L'Atmosphere: Météorologie Populaire (Paris, 1888), pp. 163, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=318054</td></tr>
</tbody></table>
<br /></div>
<h3>
Den Zipfel des Universums für eine Sekunde zu fassen kriegen</h3>
<br />
Vielleicht kennen auch Sie diese Momente. Man sitzt irgendwo ohne größere Ablenkung herum und denkt plötzlich: Wieso sehe ich die Umwelt gerade so, wie ich sie sehe? Warum bin ich ich - und in MIR drin und nicht in jemand anderem? Für einen Augenblick bleibt dann die Welt stehen und man hat ein ähnliches Gefühl wie bei einem Déjà-vu. Es ist, als habe man einen Zipfel des Universums zu fassen gekriegt, und den Vorhang ein wenig angehoben. Aber der Moment ist flüchtig, und schon kurz darauf geht man wieder seinen alltäglichen Beschäftigungen nach und vergisst das Ganze. Es íst, als habe ein Schöpfer einem eine innere Sperre gesetzt, damit man dem Geheimnis seines Bewusstseins nicht auf die Spur kommt.<br />
<br />
Wie viele Menschen vor uns mögen diesen Moment der Selbsterkenntnis schon gehabt haben? Und alle sind sie gestorben, und von ihrem Gehirn blieb nichts weiter übrig als die Materie und die Energie, die sich im Universum neu verteilt hat. Erinnern Sie sich an die Zeit vor Ihrer Geburt? Nein? Das können Sie auch gar nicht. Und doch waren da bereits die Materie und die Energie da, aus denen sich nach Ihrer Zeugung Ihr Körper und Ihr Geist zusammengesetzt haben. Und so wird es auch nach Ihrem Tod sein - Sie werden vergehen, aber das, woraus Sie jetzt gerade bestehen, - das wird sich neu zusammensetzen. Vielleicht setzen Sie sich als Stein zusammen, vielleicht aber auch als hübscher Schmetterling oder als majestätischer Steinadler.<br />
<br />
Oder gar als Raumschiff-Captain.<br />
<br />
Wer weiß das schon?<br />
<br />
<br />
<br /></div>
_________________________________________________________<br />
<br />
<b>Weblinks</b><br />
<br />
Gerhard Roth: Wie das Gehirn die Seele formt<br />
<a href="https://www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen-1/wie-das-gehirn-die-seele-formt-6091/" target="_blank">https://www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen-1/wie-das-gehirn-die-seele-formt-6091/</a><br />
<br />
Limbisches System<br />
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_System" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_System</a><br />
<br />
Oxytozin - mehr als nur ein Kuschelhormon<br />
<a href="http://www.spektrum.de/news/oxytozin-mehr-als-nur-ein-kuschelhormon/1357235" target="_blank">http://www.spektrum.de/news/oxytozin-mehr-als-nur-ein-kuschelhormon/1357235</a><br />
<br />
<br />
<br /></div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-21968658842643825572016-02-14T00:00:00.000+01:002017-02-14T15:26:43.570+01:0030 Jahre Führerschein<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Eines der besten Mittel gegen das Altwerden ist das
Dösen am Steuer eines fahrenden Autos."</span></div>
<div class="MsoPlainText">
<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Juan Manuel Fangio)</span><o:p></o:p></div>
<br />
Heute vor 30 Jahren bestand ich endlich meine Führerscheinprüfung. Am Valentinstag 1986 entstieg ich überglücklich dem Fahrschulauto, denn dies war bereits mein zweiter Anlauf gewesen. Beim ersten Versuch hatte ich beim Linksabbiegen einer von rechts kommenden Frau galant die Vorfahrt gewährt, was der Prüfer, ein Herr Rübenhagen, allerdings als fehlende Kenntnis von Vorfahrtsregeln deutete und daraufhin die Prüfung abbrach. Auch schien ihm meine sture "Tempo-49"-Fahrweise auf die Nerven gegangen zu sein, über die er einen abfälligen Kommentar machte.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
Zwei Wochen später hatte ich die erneute Chance, den begehrten "Lappen" zu erhalten - beim gleichen Prüfer. Ich hatte ein ziemlich mieses Gefühl und ließ allen anderen an diesem Tag erst einmal den Vortritt. Alle (!) fielen durch. Dann kam ich dran.<br />
<br />
Ich fuhr zügig, was dem Prüfer zu gefallen schien, schaffte es sogar, bei Schnee und Eis den Wagen rückwärts einzuparken, und würgte den Motor nur einmal ab, weil mein Knie vor Aufregung zitterte. Diesmal gewährte ich niemandem unnötig die Vorfahrt, einem Golf nahm ich sie sogar beinahe - beide Augenbrauen des Fahrlehrers rauschten in die Höhe. Herrn Rübenhagen hingegen schien meine neue, offensivere Fahrweise zu gefallen. Vom Rücksitz ertönte es jedenfalls wohlwollend: "Endlich zeigen Sie mal, was Sie können!"<br />
<br />
Damals gab es noch keine Probezeit, und als ich den begehrten Schein endlich in der Hand hielt, wusste ich: Damit konnte ich jetzt (sofern ich keinen wirklich großen Mist bauen würde) bis ans Lebensende Auto fahren.<br />
<br />
Auch meine gleichaltrigen Freunde aus Wermelskirchen und Rheinberg bestanden damals ihre Führerscheinprüfungen. Hier einige Fotos solcher Jugendfreunde:<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6bwF6bYw6gEpBoqJOe280_s-uXuia35714sFCt6orCyYIXc4kzA-n9Ww1BKc4WkSE_X12uKebhS0nHqnGFClQM03thlbxLRJtXZZJ1FV4XpHVxbibnq8rZd4MaVnQs0B1TYjf0on70eA/s1600/IMG_20150809_171518.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6bwF6bYw6gEpBoqJOe280_s-uXuia35714sFCt6orCyYIXc4kzA-n9Ww1BKc4WkSE_X12uKebhS0nHqnGFClQM03thlbxLRJtXZZJ1FV4XpHVxbibnq8rZd4MaVnQs0B1TYjf0on70eA/s200/IMG_20150809_171518.jpg" width="150" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mein Jugendfreund Michael starb 1986 bei einem Motorradunfall.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgD-11BAywQSxqs8lIjGl0OSC2OEwWhH7e7KebVUE084kt7YUzzUtBoQFcrwPsunwJd8ESw71I_DZhKqCCxjXmc0VbnTk7xba2yHJduSPTkHn1V0uXSWlrvZRleFmy1vVPKHnnCTwcdFOU/s1600/IMG_20150809_171628.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgD-11BAywQSxqs8lIjGl0OSC2OEwWhH7e7KebVUE084kt7YUzzUtBoQFcrwPsunwJd8ESw71I_DZhKqCCxjXmc0VbnTk7xba2yHJduSPTkHn1V0uXSWlrvZRleFmy1vVPKHnnCTwcdFOU/s200/IMG_20150809_171628.jpg" width="150" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kindergartenfreund Volker starb zur gleichen Zeit als Beifahrer eines Autos.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj0kSsXyysdMO7dRBXxrKpzJFKtut9lEcHJk5xMWeS4d22PYIybTdJqFoUwIbanrOaVOs3h25eIyoMOyMFWrKMLBw4qrp3slcuSebv8AcUnWEE-IyQz3UH832-b6NEXWqn4DofQSxtR81A/s1600/IMG_20150809_171901.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj0kSsXyysdMO7dRBXxrKpzJFKtut9lEcHJk5xMWeS4d22PYIybTdJqFoUwIbanrOaVOs3h25eIyoMOyMFWrKMLBw4qrp3slcuSebv8AcUnWEE-IyQz3UH832-b6NEXWqn4DofQSxtR81A/s200/IMG_20150809_171901.jpg" width="150" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Grundschulfreund Thomas starb 1986 am Steuer seines Autos und nahm seine Freundin mit ins Grab.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Warum zeige ich hier Fotos von Gräbern? Weil genauso gut ICH da liegen könnte. Während meiner 30-jährigen Fahrpraxis bin ich immer wieder einmal in gefährliche Situationen geraten. Die gefährlichsten jedoch erlebte ich im ersten Jahr nach der Führerscheinprüfung. Und ich habe sie allesamt selbst verursacht.<br />
<br />
Niemand fährt schlimmer als 18-jährige Männer. Zu meinem besten Freund fuhr - bzw. flog - ich regelmäßig über eine Kurvenstrecke, die ich in- und auswendig zu kennen meinte, beinahe auf zwei Rädern, so schwungvoll legte ich mich in die Kurven. Die Strecke wird hier aufgrund des im Herbst dort liegenden Laubes auch "die grüne Hölle" genannt. Man rutscht leicht weg. Einmal brach mein VW Polo in einer Rechtskurve plötzlich nach links aus, so dass ich auf die Gegenspur herüberrutschte, ausgerechnet in dem Augenblick, als mir ein Müllwagen der Stadtreinigung entgegen kam. Nur um Haaresbreite entging ich einem tödlichen Crash.<br />
<br />
Unweit dieser Stelle meinte ich einmal einen etwas langsameren Verkehrsteilnehmer überholen zu müssen, was sich dann aber unerwartet in die Länge zog, bis mir in einer Kurve plötzlich ein Wagen entgegen kam. Eine Vollbremsung und blitzschnelles Wiedereinscheren retteten mir und meinem Gegenüber gerade noch so das Leben.<br />
<br />
Natürlich kann man auch schuldlos sterben, ich erinnere mich an mir entgegen hüpfende Radkappen auf der Autobahn, auf Abfahrten frontal entgegenkommende Geisterfahrer-LKWs, an unmittelbar vor mir mit der Mittelleitplanke kollidierende Rentner-Autos und während der Fahrt einschlafende Mitfahrzentralen-Fahrer.<br />
<br />
Was man in 30 Jahren am oder neben dem Steuer eines Autos halt so erlebt.<br />
<br />
Jedes Jahr gibt es in Nordrhein-Westfalen über 500 Unfalltote (Quelle: Polizei). Das bedeutet, dass jede Woche in diesem Bundesland 10 Menschen auf den Straßen sterben. Hinzu kommen über 12.000 Schwerverletzte bei über 75.000 Verunglückten insgesamt. Wohlgemerkt, allein in diesem Bundesland.<br />
<br />
Ich fahre heute seit 30 Jahren Auto - und zwar unfallfrei. Ich hatte Glück. Anders als Michael, Volker und Thomas. Ich bin mir dessen bewusst, jeden Tag aufs Neue.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhx6dyGV3lA2II6GiFbz_FY_J9gSptnZIhi-waxxJMW-4FQ1PnrOpf3sk1_px8PtNt7X-tAWVQLKAZH606teZICCO96ooWF8RC6n3MzDIPFqULDeqHhZH8lvQoEdxjo7uOMMeEzcUp2IQ0/s1600/F%25C3%25BChrerschein_1986.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="140" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhx6dyGV3lA2II6GiFbz_FY_J9gSptnZIhi-waxxJMW-4FQ1PnrOpf3sk1_px8PtNt7X-tAWVQLKAZH606teZICCO96ooWF8RC6n3MzDIPFqULDeqHhZH8lvQoEdxjo7uOMMeEzcUp2IQ0/s1600/F%25C3%25BChrerschein_1986.jpg" width="200" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der begehrte "Lappen".<br />
Ähnlichkeiten mit der Person auf dem Foto sind allenfalls zufälliger Natur.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-76262770454590791822016-01-27T17:10:00.002+01:002020-11-28T21:03:50.557+01:00Yolocaust<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt."<br />(Mahatma Gandhi)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;"><br /></span></div>
<div class="MsoPlainText">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Geschichte ist der beste Lehrer mit den
unaufmerksamsten Schülern."<br />(Indira Gandhi)</span><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<b>Heute ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Was einst einmal freudig als "<a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/03/wer-hat-den-schoneren-bart-schinka-und.html" target="_blank">Kaisers Geburtstag</a>" gefeiert wurde, dient nun dem Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Doch Deutschlands zentrale Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas ist längst zur kosmopolitischen Fun-Location einer spaßorientierten und geschichtsvergessenen Welt-Jugend mutiert.</b><br />
<br />
Über Silvester war ich wieder einmal in meiner zweiten Heimat Berlin. Während meine Tochter in einem Kino am Potsdamer Platz einen Film schaute, spazierte ich hinüber zum Brandenburger Tor, vorbei an zwei bemerkenswerten Orten deutscher Geschichte.<br />
<br />
Da ist zunächst einmal der Ort, an dem sich am 30. April 1945 <a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/hitler-und-kein-ende.html" target="_blank">Adolf Hitler</a> erschoss. Eine Informationstafel am Ende der Straße "In den Ministergärten" informiert darüber, wie sich der entrückte "Führer" des Dritten Reichs in seinem Bunker acht Meter unter der Erde final aus dem Verkehr zog und von seinen Schergen auf der anderen Bordsteinseite des heute dort befindlichen Parkplatzes mit Benzin übergießen und verbrennen ließ, um nicht von den siegreichen Russen "in einem Panoptikum ausgestellt zu werden".<br />
<br />
Wir schrieben <a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/hitler-und-kein-ende.html" target="_blank">an anderer Stelle</a> darüber, wo Hitlers sterbliche Überreste dann noch so endeten.<br />
<br />
An der Gedenktafel kam ich mit einer Gruppe junger Italienerinnen und Italiener ins Gespräch, die offenbar gehofft hatten, hier noch ein paar originale Nazi-Bauten vorzufinden und enttäuscht auf die DDR-Plattenbauten der späten 80er-Jahre starrten. Ich verwies sie zum Flughafen Tempelhof und zum heutigen Finanzministerium, und sie zogen zufrieden weiter.<br />
<br />
Während ich noch über das für mich leicht befremdliche Architektur-Interesse dieser jungen Leute nachsann, durchquerte ich das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas - einen riesigen Haufen grauer monolithischer Steinblöcke.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0y0tyW2k3NLg8DUbDX7MHtGyX4A9xFhe4fqo4uM-D7YrHsAWju32DChCAgkOi05FIjPBOWYdXoa7JYMV36C3Yl6fibba_wpMfQjGtuMCBbTplKsPoePJHNWbrnbueCV4OE7GjqcOkt3o/s1600/IMG_20160101_175446.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0y0tyW2k3NLg8DUbDX7MHtGyX4A9xFhe4fqo4uM-D7YrHsAWju32DChCAgkOi05FIjPBOWYdXoa7JYMV36C3Yl6fibba_wpMfQjGtuMCBbTplKsPoePJHNWbrnbueCV4OE7GjqcOkt3o/s640/IMG_20160101_175446.jpg" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Junge Leute auf dem Mahnmal für die ermordeten Juden Europas.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Während man durch die Stelenreihen schreitet, zumal im Dunklen, bekommt man ein eigenartiges Gefühl. An den Seiten der Steinquader rinnt kondensiertes Wasser herab, und man meint, dass diese Stelen tatsächlich weinten, voller Trauer für das, was sie hier symbolisieren sollen: den schlimmsten Völkermord der Menschheitsgeschichte.<br />
<br />
Nachdem man seit 1933 im Deutschen Reich die jüdischen Mitbürger systematisch entrechtet und ausgegrenzt hatte, wurden sie nach und nach ihrer letzten verbliebenen Menschenwürde beraubt, drangsaliert, misshandelt, verschleppt, gefoltert und am Ende fabrikmäßig ermordet. Auch vor Babys und Kleinkindern machte die Mordmaschine der Deutschen und ihrer Gehilfen nicht halt, vor Frauen und Greisen natürlich auch nicht. Ihr Eigentum wurde beschlagnahmt, herausgebrochene Goldzähne wurden eingeschmolzen, geschorenes Frauenhaar wurde in Kriegsgütern als Dämm-Material "recycelt". Das Grau der heutigen Stelen erinnert uns an die Asche der ermordeten Juden.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
"Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht
eng", schrieb einst der Dichter Paul Celan über den Massenmord aus Sicht der Opfer. Und weiter:<br />
<br />
"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist
blau</div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div class="MsoPlainText">
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau."</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
All dies geht mir so durch dem Kopf, während ich das Mahnmal abschreite.<br />
<br />
Aber nicht jedem geht es hier so wie mir. Um mich herum rennen lachende junge Menschen hintereinander her, hüpfen vollbärtige 25-jährige Hipster musikhörend von einer Stele zur nächsten, machen Pärchen lachend "Gefällt-mir"-heischende Selfies von sich, - und hier und da klingt das Platzhirschgebrüll junger pubertierender Schüler herüber, die sich irgendetwas Vulgäres zukrakeelen.<br />
<br />
Ich muss an eine Szene denken, die sich während meines Studiums im Berlin während der 90er zugetragen hatte.<br />
<br />
Damals jobbte ich einmal an Wochenenden als Wachmann und verbrachte eine Mittagspause aus Interesse in der NS-Gedenkstätte Plötzensee. Dort kann man die Hinrichtungskammern der deutschen Rebellen gegen Adolf Hitler besichtigen, die dort vor einer Kamera an Fleischerhaken langsam an Metallschnüren aufgehängt wurden und so qualvoll erstickten. Hitler soll sich das Ganze später als Film angesehen haben.<br />
Auch dort traf ich auf eine Gruppe kichernder und herumalbernder Jugendlicher, die offenbar von einer wohlmeinenden Geschichtslehrkraft gegen ihren Willen dorthin verschleppt worden waren. Meine Körpergröße von fast zwei Metern und die blaue Wachmann-Uniform brachten sie kurzzeitig zum Schweigen, im Nebenraum ging das Gekicher dann fröhlich weiter.<br />
<br />
Was ist denn so schwer daran, den Ernst der historischen Geschehnisse zu begreifen? Hat all dies keinen Bezug mehr zum aktuellen Dasein? Ist es einfach zu lange her, dass es noch dramatisch wirkt?<br />
<br />
Muss es das?<br />
<br />
Ich verließ das Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor und sah noch einmal zurück. Dort standen sie auf den Stelen: junge Menschen, die das Europa von morgen sein werden. Der lachende Pole mit iPhone, die blonde Schwedin mit rotem Schal. Irgendwo hinter ihnen hatte sich einst Hitler erschossen. Und irgendwo aus dem tiefen Brunnen der Vergangenheit klingt es noch immer zu mir herauf:<br />
<br />
dein goldenes Haar Margarete<br />
dein aschenes Haar Sulamith.<br />
<br />
<br />
<br />
_________________________<br />
<br />
Weblink: Ein Hipster-Model posiert im Holocaust-Mahnmal: <a href="https://www.instagram.com/p/BL0eNqcj46s/" target="_blank">https://www.instagram.com/p/BL0eNqcj46s/</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-15363474462161807642015-06-09T19:17:00.001+02:002015-12-01T22:53:07.767+01:00Alt und Jung<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="text-align: start;"><span style="font-size: x-small;">"Die jungen Menschen von heute sollten gelegentlich daran denken, dass sie die alten Herrschaften von morgen sein werden." (Evelyn Waugh)</span></span><o:p></o:p><br />
<span style="text-align: start;"><span style="font-size: x-small;"><br /></span></span>
<br />
<div style="text-align: left;">
<b>Kaum haben wir darüber nachgedacht, wie kurz das Leben ist und wie wichtig uns daher bedeutsame Augenblicke erscheinen, als wir auf diversen Musik-Konzerten daran erinnert wurden, dass unsere Gesellschaft Menschen in Jung und Alt unterteilt. Dabei handelt es sich eigentlich gar nicht um verschiedene Gruppen.</b></div>
<div style="text-align: left;">
<b><br /></b></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXA9c6L-rt2y0Lgn6ILATqiTBMD87fFdbjbof_emaXXfgcXDyWNNt5gxRjBM6828Hu7TKgaV05R-8S7AArRALY_ULECG4cnOI6nS4HQYQJag2TKEBVzoIVdS7uAGzECTDbQbDkuArB-zQ/s1600/Untitled-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXA9c6L-rt2y0Lgn6ILATqiTBMD87fFdbjbof_emaXXfgcXDyWNNt5gxRjBM6828Hu7TKgaV05R-8S7AArRALY_ULECG4cnOI6nS4HQYQJag2TKEBVzoIVdS7uAGzECTDbQbDkuArB-zQ/s400/Untitled-1.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Jungbrunnen, 1546 gemalt von Lucas Cranach dem Älteren (seit 1553 tot)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: left;">
<b><br /></b></div>
<div style="text-align: left;">
<b><br /></b></div>
</div>
<h2>
Jung trifft Alt</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin,
dass man nicht mehr dazugehört."<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Salvador Dali)<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
1987 zog ich als fast 20-jähriger Student nach Berlin (West). Um der anfänglichen Einsamkeit zu entrinnen, stürzte ich mich ins wilde Leben. Des Öfteren sah man mich mit 80er-Walkman (der mit den Cassetten, wohlgemerkt) den Kurfürstendamm entlang schlendern, und ein, zweimal kehrte ich sogar in eine dortige Diskothek namens "Big Eden" ein, die einem alternden Playboy namens <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Eden" target="_blank">Rolf Eden</a> gehörte, der mit Beziehungen zu blutjungen Damen rumprotzte (in Edens Testament soll es eine Verfügung geben, wonach eine Frau 300.000 Euro aus seinem Vermögen erbt, sofern er beim Geschlechtsverkehr mit ihr stirbt).</div>
<div class="MsoPlainText">
Ich guckte dort, während die Stimme von Rick Astley "Never gonna give you up" trällerte, ein paar Fußballspiele auf einem großen Fernseher in einer Ecke. Um mich herum tanzten gleichaltrige junge Menschen und auch der eine oder andere alte Sack auf der Suche nach einem jungen Hüpfer. Mir waren diese alten Männer suspekt und ich fand sie reichlich peinlich. Die waren alt - was sollte das? Ich konzentrierte mich aufs Spiel und trank noch ein Bier. Gelegentlich linste ich natürlich auch mal zu den attraktiven Mädchen herüber.</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
In Berlin-Reinickendorf, wo ich wohnte, hatte
ich einen 86-jährigen Nachbarn namens Alfried Schmalofsky. Herr Schmalofsky
wohnte direkt unter mir im zweiten Stock. Er hatte weißes, streng nach hinten
gescheiteltes Haar, eine Hakennase, einen kleinen Spitzbauch und stechend blaue
Augen. Gebürtig stammte er aus einem östlichen Teil Brandenburgs, der heute
zu Polen gehört. Da wir beide Bewohner eines unmodernen Berliner Altbaus waren,
in dem statt einer Zentralheizung noch mit Kachelöfen geheizt wurde, mussten
wir regelmäßig Kohlebriketts herauf- und volle Ascheeimer herunterschleppen,
was mir mit meinen 20 Jahren noch einigermaßen leicht fiel, aber auch Herr
Schmalofsky schaffte dies noch mühelos und hielt sich dadurch anscheinend
körperlich fit, jedenfalls war er noch ausgesprochen rüstig. Auch geistig
war er vollkommen auf der Höhe. Erst ein schwerer Auffahrunfall beförderte ihn dann einige Jahre später leider doch ins Grab.<o:p></o:p></div>
<br />
<div class="MsoPlainText">
Herr Schmalofsky hatte regelmäßig Besuch, und oft konnte
ich nicht einschlafen, weil unter mir laute Wiener-Walzer-Klänge und erregte
Stimmen ertönten. Dennoch mochten wir uns, und ich schätzte ihn zeit seines verbleibenden Lebens sehr.<o:p></o:p></div>
<br />
Einmal lud mich Herr Schmalofsky zu sich ein, schenkte reichlich Bier und Schnaps aus (womit er nach eigenem Bekunden seinen Körper "gesund" hielt) und sagte: <i>"Wissen Sie, Herr Schinka, warum ich Sie eingeladen habe? Ich hatte früher immer einen Grundsatz: Bis zum 50. Geburtstag umgib dich mit Älteren, von denen kannst du Dinge lernen, die dich voranbringen. Aber ab 50 - umgib dich mit Menschen, die jünger sind als du selbst, damit du geistig jung bleibst und nicht den Anschluss verlierst!"</i><br />
<br />
Recht hatte er. Und ich halte es seitdem ähnlich, auch wenn der Abend bei Herrn Schmalofsky (<i>"Hier, Herr Schinka, noch etwas ostpreußischer Bärenfang!"</i>) mit einem gigantischen Kater endete, jedenfalls für mich - Herrn Schmalofsky hingegen, dem ich am nächsten Tag im Treppenhaus begegnete, ging es blendend.<br />
<br />
<br />
<h2>
Alt trifft Jung</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<div class="MsoPlainText" style="text-align: start;">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Man wird alt, wenn die Leute anfangen zu sagen, dass man jung aussieht."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Karl Dall)</span></div>
</div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: start;">
<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: start;">
</div>
<br /></div>
Was sich seit dem Beisammensein mit Herrn Schmalofsky geändert hat - ich bin jetzt alt, jedenfalls bekam ich das in letzter Zeit öfter zu hören. Mit meinen 47 Jahren zähle ich jetzt anscheinend auch offiziell zum alten Eisen.<br />
<br />
Als bei mir um die Ecke kürzlich eine Open-Air-Houseparty stattfand und ich zu den Klängen basswummernder Electro-Musik ein wenig rhythmisch mittanzen zu müssen glaubte, dauerte es keine fünf Minuten, bis ich von meiner 18-jährigen Tochter aus der Nachbarstadt eine wütende WhatsApp-Nachricht bekam, in der es sinngemäß hieß, ich sei ein peinlicher alter Sack und die "Housepark"-Veranstaltung sei eine Party für Jugendliche, auf der ich nicht das Geringste verloren hätte. Eine Freundin der Tochter - und bis vor kurzem meine Schülerin - hatte gepetzt: Einer der Nachteile, wenn man Berufsschullehrer in der kleinsten kreisfreien Großstadt Nordrhein-Westfalens ist. Man ist nirgendwo unbeobachtet - und die unangenehm berührten Kinder sind nur einen Klick entfernt. Offenbar hatte der französische Schauspieler Jean Gabin nicht ganz unrecht, als er sagte, beim Leben sei es wie im Film: "Man beginnt als jugendlicher Liebhaber, dann wird man Charakterdarsteller - und endet als komischer Alter."<br />
<br />
Bedröppelt zog ich heim. Der Rat von Herrn Schmalofsky, den Kontakt zur Jugend zu halten, um nicht den Anschluss ans Leben zu verlieren, hatte ein schnelles Ende erfahren.<br />
Aber mal abgesehen davon, dass ich mich nun also bald beerdigen lassen muss - gibt es denn für mich als "alten" Menschen überhaupt etwas, dass ich noch von jungen Menschen lernen könnte?<br />
<br />
Und da gibt es in der Tat so vieles.<br />
<br />
<ul>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, wie erfrischend ein Lachkrampf mitten im Unterricht sein kann - zumindest, wenn man noch ein Schüler ist.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass Courage nichts mit Alter oder Bildungsgrad zu tun hat - oft sind junge Menschen viel mutiger als ältere.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass große Talente in Schulen von Lehrern oft übersehen werden und doch immer wieder vorhanden sind - und oft erst auf Abschlussfeiern von uns Älteren erstaunt zur Kenntnis genommen werden.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass das Erlernen einer oder mehrerer Sprachen für viele junge Menschen in unserem Land Alltag ist, während ich seit etwa 20 Jahren vergeblich versuche, mir Französisch beizubringen.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass manche 19-jährige Schülerin schon weiser ist als manch 47-jähriger Lehrer.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass man trotz Herkunft aus einem völlig kaputten sozialen Umfeld ein sehr netter und hilfsbereiter Mensch werden kann, der das Herz am rechten Fleck trägt.</li>
<li>Ich habe von meinen Schülern gelernt, dass die Jugend sich ihre Neugier bewahrt hat. Und das gibt mir Hoffnung, dass die Menschheit auch weiterhin die richtigen Fragen stellen wird - nach der Herkunft des Lebens, nach seinem Sinn und nach seiner Zukunft!</li>
</ul>
<br />
Die jungen Leute von heute sind die alten Menschen von morgen - sie wissen es nur noch nicht. Und die alten Menschen von heute - das sind die wilden Jungs und Mädchen von letztens.<br />
<br />
Das Leben ist kurz - ab und zu sollte man sich das klar machen. Und milde auf Menschen anderen Alters schauen und dran denken: Auch die wollen Freude am Leben haben - und es ist ihr gutes Recht!<br />
<br />
PS.: Letzten Sonntag trat bei mir um die Ecke eine Beatles-Cover-Band auf, Eintritt frei. Ich fand mich dort wieder unter nahezu ausschließlich 65-Jährigen und fühlte mich - jung! Die Musik war großartig, auch wenn ich Lieder der Beatles lange nicht mehr gehört hatte. "Die sind doch was für alte Leute", hatte ich viel zu lange gedacht. Dabei stimmt das gar nicht! Die Beatles sind toll - und sie sangen schon damals, als sie selbst noch kecke Jungs waren:<br />
<br />
<div class="MsoPlainText" style="text-align: center;">
<i>"Will you still need me, will you still feed me<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: center;">
<i>When I'm sixty-four?"</i><o:p></o:p></div>
<br />
<br />
<br />
In diesem Sinne: Bleiben Sie jung! Das Leben ist kurz.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
<div class="MsoPlainText">
<br />
<b><br /></b>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/TrVTH5R-INw/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/TrVTH5R-INw?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-size: x-small;">"Life is short" - weiß auch dieses etwas drastische angelsächsische Werbevideo</span>.</div>
<br /></div>
</div>
______________________________<br />
<br />
Weblinks:<br />
<br />
Gene für längeres, gesünderes Leben gefunden<br />
<a href="https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2015/12/gene-fuer-gesundes-altern.html" target="_blank">https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2015/12/gene-fuer-gesundes-altern.html</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-827332710389411942015-05-31T14:19:00.000+02:002019-08-18T12:05:52.131+02:00Selfies<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<div>
<span style="text-align: left;"><span style="font-size: x-small;">"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar!"</span></span><br />
<span style="text-align: left;"><span style="font-size: x-small;">(Paul Klee)</span></span></div>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnLKVGFrwO1Tv69QFJV3eu9XKTbzbZoERpJjcGjqil_Si7iT23F47QRP3_7gHW_FBMTkuAQmALuHgPd3NQrDvSkbrwSUUoLYPINUokddDB27PklA1dFAy7sn8oqahfDqOYLlBGhxBSysQ/s1600/IMG_20150523_130236.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnLKVGFrwO1Tv69QFJV3eu9XKTbzbZoERpJjcGjqil_Si7iT23F47QRP3_7gHW_FBMTkuAQmALuHgPd3NQrDvSkbrwSUUoLYPINUokddDB27PklA1dFAy7sn8oqahfDqOYLlBGhxBSysQ/s400/IMG_20150523_130236.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="font-size: 12.8000001907349px;">Portraits im Amsterdamer "Rijksmuseum"</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
<div>
<span style="font-size: x-small;">"Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen."</span></div>
<div>
<span style="font-size: x-small;">(Johann Wolfgang von Goethe)</span></div>
<div>
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: start;">
<div style="text-align: left;">
<b>Ich gehe leidenschaftlich gerne in Museen. Erst vor ein paar Tagen habe ich einem europäischen Museum von Weltrang einen Besuch abgestattet, um mir Bilder und Skulpturen längst vergangener Künstler anzuschauen. Und dann hatte ich eine Erkenntnis.</b></div>
</div>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
<div style="text-align: start;">
<div style="text-align: left;">
Der Bus fuhr morgens um sieben Uhr am Hauptbahnhof ab. Mit einer Busladung Jugendlicher fuhren wir in langen dreieinhalb Stunden für nur 35 Euro nach Amsterdam, Rückreise am Abend inbegriffen.<br />
Der überwiegende Teil der Fahrgäste schien es dort vor allem auf Coffee-Shops und frei verfügbare Rauschmittel abgesehen zu haben, ich hingegen wollte ins Museum. Kaum hatte ich den Bus verlassen, ging ich schnurstracks zu Fuß Richtung "Rijksmuseum", reihte mich in eine Schlange von Menschen ein, die im zugigen Durchgangstunnel des Museums schon begierig darauf warteten, endlich eingelassen zu werden.<br />
<br />
Nachdem ich 17,50 Euro Eintritt bezahlt hatte (natürlich erwischte ich die Praktikantin mit der chronischen Dyskalkulie an der Kasse und wartete geschlagene fünf Minuten, bis sie die Höhe meines Wechselgeldes errechnet hatte), durchschritt ich die weihevollen Hallen mit Werken von Rembrandt und van Gogh. Von letzterem hängt dort beispielsweise ein kleines Selbstportrait. Ein Ohr hat er sich angeblich abgeschnitten, aber zu Lebzeiten so gut wie keine Bilder verkauft - und doch ist er heute einer der wertvollsten Künstler der Welt. Direkt hinter dem Rijksmuseum befindet sich sogar ein eigenes Van-Gogh-Museum.<br />
<br />
<h2>
Rembrandt?</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für
mich behalten."</span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Pablo Picasso)</span><o:p></o:p></div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjA2DGDOzndn4Br2d5yNVYnnzibIybCHmQ5Zw7Z_8qEKIXjT-C9PKKZTl_-FBb0x2_98yp4keugbEVQ9gt93MKJTlcMKltkIzv2uCFeOxPsidQ2EV3WecrkCWaSK1_D9jIyxmqGRlpJBiU/s1600/IMG_20150523_122802.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjA2DGDOzndn4Br2d5yNVYnnzibIybCHmQ5Zw7Z_8qEKIXjT-C9PKKZTl_-FBb0x2_98yp4keugbEVQ9gt93MKJTlcMKltkIzv2uCFeOxPsidQ2EV3WecrkCWaSK1_D9jIyxmqGRlpJBiU/s400/IMG_20150523_122802.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Menschen, Rembrandts "Nachtwache" fotografierend (l.), bewachend (m.) und betrachtend (r.).</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Plötzlich geriet ich in einen Menschenauflauf vor einem riesigen Gemälde. Es war die berühmte "Nachtwache" von Rembrandt. Zwei Sicherheitskräfte bewachten es, zahllose Menschen fotografierten es wie wild, eine einzelne Frau stand aufmerksam davor und betrachtete es mit ihren Augen statt durch ein Smartphone. Ich selbst fotografierte die Menschen und die Frau. Die Security-Frau rechts neben dem Bild fixierte mich die ganze Zeit über, anscheinend verhielt ich mich irgendwie seltsam, weil ich nicht die "Nachtwache" fotografierte, sondern die Besucher.<br />
<br />
Ein Bild rechts neben ihr erregte eher zufällig meine Aufmerksamkeit, es ist ganz klein. Das Motiv ist das gleiche wie auf dem riesigen "Nachtwache"-Bild, es ist eine Kopie davon und wird einem Schüler Rembrandts zugeschrieben. Niemand fotografierte es, nicht einmal ich. Und doch ist darauf genau das gleiche zu sehen wie auf dem berühmten Original, das am Ende einer Halle aufgehängt ist, über der in riesigen lateinischen Lettern der Name "REMBRANDT" prangt, und man kann sogar unbehindert davor stehen und sich in Ruhe jedes Detail anschauen. Beziehungsweise man könnte.<br />
<br />
Offenbar sind alle Menschen der Meinung, nur an einem Original klebten noch irgendwelche mikroskopisch kleinen Reste von des Meisters Hand. Ein ähnliches Gefühl überläuft einen auch im Berliner Museum für deutsche Geschichte, wenn man vor <a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/hitler-und-kein-ende.html" target="_blank">Hitlers</a> Schreibtisch oder Globus steht. Da ist noch etwas Hitler dran! Und an einem Picasso-Bild ist noch ein wenig Picasso dran! Auch ist dies - und nur dies - der Grund, warum Menschen Millionen ausgeben, um ein bestimmtes Kunstwerk auf einer Auktion zu ersteigern. Weil es das Original ist. Mit einer Spur des berühmten Künstlers daran.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGX2ofji4KIkBjQp_OXtRTGa0kV2dKZypAEgWKMLlL3u_B-DZa55QRoBlGZF7wT8XltmiRpbZdh5cNNJa9JnxeK0shgKcVLyuT2UpERF5tNzSfYuzExzqRRWmbROdmPbAmzhimlhBThyphenhypheng/s1600/IMG_20150523_131634.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGX2ofji4KIkBjQp_OXtRTGa0kV2dKZypAEgWKMLlL3u_B-DZa55QRoBlGZF7wT8XltmiRpbZdh5cNNJa9JnxeK0shgKcVLyuT2UpERF5tNzSfYuzExzqRRWmbROdmPbAmzhimlhBThyphenhypheng/s400/IMG_20150523_131634.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Amsterdamer Rijksmuseum. Am Ende der Halle hängt Rembrandts "Nachtwache"</td></tr>
</tbody></table>
<br />
In einem Raum weiter vorne findet sich ein Selbstportrait Rembrandts, das ihn als Apostel Paulus zeigen soll (wozu ich nichts Gescheites sagen kann, da ich keine Ahnung habe, wie der Apostel Paulus ausgesehen hat. Eigentlich stelle ich mir da eher so einen Mann in einer Art Toga vor, Rembrandt trägt hier aber eher so etwas wie ein Handtuch um sein Haupthaar gewickelt). Auch dieses Bild erhält viel Aufmerksamkeit von Besuchern. Rembrandt ist übrigens sein Vorname, eigentlich heißt der Herr "van Rijn". Man fragt sich, warum alle Welt von "Rembrandt" spricht und nicht von "van Rijn", das ist ja irgendwie so, als würde man statt von Picasso nur von "Pablo" reden oder statt von "van Gogh" einfach nur von "Vincent". Egal.<br />
<br />
<h2>
Eingefangene Momente</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen." (Goethe)</span></div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjSP1KiqDjCNdRNZarF4kgFWm-GJQar-EkV7i_jLrLFJw1er-TtQMpxbi8OFcVvmJkxv0iishSAzdev2mMRwv1yuQUgg8QoWpdBfbrrCeFlllgpEb9jPvkHY84IxvBGp_mD6chMCwkhy5c/s1600/IMG_20150523_131842.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjSP1KiqDjCNdRNZarF4kgFWm-GJQar-EkV7i_jLrLFJw1er-TtQMpxbi8OFcVvmJkxv0iishSAzdev2mMRwv1yuQUgg8QoWpdBfbrrCeFlllgpEb9jPvkHY84IxvBGp_mD6chMCwkhy5c/s400/IMG_20150523_131842.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Rembrandt van Rijn, Selbstportrait als Apostel Paulus (um 1661).</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br /></div>
</div>
<div style="text-align: start;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaT2j0XN7gjZiCS-Ij-SriViGxSCL1GzZL_G0lwkjyldt5AQJFl1Z7vHCbLFMqq_QpxGzj8pc62-kvmRTnT6xeLLcXQTyum3v0-y8Kxh6NhbNxOOTLCCmhuc1IxBBSRBDWGh6z9rXUaRM/s1600/IMG_20150523_130714.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaT2j0XN7gjZiCS-Ij-SriViGxSCL1GzZL_G0lwkjyldt5AQJFl1Z7vHCbLFMqq_QpxGzj8pc62-kvmRTnT6xeLLcXQTyum3v0-y8Kxh6NhbNxOOTLCCmhuc1IxBBSRBDWGh6z9rXUaRM/s400/IMG_20150523_130714.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Portraitbüste Johann Neudörfer der Jüngere (ca. 1580)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: left;">
<br /></div>
</div>
<div style="text-align: start;">
<div style="text-align: left;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigDLwHeNKq-vN8-Oezx_9PWCM5J7g74Fg54ht37Lec1GzCAsYCvF4QrzOFyuqv3rNbP9M04elrVSl_vyOULNDVyiD-hXptAQzsPSeX9Nw0RNm0FwntnIRnvsS_4KWGUp3v2NHMDVcYYBE/s1600/IMG_20150523_123916.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigDLwHeNKq-vN8-Oezx_9PWCM5J7g74Fg54ht37Lec1GzCAsYCvF4QrzOFyuqv3rNbP9M04elrVSl_vyOULNDVyiD-hXptAQzsPSeX9Nw0RNm0FwntnIRnvsS_4KWGUp3v2NHMDVcYYBE/s400/IMG_20150523_123916.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Selfie Reinhard Schinka (2015)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Ich fotografierte das Selbstportrait, ging einen Saal weiter, wo weitere Portraits von Menschen hingen, die längst tot sind, bewunderte die Portraitbüste eines Menschen, der im 16. Jahrhundert gelebt hatte und längst zu Humus verrottet ist, machte ein Selfie vor einem alten Meister. Und als ich die Vorschau des Selfies betrachtete, dachte ich kurz nach. Warum fotografieren wir uns selbst? Warum malen Künstler Bilder von sich selbst? Warum fotografieren Menschen Bilder, die sie im Internet in sehr viel besserer Qualität bequem von zu Hause herunterladen könnten? Warum fotografieren sich Menschen vor Bildern berühmter Künstler? Warum geben Menschen Künstlern Aufträge, sie zu malen?<br />
Und dann hatte ich einen Gedanken.<br />
<br />
Wir machen das, weil wir einen Moment unseres Lebens festhalten wollen, der vorübergeht.<br />
Wir wollen den Moment eines Lebens festhalten, das auch so schnell vorübergeht.<br />
Wir wissen, dass wir sterben werden, und wir wissen, dass wir das nicht ändern können.<br />
Und doch wollen wir bleiben, wollen wir den Augenblick festhalten und am liebsten in Stein meißeln.<br />
<br />
Deswegen malte Rembrandt sich selbst, deswegen fotografieren sich Menschen vor Bildern, deswegen schieße ich immer wieder mal ein Selfie. Wir wollen nicht zu Staub werden und einfach so dahingehen. Wir wollen, dass, wenn schon nicht wir selbst, wenigstens etwas von uns zurückbleibt. Und wenn schon nicht wir selbst, dann wenigstens ein schöner Moment, den wir festgehalten haben.</div>
</div>
<div style="text-align: start;">
<div style="text-align: left;">
<br />
<br /></div>
</div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1BOKPloMm-5jBrAEnxdQGYohBKND6ekr_jCZQh4_b2NhHWQsWl1S0KCDyzNRN1_wY0Ca3B3pfvoFuXgMPYMG6MIaDHqgsLnkaSRCD9hXzh1bCfQjJOY_q7lIi0178UBCaO3zHSRxlZwo/s1600/cats.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="203" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh1BOKPloMm-5jBrAEnxdQGYohBKND6ekr_jCZQh4_b2NhHWQsWl1S0KCDyzNRN1_wY0Ca3B3pfvoFuXgMPYMG6MIaDHqgsLnkaSRCD9hXzh1bCfQjJOY_q7lIi0178UBCaO3zHSRxlZwo/s400/cats.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wie schnell doch die Zeit vergeht... zwischen beiden Bildern liegen 40 Jahre.</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<h2>
</h2>
Die Wahrnehmung des "Jetzt", so las ich einmal, dauere 0,3 Sekunden. Man kann die Gegenwart also eigentlich gar nicht "live" wahrnehmen, sondern hinkt immer ein wenig hinterher. Aber das ist noch nichts im Vergleich zum Leben, das ja auch so schnell an einem vorüberzieht. "Geburt und Grab, ein ewiges Meer", heißt es in Goethes "Faust" (der Titelheld lässt sich als erstes auch gleich einmal vom Teufel Mephisto um einige Jahre verjüngen).<br />
<br />
Und in einem meiner Lieblingsfilme, "Ferris macht blau", sagt Titelheld Ferris ziemlich zu Anfang: "Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr
nicht ab und zu anhaltet und euch umseht, könntet ihr's verpassen."<br />
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br />
Vielleicht denke ja nicht nur ich des Öfteren "Eben habe ich doch noch in der Schule gesessen und Tische bemalt. Wie konnte die Zeit denn nur so schnell vorbeigehen?". Und immer, wenn mir dieser Gedanken durch den Kopf schießt und ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass das Leben trotzdem gerade eigentlich ganz schön ist, dann weiß ich: Jetzt ist es wieder an der Zeit - für ein Selfie!<br />
<br />
_________________________________________<br />
<br />
Nachtrag: Ein sehr bewegendes Bild tauchte heute in meiner Instagram-Timeline auf: Ein todkranker Patient betrachtet ein Rembrandt-Selbstportrait - er wollte es vor seinem Ableben noch einmal sehen.<br />
<br />
<a href="https://instagram.com/p/3tFRVINl6Y/" target="_blank">https://instagram.com/p/3tFRVINl6Y/</a><br />
<br />
<br />
<br />
_________________________________________<br />
<br />
Weblinks:<br />
<br />
Frühe Selfies:<br />
<a href="http://www.spiegel.de/einestages/historische-selfies-selbstportraets-aus-der-foto-fruehzeit-a-1037694.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/einestages/historische-selfies-selbstportraets-aus-der-foto-fruehzeit-a-1037694.html</a><br />
<br />
Rembrandt:<br />
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rembrandt_van_Rijn" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Rembrandt_van_Rijn</a><br />
<br />
Van Gogh:<br />
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh</a><br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-40528178976619776242015-05-15T10:20:00.001+02:002015-09-02T07:47:33.056+02:00Ich habe einen Traum<b>"Ich habe eine Traum!", so lautet der Höhepunkt der Rede von Martin Luther King Jr. am 28. August 1963. Er galt der diskriminierenden Rassentrennung von hell- und dunkelhäutigen Menschen in den Vereinigten Staaten.</b><br />
<b>Ganze drei Monate und elf Tage lebten Dr. King Jr. und ich Ende der 60er noch gemeinsam auf diesem Planeten, dann durchschlug eine Kugel aus dem Gewehrlauf eines weißen Rassisten seine Halsschlagader. King verblutete noch auf der Veranda seines Hotels </b><b>in Memphis, Tennessee</b><b>.</b><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisNIIiZzuvOjqvcgLp4Z3eCxrjnNmv08pfncU-Dk7WaTswGNOoZSlJO01S-79Wjaheccm_v1YIpGJayCMonytU3_ThEW8thvwFBmL_Jgmuf8uv0RZbBJPoxBAK5uHuNyxlaKWtzRMD1ds/s1600/633px-USMC-09611.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="302" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisNIIiZzuvOjqvcgLp4Z3eCxrjnNmv08pfncU-Dk7WaTswGNOoZSlJO01S-79Wjaheccm_v1YIpGJayCMonytU3_ThEW8thvwFBmL_Jgmuf8uv0RZbBJPoxBAK5uHuNyxlaKWtzRMD1ds/s400/633px-USMC-09611.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Dr. Martin Luther King Jr. am 23. August 1963 in Washington.<br />
<br />
Quelle: „USMC-09611“ von http://www.marines.mil/unit/mcasiwakuni/PublishingImages/2010/01/KingPhoto.jpg. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:USMC-09611.jpg#/media/File:USMC-09611.jpg</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
Rassismus ist erbärmlich</h2>
Dr. King wusste sich im Recht: Der alltägliche Rassismus in den USA war unerträglich - und hier und da ist er es heute noch immer.<br />
Auch in Deutschland wird Rassismus wieder offen geäußert, überwiegend als Diskriminierung von Muslimen. Besonders erbärmlich ist solch rassistisches Gehabe vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Judenverfolgungen im Dritten Reich.<br />
<br />
Ich erinnere mich, wie beschämt ich war, als ich 1993 im polnischen Ausland in einer Hotellobby die Bilder vom brennenden Haus einer türkischstämmigen Familie im westdeutschen Solingen sehen musste - ausländerfeindliche Rechtsextreme hatten es in Brand gesteckt. Fünf Menschen starben, 14 Familienmitglieder erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen (alle Täter sind heute wieder auf freiem Fuß). Die polnischen Hotelgäste hörten uns deutsch sprechen und schauten meine Begleitung und mich missbilligend an. So etwa müssen sich Muslime fühlen, wenn "bei uns" im Fernsehen über Attentate islamistischer Terroristen berichtet wird - und Deutsche dann strafend zu ihnen herüberblicken.<br />
<br />
<h2>
Wir und "die Anderen"</h2>
Wo immer Menschen leben, wird schnell unterschieden zwischen einem "Wir" - uns! - und einem "Ihr" - den Anderen eben. Je unterschiedlicher das Äußere der Menschen, je abgrenzender ihr Auftreten in der Öffentlichkeit ist, desto schlimmer die Ressentiments. Das gilt nicht nur gegenüber anderen Völkern oder Großgruppen. Auch Deutsche untereinander grenzen sich leidenschaftlich gerne gegeneinander ab: Katholiken, Protestanten; hier die Wessis, dort die Ossis; wir auf Schalke, ihr Scheiß-Bayern. Köln. Düsseldorf. Alaaf und Helau. Da werden mit Kölsch und Alt selbst zwei obergärige Biere in den Stand einer Religion erhoben.<br />
<br />
Kurz nach dem <a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2015/05/die-mauer-muss-weg.html" target="_blank">Fall der Berliner Mauer</a> - als Ost-Berliner endlich auch in West-Berlin studieren konnten - hörte ich im Radio einmal eine Umfrage unter West-Berliner Jura-Studenten zum Thema "Wie finden Sie es, dass Ost-Berliner jetzt auch im Westen studieren können?" - gefühlte 80 Prozent waren skeptisch bis dagegen, weil man meinte, es würde der "einheimischen" Gruppe etwas weggenommen. Bei mir als einem Nordrhein-Westfalen hatte seinerzeit niemand etwas dagegen gehabt, dass ich in West-Berlin studierte. Aber es hatte eben auch niemand eine Umfrage zu dem Thema gemacht. Glück gehabt. Etwas Ähnliches würde vermutlich auch herauskommen, wenn man fragen würde: "Sind Sie damit einverstanden, dass auch Studenten aus dem Block nebenan jetzt an Ihrer Uni studieren können?" Traurig.<br />
<br />
Ich bin in den 90ern oft von Berlin nach Nordrhein-Westfalen und zurück getrampt. Einmal nahm mich ein Kurde mit, bot mir unterwegs Spezialitäten aus seiner Heimat an und schimpfte den Rest der Fahrt über auf "die Türken", die sein Volk unterdrückten etc. Auf dem Rückweg nahm mich ein Türke mit, den ich auf das Thema "Kurden" ansprach. Die Folge war eine längere Schimpfkanonade auf die "Terroristen", ihre "Ehrenmorde" etc. Als wir Berlin erreichten, lud er mich auf einen Döner an seinem persönlichen Lieblingsdönerstand in Kreuzberg ein. Beide Männer waren die mit Abstand gastfreundlichsten und nettesten Fahrer, die ich im Rahmen meines Berlin-NRW-Trampens kennengelernt habe. Für viele Deutschen sind beide schlicht nur "Türken" oder "Südländer". Andere halt. Traurig.<br />
<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZjyj_1rNh4E50LOU5odj41hwf0_CUAoahI8KBLi7IDTbzEAsSLPKEcoXDSc_V0hoB7_y2wtptfH6dOnYAqoRzeLKEV7u_1M2UrMG7KFb0rRK1Be2BL0sHqIocTY5N_d_7VUixzbcHmr0/s1600/IMG_20140226_085300.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZjyj_1rNh4E50LOU5odj41hwf0_CUAoahI8KBLi7IDTbzEAsSLPKEcoXDSc_V0hoB7_y2wtptfH6dOnYAqoRzeLKEV7u_1M2UrMG7KFb0rRK1Be2BL0sHqIocTY5N_d_7VUixzbcHmr0/s400/IMG_20140226_085300.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Türkisches Kulturzentrum in Deutschland.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h2>
Hut ab vor Schülern mit Migrationshintergrund!</h2>
Wie weit Menschen sich von ihren Vorurteilen steuern lassen, hängt davon ab, wie offen sie gegenüber Neuem sind. Seit 2009 unterrichte ich an unserer Schule auch viele Schüler mit Migrationshintergrund, die zum Großteil aus der Türkei stammen.<br />
Diese jungen Menschen bereichern unsere Gesellschaft. Sie sind ambitioniert und leisten oft Erstaunliches. Die meisten sind hier aufgewachsen, ihre Eltern oder Großeltern kamen als Gastarbeiter zu uns, zu Hause wird oft Türkisch gesprochen, was es den jungen Menschen erschwert, eine Schriftsprachkompetenz im Deutschen zu erwerben, mit der man in diesem Land erfolgreich Karriere machen kann, handelt es sich dabei doch um eine Schlüsselqualifikation.<br />
Ich habe Eltern kennen gelernt, für die ihre Kinder dolmetschen mussten. Diese können auch nicht wie die Eltern des einen oder anderen Gymnasiasten oder Berufsschülers hunderte von Euro in Nachhilfestunden stecken, um schulische Defizite ihrer Kinder auszubügeln. Ich habe unglaublichen Respekt vor allen Schülerinnen und Schülern, die aus der Türkei, aus Syrien, dem Irak, aus Russland, Serbien und
anderen Ländern zu uns gekommen sind und hier innerhalb kurzer
Zeit ein auch nur halbwegs vernünftiges Deutsch gelernt haben! Umgekehrt würde
ich selber nie Französisch und Arabisch oder Türkisch, geschweige denn Russisch
oder Serbisch, in so kurzer Zeit erlernen können! Hut ab vor euch! (Leider
fallen uns Lehrern solche Sätze zu selten im Unterricht ein!)<br />
<br />
Menschen sind geprägt durch die Kultur ihres Elternhauses, ob sie wollen oder nicht. 80 Prozent der Kinder gehören der Konfession ihrer Eltern an, gleich, ob katholisch oder muslimisch. Menschen sind aber auch stets bereit, sich auf Neues einzustellen und zu lernen. Sonst würde Schule keinen Sinn machen. Man muss aber auch auf andere Menschen zugehen und ihnen die Hand reichen und ihnen zeigen, dass sie Teil eines "Wirs" sind. Gibt man ihnen das Gefühl, sie seien ja nur ein Teil "der Anderen", dann sagen sie irgendwann "wir" und meinen "wir Türken" oder "wir Muslime", und nicht "wir Berliner", "wir Deutschen" oder "wir "Europäer".<br />
<br />
Und deswegen muss die alltägliche Diskriminierung aufhören. Bewerber mit deutschen Namen erhalten bei gleicher
Qualifikation insgesamt 14 Prozent mehr positive Antworten als die Bewerber mit
türkischen Namen. Tobias und Dennis bekommen oft das Praktikum, Serkan und
Fatih gehen häufig leer aus. (Quelle: <a href="http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/bewerber-diskriminierung-tobias-wirft-serkan-aus-dem-rennen-a-676649.html" target="_blank">Spiegel online</a>)<br />
<br />
Es ist ein Zeichen mangelnden zwischenmenschlichen Respekts, wenn die seit ihrem siebten Lebensjahr in Deutschland aufgewachsene türkischstämmige Schauspielerin
und Autorin Renan Demirkan von einem Journalisten des Hessischen Rundfunks gefragt wird, wie sie
denn "als Fremde" Europa erlebe und erstaunt zurückfragt: "Wieso 'Fremde'?" - und
er hinterherschiebt: "Na ja, als HALBfremde, als Türkin sozusagen."<br />
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br />
Aber Menschen sind mehr als die Summe ihrer Vorurteile.<br />
<br />
Und deshalb habe auch ich noch immer einen Traum.<br />
<br />
Ich habe einen Traum, dass eines Tages Serkan und Fatih genau so gut an einen Praktikumsplatz gelangen wie Tobias und Dennis. Dass "ausländische Mitbürger" als "einheimische Bürger" gesehen werden und alle Bürger als Menschen wie du und ich.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
Ich habe einen Traum, dass eines Tages auch in diesem Land und überall auf der Welt die Menschen erkennen, dass ein respektvolles und tolerantes Miteinander so viel stärker ist als ein respektloses und hasserfülltes Gegeneinander und dass Einseitigkeit und Unvernunft den Menschen wieder zum Tier machen, während Vielseitigkeit und Vernunft Kräfte sind, die Menschen zu etwas machen, das den Namen Menschheit verdient.<br />
<br />
Ich habe einen Traum: Dass die Liebe den Hass überwinden kann und eines Tages alle Völker Freunde werden!</div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Dies ist meine Hoffnung, dies ist mein Glaube.<br />
<br />
Amen!</div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/G_NyMG5A218/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/G_NyMG5A218?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
"Ich habe einen Traum - I have a dream"</div>
<br />
_______________________________________________<br />
<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
OECD-Studie: Wo die Chancen von Migranten am
schlechtesten sind<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="http://www.spiegel.de/fotostrecke/oecd-studie-wo-die-chancen-von-migranten-am-schlechtesten-sind-fotostrecke-47798.html">http://www.spiegel.de/fotostrecke/oecd-studie-wo-die-chancen-von-migranten-am-schlechtesten-sind-fotostrecke-47798.html</a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Migrantenkinder aus Euro-Krisenländern: Sprachlose
Schüler<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="http://www.spiegel.de/schulspiegel/schueler-aus-euro-krisenlaendern-ueberfuellte-sprachkurse-a-874403.html">http://www.spiegel.de/schulspiegel/schueler-aus-euro-krisenlaendern-ueberfuellte-sprachkurse-a-874403.html</a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Bewerber-Diskriminierung: Tobias wirft Serkan aus dem
Rennen<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/bewerber-diskriminierung-tobias-wirft-serkan-aus-dem-rennen-a-676649.html">http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/bewerber-diskriminierung-tobias-wirft-serkan-aus-dem-rennen-a-676649.html</a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
RESPEKT STATT INTEGRATION - RENAN DEMIRKAN<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8694147.html">http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8694147.html</a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Brandanschlag von Solingen 1993</div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Solingen" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Solingen</a></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Manager Magazin: Migranten - Neues Deutschland.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<a href="http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-737727.html">http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-737727.html</a><o:p></o:p></div>
<br />
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-14239218760320241362015-05-09T22:14:00.002+02:002022-06-10T15:09:12.605+02:00Die Mauer muss weg!<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Mauer wird auch noch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, ... blablabla" (Erich Honecker)</span></div>
<br />
<b>Auch wenn ich hier so langsam das Gefühl habe, meine Memoiren zu schreiben, - eins der tollsten Erlebnisse in meinem Leben war der Fall der Berliner Mauer - den ich live miterleben durfte! Das Wichtigste verschlief ich jedoch im wahrsten Sinne des Wortes.</b><br />
<br />
<h2>
9. November 1989, 19:00 Uhr.</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" (Erich Honecker)</span></div>
<div>
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3Op5AlSE42kLxPcZluqvdGY038RaFQdiBbLxLskzdnpHZgvjF6p5MukxcAETt-y_b4SOW_Bp1g0UTWX2a2tY8I2INT0sFe27hQWOmFcLrD8HT1N3TrgDr0kMnWMKBm5S21LnSkDa0N-g/s1600/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1109-030,_Berlin,_Schabowski_auf_Pressekonferenz.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="256" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3Op5AlSE42kLxPcZluqvdGY038RaFQdiBbLxLskzdnpHZgvjF6p5MukxcAETt-y_b4SOW_Bp1g0UTWX2a2tY8I2INT0sFe27hQWOmFcLrD8HT1N3TrgDr0kMnWMKBm5S21LnSkDa0N-g/s400/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1109-030,_Berlin,_Schabowski_auf_Pressekonferenz.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">9. November 1989: Pressekonferenz - Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, informiert im Internationalen Pressezentrum über Verlauf und Ergebnisse des zweiten Beratungstages des 10. Plenums des ZK der SED.<br />
Bundesarchiv, Bild 183-1989-1109-030 / Lehmann, Thomas / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Als Günter Schabowski, Mitglied des DDR-Politbüros, auf seiner legendären Pressekonferenz, hastig einen Zettel verlesend, auf die Nachfrage eines Bild-Reporters „Wann tritt das in Kraft?" konfus stammelte: "Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich." - da hörte ich dies lediglich im Radio, während ich meine damalige Wohnung im West-Berliner Bezirk Reinickendorf gerade weiß tünchte. Falls jemand denkt, nur weil man belesen und an Geschichte interessiert sei, würde man in einer solchen Situation auch das historische Ausmaß einer solchen Nachricht sofort erfassen, so liegt man zumindest bei mir damit leider komplett falsch. Alles, was ich zunächst dachte, war: "Wird dann bestimmt voll am Wochenende" - und dann strich ich meine Tapeten munter weiter, während halb Ost-Berlin sich auf den Weg in den Westen machte. Einen Fernseher besaß ich damals nicht, da ich Fernsehen schon immer als nervigen Zeitfresser angesehen hatte, der einen Menschen seiner Kreativität beraubte und ihn immer mehr verblöden ließ, und so erreichten mich auch die bewegenden bewegten Bilder von Menschen an, vor, auf und hinter der Mauer an diesem Abend überhaupt nicht. Ich ging zeitig ins Bett und schlief entspannt ein.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/RZzOhYMYOhE/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/RZzOhYMYOhE?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<br />
<div style="text-align: center;">
Noch heute muss ich weinen, wenn ich diese Bilder sehe.</div>
<br />
<h2>
10. November 1989, morgens</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Take me to the magic of the moment<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">On a glory night<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Where the children of tomorrow dream away<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">In the wind of change"<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Scorpions)<o:p></o:p></span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Am nächsten Tag stand ich früh auf und machte mich mit dem Bus auf den Weg nach Berlin-Spandau, wo ich als Lehramtsstudent ein Orientierungspraktikum an der Martin-Buber-Gesamtschule absolvierte. Der Bus fuhr lange durch ein reines Waldgebiet, aber auf den Straßen Reinickendorfs und Spandaus war alles wie gewohnt. Nichts deutete auf den Sturm der Geschichte hin, der über die Stadt und seine Bewohner hinweggebraust war, und ich erreichte die Schule, ohne auch nur bemerkt zu haben, dass die 28-jährige deutsche Teilung über Nacht im Grunde zu Ende gegangen war.</div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-8RXIQxsDkPJI8VSZAFPJ6BNFEREVDSBIKePn-qSDTdGGfyWAF9lAa3xvW4yEohUllYuUrGjG1SOMOdzJrRB6-JuiFpGCuS_7iySZWksPQoKdgAE5YsnIdCqFlp8rcW4EKk0FHGMD31s/s1600/IMG_20141106_0002_NEW.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="273" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-8RXIQxsDkPJI8VSZAFPJ6BNFEREVDSBIKePn-qSDTdGGfyWAF9lAa3xvW4yEohUllYuUrGjG1SOMOdzJrRB6-JuiFpGCuS_7iySZWksPQoKdgAE5YsnIdCqFlp8rcW4EKk0FHGMD31s/s400/IMG_20141106_0002_NEW.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Unüberwindbar: Mauer in Berlin-Reinickendorf vor der Wende.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Eine chinesische Weisheit sagt "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen." Die DDR hatte im August 1961 eine angebliche Schutzmauer, den so genannten "antifaschistischen Schutzwall", errichtet, um die Menschen ihres Staates daran zu hindern, in den Westen zu gehen, gegen die auch die schönsten Windmühlen der Welt nichts mehr bewirken konnten. Nach eine Phase der hitzigen Empörung und Aufregung und einer Beinahe-Atomkriegs-Eskalation in den 60ern sowie einer Phase der leichten Deeskalation in den 70er-Jahren hatte man sich in den 80er-Jahren im Westen mit der Mauer irgendwie abgefunden, ja, fast angefreundet, jedenfalls war das mein Eindruck. Im Sommer 1989 stand ich abends einmal ganz allein auf einer Aussichtstribüne am Brandenburger Tor und schaute mir die mit Scheinwerfern erleuchtete Trennlinie zwischen Ost und West in Ruhe an. Nach geraumer Zeit stieß ein älterer Mann zu mir, ein amerikanischer Tourist. Wir unterhielten uns. "Ist es nicht merkwürdig", fragte ich ihn, "dass ich der einzige Deutsche bin, der gerade hier rumsteht und sich fragt, wie absurd diese Mauer genau an dieser Stelle ist?" "Ja, das ist seltsam", antwortete er, "ich verstehe es eigentlich auch nicht. Vielleicht haben sich die Leute nach all der Zeit irgendwie daran gewöhnt." Ja, so war es wohl. Die Menschen hatten sich an die Mauer gewöhnt.<br />
<br />
Ich aber nicht. Als ich die Mauer vor dem Brandenburger Tor 1985 zum ersten Mal von West- und auch Ost-Seite mit eigenen Augen sah, dachte ich "Das kann und darf nicht sein! Was für ein monströses Bauwerk, das die Menschen da drüben ihrer Freiheit beraubt!"<br />
<br />
Ich selbst konnte natürlich jederzeit ungehindert ein- und ausreisen ins Feindesland DDR, und tat das auch. Gleich beim ersten Besuch in Ost-Berlin 1985 hatten mein Schulfreund Ralf und ich illegal West- gegen Ost-Geld getauscht und wären beinahe direkt ins Gefängnis gewandert. Wir durften das Ost-Geld dann nach einer ausgiebigen Beschimpfung durch einen Bankmitarbeiter im Kontrollpunkt Friedrichstraße bei der Staatsbank der DDR deponieren; ich reiste in den nächsten Tagen mutig nochmal ein und gab mein Geld - 50 Ost-Mark - sinnlos für irgendwelche tendenziösen Geschichtsbücher aus ("Der große vaterländische Krieg", "Erich Honecker: Reden und Aufsätze"), mein Schulfreund Ralf kam erst zwei Jahre später nach Ost-Berlin zurück - und musste sich anhören, das Geld sei nach einem Jahr zugunsten der Staatsbank der DDR leider "verfallen".<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiy5dr5XJl3Vku5QsrMCWq0hnKONAw4emJR6FwQwlz1_PF9Pc6ZGOH88kLBOffiWIzXh9HSRywoKK0tehhydQULou9Lay51PZ7he_-HcCcLJQKxT3HgKp8IwmDGXRWd8dLRxRgCZsoWbWs/s1600/Brandenburger-Tor-1985.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="263" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiy5dr5XJl3Vku5QsrMCWq0hnKONAw4emJR6FwQwlz1_PF9Pc6ZGOH88kLBOffiWIzXh9HSRywoKK0tehhydQULou9Lay51PZ7he_-HcCcLJQKxT3HgKp8IwmDGXRWd8dLRxRgCZsoWbWs/s400/Brandenburger-Tor-1985.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Hier war die Welt für Ossis zu Ende. Pariser Platz 1985. Im Hintergrund zu erkennen: die Mauer.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Ich traf pünktlich in Spandau ein, musste aber an der Schule feststellen, dass meine Anreise gänzlich sinnlos gewesen war. Am Eingang hing ein Zettel, auf dem zu lesen war, dass aufgrund der "besonderen historischen Ereignisse" die Schule ausfalle. Langsam dämmerte es auch mir.<br />
<br />
Ich beschloss, zum "Kudamm" zu fahren, um mal zu schauen, wie die Lage so war. Mit der U-Bahn fuhr ich ein paar Stationen, stieg um und bewegte mich Richtung Bahnhof Zoo. Kaum fuhr die U-Bahn in den Bahnhof ein, brach die Hölle los. Staunende Menschen überall, der Kleidung nach - viel Jeans - Ost-Berliner. Ich erinnere mich noch genau an zwei Männer, die mir entgegen kamen. Einer sagte zum anderen: "Guck dir das an, diese Farben!" Ich fragte ihn: "Was ist mit den Farben?" Er antwortete: "Das ist alles so bunt, und es riecht auch total anders!" Ich stutzte. Das war mir zwar nie aufgefallen, aber ich verstand, was er empfand. Bei meiner ersten Einreise in den Osten hatte ich das auch gedacht, nur in negativ: miefiger Braunkohlegeruch, öliger Zweitaktergestank, blasse Menschen in gräulich-blauer Kleidung, unmoderne Autos, hässliche Laternen, vergammelte Altbauten, unmodernes Alles! Die DDR war ein Staat, der in jeder Hinsicht aus dem letzten Loch pfiff - technisch, modisch, wirtschaftlich.<br />
<br />
Ich verließ den U-Bahnhof - und fand mich in riesigen Menschenmassen auf dem Breitscheidplatz wieder. Hier eine Warteschlange von Ost-Berlinern, die sich ihr "Begrüßungsgeld" in einer Bank abholen wollten (es gab für jeden DDR-Bürger 100 DM), dort herumziehende Staunende, hier West-Berliner, die mitfeierten und wildfremde Mitmenschen umarmten. </div>
<div>
<br /></div>
<div>
Es war einfach schön, ein Fest der Freiheit! Das Wort des Tages: "Wahnsinn!" </div>
<div>
<br />
Ich genoss das noch ein Weilchen und beschloss dann, zum Brandenburger Tor zu fahren. Dort musste ebenfalls die Hölle los sein.<br />
<br />
<h2>
Brandenburger Tor, 10. November 1989, abends</h2>
</div>
<div class="MsoPlainText">
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"The winds of change are blowing hard in our
direction, We can't go back and we can't stand still." (Mike Batt)</span></div>
<br />
Ich weiß heute nicht mehr, wie ich dort hin kam, aber irgendwie habe ich es geschafft - und die Sonne schien auch noch. Ich stieß aus Richtung Siegessäule zum Brandenburger Tor vor - man konnte vor Menschen kaum einen Schritt gehen. Irgendwie gelangte ich zur Mauer, die am Brandenburger Tor ein wenig breiter war als im weiteren Verlauf rund um West-Berlin, so dass man bequem darauf herumspazieren konnte. Menschen saßen oben drauf und halfen anderen Menschen hoch. Ich ließ mich auch raufziehen und verbrachte dann den Rest des Abends bis drei Uhr nachts dort.<br />
<br />
Unzählige Fotografen und Kamerateams turnten um einen herum, aber es war vor allem die friedliche, leicht aufgekratzte Stimmung, die mich in den Bann schlug. Niemand randalierte oder grölte rum - alle waren friedlich zu- und miteinander. Irgendwie hatte die Freiheit gesiegt, alle spürten, dies war gut, Menschen, die sich nicht im entferntesten kannten, nickten einander freundlich zu, jeder lächelte, manche wirkten regelrecht besinnlich. Ich setzte mich neben jemanden, der die Mauer von oben mit einem Hammer bearbeitete. Fast hätte ich versucht, ihn von seinem zerstörerischen Werk abzuhalten, es passte so gar nicht zur friedlichen Grundstimmung. Aber keine Frage: Diese Mauer musste weg! - und er war eben der erste, der hier auch persönlich mal Hand anlegte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSz9aIyzYi4Xdv3cXjs1vFBo9N3TrWoR5H13ss9ChzEYh1Tk9cROd9hiKg4BSraRW-P6CKLJPjiOuq-ZO1J9Oj9BMqgmUD0TFehsO65-s0uuBoWjn3ZPWDwS2IJxAb_jk2S4L8jxSO4xk/s1600/mauer1989.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="263" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSz9aIyzYi4Xdv3cXjs1vFBo9N3TrWoR5H13ss9ChzEYh1Tk9cROd9hiKg4BSraRW-P6CKLJPjiOuq-ZO1J9Oj9BMqgmUD0TFehsO65-s0uuBoWjn3ZPWDwS2IJxAb_jk2S4L8jxSO4xk/s400/mauer1989.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mauer am Brandenburger Tor. Ich bin der Typ mit der sehr hellen Jeans. Quelle: Rheinische Post (Leider weiß ich nicht, wer der Fotograf war. Ich hoffe, er ist nicht böse, wenn ich es poste.)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Es wurde langsam dunkel, und da wir ja November hatten (den miesesten Monat von allen, gleich nach Januar), wurde es nun auch recht kalt. Dennoch dachte niemand daran, nach Hause zu gehen. Die Menschen vor, auf und auch hinter der Mauer wollten jede Sekunde auskosten. Ich hatte zwischenzeitlich eine Studienkollegin getroffen und wir spazierten in lockerer Gemeinsamkeit auf der Mauer herum.<br />
<br />
Es war schon deutlich nach Mitternacht, als mir klar wurde, dass ich ja noch irgendwie nach Hause kommen musste, aber um nichts in der Welt wollte ich jetzt hier weg. So hielt ich noch drei Stunden lang aus, bevor ich wirklich am Ende meiner Kräfte war und (wie auch immer) nach Hause fuhr - ich habe keine Erinnerung mehr daran, wie ich das schaffte.<br />
<br />
Kaum war ich weg, pusteten Wasserwerfer der DDR-Grenztruppen die letzten noch Verbliebenen von der Mauer.<br />
<br />
Die folgenden Tage und Monate waren vollkommen irre. In Berlin konnte man quasi nicht mehr U-Bahn fahren. Es war, als würden der Papst, die Beatles und Elvis zusammen ein Konzert geben - überall waren die U-Bahnen so voll, dass man kaum mehr hinein kam; die Stadt füllte sich nach und nach auch noch mit unzähligen wissbegierigen Berlin-Besuchern aus aller Welt, was das Problem weiter verschärfte. Ich stieg regelmäßig aufs Fahrrad um. Und überall Weltpresse, Fernsehen, Reporter. Plötzlich war ein DDR-Wachturm am Reichstag weg, den ich gerade noch erklommen hatte. Irgendein Texaner hatte ihn gekauft und in die USA verfrachten lassen. Wahnsinn!<br />
<br />
Ich war sehr froh, dass ich als Student damals Zeit im Überfluss hatte, und nutzte jede freie Minute, um zum Brandenburger Tor zurückzukehren. Ich hatte mittlerweile ein paar DDR-Grenzer auch persönlich kennen gelernt, sehr sympathische Jungs aus Sachsen, die hier ihren Wehrdienst ableisteten. Ich schenkte ihnen meine West-Tageszeitungen, sie fuhren mich mit dem Grenzer-Jeep (ein olivefarbener Trabbi) am Pariser Platz herum. Leider weiß ich nicht, was nach der Wende aus ihnen geworden ist, ich hoffe, sie haben einen erfolgreichen Weg eingeschlagen und sind im neuen wirtschaftlichen und politischen System glücklich geworden - ich hätte es ihnen jedenfalls von Herzen gegönnt. Wie sie mir sagten, gab es schon länger keinen Schießbefehl mehr für den Bereich am Brandenburger Tor - dort wusste sich die DDR zu sehr im Fokus der Weltöffentlichkeit und wollte keinen Imageverlust riskieren.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCB2QTSyRO-J3fXkDiASZ1f6DtK273I5UgHHd5s9X0ItmxlR01uRT04kaiHb4Lpp64OU5XXwFbDPQcshAZco6m1d9o9gdQEFOofJdmJeby9ScndrqVZZKIBHuSIo893QdTEuVFiYL9isY/s1600/RS-1990-Mauer-2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCB2QTSyRO-J3fXkDiASZ1f6DtK273I5UgHHd5s9X0ItmxlR01uRT04kaiHb4Lpp64OU5XXwFbDPQcshAZco6m1d9o9gdQEFOofJdmJeby9ScndrqVZZKIBHuSIo893QdTEuVFiYL9isY/s640/RS-1990-Mauer-2.jpg" width="398" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Auf der Berliner Mauer an der Bernauer Straße (heute Mauer-Gedenkstätte)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Natürlich gab es auch unsympathische Grenzer - einer nervte mich einmal am Potsdamer Platz, weil er unbedingt meine Pass sehen und abstempeln wollte, als die Mauer schon so löchrig war wie ein Schweizer Käse und alle Welt irgendwo rein- und rausspazierte aus der Deutschen Demokratischen Republik. Er meinte felsenfest, jedes "souveräne Land" hätte nun einmal Passkontrollen und konnte mit meinem Hinweis auf die EG-Staaten, wo es weder Pass- noch Ausweiskontrollen mehr gab, nichts anfangen. Später sah ich ihn mal bei der S-Bahn als Aufsicht. Die Mauer, die er einst bewachte, gibt es nun nicht mehr. Ich weine ihr keine Träne nach.<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Let them come to Berlin!" (John F. Kennedy)</span></div>
<br />
Nirgendwo auf der Welt sollten Menschen durch Mauern voneinander getrennt sein. Und doch sind oft nicht die Mauern aus Beton das Problem - es sind die Mauern in den Köpfen der Menschen. Wenn man sogar ein Volk 28 Jahre lang so entzweien konnte, das sich doch zuvor so gemeinschaftlich als eins verstanden hatte - und jetzt zum Glück auch wieder versteht - was mag denn an anderen Orten der Welt helfen, Meschen wieder zueinander zu bringen, die einmal eins waren - statt sie zu trennen in Ost und West, in Nord und Süd, in Israeli und Palästinenser? John F. Kennedy sagte 1963 vor dem West-Berliner Rathaus Schöneberg: "Die Mauer schlägt nicht nur der Geschichte ins Gesicht, sie schlägt der Menschlichkeit ins Gesicht". Und genau so ist es.<br />
<br />
Die Geschichte geht nie zu Ende - und leider siegt nicht immer nur das Gute. Doch hier in Berlin, hier hatte es einmal gesiegt! Es war wunderschön - und ich war live dabei.<br />
<br />
Noch heute steht ein Stück Berliner Mauer auf meinem Schreibtisch - ich habe es selbst mit einem Hammer aus diesem Monster der Geschichte herausgetrümmert. Und immer, wenn ich es anschaue, denke ich an jenen Abend zurück - und höre im Geiste Menschen Schillers "Ode an die Freude" singen: "Alle Menschen werden Brüder, - wo dein sanfter Flügel weilt!"<br />
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0Berlin, Deutschland52.520006599999988 13.40495399999997552.210736099999991 12.759506999999974 52.829277099999985 14.050400999999976tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-25041247015844232912015-05-02T21:34:00.000+02:002015-05-20T13:27:24.375+02:00Promis<b>Jeder Mensch begegnet in seinem Leben mal dem einen oder anderen Prominenten. Manchmal laufen sie nur an einem vorbei, manchmal geben sie uns Normalsterblichen sogar die Hand oder sprechen gar mit einem. Hier eine Liste ausgewählter Promis, die mir schon über den Weg gelaufen sind:</b><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWfXj2sNkaRvb_1yVT3J6vSj18qeq33lzmnwKbUTJabANiywtCUmpTA72iwK8yIFtW3Hbapstn3LBdOSaQ5YViuQhqxxwMlrgDUNLje9OQjvPINPxx2MLlB3_VShc6KZb3mmF4YtzNo2Y/s1600/hillary.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="270" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWfXj2sNkaRvb_1yVT3J6vSj18qeq33lzmnwKbUTJabANiywtCUmpTA72iwK8yIFtW3Hbapstn3LBdOSaQ5YViuQhqxxwMlrgDUNLje9OQjvPINPxx2MLlB3_VShc6KZb3mmF4YtzNo2Y/s1600/hillary.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Dankesschreiben der First Lady</td></tr>
</tbody></table>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<br /></div>
<h2>
Bill und Hillary Clinton</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Amerika steht an Ihrer Seite, jetzt und für immer." - Präsident Clinton am Brandenburger Tor</span></div>
<br />
William Jefferson Clinton, genannt Bill, seines Zeichens 42. Präsident der Vereinigten Staaten, und Gattin Hillary Rodham Clinton besuchten im Sommer 1994 Berlin. Der Präsident hielt eine muntere Rede am Brandenburger Tor, der ich aus einiger Entfernung beiwohnte. Anschließend trank ich Unter den Linden noch ein Weizenbierchen und fuhr mit dem Fahrrad zurück nach Berlin-Reinickendorf, wo ich wohnte - direkt neben dem Flughafen Tegel.<br />
<br />
Der letzte Teil der Strecke führte mich direkt an der Stadtautobahn entlang, und irgendwann fiel mir auf, dass neben mir überhaupt kein Autoverkehr mehr floss. Ich schaute mich um - und sah die Präsidentenlimousine samt Motorradeskorte langsam anrollen. Spontan stellte ich mein Fahrrad an den Zaun zur Autobahn, kletterte auf Stange und Sattel und winkte dem Präsidentenpaar freundlich zu. Bill und Hillary schauten zu mir herüber (ich war ja auf weiter Flur der einzige Mensch). Ich fand das so witzig, dass ich spontan meine Finger zum "vulkanischen Gruß" formte - der Präsident grinste und winkte mir lachend zu.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPiblygfdeoMnzEfqGm01lbbWW_spwfKCDpsMyIm9iuaTyJx-cQRvsk6LTSx5YTgF2KD8XfMTHyrgAZEmiVEAwDyXjwtXrEEqgcBf1cxTyx2RDcMDiNNbuAntf6a3ya-crXUF1t6eeX3c/s1600/IMG_20150405_0001_NEW.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="272" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPiblygfdeoMnzEfqGm01lbbWW_spwfKCDpsMyIm9iuaTyJx-cQRvsk6LTSx5YTgF2KD8XfMTHyrgAZEmiVEAwDyXjwtXrEEqgcBf1cxTyx2RDcMDiNNbuAntf6a3ya-crXUF1t6eeX3c/s1600/IMG_20150405_0001_NEW.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Verhüllter Reichstag in Berlin vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 mit aluminiumbedampftem Polypropylengewebe. Foto: O. Seesko. </td></tr>
</tbody></table>
<br />
1995 verhüllten Christo und Jeanne-Claude den Berliner Reichstag mit aluminiumbedampftem Polypropylengewebe. Hillary Clinton fragte über die Botschaft an, ob sie ein Stück des Stoffs bekommen könnte - die Behörden lehnten dies ab - mit der Begründung, es gebe kein Vorrecht für Prominente. Ich las dies in der Presse und musste an die "Begegnung" im Vorjahr denken und - da ich solch ein Stück Stoff besaß - rief ich spontan bei der US-Botschaft an, wohin man denn ein solches schicken könnte. Antwort: Entweder an uns - oder direkt ans Weiße Haus. Ich ließ mir die Adresse des Weißen Hauses geben (White House 1600 Pennsylvania Avenue, Washington D. C. 20520 USA) und schrieb einen peinlichen Brief*, in dem ich auch den vulkanischen Gruß erwähnte. Wochen später erhielt ich ein Dankesschreiben der First Lady (s. o.). Göttlich war das Gesicht des Briefträgers, der den Umschlag mit dem Weißen Haus drauf gerade in meinen Briefkasten werfen wollte, als ich ihm zurief: "Das ist für mich!"<br />
<br />
*<i>Dear Mrs. Clinton,</i><br />
<i><br /></i>
<i>In the Berlin Newspapers I read today that you wish to get a piece of the material the Berlin Reichstag was wrapped with.</i><br />
<i>The piece I send to you was not impregnated with metal. It was stolen from the factory of Mr. Christo before the Reichstag was wrapped. So please don't inform the public or the CIA. Your husband was beckoning me at the Berlin Autobahn on your way back to the Berlin Airport. I was standing on my bike, making the greeting-sign of Mister Spock (Star Trek, "live long and prosper!"). However, I hope you and your husband will remember Berlin as an interesting and friendly city.</i><br />
<i><br /></i>
<i>Yours</i><br />
<i>Reinhard Schinka</i><br />
<br />
Ja, ich weiß, peinlich.<br />
<br />
<h2>
Erich Honecker</h2>
<div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" - Erich
Honecker zum 40. Jahrestag der DDR, 1989</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDFS5e_KuK3iO1D3OjqmAc3mtIisvCCbJ7fFt6OUiqHUy9jDj2CxaRLzta0fXrS_3n2c0QTBHMnP7WJp-Dw1_Q5NlAhC8qV-JRYr9dBG2JOO-qUS-IYFoJgnG-e8eQjJ2_7m0n_U2S5dI/s1600/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1007-024,_Berlin,_NVA-Parade_zum_40._DDR-Jahrestag.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDFS5e_KuK3iO1D3OjqmAc3mtIisvCCbJ7fFt6OUiqHUy9jDj2CxaRLzta0fXrS_3n2c0QTBHMnP7WJp-Dw1_Q5NlAhC8qV-JRYr9dBG2JOO-qUS-IYFoJgnG-e8eQjJ2_7m0n_U2S5dI/s1600/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1007-024,_Berlin,_NVA-Parade_zum_40._DDR-Jahrestag.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bundesarchiv, Bild 183-1989-1007-024 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons - Erich Honecker ist der kleine Mann mit schwarzem Anzug und Hut links neben dem Uniformierten in der 1. Reihe.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Erich Honecker begegnete ich am 1. Mai 1988. Ich wohnte da gerade erst ein halbes Jahr in West-Berlin und hatte, da ich noch niemanden näher kannte, noch viel freie Zeit. Am 1. Mai 1988 war schönes Wetter (wie nahezu an jedem 1. Mai, an den ich mich erinnern kann). Ich beschloss, nach Ost-Berlin zu fahren und mir die fremde andere Stadtteilhälfte des kommunistischen Feindes einmal näher anzusehen.<br />
<br />
Am 1. Mai paradierten in Ost-Berlin stets einbestellte Demonstranten in einem endlosen Zug die Karl-Marx-Allee entlang an ihrer diktatorischen Staatsführung vorbei in Richtung Alexanderplatz, wo ich mich nach meiner Einreise durch den Grenzkontrollpunkt Friedrichstraße hinbegeben hatte und, am "Brunnen der Völkerfreundschaft" rastend, überlegte, wie ich an einem Feiertag die 25 Ostmark Zwangsumtausch möglichst sinnvoll investieren könnte und was ich mir denn mal so anschauen könnte.<br />
<br />
Mein Blick fiel auf den Zug der Demonstranten und die Tribüne mit den DDR-Spitzenpolitikern in nicht allzu weiter Ferne. Ich machte mich auf, wurde aber schon nach wenigen Metern von einem "Volkspolizisten" gestoppt, der wissen wollte, wo ich denn hin wollte. Auf meinen Fingerzeig "Da rüber!" wurde ich gemaßregelt, dass ich mich gefälligst woanders hinbegeben solle, was mich wurmte.<br />
<br />
Ich beschloss, mit der Straßenbahn einfach ganz außen rum zu fahren und mich von hinten in den Demonstrationszug einzuschleichen.<br />
<br />
Gesagt, getan. Ich stapfte los. Zwischendurch fiel mir ein, dass ich ja noch das zwangsweise umgetauschte, weitgehend wertlose Ostgeld ausgeben musste, und spazierte in eine Wirtschaft, wo ich für ca. 6 Ostmark ein Steak mit Kräuterbutter, "Sättigungsbeilage" und "Letscho" sowie ein Bier für ein paar Pfennige, dann ein weiteres Bier für ebenfalls ein paar Pfennige bestellte.<br />
<br />
Weiter ging's. Mit der quasi kostenlosen Straßenbahn fuhr ich den Ring via "Wilhelm-Piek-Straße" (heute Torstraße) und Mollstraße ab, stieg aus und stellte fest, dass ich immer noch viel zu viel von dem Aluminium-Ostgeld bei mir trug. Zum Glück befanden sich weitere Gaststätten auf der Strecke, so dass ich auf dem letzten Fußweg zum Frankfurter Tor zwei weitere Biere inhalierte. Langsam kam ich in Stimmung - ich würde mich in diesen Demonstrationszug einschleichen und Erich Honecker sehen, jawohl!<br />
<br />
In kurzer Zeit war ich dort und geriet in den Zug, stellte jedoch bald fest, dass ich nun nicht mehr heraus gelangen konnte, da rechts und links in regelmäßigen Abständen Ordner mit roten Armbinden vor Absperrungen standen. Es gab also kein Entrinnen, aber das war ja nicht mein Problem, ich wollte ja Richtung Alex spazieren!<br />
<br />
Die brutzelnde Maisonne tat neben den Bieren ein übriges, ich döste fast ein, mein Gang wurde immer zombieesker - und als ich plötzlich hochschreckte, stand ich tatsächlich direkt vor Erich Honecker auf seiner Tribüne, der mich ansah und mir freundlich zuwinkte. Reflexartig winkte ich zurück - und ärgerte mich schon kurz darauf, dass ich keine Zeit genommen hatte, ein Foto von ihm zu schießen. Vielleicht war das aber auch ganz gut so, denn natürlich wurde die Staatsführung der DDR messerscharf bewacht, und wer weiß, wie die Staatssicherheit das plötzliche Herausziehen eines schwarzen Fotoapparates aus meinem Rucksack eingestuft hätte. So blieb ich am Leben - und behielt Honecker als einen etwas entrückten alten Mann in Erinnerung, der mich freundlich angelächelt hatte.<br />
<br />
Jahre später, Honecker war längst gestürzt und saß in der West-Berliner Haftanstalt Moabit ein, fuhr ich im Rahmen eines Studentenjobs als Wachmann häufiger an diesem Gefängnis vorbei und hatte irgendwie die Hoffnung, er möge eines Morgens am Fenster seiner Zelle stehen, damit ich ihm noch einmal freundlich zuwinken könnte. Leider erfüllte sich dieser Wunsch nicht.<br />
Als ich dies einmal einem Freund klagte, riet mir dieser: "Erzähl doch einfach, es sei so gewesen, die Geschichte ist einfach wunderbar!" - Tue ich aber nicht!<br />
<br />
<h2>
Helmut Kohl</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"You can say you to me" - Helmut Kohl<o:p></o:p></span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6Gess39s8nV3LUqQKwp10NkCHFbZbctzqWKGwehyKWposlgNj6eLpr3wF_gMXmKMKazd1xnMHvLHheXzAG4IDFNsR3nx1wc-kcUg8VMj-SLq-dejRUTbWwq-Oe26C9FrGkRTyLbhSEWA/s1600/Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="281" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6Gess39s8nV3LUqQKwp10NkCHFbZbctzqWKGwehyKWposlgNj6eLpr3wF_gMXmKMKazd1xnMHvLHheXzAG4IDFNsR3nx1wc-kcUg8VMj-SLq-dejRUTbWwq-Oe26C9FrGkRTyLbhSEWA/s1600/Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Helmut Kohl in Krzyzowa" by Artur Klose. Licensed under CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg#/media/File:Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Die Begegnung mit Bundeskanzler Helmut Kohl war kurz und schmerzlos - er schüttelte meine Hand auf dem Berliner Alexanderplatz - ich erinnere mich an einen warmen und weichen Händedruck.<br />
Der Kanzler der Einheit wollte in den 90ern noch einmal Kanzler werden und machte Wahlkampf. Ich spazierte über den Alexanderplatz, sah einen Auflauf von Menschen, ging hin, sah eine Lücke und plötzlich streckte Kohl seine Hand in meine Richtung, aber niemand griff zu. Also schüttelte ich kurz seine Hand. Gewählt habe ich dann aber Gerhard Schröder, und Helmut Kohl war alsbald selbst Geschichte.<br />
<br />
<h2>
Gerhard Schröder</h2>
<div>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Man kann es so oder so machen. Ich bin für
so." - Gerhard Schröder</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwvEbLFaDoAlvU8sWyQ6zqBMFIgNV9qrM0d5Z5bOxdpjuv90Cha-4EUc2_xk4Jy0Fp-KQshJMvBhWVRLIrWA7A0TZkzmFJQveZsDsfGScYeb8DxD88yq0kYQM4qNgTbYeTKKwwLQLYlx8/s1600/Schroeder_2003.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwvEbLFaDoAlvU8sWyQ6zqBMFIgNV9qrM0d5Z5bOxdpjuv90Cha-4EUc2_xk4Jy0Fp-KQshJMvBhWVRLIrWA7A0TZkzmFJQveZsDsfGScYeb8DxD88yq0kYQM4qNgTbYeTKKwwLQLYlx8/s1600/Schroeder_2003.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gerhard Schröder. By Marco Urban ( http://www.marco-urban.de ) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Die Begegnung mit Kohls Nachfolger, Bundeskanzler Gerhard Schröder, war ebenfalls nur kurz. Er lief mit ein paar Bodyguards am Prachtboulevard "Unter den Linden" an mir vorbei. Ich erinnere mich nur daran, dass er mir unglaublich klein vorkam (ich selbst bin 1,97 m groß).<br />
<br />
<h2>
Uma Thurman</h2>
<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Verzweiflung ist das Parfüm junger Schauspieler."
- Uma Thurman</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_eHwaNOKTKTBXRsli5sN1VRvKSeTx_jvU_Te7wyNMNCf3Dhih1K6y4-maQn4kMZnPWWoKzssCzOsoMgvcmAKisSIUxTQIFkH0QK93rYRG6uEVjRPoDoXZSWoqcOtETFsmof8lTw70B-Q/s1600/Uma_Thurman_Cannes_2011.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_eHwaNOKTKTBXRsli5sN1VRvKSeTx_jvU_Te7wyNMNCf3Dhih1K6y4-maQn4kMZnPWWoKzssCzOsoMgvcmAKisSIUxTQIFkH0QK93rYRG6uEVjRPoDoXZSWoqcOtETFsmof8lTw70B-Q/s1600/Uma_Thurman_Cannes_2011.jpg" width="451" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Uma Thurman. Georges Biard [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Vor ein paar Jahren (oder Monaten?) war ich in Köln und spazierte über die Hohenzollernbrücke, um ein spontanes Sonnenuntergangsfoto vom Dom von der anderen Rheinseite aus zu machen (ja, ich weiß, davon gibt es ja so wenige). Mitten auf der Brücke überholte ich eine Dame, sah aus dem Augenwinkel kurz zu ihr rüber, wie man das als Mann eben so macht, dachte "Nein, das kann nicht sein!" und ging weiter bis zum Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I., wo ich mich umdrehte und meinen Blick und mein Smartphone auf den Dom richtete. Und da kam SIE direkt zu mir, stellte sich einen Meter vor mich, drehte mir ihren Rücken zu - und schaute sich ebenfalls den Dom an. Ein Begleiter, der mir ebenfalls bekannt vorkam ("Kill Bill"?) mit einem Baby kam noch dazu und setzte sich vor uns auf die Stufen. Uma Thurman zog an ihrer Zigarette und redete auf Englisch mit ihrer Begleitung, ich stand solange mit offenem Mund wie ein Idiot in der Landschaft rum - und vergaß natürlich wieder, ein Foto zu schießen.<br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-20508999137748817892015-04-23T18:55:00.000+02:002015-04-23T18:55:57.896+02:00Frauenzeitschriften<div class="MsoPlainText" style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Ein erfolgreicher Mann ist ein Mann, der mehr
verdient, als seine Frau ausgeben kann. Eine erfolgreiche Frau ist eine, die so
einen Mann findet." (Mario Adorf)</span><o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg0XGbAw06sPg86iilrjL5Auf-qKLeKVivKb-niIn82J1px9YZCjCru4iw5kNXC7gG-zZvdDnjQ7GjlhJYgp1j9_skI3rvejDEQ5ouup-3mT3zo8mrIJnaP9blfogdDDljy_LjGVEG4a4Q/s1600/Photo-1196.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg0XGbAw06sPg86iilrjL5Auf-qKLeKVivKb-niIn82J1px9YZCjCru4iw5kNXC7gG-zZvdDnjQ7GjlhJYgp1j9_skI3rvejDEQ5ouup-3mT3zo8mrIJnaP9blfogdDDljy_LjGVEG4a4Q/s400/Photo-1196.jpg" height="395" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Schön schwanger", "Shopping Season", "Trink dich fit": Zeitschrift für Frauen</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Frauen machen sich nur deshalb so hübsch,</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">weil das Auge des Mannes besser entwickelt ist als sein Verstand." (Doris Day)</span></div>
<br />
Man ist, was man liest. Und dann schlägt man beim Friseur eine Zeitschrift auf, die anscheinend für Frauen geschrieben wurde und liest Folgendes: "Unser Autorenpaar über männliche Brusthaare" "Shopping - Taschen und Accessoires mit Meerwert" "Leben: 'Design und Style - Alles für kleine Strandprinzessinnen'" "Food - Mmmh! Smoothies".<br />
<br />
Tja.<br />
<br />
Will da jemand gezielt das andere Geschlecht verblöden? Anscheinend. "Deutschland sucht die Superhausfrau" oder sowas scheint da ausschlaggebend für die Gründung von Frauenzeitschriften wie dieser gewesen zu sein. Ich wähle ernüchtert ein anderes Format und greife nach dem "Handelsblatt".<br />
<br />
Dort lachen mir männergerechtere Rubriken entgegen: Finanzen, Unternehmen, Politik, Technologie, Auto, Meinung, Sport, okay, Panorama auch. Aber Dinge, mit denen man in wichtigen Kreisen mitreden und Geld verdienen kann.<br />
<br />
Ich blättere schnell zum Vergleich nochmal in einer Frauenzeitschrift.<br />
<br />
Dort stoße ich auf folgende Rubriken ("Brigitte"): Mode, Beauty, Rezepte, Figur, Gesund, Liebe, Frauen, Kultur, Reise, Wohnen, Job, Horoskop<br />
<br />
Fragt sich noch jemand, warum Frauen in diesem Land fast ein Viertel weniger verdienen als Männer?<br />
<br />
Ich jedenfalls nicht.<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-30350129071439524252015-04-08T18:34:00.000+02:002017-08-24T14:03:58.375+02:00Sex<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Ein Mann, das ist doch nur ein paar Zentimeter Fleisch mehr." (Kate Millet)</span></div>
<br />
<b>Immer wieder wird auf homosexuellen Mitmenschen herumgetrampelt. Dafür gibt es keinen Grund und keine Entschuldigung, denn sexuelle Orientierung wird nahezu jedem Menschen in die Wiege gelegt.</b><br />
<br />
In den 50er-Jahren machte in den USA der berüchtigte McCarthy-Ausschuss im Auftrag von Roy Cohn, der rechten Hand McCarthys, nicht nur Jagd auf Kommunisten, sondern auch Jagd auf Homosexuelle. Fun-Fact am Rande: Roy Cohn war selber homosexuell - und starb 1986 an AIDS.<br />
In den USA - und nicht nur dort - finden sich die Homosexuellenfeinde häufig in rechtskonservativen Kreisen, auf dem Parteitag der US-Republikaner wurde jüngst ein radikaler
Kurs gegen mehr Homosexuellen-Rechte verabschiedet. Und nicht nur für "muslimische Staaten" gilt: Je religiöser Staaten sich oft geben, desto homosexuellenfeindlicher sind ihre Gesetze. Doch nicht nur dort. Besonders in Afrika sind Gesetze gegen Homosexuelle stark verbreitet: In gut 40 afrikanischen Staaten steht Homosexualität unter Strafe. Das Parlament von Uganda verabschiedete ein Gesetz,
das für homosexuelle Handlungen im Wiederholungsfalle lebenslange Haft
vorsieht. Im Sudan, Somalia, Mauretanien und in Nigeria droht gar die
Todesstrafe.<br />
Die meisten Gesellschaften diskriminieren Homosexuelle und privilegieren eine auf Kinder und Familie angelegte heterosexuelle Lebensweise. Im Westen mögen die Gesetze fortschrittlicher sein - Homosexuellenfeindlichkeit gibt es auch hier. Zeit für den Biologen, einmal kritisch nachzufragen, was es eigentlich mit der Homosexualität wissenschaftlich gesehen auf sich hat.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEWvJ3MoaDcEsbgixSaKCAJ8k8fLIKaKvhgPsZ-YDACGXs0C3VYqaLqa4h446Ko9oRys7kfoQXJsrMiyPRCH5tlx6f5TFGu80TW5KxxRLOk61z84QbUnkkB0hI5RKx40IvPfqkbPSc9GM/s1600/596px-Illustrerad_Verldshistoria_band_I_Ill_114.png" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEWvJ3MoaDcEsbgixSaKCAJ8k8fLIKaKvhgPsZ-YDACGXs0C3VYqaLqa4h446Ko9oRys7kfoQXJsrMiyPRCH5tlx6f5TFGu80TW5KxxRLOk61z84QbUnkkB0hI5RKx40IvPfqkbPSc9GM/s1600/596px-Illustrerad_Verldshistoria_band_I_Ill_114.png" width="396" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Manchmal täuscht der erste Eindruck. Das Bild zeigt zwei antike Ringkämpfer.<br />
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AIllustrerad_Verldshistoria_band_I_Ill_114.png (gemeinfrei)<br />
von Ernst Wallis et al (own scan) [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
Was ist Homosexualität?</h2>
<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">„Das Geschlecht entsteht nicht zwischen den Beinen, sondern zwischen den Ohren.“ ("Tatort")</span></div>
<br />
Bei der Frage, was eigentlich Homosexualität ist, beginnen die Schwierigkeiten bereits. Für die einen Forscher ist es die vollzogene homosexuelle Handlung (und auch bei der Handlungen gibt es Abstufungen - reicht Streicheln oder Knutschen? Oder müssen ganze Körperteile irgendwo eingedrungen sein?). Reicht gar bereits das Denken, das bloße Sich-Hingezogen-Fühlen zum eigene Geschlecht? Problem für die Forscher: Letzteres lässt sich nicht objektiv messen. Ist jemand homosexuell, der sich an einem Tag zu einem Menschen gleichen Geschlechts hingezogen fühlt, am anderen Tag aber wieder auf das andere Geschlecht stärker reagiert?<br />
<br />
<h2>
Wie viele Menschen sind homosexuell?</h2>
Geschätzte 1 bis 5 Prozent aller Menschen sind homosexuell, und zwar weltweit. Von San Francisco bis Moskau und von Köln bis Saudi-Arabien. Wie viele Menschen sich genau zum eigenen statt zu einem anderen Geschlecht hingezogen fühlen (ja, es gibt mehr als zwei, zumindest genetisch gesehen), ist nicht präzise bestimmbar, da man auf Studien angewiesen ist, die in einem zum Teil doch sehr stark tabuisierten Bereich unterwegs sind - da wird die eine oder andere Antwort häufig erwünscht unwahr gegeben, oder Mann/Frau lügt sich selbst etwas vor. Dennoch ist es so: Ein bis fünf Prozent der Menschen liebt das eigene Geschlecht.<br />
<br />
In Kinsey-Reports der 1940er und 50er Jahre ist sogar zu lesen: „37 % der gesamten männlichen Bevölkerung haben wenigstens eine reale homosexuelle Erfahrung bis zum Orgasmus zwischen Jugendzeit und hohem Alter; 30 % aller Männer haben zumindest einzelne homosexuelle Erlebnisse oder Reaktionen [...] über eine Periode von mindestens drei Jahren zwischen dem Alter von 16 und 55 Jahren; 25 % der gesamten männlichen Bevölkerung haben mehr als einzelne homosexuelle Erlebnisse oder Reaktionen [...] über mindestens drei Jahre zwischen dem Alter von 16 und 55 Jahren; […] 4 % der weißen Männer sind ausschließlich homosexuell in ihrem Verhalten nach Beginn der Pubertät“.<br />
<br />
Manche Ergebnisse scheinen Schwankungen zu unterliegen. In einer Studie zur Jugendsexualität, die 1970 vom Hamburger Institut für Sexualforschung durchgeführt wurde, gaben 18 Prozent der befragten 16- und 17-jährigen Jungen an, gleichgeschlechtliche sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben. Zwanzig Jahre später waren es nur noch 2 Prozent. In einer repräsentativen Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2000 schätzten sich nur 1,3 bzw. 0,6 Prozent der in Deutschland lebenden Befragten als schwul bzw. lesbisch sowie 2,8 bzw. 2,5 Prozent als bisexuell ein. Gleichzeitig gaben aber 9,4 Prozent der Männer und 19,5 Prozent der Frauen an, sich vom eigenen Geschlecht erotisch angezogen zu fühlen. Je nach Umfrage ergeben sich gehörige Schwankungen, die von 1,3 (Emnid-Umfrage 2000) bis 18 Prozent (Hamburger Institut für Sexualforschung, 1970, bezogen auf männliche Jugendliche) reichen.<br />
<br />
Am häufigsten befürchten Jungen, homosexuell zu sein.<br />
<div>
<br />
<h3>
Jeder Jeck ist anders</h3>
<br />
Kleiner Exkurs: Es gibt übrigens, wie oben angedeutet, mehr als nur zwei Geschlechter, mehr als nur Mann und Frau. Bei der Verteilung der Geschlechtschromosomen kommt es immer wieder auch mal zu ungleichmäßigen Verteilungen. Und so gibt es neben den Geschlechtern XX (Frau) und XY (Mann) auch noch die folgenden Mitmenschen:<br />
<br />
X0 (Turner-Syndrom) - Erscheinungsbild "weiblich"<br />
XXY (Klinefelter-Syndrom) - Erscheinungsbild "männlich"<br />
XXX (Triplo-X-Syndrom) - Erscheinungsbild "weiblich"<br />
XYY (Diplo-Y-Syndrom) - Erscheinungsbild "männlich"<br />
<br />
Die Häufigkeiten reichen von 1:590 (Diplo-Y) bis zu 1:2500 (Turner). So selten ist das nicht, und viele Betroffene dürften von ihrer Besonderheit nicht einmal etwas wissen.</div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br /></div>
<h2>
Ist Homosexualität erblich?</h2>
<div>
<br /></div>
<div>
<br />
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Sex ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird." (Woody Allen)</span><br />
<span style="font-size: x-small;"><br /></span>
<span style="font-size: x-small;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: start;">
Der Schriftsteller Thomas Mann - selbst homosexuell - unterdrückte, gesellschaftlicher Konvention seiner bürgerlich-konservativen Umgebung folgend, zeitlebens seine Neigungen, heiratete und zeugte sechs Kinder, von denen drei ebenfalls homosexuell waren (Erika, Klaus und Golo Mann). Dies wirft natürlich die Frage auf: Ist Homosexualität erblich?</div>
<div style="text-align: start;">
Eine Antwort aus der Familie Mann ableiten zu wollen, ist in etwa so schlau, wie nach Beobachtung einer Familie mit vier Töchtern zu schlussfolgern, die Wahrscheinlichkeit, ein Mädchen zu zeugen, sei 100 Prozent (in Wahrheit 50).</div>
<div style="text-align: start;">
<br /></div>
</div>
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPkGJceQPrGsPaVaaeyIPNC3akm41RgCvk-nQgHba6pPwXi-0sjoz3v-UO_qkhc2FAHfvYI0tvJfBS8Jy5nts6_ESnw8CCANoWri6wA4pEBW85Qf3Ymo_NYELtu2OvthpMm9XZ0xpg0BM/s1600/351px-Bundesarchiv_Bild_183-H28796,_Thomas_Mann_mit_Gattin.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPkGJceQPrGsPaVaaeyIPNC3akm41RgCvk-nQgHba6pPwXi-0sjoz3v-UO_qkhc2FAHfvYI0tvJfBS8Jy5nts6_ESnw8CCANoWri6wA4pEBW85Qf3Ymo_NYELtu2OvthpMm9XZ0xpg0BM/s1600/351px-Bundesarchiv_Bild_183-H28796,_Thomas_Mann_mit_Gattin.jpg" width="372" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b>Thomas Mann und seine Gattin, 1927.</b><br />
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABundesarchiv_Bild_183-H28796%2C_Thomas_Mann_mit_Gattin.jpg (gemeinfrei)<br />
Bundesarchiv, Bild 183-H28796 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Homosexualität dürfte nach den Grundsätzen der Evolution gar nicht (mehr) auftreten - sie müsste mangels Fortpflanzungserfolg ihrer "Merkmalsträger" längst ausgestorben sein. Ist sie aber nicht, was auf andere, eventuell epigenetische, Einflüsse hindeutet.<br />
<br />
Was man sonst von Seiten der Wissenschaft zu dem Thema herausfand:<br />
<br />
<ul>
<li>Die Konkordanzrate (Rate der Übereinstimmung) bezüglich des Merkmals ist bei eineiigen Zwillingen schwach, molekulare Untersuchungen, einen mit Homosexualität assoziierten DNA-Marker zu finden, sind ebenfalls gescheitert.</li>
<li>In der Gehirnforschung konnte kein Zusammenhang zwischen Androgenen (Hormonen mit geschlechtlich vermännlichender Wirkung), Gehirn und Homosexualität erhärtet werden.</li>
</ul>
<br />
Insgesamt ist erstaunlich, dass die Wissenschaft trotz (leider) immer noch hoher gesellschaftlicher Relevanz bisher wenig Endgültiges zu dem Thema herausfinden konnte.<br />
<br />
In jedem Fall ist es vollkommen unsinnig, anderen Menschen eine sexuelle Orientierung vorschreiben zu wollen oder sich von ihr gar diffus bedroht zu fühlen. Sie ist angeboren, nicht umlernbar - und letztlich jedermanns Privatsache. Oder, wie der englische Schriftsteller und Dramatiker William Somerset Maugham formulierte: "Ich bin der Überzeugung, dass es kaum jemanden gibt, dessen Intimleben die Welt nicht in Staunen und Horror versetzte, wenn es übers Radio gesendet werden würde."<br />
<br />
Ein schwuler Freund und Klassenkamerad, der sich mir als "Hetero" gegenüber jahrelang nicht zu outen wagte, sagte einmal zu mir: "Weißt du, ich schreibe Menschen nicht vor, was sie im Bett zu tun und zu lassen haben - und ich erwarte das auch umgekehrt!".<br />
<br />
In diesem Sinne: Haben Sie Spaß an Ihrer eigenen Sexualität, - aber gönnen Sie dies auch allen anderen Menschen!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<b>Weblinks</b>:<br />
<br />
Sexualverhalten der Deutschen (SPIEGEL)<br /><a href="http://www.spiegel.de/gesundheit/sex/sex-studie-das-sexleben-der-deutschen-a-1164321.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/gesundheit/sex/sex-studie-das-sexleben-der-deutschen-a-1164321.html</a><br />
<br />
Sexualverhalten der Deutschen (Ärzteblatt, ausführlicher mit Grafiken)<br />
<a href="https://www.aerzteblatt.de/archiv/192871/Sexualverhalten-in-Deutschland" target="_blank">https://www.aerzteblatt.de/archiv/192871/Sexualverhalten-in-Deutschland</a><br />
<br />
Lesben- und Schwulenverband: Ursachen von Homosexualität:<br />
<a href="http://www.lsvd.de/homosexualitaet/ursachen.html" target="_blank">http://www.lsvd.de/homosexualitaet/ursachen.html</a><br />
<br />
Tagesschau: Wo Homosexuellen die Todesstrafe droht<br />
<a href="http://www.tagesschau.de/ausland/hintergrund-verbot-homosexualitaet100.html" target="_blank">http://www.tagesschau.de/ausland/hintergrund-verbot-homosexualitaet100.html</a><br />
<br />
Heinz J. Voß: Epigenetik und Homosexualität. <a href="http://heinzjuergenvoss.de/Voss_2013_Epigenetik_und_Homosexualitaet__.pdf" target="_blank">http://heinzjuergenvoss.de/Voss_2013_Epigenetik_und_Homosexualitaet__.pdf</a><br />
<br />
Spiegel.de: Papst Franziskus über schwule Priester: "Wer bin ich, über sie zu urteilen?"<br />
<a href="http://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-geht-nach-weltjugendtag-auf-schwule-priester-zu-a-913707.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-geht-nach-weltjugendtag-auf-schwule-priester-zu-a-913707.html</a><br />
<br />
Spiegel.de: Jobmesse für Homosexuelle - Suche Arbeitgeber, die offen sind für alle<br />
<a href="http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/sticks-and-stones-jobmesse-fuer-homosexuelle-a-930383.html">http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/sticks-and-stones-jobmesse-fuer-homosexuelle-a-930383.html</a><br />
<br />
US-Urteile des obersten Gerichts: Ein großer Tag für Amerikas Homosexuelle<br />
<a href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/oberstes-us-gericht-kippt-bundesgesetz-gegen-homo-ehe-a-908054.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/politik/ausland/oberstes-us-gericht-kippt-bundesgesetz-gegen-homo-ehe-a-908054.html</a><br />
<br />
Spiegel.de: Verfolgung von Homosexuellen: Sepp Blatter und der Bodensatz des Verstands<br />
<a href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sybille-berg-ueber-staaten-die-homosexualitaet-verbieten-a-932321.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sybille-berg-ueber-staaten-die-homosexualitaet-verbieten-a-932321.html</a><br />
<br />
Spiegel.de: Rechtsextreme in Russland: Grausame Schau der Schwulenhasser<br />
<a href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/folter-videos-russische-neonazis-quaelen-schwule-a-933216.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/politik/ausland/folter-videos-russische-neonazis-quaelen-schwule-a-933216.html</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-13863132709356513752014-12-17T17:59:00.000+01:002014-12-17T18:02:57.256+01:00Nachricht aus der Zukunft<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoyY8Y2JpE9Zn2YpJovzE5O1IrL1w3pi0uG7BmshaJXw3qpLIVeLYtV58JkXEjtJwIKL2kHWejtXxhCI5l9CgLThyYQVOXSMMAORfNx_-Z-mZzVV4NBms9kxHl1P2VuuZLQqfh06jL_sI/s1600/Sun_in_X-Ray.png" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoyY8Y2JpE9Zn2YpJovzE5O1IrL1w3pi0uG7BmshaJXw3qpLIVeLYtV58JkXEjtJwIKL2kHWejtXxhCI5l9CgLThyYQVOXSMMAORfNx_-Z-mZzVV4NBms9kxHl1P2VuuZLQqfh06jL_sI/s1600/Sun_in_X-Ray.png" height="231" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div class="MsoPlainText">
Quelle: NASA (gemeinfrei) <o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sun_in_X-Ray.png<o:p></o:p></div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<b>An meiner Tür klingelten heute zwei merkwürdige Gestalten, die ich für die jahreszeitlich üblichen Spendensammler hielt. Ich verscheuchte Sie und bekam gerade noch mit, wie einer der beiden im Weggehen verärgert etwas von "extra aus der Zukunft gereist" murmelte. Dann fiel mein Blick auf einige Blätter, die auf dem Boden lagen. Ich blätterte darin.</b><br />
<br />
==============<br />
<br />
<div class="MsoNormal">
Es begann an einem schönen, sonnigen Frühlingsmorgen an den
Stufen vor der Star Fleet Acedemy in San Francisco. Ich kam gerade von einem
Seminar über „Aufbau der Strategien der Xenobiologie“, das ich nun ein ganzes
Sommersemester über zu halten gedachte. Meine Studenten bildeten eine überaus
nette und lernbegierige Gruppe, manche von ihnen hatten ihren ersten größeren
Flug mit den neuen Schiffen der Raumflotte noch vor sich - als Kadetten der
Föderation der Vereinten Planeten. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Auch ich hatte ihre Laufbahn damals eingeschlagen. Wie schon
in der Schule brauchte ich jedoch für alles ein wenig länger. Außerdem
betrachtete ich das Studium als einen angenehmen Lebensabschnitt, den man
verlängern mußte, wo es ging, ohne daß man sich unnötig die Karriere verbaute. So
wurde mein ehemaliger Kommilitone James Kirk jüngster Captain eines Raumschiffs
und begab sich auf eine 5-jährige Forschungsmission, während ich noch immer im
Aufbaustudium der Xenobiologie steckte. Jim war zwar nie mein Vorbild, doch
eine gewisse Bewunderung für seine glanzvolle Karriere kann ich nicht leugnen. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Nun, ich will mich nicht beklagen. Letztlich bin auch ich
Captain geworden. Mein Schiff, die USS „Aufbau“, stand Jim’s „Enterprise“ in
nichts nach. Ein ganz so schillernder Name fehlte allerdings dem Captain, was
ich meinen Eltern noch immer schwer übelnehme. Sie nannten mich Reinhard
Schinka, was wohl damit zu tun hat, daß ich deutscher Abstimmung bin. Diesen
Namen auf Standard auszusprechen, ist aber fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Meine Eltern waren beide Traditionalisten. Reinhard war der Name meines
Urgroßvaters, der zwar der erste Student in der Geschichte der Familie war,
aber, soweit ich mal in seinen Tagebüchern gelesen habe, sein Leben in erster
Linie dem Zeichnen von Bildergeschichten widmete.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Er erlebte seinerzeit, wie die Grenzen Europas fielen, und
die Auflösung der Nationalstaaten einsetzte. Darum habe ich ihn oft beneidet.
Egal, Schwamm drüber, das alles ist eine andere Geschichte als die, die ich
eigentlich erzählen wollte.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Es begann alles in dem Moment, als ich meinen Fuß auf die
Stufen der Akademie setzte. Aber das sagte ich ja bereits. Urplötzlich kam es
mir vor, als stünde ich neben mir. Mag sein, daß Sie jetzt sagen: Dieses Gefühl
kenne ich gut! Aber ich kann ihnen versichern, daß ich dieses Gefühl mit allen
ähnlichen Empfindungen verglichen habe (einschließlich der Wirkung von zwei
Litern Romulanerbräu), aber was es auch war, es läßt sich nur so beschreiben:
Für einen winzigen Augenblick stand ich neben mir in einem anderen Universum
und in einer anderen Dimension.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Es war, als habe mich jemand fotografiert, und ich müßte
fortan als Negativ in der Gegend rumlaufen, während mein Original in der
Realität einer anderen Welt zurückblieb. Die Leute um mich herum hatten aber
anscheinend nicht das gleiche verspürt, und so verzichtete ich darauf, meine
Empfindungen jemanden mitzuteilen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Das klingt vielleicht noch nicht besonders dramatisch, und
zunächst dachte ich auch, ich hätte wohl was mit meinem Kreislauf. Aber was es
wirklich war, das erfuhr ich erst sehr viel später. (Und deshalb werde ich es
ihnen auch erst sehr viel später erklären).<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Der Rest des Tages war für den Verlauf meines ganz
persönlichen Wohlbefindens ohne besondere Bedeutung, deshalb werde ich ihn
jetzt nicht näher beschreiben. Meine Studenten waren wie immer gut gelaunt (die
meisten waren vor kurzem aus dem Urlaub zurückgekehrt), und nur zwei Mädchen
kicherten penetrant vor sich hin, was ich auf die attraktive Bräune ihrer
männlichen Kommilitonen zurückführte. Da ich im Augenblick nicht ganz sicher
bin, ob Sie, werter Leser, ein Kind meiner Zeit sein werden, möchte ich nur
noch bemerken, daß mit der Abschaffung jeglicher Prüfungen für Studenten im
Jahre 2134 die Stimmung an den Universitäten dieses Planeten allgemein anstieg.
Zwar gab es vereinzelt Proteste seitens der Studenten, doch beschränkten sich
diese ausnahmslos auf Europa und dort vor allem auf die Heimat meiner
Vorfahren, Deutschland.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Ansonsten fand die stündliche, generelle Bewertung durch das
Lehrpersonal ab dem fünften Semester (also zu einem Zeitpunkt, wo der
Unterrichtende alle Studenten schon kennen kann) eine positive Resonanz, da sie
den Studenten den Erfolg- und Prüfungsdruck nahm, was zuvor fast jedes
Prüfungsergebnis verfälscht hatte. Aber ich schweife schon wieder ab.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Es war Nacht und ich hatte mich gerade schlafen gelegt
(normalerweise bin ich in spätestens fünf Minuten sanft eingeschlummert - so
auch diesmal), als ich einen der furchtbarsten Träume durchlebte, den ich je
hatte.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Es fällt mir schwer, das Geträumte in Worte zu fassen. Wenn
Sie sich an Träume erinnern, werden Sie hin und wieder im Traum Stimmen hören.
Diese Stimmen bleiben aber innerhalb einer tolerablen Lautstärke, und meistens
werden Sie sich an nichts Besonderes erinnern. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Bei meinem Traum war dies aber völlig verschieden. Eine
Stimme mit unglaublich durchdringender Lautstärke schrie mir einen Befehl ins
Gesicht, daß ich glaubte, ich müsse mein Gehör verlieren. Der Befehl war zwar
in einer mir unbekannten Sprache abgefaßt, dennoch konnte ich mich am Morgen
genau an seinen Wortlaut erinnern. Er war, in lateinischen Buchstaben
ausgedrückt, etwa:<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Sha ki Thar - Ko fah Korr!“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Ich notierte mir diesen Satz sofort nach dem Aufstehen, und
erwog ernsthaft, mit meinem Bordarzt und Vertrauten, Dr. Spunckmeyer darüber zu
sprechen. Nach dem Frühstück war der Traum fast vergessen, und nach dem Abwasch
(ich war Junggeselle) auch der Vorsatz, meinen Bordarzt zu konsultieren.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Ich betrat wenig später einen Laden an der Berlin Street und
kaufte einen Rieseneimer Farbe. Daß mir diese Aktion nicht eigenartig vorkam,
wundert mich noch heute, denn ich hatte dies niemals vorgehabt. Was hätte ich
anstreichen sollen? Aber aus irgendeinem Grund verzichtete ich auf eine Analyse
meiner Handlungen, und ging anschließend zur Arbeit wie immer.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
In meinem Büro der Biologischen Fakultät erwartete mich
bereits Peter McMurdock, mein erster Offizier. Er schaute besorgt drein, was
mich aber nicht weiter verunsicherte. McMurdock war ein Pessimist, der
wahrscheinlich sogar dann besorgt dreinblicken würde, wenn das Jüngste Gericht
ihm ewiges Leben und immerwährendes Glück zusprechen würde.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Hallo Mr. McMurdock“, begrüßte ich ihn. „Schon
gefrühstückt? Ich wollte gerade in die Cafeteria...“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Captain, ich bin im Auftrag von Star Fleet Command hier“,
begann er, „Sie haben eine Anweisung erhalten, sich umgehend auf der „Aufbau“
einzufinden und dann Admiral T’Yoshiku zu kontaktieren.“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Das überraschte mich wirklich. Nach meinem Wissen hatte
Admiral T’Yoshiku vor allem mit der Erforschung und Beobachtung von schwarzen
Löchern zu tun. Ich war aber Xenobiologe. Zwei Bereiche, die sich selten
treffen, da jede Spezies, egal woher sie stammt, Schwarze Löcher meidet, und
falls sie dies doch einmal nicht tun sollte, verschwindet sie und ich kann sie
nicht analysieren. McMurdock hatte mich neugierig gemacht. „T’Yoshiku ?“,
fragte ich. „Möchte T’Yoshiku ein Schwarzes Loch finden? Ich könnte ihm das in
meinem Magen anbieten.“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Captain, die Lage ist sehr ernst. Wir haben Alarmstufe Gelb
und ich habe Anweisung, Sie umgehend zur ‚Aufbau‘ zu eskortieren!“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
McMurdock war Posianer, und damit gehörte er zur
hurmorlosesten Gattung aller Humanoiden der Galaxis. Gegen einen Posianer waren
Vulkanier alberne Witzereißer.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Umgehend? McMurdock, ich habe noch nicht einmal...“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Der Befehl war eindeutig, Captain.“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Mann, ich stecke mitten zwischen zwei Vorlesungen. Geben
Sie mir wenigstens Zeit, die Studenten zu informieren!“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Captain“, erklärte mir McMurdock ruhig, „Zeit ist offenbar
ein Luxus, den wir uns angesichts der Tatsache, daß wir Arlamstufe Gelb haben,
nicht leisten können. Ich muß Sie also in aller Form bitten,...“ „Ja ja“,
unterbrach ich ihn mißmutig, „Nun brechen Sie sich mal keinen ab, ich komme ja
mit.“ Ich drückte eine Com-Taste. „Nina, bitte machen Sie publik, daß meine Vorlesungen
vorerst ausfallen. Ich muß dringend zur „Aufbau“. Schinka Ende.“<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Ich hatte kaum geendet, als McMurdock einen Kommunikator
aufklappte und den Befehl zum Hochbeamen gab. Aus dem Com-Kanal ertönte Ninas
Stimme, die irgendetwas fragte, was aber im Sirren des Transporterstrahls
unterging. Unwillkürlich empfand ich ein gewisses Mitleid für meine Sekretärin.
Was soll sie jetzt von mir denken? Als zweiter Gedanke ging mir aber etwas
anderes durch den Kopf. Etwas, das ich zu erledigen begonnen hatte, das aber
noch auf mich wartete. Dann sah ich den Transporterraum der „Aufbau“ vor mir,
und schlagartig wurde mir wieder der eigentliche Grund meines Hierseins bewußt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Willkommen an Bord, Captain!“, begrüßte mich der
diensthabende Offizier, dessen Namen ich peinlicherweise vergessen hatte,
obwohl ich ihn in einer Menschenmenge von 100.000 Leuten sofort erkannt hätte.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
„Sofort einen Com-Kanal zu Admiral T’Yoshiku in meine Kabine
legen!“, wich ich einer allzu langen Begrüßungszene aus. „Aye, aye Sir!“,
erwiderte der gute Mann knapp. Er war sichtlich enttäuscht. Vermutlich hatte er
erwartet, mit „Hallo!“ und einer Flasche Sekt begrüßt zu werden. Auf der
„Aufbau“ befanden sich vor allem ältere Kadetten, die ein längeres Studium als
ihre Kommilitonen hinter sich hatten. Die besten Kadetten fanden sich auf der
Enterprise von Jim Kirk wieder, die schlechtesten auf meiner „Aufbau“. Der Rest
auf den übrigen zehn Föderationsschiffen.<o:p></o:p></div>
<br />
<div class="MsoNormal">
Ärgerlich für den Kommandanten, der ja nun einmal ich war.
Trotzdem empfand ich eine solch offensichtliche Deklassierung als
Herausforderung, und außerdem hatte ich festgestellt, daß meine Jungoffiziere
wesentlich kritikfähiger waren als einige aus Jims Enterprise-Besatzung. Ich
erinnere mich zum Beispiel, daß viele Kadetten mir gegenüber äußerten, daß
James T. Kirk ein viel zu junger Captain für ein so gewaltiges Schiff wie die
Enterprise sei, als ich sie aber in Jims Gegenwart erlebte, äußerten sie nur
nette Worte über ihn. Inzwischen dürfte Jim sie überzeugt haben, daß er der
beste Captain der Flotte ist, aber was ich mit dieser Geschichte sagen wollte,
war, daß ich unter meiner Mannschaft häufig offene Kritik hinnehmen mußte, aber
bei allem nie das Gefühl hatte, hintergangen zu werden.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
==============</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<b>Was zum Teufel...?</b></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-90784317086065392772014-10-03T12:09:00.002+02:002014-10-03T12:09:07.246+02:00Apropos Berlin<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSBqT9suQ3M2CWmmW_LtzrFsHkfOHxLQMX6m90AbbeITo5ww5t-7UpliRFZb6nIH3SXHhfXz2CUI0D3wcHTk4POGywKMH59GZhJaMAA3fBmPzqKu5ZRVaOhd1lkb_c6FUxbqh0iBxwghE/s1600/1990-10-03.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSBqT9suQ3M2CWmmW_LtzrFsHkfOHxLQMX6m90AbbeITo5ww5t-7UpliRFZb6nIH3SXHhfXz2CUI0D3wcHTk4POGywKMH59GZhJaMAA3fBmPzqKu5ZRVaOhd1lkb_c6FUxbqh0iBxwghE/s1600/1990-10-03.jpg" height="276" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Berlin, 3. Oktober 1990: Deutschland wiedervereinigt</td></tr>
</tbody></table>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
"Berlin ist viel zu groß und unübersichtlich", so hört man schon einmal eierpellende Touries aus Wessiland nörgeln. Stimmt nicht!</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Schaut man von oben auf die Stadt, sieht Berlin aus wie
ein großes Fadenkreuz: Von Westen nach Osten zieht sich eine breite Chaussee
durch die Stadt, eine weitere von Norden nach Süden. In der Mitte kreuzen sie
sich - in der Nähe des Brandenburger Tores, aber nicht direkt dort (dann hätte es auch keinen Grund gegeben, dort ein Tor zu bauen). Dort, wo sie sich
kreuzen, heißt die Ost-West-Achse "Unter den Linden", die
Nord-Süd-Achse Friedrichstraße.</div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p><br /></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<o:p>Das hätten wir schon mal.</o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Piekt man nun einen virtuellen Zirkel genau in die
Kreuzung der Straßen und zieht einen Kreis um den
Mittelpunkt herum, baut man auf diesem eine ringförmige S-Bahn-Strecke und
beult den Kreis so aus, dass das Bild eines nach Westen schauenden Hundekopfes
mit angelegten Ohren entsteht, dann erhält man eine Art Fadenkreuz, an dem man
sich in Berlin ganz gut orientieren kann.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
Ziemlich genau in der Mitte befinden sich der Alexanderplatz und der Leipziger Platz. Warum nicht der Potsdamer Platz? Das
liegt daran, dass der Potsdamer Platz kein Platz, sondern eine schlichte
Kreuzung vor dem Leipziger Platz ist, den aber wiederum keiner kennt, weil die
Hochhäuser in der Nähe der Plätze immer nach dem Potsdamer Platz benannt
werden, da die Grenzübergangsstelle, die hier einmal war, unter dem Namen des
zugemauerten U- und S-Bahnhofs bekannt wurde. Das ganze ist mittlerweile so
erfolgreich, dass auch das Kulturforum (am Kemperplatz) vielleicht umbenannt werden
soll in "Kulturforum am Potsdamer Platz". Man munkelt, die Anwohner
am Innsbrucker Platz und am Breitscheidplatz würden langsam nervös, seien aber
nicht prinzipiell gegen eine Umtaufe halb West-Berlins in "Bezirke am Potsdamer
Platz". So viel dazu.</div>
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<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Nun zur Geschichte. </div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Vor einigen tausend Jahren gab es kein Berlin an der
gleichen Stelle, aber schon einen Fluss in der Mitte (der heutige Bezirk dort
heißt auch so). In der Mitte dieses Flusses, der Spree, liegt die Spree-Insel
(heißt natürlich erst heute so). Dort konnte man als König am ehesten sein
sicheres Schlösschen hinsetzen, was auch irgendwann passierte. Das Schloss
(zuletzt als Stadtschloss bekannt, da kein König oder Kaiser mehr drin wohnte)
stand dann auch einige hundert Jahre dort, bis Walter Ulbricht (DDR) es
abreißen ließ, da er nicht an diese monarchische Vergangenheit erinnert werden
wollte.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Aber zurück zu den Königen: Diese hatten meist nur zwei
verschiedene Namen (Wilhelm und Friedrich), aus denen sie mit einem
Binär-Randomisierungs-Programm neue bildeten, weshalb sich auch heutzutage kein
Schüler merken kann, wer wer war, da z. B. die letzten zweihundert Jahre
folgende Regenten in Berlin werkeln ließen:<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
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</div>
<ul>
<li>Friedrich Wilhelm III. (als Napoleon die Stadt besuchte)</li>
<li>Friedrich Wilhelm IV. (Stichwort Museumsinsel)</li>
<li>Wilhelm I. (Stichwort Bismarck)</li>
<li>Friedrich III. (99 Tage Kaiser, dann Tod durch
Kehlkopfkrebs; hieß als Kronprinz Friedrich Wilhelm)</li>
<li>Wilhelm II. (Stichwort Erster Weltkrieg oder - letzter
deutscher Kaiser, der mit dem zackigen Schnurrbart. Hieß als Kronprinz "Prinz
Wilhelm") Weggelassen habe ich den Soldatenkönig (Friedrich Wilhelm, glaube, der
I.) und seinen frankophilen Sohn, Friedrich II. (den "alten Fritz" -
Stichwort Rex Pils).</li>
<li>Was hat das mit dem Aufbau Berlins zu tun? Wir erinnern
uns: Friedrichstraße/Unter den Linden/Brandenburger Tor!</li>
</ul>
<o:p></o:p><br />
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Irgendein Friedrich ließ ein neues Stück Stadt auf der
anderen Seite der Spree, gegenüber seinem Schloss anbauen. Ja, so etwas
Anbaumäßiges, das der Sicherung dienen sollte (mit einem Graben), und das heißt in
Deutschland oft "Werder", in diesem Fall "Friedrichswerder" (=
Werder von Friedrich). Deswegen heißt z. B. heute noch eine dort stehende, von
Karl F r i e d r i c h (!) Schinkel erbaute Kirche auch
"Friedrichswerdersche Kirche".<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Als hinter dem Friedrichswerder wieder ein Stück Stadt
angebaut wurde, bekam dies den etwas einfacheren Namen Friedrichstadt (= Stück
Stadt neben dem Werder von Friedrich, heute stehen dort deshalb die
Kommerz-Bauten "Friedrichstadt-Passagen" = Durchgänge im Stück Stadt
am Werder von Friedrich). Klar, dass die Grenze der Friedrichstadt die
Friedrichstraße war (bzw. umgekehrt, erst gab's da wohl die Friedrichstadt,
dann wurde der Trampelpfad am Rand Friedrichstraße genannt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Da Könige selten in einem einzigen Schloss wohnen (oder
Gattinnen haben, die auch eins wollen), wurde für irgendeine Charlotte
(Sophie-Charlotte? Übrigens Frau von Friedrich I., der vor seiner Krönung zum
ersten König Preußens Friedrich III. hieß, was die Sache nicht eben
erleichtert) ein Schloss außerhalb Berlins gebaut, das natürlich heute bzw.
seit 1920 wieder i n n e r h a l b Berlins liegt, weil die Stadt immer weiter
anwucherte (Schuld: Wilhelm I. bwz. Bismarck).<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Um nun zum Charlottenburger Schloss (ein ähnlich
gescheiter Name wie "Schloss Burg" in Solingen) zu gelangen, wurde
eine nette Allee zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg angelegt,
eben die anfangs angesprochene Ost-West-Achse, die bis zur (damaligen) Berliner
Stadt-Grenze mit Linden-Bäumchen dekoriert wurde: Fertig war "Unter den
Linden". Deswegen auch Brandenburger Tor: Da ging's raus aus der
Innenstadt - und zwar in Richtung Brandenburg (die Stadt ist gemeint, nicht das
heutige Bundesland), die damals noch nicht am Ku(rfürsten)damm lag (nicht zu
verwechseln mit der Prostituierten-Meile "Kürfürstenstraße"!),
sondern dort, wo heute gar nichts mehr ist außer dem so genannten ehemaligen "Palast" der Republik - am Schloss.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Stichwort Kurfürstendamm: Der Große Kurfürst hieß - na? -
Friedrich Wilhelm und wohnte auch im Stadt-Schloss. Seine unbeschäftigte und
früh verblichene Gattin Louise Henriette bekam auch ein Schloss im Norden
Berlins, und da sie von den Holländern abstammte, also von den Oraniern, hieß das
Schloss im Norden Berlins Oranienburg (auch keine Burg, aber so läuft das
hier).<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Stichwort Palast: Im Norden der Friedrichstraße in der
Spandauer Vorstadt (weit weg von Spandau, gleich mehr zu diesem Paradox), die
an die Friedrichstadt grenzt, liegt der "Friedrichstadtpalast", ein
Plattenbau-Revue-Theater, gebaut von der DDR (hätte eigentlich Erichstadtpalast
heißen müssen). Die "Spandauer Vorstadt" war also der Stadtanbau an
die Friedrichstadt in Richtung Spandau (= Stadtteil Richtung Spandau, an
Stadtteil grenzend, der an den Werder von Friedrich grenzt). Palast heißen in
Berlin meist hässliche Gebäude: Palast der Republik, Friedrichsstadt-Palast,
Palast-Hotel (wurde umbenannt und abgerissen). Im Osten
heißen sie "Palast", im Westen "Arkaden",
"Passagen", "Center", "Forum" oder
"Karree".<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Hier müssen wir innehalten, um einige wichtige Aussagen
noch einmal zusammenzufassen:<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<ul>
<li>Die Mitte Berlins bildete über viele hundert Jahre ein
Schloss, in dem die Könige Preußens residierten, aus denen dann drei
gesamtdeutsche Kaiser hervorgingen: Wilhelm I., sein Sohn Friedrich III. sowie
dessen Sohn Wilhelm II.</li>
<li>An dem Platz, auf dem bis 1950 das Stadtschloss stand,
also die politische und kulturelle Mitte der Stadt und des Landes Preußen, wenn
nicht Deutschlands, befand sich später der Bau der DDR-Volkskammer sowie später ein Kabarett-Zelt, in dem nach (u. a.) Helge
Schneider die Kabarettistin Desiree Nick zurzeit eine Veranstaltung namens
"Hängetitten" aufführt.</li>
<li>Jetzt ist da wieder ein Schloss, aber man erkennt es noch nicht.</li>
</ul>
<o:p></o:p><br />
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<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
Monarchie und Demokratie haben sich in Deutschland selten
gut vertragen, weshalb auch das Parlament als Ort der Demokratie vor die
Stadtgrenze gelegt wurde. Deshalb steht der Reichstag kanpp v o r dem
Brandenburger Tor, also dem Tor, durch das man lange Zeit die Stadt <i>verließ</i>.
Der Platz vor dem Reichstag heißt heute konsequent "Platz der
Republik", sprich: Platz der Regierungsform, die demokratisch ist und
nichts mit Monarchen am Hut hat". Vorher hieß er ebenso konsequent einmal
"Königsplatz", sprich: "Platz der Staatsform, die nichts mit dem
Ding zu tun hat, das gegen die Monarchie ist und in dem ein Parlament sich
aufhält". Mitten auf diesem stand die Siegessäule, und die
Victoria-Goldelse - eine Siegesgöttin also - auf dieser blickte nach Süden.
Heute steht sie auf dem Großen Stern, mitten auf der Ost-West-Achse, und guckt
nach Westen. Außerdem ist sie höher als zu Anfang des Jahrhunderts. Wieso? Wegen Hitler, aber dazu
später mehr. Erst einmal noch zurück zur Ost-West-Achse.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Wir erinnern uns: Der König ritt von seinem Stadt-Schloss
zu seiner Gemahlin im Schloss Charlottenburg. Die große Ost-West-Achse, die
heute "Straße des 17. Juni" heißt, hieß logischerweise lange Zeit
"Charlottenburger Chaussee", da sie nach Charlottenburg führte. So
ist es übrigens häufig in Berlin: Straßen und Plätze sind oft danach benannt,
wohin sie führen: Die Potsdamer Straße führte von (Klein-Berlin) in Richtung
Potsdam, der Tegeler Weg Richtung Tegel usw. Kompliziert wurde es, wenn alle
anderen markanten Bauten in der unmittelbaren Umgebung auch diesen Namen
bekamen, etwa die zahllosen Kopfbahnhöfe: Der Schlesische Bahnhof führte
Richtung Schlesien, der Anhalter Bahnhof Richtung Anhalt aus der Stadt raus
(genauso: Frankfurter Bhf., Stettiner Bhf., Lehrter Stadtbahnhof, Hamburger
Bhf. usw.): Kurioserweise gab es auch in Berlin aus ebendiesem Grund einen
"Potsdamer Bahnhof", nämlich am Potsdamer Tor, am Potsdamer Platz und an der Potsdamer Straße.
Den Bahnhof gibt es dort heute nicht mehr, nur eine Grünfläche (mein Vater, der
einmal in den 40er Jahren dort mit der Bahn hinfahren wollte, beging den
Fehler, Reisende nach dem Weg zu fragen und landete prompt am Potsdamer Bahnhof
- in Potsdam).</div>
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<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Vom Anhalter Bahnhof, der also nichts mit irgendwelchen
Anhaltern zu tun hat, steht heute nur noch ein Teil des Eingangsportals; der
Lehrter Stadtbahnhof wurde zum neuen Hauptbahnhof Berlins ausgebaut.
DDR-Ost-Berlin hatte einige Zeit auch einen "Hauptbahnhof", nämlich
den ehemaligen und umbenannten "Ost-Bahnhof" bzw. "Frankfurter
Bahnhof" in Friedrichshain (da ist dieser Name wieder!), der heute wieder
Ost-Bahnhof heißt. Wir müssen ergänzen, dass der Lehrter Bahnhof (der alte
wurde nach dem Krieg komplett abgerissen) zurzeit ein S-Bahnhof der Stadtbahn
ist (was ist das nun wieder? Antwort gleich!), der auch abgerissen wurde,
um dem neuen "Lehrter Bahnhof" zu weichen, der dann jetzt "Berlin
Hauptbahnhof" heißt. Könnten Sie das bitte wiederholen?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Stadtbahn. In Berlin heißt S-Bahn nicht unbedingt wie in
Westdeutschland "Schnell-Bahn" (wäre eh falsch), sondern eine
S-Bahn-Strecke mitten durch die Stadt, von West nach Ost, heißt Stadtbahn -
eben weil sie quer durch die ganze Stadt geht, von Potsdam bis Erkner.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
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Stichwort Tor. Die zeitweiligen Grenzen der Stadt kann
man gut an den Namen der Stadt-Tore ablesen, von denen wir schon zwei kennen:
das Brandenburger Tor (Stadtausgang Richtung Brandenburg) und das Potsdamer Tor
(am heutigen Potsdamer Platz, Stadtausgang Richtung Potsdam). Weitere Tore, auf
die heute oder vor einigen Jahrzehnten Namen von U- oder S-Bahn-Stationen
hinweisen bzw. -wiesen: Stralauer Tor (Richtung Spreehalbinsel Stralau, der
ehemals dazu gehörende U-Bahnhof an der Oberbaumbrücke wurde abgerissen),
Hallesches Tor (nicht nach dem Halleyschen Kometen benannt, sondern nach der
Stadt Halle an der Saale), Oranienburger Tor (Richtung Norden - nach
Oranienburg, Stichwort holländische Oranjer-Prinzessin, die Frau von Friedrich
Wilhelm, dem "Großen Kurfürst". Sein Reiterstandbild steht übrigens heute im
Hof des Charlottenburger Schlosses, früher stand es hinter dem Stadtschloss.
Ein weiterer Abdruck steht im Bode-Museum, ehemals Kaiser-Friedrich-Museum,
benannt übrigens nach Kaiser Friedrich III., Stichwort Kehlkopfkrebs,
99-Tage-Kaiser).<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Weiter: Schlesisches Tor in Kreuzberg, am ehemaligen
Schlesischen Bahnhof (später Görlitzer Bahnhof, der U-Bahnhof dazu heißt noch
heute so, der Fernbahnhof wurde abgerissen. Dafür gibt es noch den Bahnhof
Schlesisches Tor. Auf dem Gelände des ehemaligen Schlesischen bzw. Görlitzer
Bahnhofs befindet sich an der Görlitzer Straße heute ein Park mit dem
Spreewaldbad am Spreewaldplatz und einer Nachbildung des türkischen
Pamukkale-Brunnens, der gleich nach der Eröffnung wegen Baufälligkeit wieder
für die Öffentlichkeit gesperrt wurde).<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Das Kottbusser Tor (nicht: Cottbusser Tor, warum weiß
kein Mensch, da Cottbus schon immer Cottbus geschrieben wurde) ist heute
Drogenumschlagplatz Nr. 1 in Berlin, der dort abzweigende Kottbusser Damm wirkt
gegen die architektonisch verelendete Gegend um den U-Bahnhof Kottbusser Tor
geradzu idyllisch. Das architektonische Monstrum "Neues
Kreuzberg-Zentrum", abgekürzt NKZ (kein Scherz, der Gleichklang mit KZ war
unbeabsichtigt, aber auch offenbar unbemerkt) ersetzte in den 70er Jahren die
augenfreundlichen, aber heruntergekommenen Berliner Stuck-Altbauten rund ums
Kottbusser Tor. Ein Jammer.<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Beim "Frankfurter Tor" bin ich mir nicht
sicher, ob es früher einmal auch ein Stadttor gewesen ist, da es zumindest
architektonisch als Abschluss der Karl-Marx-Allee erst in den 50er Jahren
entstanden ist (die beiden Türme sollen an den Deutschen und Französischen Dom
auf dem Gendarmenmarkt erinnern - quasi "Arbeiter-Kirchen"). Putzig ist
jedenfalls die Geschichte des dazugehörenden U-Bahnhofs, der in der DDR
"Frankfurter Tor" hieß, was ja auch sehr treffend war. Nach der Wende
entschloss sich die BVG, ihn in "Rathaus Friedrichshain" umzutaufen,
wohl im Glauben, das "Friedrichs-" komme immer gut an in Berlin,
wofür, wie wir oben gesehen haben, ja auch einiges spricht. Dennoch ging ein
Ruck durch die Friedrichshainer, und es hagelte Proteste, woraufhin man sich
entschloss, den Bahnhof kompromisslerisch in "Petersburger Platz"
umzubenennen. Immerhin verzichtete man darauf, die Netzspinnen in allen
öffentlichen Verkehrsmitteln entsprechend neu zu drucken, was auch letztlich
eine kluge Entscheidung war, denn wieder war die Aufregung groß; die Bürger
forderten die erneute Umbenennung in "Frankfurter Tor". Die BVG gab
nach, war aber wohl frustriert von den nicht eben geringen Kosten der laufenden
Umbenennungen, so dass folgende Situation entstand: Auf allen Netzspinne in den
U- und Straßenbahnen sowie auf allen S- und U-Bahnhöfen las man, der Bahnhof
heiße "Rathaus Friedrichshain". Fuhr man dann hin, konnte man den
Schildern über der Erde entnehmen, der Bahnhof heiße "Frankfurter
Tor". Stieg man in den Untergrund, sah man sich mit Schildern
konfrontiert, nach denen der Bahnhof "Petersburger Platz" hieß. Nach
einigen Monaten oder Jahren heißt nun alles wieder "Frankfurter Tor"
- wie zu DDR-Zeiten.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Das Hallesche Tor ist der südliche Startpunkt der
Friedrichstraße, zugleich auch der fast parallel laufenden - na, wie könnte
eine solche Straße wohl heißen? - Wilhelmstraße. Mit dieser Wilhelmstraße hat
es historisch etwas Hochinteressantes auf sich: Sie war früher die Straße, in
der sich alle wichtigen Ministerien Deutschlands befanden. Heute ist dort u. a.
wieder das Finanzministerium angesiedelt, in einem Gebäude, zu dem wir auch noch
etwas schreiben müssten. In der Mitte der Wilhelmstraße war vor dem Krieg der
Wilhelmplatz, an dem das berühmte Hotel Kaiserhof lag. Warum ist das
interessant?<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Nun, an der Wilhelmstraße lag auch die Reichskanzlei, die
für Hitler dann 1938/39 Ecke Voßstraße gehörig erweitert wurde, bis das ganze
Ensemble aussah wie das Tal der Könige im alten Ägypten. Gegenüber lag also der
Wilhelmplatz, und wenn man alte Wochenschauaufnahmen sieht, in denen Hitler auf
seinen Balkon tritt und selbstgefällig den Arm zum "Heil-myself" nach
hinten klappt, dann sieht man auch den Wilhelmplatz, auf dem so rund 100.000
begeisterte Untertanen "Heil Hitler" kreischten.</div>
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<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Nach dem Krieg wurde alles abgerissen, der Wilhelmplatz
bebaut, dort stand dann bspw. die Botschaft Tschechiens. Das Hotel Kaiserhof,
in dem die Nazis sich vor der Machtergreifung häufig getroffen und in dem sie
zeitweise politisch wie in einer Behörde residiert hatten, wurde auch
abgerissen. Aus dem Wilhelmplatz wurde ein namenloses Nichts, aus der
Wilhelmstraße die Otto-Grothewohl-Straße, dann, nach der Wende, kurzzeitig die
"Toleranzstraße", bis auffiel, dass in Frankreich so vor allem
Straßen heißen, in denen es von gewissen Etablissements wimmelt; anschließend
hieß sie wieder durchgehend (ein Teil lag in West-Berlin und behielt immer den
alten Namen) "Wilhelmstraße".<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Der U-Bahnhof wechselte seinen Namen mit Platz und
Straße: Aus "Kaiserhof" wurde "Otto-Grothewohl-Straße",
heute heißt er nach einer Querstraße umstritten "Mohrenstraße". Mohren gibt es
in der ganzen Ecke übrigens kaum, die armseligen Plattenbauten, mit denen die
DDR das Gelände der ehemaligen Ministergärten bebaute, beherbergten nur DDR-Bürger und -Promis. Unter anderem soll dort Katharina Witt gewohnt haben (schwer
vorstellbar, denn elegant ist die Gegend nun nicht gerade). Der rote Marmor, der Hitlers Reichskanzlei auskleidete, ziert
übrigens heute das Innere des U-Bahnhofs Mohrenstraße.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
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Mitten im Großen Tiergarten steht die Siegessäule,
westwärts blickend, bekannt von der Love-Parade in den 90ern. Bis 1938/39 stand sie vor dem
Reichstag und blickte südwärts. Außerdem war sie kleiner. Was war passiert? </div>
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Dass Berlin eine breite Ost-West-Achse hat, war auch den
Nazis nicht entgangen. Der GröFaZ (größter Feldherr aller Zeiten) hatte dann
die schlaue Idee, vor dem Reichstag einen riesigen Dom namens
"Germania" zu bauen und von dort aus eine Nord-Süd-Achse durch Berlin
zu treiben, vor der die Welt erblassen sollte. Alles sollte gigantisch, deutsch
und ewig sein, besonders aber gigantisch. Man kennt diese Brutalo-Architektur,
die Berlin letztlich bis auf ein Gebäude (am heutigen Kulturforum, das aber
nach dem Krieg abgerissen wurde) erspart geblieben ist.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Der Achse war die Siegessäule im Weg, weshalb sie
kurzerhand umgesetzt wurde. Bei der Gelegenheit erinnerte man sich daran, dass
sie aus Anlass des Sieges über Frankreich (1870/71) errichtet wurde und drehte
sie nach Westen - hin zum Erbfeind, damit er das Goldene in ihrem Auge sehe.
Außerdem wurde sie um eine Säuleneinheit höher gemacht (bis Frankreich gucken,
das geht ja nicht aus 20 Metern Höhe). Man erkennt es an den Kanonenkränzen
(vergoldete Kanonen aus dem deutsch-französischen Krieg): Das oberste Element
wird durch einen Kranz vergoldeter Stäbe abgetrennt, welche Kanonen nur noch
wenig ähneln. Mit der Siegessäule umziehen durfte auch das Bismarck-Denkmal,
das direkt vor dem Reichstag gestanden hatte, geziert von einer hübschen
Brunnenanlage. Heute steht es in der Nähe der Siegessäule und wird langsam von
der Vegetation überwuchert. Der Platz vor dem Reichstag blieb leer und öde bis
in unsere Tage, zeitweise wurde er als Fußballplatz genutzt.<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Wenn man heute an der Seite des Sony-Centers am Potsdamer
Platz steht, die Richtung Kulturforum liegt, befindet man sich direkt auf der
geplanten Nord-Süd-Achse. Der Marlene-Dietrich-Platz vor dem
Stella-Musical-Thater wäre das erste große Kreisverkehrs-Rondell der Achse
gewesen. <o:p></o:p></div>
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Der "Südkreuz"-Bahnhof Papestraße wäre einem
riesigen Bahnhof gewichen, der gleichfalls mitten auf dieser Achse gelegen
hätte (Robert Harris hat ihm in seinem SciFi-Roman "Vaterland" den
Namen "Gotenland" angedichtet.). Für einen Triumphbogen südlich des
Bahnhofs Yorckstraße (in Nazi-Sprache hieß er "Bauwerk T") wurde
bereits zu Testzwecken ein Betonsockel gelegt, den man heute noch sehen kann.<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
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Was also ist Berlin? Ein immerwährendes Hin- und Hergeschiebe eigentlich vernünftig geplanter und beeindruckender Bauwerke deutscher Geschichte. Und wenn Sie dort mal einen Kaiser treffen - der heißt entweder Friedrich oder Wilhelm. Oder gleich beides. Viel Spaß in Berlin!</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0Berlin, Deutschland52.520006599999988 13.40495399999997552.210736099999991 12.759506999999974 52.829277099999985 14.050400999999976tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-18350263004927312312014-10-01T18:16:00.001+02:002014-10-01T18:18:14.860+02:00Berlin braucht kein EinheitsdenkmalWenn Politiker etwas für ihr Ego tun möchten, ist das Setzen von Denkmälern (in der Regel auf Kosten der Allgemeinheit und nicht aus eigener Tasche) eine beliebte Methode: Das Stadtbild neu zu schmücken, welch Wohlgenuss!<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRVNRmSDlTtiO2HQnF0_I3IU4ZHiiX4G8vYgb2eVVanzx1a4ELjUbML2XxLT34t68DpVunAbA-EJqdKqkUvqHi8JnTuFax47hWHplnZOpg9_3VtLfElPdlaZQC1J5HIvoKMaaltVKR7xk/s1600/Brandenburger-Tor-1985.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRVNRmSDlTtiO2HQnF0_I3IU4ZHiiX4G8vYgb2eVVanzx1a4ELjUbML2XxLT34t68DpVunAbA-EJqdKqkUvqHi8JnTuFax47hWHplnZOpg9_3VtLfElPdlaZQC1J5HIvoKMaaltVKR7xk/s1600/Brandenburger-Tor-1985.jpg" height="263" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Berlin, 1985: Grenzstreifen Pariser Platz - Betreten verboten</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
In Berlin - arm, aber sexy - soll nun ein Denkmal für die deutsche Einheit vor dem ehemaligen Stadtschloss und künftigen Humboldt-Forum errichtet werden. Bisherige Schnell-Hin-und-dann-schnell-Wegguck-Momente ergaben: Das Denkmal ist ein modern anmutendes Ding, eine metallische Parabel, irgendetwas mit Brücke von A nach B oder so.<br />
Nun ist das sicher eine künstlerisch passendere Lösung, als das Denkmal des alten Kaisers Wilhelm I. dort wiederzuerrichten (obwohl ich persönlich großer Fan der hier einmal drapierten Löwengruppe war, die auf Kanonen schlummerten). Aber ein Denkmal für die deutsche Einheit? Ausgerechnet in Berlin?<br />
In einer jüngst gelesenen Biographie fand ich hierzu einen passenden Satz: Si monumentum requiris, circumspice - <i>Wenn du ein Denkmal brauchst - blick dich um!</i><br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0Berlin, Deutschland52.520006599999988 13.40495399999997552.210736099999991 12.759506999999974 52.829277099999985 14.050400999999976tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-48300180170705206822013-08-11T17:50:00.000+02:002013-10-24T16:57:48.241+02:00Es gibt Fleisch<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Mit Vegetariern muss man diskutieren,</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">sobald sie eine Wurstfabrik geerbt haben." (Danny Kaye)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<br />
<h2>
"Äß, Jungchen, äß! Fleisch, Jungchen, Fleisch!"</h2>
In den späten Achtzigerjahren habe ich meine Verwandtschaft einmal mit der Ankündigung geschockt, fortan vegetarisch leben zu wollen. Den entsetzten Blicken sah man es deutlich an: Wenn der Junge nun kein Fleisch mehr essen will - was isst er denn dann? Nur noch Beilagen? Kartoffelbrei? Sauerkraut? Spinat gar?<br />
<br />
In den Neunzigerjahren verabschiedete ich mich dann wieder von der vegetarischen Lebensweise. Es war mir schlicht zu anstrengend geworden, sämtliche Speisekarten und Zutatenlisten ständig daraufhin kontrollieren zu müssen, ob nicht doch irgendwo etwas Speck oder Rinderbrühe als Aromazusatz beigemengt worden war. Und - zugegeben: Fleisch war auch etwas Leckeres.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBxP_9xl2nW2bpKftdx-5OyVxkI8UKl7inYHpTF6s53BlMt9OqWzyF2tZkHzCzJbQw7UV-rXqszLCg_9KOQT6Lo6E2s03_fBNNIPRRnmED9MtD0UCvMtjKPSK_rY2X1LkQ3r1Kwyd59po/s1600/557902_10151346800314102_267510461_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="198" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBxP_9xl2nW2bpKftdx-5OyVxkI8UKl7inYHpTF6s53BlMt9OqWzyF2tZkHzCzJbQw7UV-rXqszLCg_9KOQT6Lo6E2s03_fBNNIPRRnmED9MtD0UCvMtjKPSK_rY2X1LkQ3r1Kwyd59po/s400/557902_10151346800314102_267510461_n.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Geheckselt und gesalzen: Industriell verarbeitetes Schweinefleisch samt Beilagen.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Heutzutage ist es vollkommen unproblematisch, sich fleischlos zu ernähren, allerdings sinkt die Freude an einem Broccoli-Auflauf, einer Pizza Margherita oder Spaghetti mit Tomatensauce umgehend, wenn man sie auch als "vegetarisch" bezeichnet. "Fleisch ist ein Stück Lebenslust!", das hat uns die Fleischindustrie erfolgreich eingetrichtert. Und billig ist es auch. Denn die Fleischindustrie haben wir in Deutschland und Europa perfektioniert. Fast.<br />
<br />
<h2>
Jedes Jahr gerät eine halbe Million Schweine lebend in Brühanlagen</h2>
Ca. 57 Mio. Schweine werden in Deutschland pro Jahr geschlachtet, trotz des überwiegenden Verzichts der muslimischen und jüdischen Bevölkerung. 60 kg Fleisch verzehrt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr und Kopf. Auch weltweit steigt der Fleischkonsum dramatisch an. Besonders in Entwicklungsländern wird immer mehr Fleisch gegessen - es sich leisten zu können, gilt als Statussymbol.<br />
<br />
Im Leben eines Deutschen vertilgt man auf diese Weise im Durchschnitt:<br />
<br />
<ul>
<li>945 Hühner</li>
<li>46 Schweine</li>
<li>46 Puten</li>
<li>37 Enten</li>
<li>12 Gänse</li>
<li>4 Rinder und</li>
<li>4 Schafe</li>
</ul>
<br />
<div>
Moderne Fleischfabriken bringen es auf 20.000 massakrierte Schweine pro Tag - das sind rund 14 Tiere pro Minute. Pro Tag werden bundesweit über 1,7 Millionen Hühnchen geschlachtet. Im niedersächsischen Wietze befindet sich der größte Hähnchenschlachthof Europas: Pro Stunde werden dort fast 30.000 Tiere "verarbeitet". </div>
<div>
<br /></div>
<div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSnb42fOutlRMw-zZ5PUiJsYfIs2_l9QblNDJsxZ6MGb9MNPnVLd5MT5PQjzGaiRUtuN7ofSO1igmAQB6D2WTZenxhEqJOn-pvshf6ZzGPji1KWElcLbcIUXcoLOqqFMaxoBieF-f_DmM/s1600/Schlachtung69.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="333" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiSnb42fOutlRMw-zZ5PUiJsYfIs2_l9QblNDJsxZ6MGb9MNPnVLd5MT5PQjzGaiRUtuN7ofSO1igmAQB6D2WTZenxhEqJOn-pvshf6ZzGPji1KWElcLbcIUXcoLOqqFMaxoBieF-f_DmM/s400/Schlachtung69.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Korrekt geschlachtetes Schwein: Zuschauer sind meist geschockt.<br />
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schlachtung6.jpg (gemeinfrei)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Der Marktführer unter den Erzeugern für Geflügelfleisch in Deutschland "verarbeitet" 270 Millionen Hühner im Jahr, das sind 514 pro Minute oder 8,5 pro Sekunde - rund um die Uhr. In den fünf Minuten, die Sie zum Durchlesen dieses Artikels benötigten, haben so über 2500 Hühner ihren Kopf und damit ihr Leben verloren.<br />
<br />
Diese maximierte Tötungsgeschwindigkeit hat Folgen: Jedes Jahr, so haben Untersuchungen ergeben, geraten durch die Massenschlachtungen etwa eine halbe Million Schweine noch lebend in die Brühanlagen.</div>
<br />
<br />
<h2>
Fleisch ist zu billig, da es vorwiegend aus Massentierhaltung stammt - und der Tierschutz bleibt so auf der Strecke</h2>
<br />
Beinahe alle Fleisch-Erzeugnisse in Deutschland stammen aus industrieller Massentierhaltung. Für die Herstellung eines Kilos Schweinefleisch benötigt man 10 000 Liter Trinkwasser, für jedes Kilo Rindfleisch gar 15.000 Liter. Da freut sich das Weltklima! Und über die Antibiotika-Resistenzen, die sich durch die medizinische Versorgung des Schlachtviehs immer weiter ausbreiten, ist bereits hinreichend geschrieben worden. Irgendwann werden wir an unserer "Fleischeslust" verrecken, guten Appetit - und tschüs!<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR0o2W3ZC6VuFMov66WxUysVab6qLLIO7Hd3yyN_A59hXMK1G9xF7pDixUUTQEru3PYujpvEZsVu1RdmKoy_30o8MI6iMRoBoXgB9j1bXB0OUIo0NS4dE6k0nwv86a9Tc4f3xrQAd-2f0/s1600/858573_10151345096809102_941704261_o.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="152" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR0o2W3ZC6VuFMov66WxUysVab6qLLIO7Hd3yyN_A59hXMK1G9xF7pDixUUTQEru3PYujpvEZsVu1RdmKoy_30o8MI6iMRoBoXgB9j1bXB0OUIo0NS4dE6k0nwv86a9Tc4f3xrQAd-2f0/s400/858573_10151345096809102_941704261_o.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Billig will ich": Schnitzel von Aldi Süd. Lecker und erschwinglich.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<h2>
Was tun? </h2>
Fleisch ist deutlich zu billig und, <a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/zu-dick.html" target="_blank">wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe</a>, wir essen viel zu viel davon (und werden immer dicker). Dass die Massentierhaltung durch die "Macht des Verbrauchers" nicht von alleine auf ein gesundes Maß beschränkt werden kann, sondern immer weiter ausgeweitet wird, ist eine Binsenweisheit. Dass ca. ein Prozent aller Schlachttiere nicht ordnungsgemäß betäubt wurde, bevor es ausblutet oder lebendig verbrüht wird, ebenfalls.<br />
Ca. 57 Mio. Schweine werden in Deutschland pro Jahr geschlachtet, das bedeutet dann 570.000 bei lebendigem Leib verbrühte oder massakrierte wehrlose Lebewesen - hoch entwickelte und intelligente Landwirbeltiere - wie wir selbst!<br />
<br />
Dieser Wahnsinn muss schnellstens beendet werden! Der Tierschutz muss wieder an erster Stelle stehen - und Fleisch deutlich teurer werden!<br />
<br />
Sind nicht demnächst wieder Wahlen in Deutschland? Knöpfen Sie sich doch mal "Ihren" Politiker vor! Denn nur über gesetzliche Regelungen lässt sich hier wohl etwas verändern.<br />
<br />
<br />
<br />
<b>Weblinks:</b><br />
<br />
Focus.de: Was kann man gegen Tierquälerei tun? Verbrüht, verstümmelt, gequält – So leiden Tiere in Ställen und Schlachthöfen<br />
<a href="https://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/tid-34280/tierquaelerei-in-staellen-und-schlachthoefen-verbrueht-verstuemmelt-gequaelt-was-sich-aendern-muss-damit-die-tiere-weniger-leiden_aid_1137721.html">https://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/tid-34280/tierquaelerei-in-staellen-und-schlachthoefen-verbrueht-verstuemmelt-gequaelt-was-sich-aendern-muss-damit-die-tiere-weniger-leiden_aid_1137721.html</a><br />
<br />
Rheinische Post: Fleischkonsum weltweit auf Rekordhoch<br />
<a href="http://nachrichten.rp-online.de/wirtschaft/fleischkonsum-weltweit-auf-rekordhoch-1.3590112" target="_blank">http://nachrichten.rp-online.de/wirtschaft/fleischkonsum-weltweit-auf-rekordhoch-1.3590112</a><br />
<br />
Berliner Zeitung: GEFLÜGELZUCHT - Massenhaltung für den Massenmarkt<br />
<a href="http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/gefluegelzucht-massenhaltung-fuer-den-massenmarkt,10808230,11412368.html" target="_blank">http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/gefluegelzucht-massenhaltung-fuer-den-massenmarkt,10808230,11412368.html</a><br />
<br />
Tagesschau: Fleischatlas 2013 vorgestellt: Jeder Deutsche isst knapp 1000 Hühner.<br />
<a href="http://www.tagesschau.de/inland/fleisch104.html" target="_blank">http://www.tagesschau.de/inland/fleisch104.html</a><br />
<br />
Der Fleischatlas 2013 der Heinrich-Böll-Stiftung:<br />
<a href="http://www.boell.de/downloads/2013-01-Fleischatlas.pdf" target="_blank">http://www.boell.de/downloads/2013-01-Fleischatlas.pdf</a><br />
<br />
Stern.de: Tierschutz in Deutschland So qualvoll stirbt Schlachtvieh.<br />
<a href="http://www.stern.de/politik/deutschland/tierschutz-in-deutschland-so-qualvoll-stirbt-schlachtvieh-1555518.html" target="_blank">http://www.stern.de/politik/deutschland/tierschutz-in-deutschland-so-qualvoll-stirbt-schlachtvieh-1555518.html</a><br />
<br />
Spiegel-TV: Fleisch<br />
<a href="http://www.spiegel.tv/#/filme/fleisch-massentierhaltung-magazin/" target="_blank">http://www.spiegel.tv/#/filme/fleisch-massentierhaltung-magazin/</a><br />
<br />
Missstände in Schlachthäusern - Frontal21 [ZDF] vom 06.04.10<br />
<a href="http://youtu.be/JI2BwU9UMqo" target="_blank">http://youtu.be/JI2BwU9UMqo</a><br />
<div>
<br /></div>
Warum Pescetarier noch länger leben als Vegetarier<br />
<a href="http://www.welt.de/gesundheit/article118776674/Warum-Pescetarier-noch-laenger-leben-als-Vegetarier.html" target="_blank">http://www.welt.de/gesundheit/article118776674/Warum-Pescetarier-noch-laenger-leben-als-Vegetarier.html</a><br />
<br />
Wikipedia: Fleisch<br />
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch" target="_blank">http://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch</a><br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-24692180519008568212013-08-09T20:27:00.000+02:002013-11-15T16:34:56.326+01:00Mutmaßungen über den Cairn "Petit Mont" von Arzon (Bretagne, Frankreich)<b>Bei dem Cairn "Petit Mont" von Arzon im Süden der französischen Bretagne handelt es sich um ein Relikt der Jungsteinzeit, was bedeutet, dass er schon seit gut 7000 Jahren existiert - und damit etwa 3000 Jahre älter ist als die ägyptischen Pyramiden. </b><br />
<b>Ich hatte zuletzt vor zwei Jahren die Gelegenheit, das Bauwerk zu besichtigen und mir ein paar Gedanken zu machen, was die rätselhaften Symbole im Inneren des Dolmen bedeuten könnten. </b><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGgc_TWjxiR-FPdRQupWh-XBgOy905FdUVfoamK1_89Kltdb50SYhZZLd9o_7AhX3FFmhJ1JsMDfAg3kbIMllHhtqAux-WS9qEvqpJi-nll7laCViDzFBjll2dX53fj8IdS-dCEIey3tI/s1600/Photo-1686.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGgc_TWjxiR-FPdRQupWh-XBgOy905FdUVfoamK1_89Kltdb50SYhZZLd9o_7AhX3FFmhJ1JsMDfAg3kbIMllHhtqAux-WS9qEvqpJi-nll7laCViDzFBjll2dX53fj8IdS-dCEIey3tI/s400/Photo-1686.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gesamtansicht des Cairns. Links erkennbar: der Eingang zum Bunker (heute Museum).</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Der Cairn "Petit Mont befindet sich im Süden der Bretagne. Seine genaue Lage bei Google Maps ist <b><u><a href="https://maps.google.de/maps?q=Cairn+du+Petit+Mont,+Arzon,+Frankreich&hl=de&sll=47.542252,-2.896272&sspn=0.023871,0.066047&oq=Cairn+du+Petit+Mont+&t=h&hq=Cairn+du+Petit+Mont,&hnear=Arzon,+Morbihan,+Bretagne,+Frankreich&z=14" target="_blank">hier</a></u></b> zu finden.<br />
<br />
Ein "Cairn" ist die Bezeichnung für eine Struktur aus Feldsteinen, welche mutmaßlich ein Grab bedeckten. Diese wurden von den Menschen der Jungsteinzeit um einen "Dolmen" herum errichtet - also um eine eine Art hintereinander aufgereihter Tische aus Stein.<br />
Die Dolmen muss man sich wie einen schmalen Gang aus schweren Felsplatten vorstellen, der in eine kleine Kammer mündet, über welcher dann der Cairn als "Steinhügel" aufgehäuft wurde.<br />
<br />
Der Süden der Bretagne ist übersät von solchen Bauwerken der frühen Menschen, daneben finden sich auch auch noch reichlich Menhire (die wir aus "Asterix und Obelix" als "Hinkelsteine" kennen).<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFuMxzyXwW3K64KKoGvvMXfVrFaIi6BX0J4X-PjhDKiE7PRu3e2AorlsvDrjsyqRxKMTvfVzJQ-p5V80WtmHAJlub-oKPbGH2w6vYdi3zcI8Lh3l6wH0VLHxI5OPnF6T_0h7xHMRMlSQw/s1600/Photo-2393.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFuMxzyXwW3K64KKoGvvMXfVrFaIi6BX0J4X-PjhDKiE7PRu3e2AorlsvDrjsyqRxKMTvfVzJQ-p5V80WtmHAJlub-oKPbGH2w6vYdi3zcI8Lh3l6wH0VLHxI5OPnF6T_0h7xHMRMlSQw/s400/Photo-2393.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eingang zum Dolmen. Der "Türrahmen" stammt vermutlich aus römischer Zeit.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Das Faszinierende an diesen Bauwerken ist eigentlich, dass man so gut wie nichts darüber weiß, da die Bauherren der Jungsteinzeit einer Schriftsprache nicht mächtig waren und somit auch keine aufschlussreiche Dokumentation hinterlegen konnten. Die Innenwände der Dolmen sind mit diversen Symbolen übersät, von denen man aber eigentlich nur ein Paar menschlicher Füße wirklich eindeutig identifizieren kann. Alles andere bleibt der mehr oder weniger gut begründeten Fantasie und Spekulation der Archäologen überlassen.<br />
Grund genug also für den interessierten Laien, sich einmal an dieser Diskussion zu beteiligen!<br />
<br />
<br />
<h2>
Die Bauphasen des Cairns "Petit Mont"</h2>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4U7KkBHv4Czeu6j3RgBwopqgBvxRzVhYCm29Zx0-5L-1xb3GB8ALN4B0dK-vsR1G3wCw9Zj1qvcV2Fgni2XQKkjjw8ChmqJOcorwh6EVY6fK8TFVa1Wg3aob8q0QEJzSL6bth2DvjHOs/s1600/cairn-petit-mont-arzon-bretagne.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="393" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg4U7KkBHv4Czeu6j3RgBwopqgBvxRzVhYCm29Zx0-5L-1xb3GB8ALN4B0dK-vsR1G3wCw9Zj1qvcV2Fgni2XQKkjjw8ChmqJOcorwh6EVY6fK8TFVa1Wg3aob8q0QEJzSL6bth2DvjHOs/s400/cairn-petit-mont-arzon-bretagne.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Entstehungsphasen des "Petit Mont" bei Arzon. Der hellblau markierte Dolmen wurde durch den Bunkerbau der deutschen Wehrmacht 1943 zerstört - ein weiteres Kulturverbrechen des zwanzigsten Jahrhunderts in deutschem Namen.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Der Cairn wurde in drei Bauphasen errichtet. Zunächst (4600 v. Chr., also etwa 2000 Jahre vor dem Alten Reich der Ägypter) wurde ein flacher Wall aufgeschüttet, dessen Rest noch in südwestlicher Richtung unter dem Hügel sichtbar ist. Funktion unbekannt.<br />
<br />
Vor etwa 6000 Jahren wurde dann an die Wallanlage ein Dolmen angebaut und mit einem Cairn überdacht. Vermutlich (dieses Wort werden wir nun häufiger gebrauchen) befand sich eine Grabanlage im Inneren der Dolmen-Kammer. Der Dolmen wurde in west-östlicher Richtung angelegt, was - vermutlich - auf astronomische Kenntnisse und einen darauf bezogenen Kult hindeutet, wie er sich nicht selten findet (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Stonehenge" target="_blank">Stonehenge</a> etc.).<br />
<br />
Die dritte Bauphase vor ungefähr 4500 Jahren fügte dem Bauwerk zwei weitere Dolmen hinzu, von denen einer wieder west-östlich angelegt ist, ein weiterer leicht in Richtung Südwesten zeigt.<br />
<br />
Im Jahre 1943 errichtete die deutsche Wehrmacht in diesem Kulturerbe dann brachial-barbarisch einen Bunker - und zerstörte dabei einen Dolmen gleich komplett (er wurde vom Bunker überbaut), ein weiterer wurde beschädigt.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmAjv19ufyhvtLTqe7sL4jcwVOG0o21xeghRBAYuP2PzXiFHeb9ovk1wkGWv8w5KAFD9k2ojzALnS0Az2I-gLc8i82ybxygj_h5sgtlyLO5uswjkEl-N-Weq63mqvjvJG6x6GbDumIqeU/s1600/Photo-2417.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmAjv19ufyhvtLTqe7sL4jcwVOG0o21xeghRBAYuP2PzXiFHeb9ovk1wkGWv8w5KAFD9k2ojzALnS0Az2I-gLc8i82ybxygj_h5sgtlyLO5uswjkEl-N-Weq63mqvjvJG6x6GbDumIqeU/s400/Photo-2417.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kulturbarbarei des Nazi-Reichs: Der Eingang zum ehemaligen Wehrmachtsbunker.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h2>
Das Innere der Dolmen</h2>
Der zuerst angelegte Dolmen lässt sich nur noch über den Bunker, in welchem sich heute ein Dokumentationszentrum befindet, erreichen. Immerhin haben ihn die deutschen Besatzer damals nicht zugeschüttet. Trotzdem kommt man nicht umhin, über so viel Kulturbarbarei den Kopf zu schütteln und sich als Nachkriegsdeutscher wieder einmal über die Vor- und Während-des-Kriegs-Deutschen zu schämen. Auch mein Vater war im Zweiten Weltkrieg als Soldat kurzzeitig in der Nähe von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, stationiert. Außer einem Cidre-Besäufnis sind mir aber keine kriminellen Machenschaften zu Ohren gekommen.<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCs8U_79BqS_bYIiCn22luhl8TKo8tpTR-y5iVXnU8iAByEMBtoEqYe-DfxSLnR_EPW8OXLc8trWFTSV5pKadoMthuTPh6fJ3iRWUD7C0lsQErJRDvNx1OErTETUu-kWArXOgHPPGuLRQ/s1600/Photo-2398.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCs8U_79BqS_bYIiCn22luhl8TKo8tpTR-y5iVXnU8iAByEMBtoEqYe-DfxSLnR_EPW8OXLc8trWFTSV5pKadoMthuTPh6fJ3iRWUD7C0lsQErJRDvNx1OErTETUu-kWArXOgHPPGuLRQ/s400/Photo-2398.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Hobby-Archäologe bei der Arbeit.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<h2>
Merkwürdige Symbole</h2>
Am interessantesten ist der zweite Dolmen, der leicht südwestlich ins Innere des Cairns ragt und den man von der Ostseite aus ungehindert betreten kann. Ich habe mir einige der seltsamen Symbole auf den Steinplatten im Inneren etwas näher angeschaut. Dem unkundigen Betrachter erscheint das meiste zunächst wie kindisches Gekrakel ohne Sinn und Verstand. Dem kundigen übrigens auch.<br />
<br />
Nun ist die Archäologie sicher schon ein Weilchen mit der Deutung der Symbole beschäftigt und hat einiges als "Äxte", "Beile", "Huftiere" undsoweiter interpretiert. Ich hingegen dachte im Inneren vor allem: Wenn <i>ich </i>das hier gebaut hätte, zum Beispiel als Grabstätte für jemand Wichtigen - was hätte <i>ich </i>auf die Wände gemalt? Und dann hatte ich eine Idee. Sie erhebt natürlich überhaupt nicht den Anspruch, wissenschaftlich zu sein - aber manchmal hilft es ja durchaus - wie etwa bei der Interpretation der Lyrik von Ernst Jandl - wenn man assoziativ an eine Sache heran geht, da man sonst auch weiterhin nur Bahnhof versteht. Also los!<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgrHqJ7NXM0LvoxPrzq3GQ-f-Mqb0NupdUxl1yw481luWOxM4_At-0dFF436eJlJCxZaTf5vUXIsaB-vewMK3Iab7g8r979yQRaIFfcGWdXO6M9IO3LWttGX62nJ5BdS_qvHm9jCzGTP8/s1600/cairn-petit-mont-arzon-bretagne-02.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="298" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgrHqJ7NXM0LvoxPrzq3GQ-f-Mqb0NupdUxl1yw481luWOxM4_At-0dFF436eJlJCxZaTf5vUXIsaB-vewMK3Iab7g8r979yQRaIFfcGWdXO6M9IO3LWttGX62nJ5BdS_qvHm9jCzGTP8/s400/cairn-petit-mont-arzon-bretagne-02.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
<br />
Das einzig Konkrete, was man in der Kammer des nordöstlichen Dolmen erkennen kann, sind (in südlicher Richtung) zwei menschliche Füße. Alles andere sind Linien, die entweder zickzack- oder bogenförmig angeordnet sind. Rückwärtig ist noch ein Kreis zu erkennen, der an ein Tortendiagramm erinnert. Beim Blick auf dieses Symbol dachte ich: "Das ist bestimmt eine Sonne über dem Meer!" - und dabei fiel mir auf, dass ich von der Mitte der Kammer aus vermutlich in Richtung der aufgehenden Sonne blickte. Was, wenn auch die anderen Symbole quasi das zeigten, was man erkennen könnte, wenn man durch die Wände hindurch schauen könnte?<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpzCTQOtgoUkmW-_aivB15K77LpKtKVFL1CzYytQK6akzdrLKs_WncgRu5eTmQIAwnsr3vOJoaLlVtBE9ESk4091I3yH2TK9zVwtl829Et6e9BEOQzil4PXmCd89ud-mXZihd9NJcDDLg/s1600/Photo-2402.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpzCTQOtgoUkmW-_aivB15K77LpKtKVFL1CzYytQK6akzdrLKs_WncgRu5eTmQIAwnsr3vOJoaLlVtBE9ESk4091I3yH2TK9zVwtl829Et6e9BEOQzil4PXmCd89ud-mXZihd9NJcDDLg/s400/Photo-2402.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Alien Footprints? Oder ein Hinweis "In diese Richtung lebt deine Familie"?</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Bis auf die beiden Menschenfüße fand ich einige Symbole, auf die diese Theorie zu passen schien:<br />
<br />
<ul>
<li>Schaut man nach vorne, zeichnete sich eine Insel im Meer ab - und vom Dach des Bunkers aus erkennt man dort tatsächlich eine solche. </li>
<li>Die Wellen sind hier im Winkel von 90 Grad geknickt - es erinnert an eine Meeresströmung - und tatsächlich befindet sich am Ausgang des Golfs von Morbihan bei Port Navalo nördlich des Petit Mont eine solche sehr starke Strömung - und zwar rechts vom Betrachter, also dort, wo der "Knick" der Wellen markiert wurde.</li>
<li>Blickt man nach Norden, kann man die Linien mit einem u-förmigen Rechteck als Landzunge im Meer deuten (nördlich des Hafens von Port Crouesty befindet sich neben Port Navalo eine weitere Landzunge bei <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Locmariaquer" target="_blank">Locmariaquer</a>. Mit dem "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Table_des_Marchand" target="_blank">Table des Marchand</a>" (Dolmen und Cairn) sowie dem "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Menhir" target="_blank">Grand Menhir-Brisé</a>" (zerbrochener Menhir) befinden sich dort ebenfalls eindrucksvolle Relikte aus der Jungsteinzeit. Der Grand Menhir Brisé ist der größte bekannte Menhir der Welt. Er wog 280 Tonnen und war etwa 20 Meter lang (heute liegt er dort umgestürzt und in mehrere Teile zerbrochen).</li>
<li>Im Süden - dort befinden sich die beiden Füße - liegt witzigerweise der Ort, wo ich übernachte (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Saint-Gildas-de-Rhuys" target="_blank">St. Gildas de Rhuys</a>) - vielleicht waren die beiden Kinderfüße ein Hinweis "Hier lebt deine Familie"?</li>
</ul>
<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvqNKM3O2UGkJrOw61AHnpjlTJvM6bSVBn9V82FpTDqRvBMQ1uwoa-v_Ta_oclOvdFPFhDtHm-iKjjiSzq1wEXDLjSrQlhqs6e7EblXZvTIYa-UrAnPE9apWbmobCGjej0t8S-dOM_ViE/s1600/Photo-2436.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvqNKM3O2UGkJrOw61AHnpjlTJvM6bSVBn9V82FpTDqRvBMQ1uwoa-v_Ta_oclOvdFPFhDtHm-iKjjiSzq1wEXDLjSrQlhqs6e7EblXZvTIYa-UrAnPE9apWbmobCGjej0t8S-dOM_ViE/s400/Photo-2436.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Blick auf den Atlantik vom Petit Mont - in der Mitte eine kleine Insel.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4KVThe6GI9xXLWuJTXONe6pa5W1y4yNqznNDV3sahVb9HSV5xTRVE7sms9ZEWTpp5Sqj6y2Ri2e9miU5IA1fo_pHL470CsdO1jarNifdg8PB1Az1viXsejPrYvo_4yKcHcn-ok84_NYI/s1600/Photo-2433.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4KVThe6GI9xXLWuJTXONe6pa5W1y4yNqznNDV3sahVb9HSV5xTRVE7sms9ZEWTpp5Sqj6y2Ri2e9miU5IA1fo_pHL470CsdO1jarNifdg8PB1Az1viXsejPrYvo_4yKcHcn-ok84_NYI/s400/Photo-2433.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Blick in Richtung Süden: "Hier lebt deine Familie!"</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Natürlich ist all dies reine Spekulation. Aber jeder Blick in Broschüren oder Fachbücher zum Thema macht schnell klar, dass auch die so genannten Experten ab einem gewissen Punkt nicht anders vorgehen als der interessierte Laie - es gibt einfach zu wenig Informationen aus jener Zeit.<br />
<br />
Warum also nicht die Symbole an der Innenwand der Dolmen-Kammer wie folgt deuten:<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCzp6nMLfvS-jHuzbd2zJkULwh6964Q8EH2U3Ly2JlrzDXH469tKLoYuCQdPlRnuXr_ylfuzmwwdvYpGewMG27tDU6DfKFz9R0gASiAILdUGma8sqIfTEwq028KamplLIIJokVhbRA5l4/s1600/cairn-petit-mont-arzon-bretagne-03.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCzp6nMLfvS-jHuzbd2zJkULwh6964Q8EH2U3Ly2JlrzDXH469tKLoYuCQdPlRnuXr_ylfuzmwwdvYpGewMG27tDU6DfKFz9R0gASiAILdUGma8sqIfTEwq028KamplLIIJokVhbRA5l4/s400/cairn-petit-mont-arzon-bretagne-03.jpg" width="388" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
"Tief ist der Brunnen der Vergangenheit", ließ schon Thomas Mann seinen Roman über den biblischen Joseph und seine Brüder beginnen - und fuhr fort: "Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?"<br />
Die Bretagne ist voller Relikte aus der Steinzeit. Manchmal liegen diese Monumente vor irgendeiner Garage herum oder in irgendeinem Feld oder Garten. Manchmal sind sie aufwendig restauriert, wie der Petit Mont.<br />
Ich kann nur jedem Besucher empfehlen, sich in der Bretagne diese Überreste unserer Vorfahren aus der Jungsteinzeit einmal selber anzuschauen - wer weiß, was sie uns noch so alles erzählen können?<br />
Und Bunker werden wir oder andere hoffentlich nie wieder in Kulturdenkmäler fremder Nationen hineinbauen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicaubzETDHTVAmCminqRfxsf0nxZLohhsc_gyioKNlAhjjASB1mqp9CtTlx85fJTJ2-JRokvlWlIGPCyV0-VJNSIWVLRWa7GQxC2UpdDKGrx0gPK3eeQg-ssDMzATnu9tdgt5JEih7lkY/s1600/Photo-2425.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicaubzETDHTVAmCminqRfxsf0nxZLohhsc_gyioKNlAhjjASB1mqp9CtTlx85fJTJ2-JRokvlWlIGPCyV0-VJNSIWVLRWa7GQxC2UpdDKGrx0gPK3eeQg-ssDMzATnu9tdgt5JEih7lkY/s640/Photo-2425.jpg" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Crosse-Gravierung": Archäologen interpretieren dies als ein "der Rangordnung entsprechendes Machtsymbol", etwa ein Zepter oder einen bischöflichen Krummstab. Meine Assoziationen deutet das eher als den Grand Menhir Brisé. Oder ... - aber das überlasse ich Ihrer Fantasie.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
<br />
<b>Weblinks</b><br />
<br />
Bilder vom Petit Mont und von weiteren Dolmen und Menhiren:<br />
<a href="http://mesolithikum.tumblr.com/" target="_blank">http://mesolithikum.tumblr.com/</a><br />
<br />
Wikipedia-Artikel zum "Petit Mont":<br />
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Le_Petit_Mont" target="_blank">http://de.wikipedia.org/wiki/Le_Petit_Mont</a><br />
<br />
Wikipedia-Artikel zu Gravierungen auf Megalithen der Bretagne<br />
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gravierungen_auf_Megalithen_der_Bretagne" target="_blank">https://de.wikipedia.org/wiki/Gravierungen_auf_Megalithen_der_Bretagne</a>Unknownnoreply@blogger.com0Petit Mont, Arzon, Frankreich47.536739309172333 -2.902107238769531247.536069309172333 -2.9033677387695311 47.537409309172332 -2.9008467387695314tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-91603632279848687812013-07-29T10:37:00.000+02:002017-05-12T10:36:48.775+02:00"Hände weg vom Wodka!" - Wie unsere vier beliebtesten Drogen wirken<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die meisten Menschen geben ihre Laster erst dann auf,</span><br />
<span style="font-size: x-small;">wenn sie ihnen Beschwerden bereiten."</span><br />
<span style="font-size: x-small;">(William Somerset Maugham)</span><br />
<span style="text-align: start;"><br />
</span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhM30QLWetoFid3Wlh-VqRTHkBgyTRBaTDuyuqh95MM4WZWePvEoEhYGAFI7_P7qq_4tf6eZ3nZCGuDOyGCpgFJxkiveYA9NOz2QJEa2HHbEXnoacC9MeXdLlzNingWvh9-Pq0AOcepPXo/s1600/Photo-1790.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="342" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhM30QLWetoFid3Wlh-VqRTHkBgyTRBaTDuyuqh95MM4WZWePvEoEhYGAFI7_P7qq_4tf6eZ3nZCGuDOyGCpgFJxkiveYA9NOz2QJEa2HHbEXnoacC9MeXdLlzNingWvh9-Pq0AOcepPXo/s400/Photo-1790.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Genussrauchen: Im Prinzip unmöglich.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Ein Deutscher trinkt - eigentlich müsste man sagen: säuft - laut der "Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen" pro Jahr etwa eine Badewanne voller Alkohol aus. Schon Jugendliche trinken sich reihenweise ins Koma und jedes Jahr sterben in Deutschland hunderte Menschen an harten Drogen wie Heroin. Auf deutschen Schulhöfen qualmen Teenager, was das Zeug hält; vielen ist es ein Leichtes, sich illegale Drogen wie Cannabis zu verschaffen. Grund genug, einmal einen ausführlicheren Blick auf unsere vier beliebtesten Suchtmittel zu werfen.<br />
<br />
<br />
<h2>
Platz 1: Coffein</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Ein guter Kaffee muss schwarz wie die Nacht,</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">heiß wie die Liebe und so süß oder bitter wie das Leben sein."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Arabisches Sprichwort)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
Coffein - chemisch gesehen ein Purinalkaloid - ist die weltweit am häufigsten konsumierte Droge. Mit hoher Wahrscheinlichkeit halten auch Sie gerade ein coffeinhaltiges Getränk in Ihrer Hand oder lassen Reste davon in Ihren Adern zirkulieren. Die Substanz findet sich hauptsächlich in Kaffee oder Tee (Coffein und Teein sind identisch) sowie in so genannten "Energy-Drinks".<br />
<br />
Coffein kann die Blut-Hirn-Schranke fast ungehindert passieren. In geringer Konzentration wirkt Coffein hauptsächlich auf die sensorischen Teile der Hirnrinde, wodurch das Konzentrationsvermögen erhöht wird, da Coffein in seiner Struktur Adenosin ähnelt, einer Substanz, die bei der Aktivität von Nervenzellen gebildet wird und dort an Rezeptoren bindet, wodurch die Aktivität nach und nach gesenkt wird. Dies beugt einer möglichen Überlastung der Nervenzellen vor - wir merken es daran, dass wir ermüden und unsere Konzentration nachlässt. Coffein besetzt nun die Adenosinrezeptoren, aktiviert sie jedoch nicht, und Adenosin kann nicht mehr andocken - die Übermüdung bleibt folglich aus. Ist das nicht auf Dauer gefährlich? Die Antwort lautet (wie bei nahezu allen Giften): In geringen Dosen nicht. Die tödliche Dosis von Coffein liegt erst bei etwa 100 Tassen Kaffee auf einen Schlag. Das schaffen nicht einmal Studenten kurz vor Ende der Abgabefrist ihrer Abschlussarbeit.<br />
Dröhnt man sich allerdings regelmäßig mit hohen Dosen von Coffein zu, bildet der Körper weitere Adenosin-Rezeptoren - und ein Toleranz-Effekt stellt sich ein. Deswegen nennt man es Droge: Auch Coffein macht (ein wenig) süchtig. Unter den Strich jedoch - dies zeigen alle Studien - ist Kaffee ein gesundes Getränk.<br />
<br />
Allerdings sieht sich auch der Kaffee immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, er sei irgendwie gesundheitsgefährdend. Vermutlich einzig aus dem Grund, weil er bitter schmeckt - dem evolutionär auf Steinzeitniveau stehen gebliebenen Menschen sind Bitterstoffe immer noch suspekt, da sie potenziell giftähnlich schmecken (<a href="http://schinkasblog.blogspot.de/2013/04/zu-dick.html" target="_blank">aus gleichem Grund meiden Kinder Artischocken oder Rosenkohl, lieben hingegen Pizza, Schokolade oder Pommes mit viel Ketchup</a> - denn die schmecken energiereich süß und fett - und nicht gefährlich bitter).<br />
<br />
Bisher konnte keine Studie nachweisen, dass Kaffee gesundheitsschädlich ist - ganz im Gegenteil. Coffein wirkt der Fettsynthese im Körper entgegen - der Espresso nach dem Mittagessen macht also durchaus Sinn - und hält schlank. Ein Hoch auf die mediterrane Küche!<br />
<br />
<br />
<br />
<h2>
Platz 2: Alkohol</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol,</span><br />
<span style="font-size: x-small;">Weiber und schnelle Autos ausgegeben ... </span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">den Rest habe ich einfach verprasst." (George Best)</span></div>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS6l0IXykVKS2FSS9RJawy48gPj0IRWgI3yeMzQfFtvu10dludPh0vrLawWcUkSCyFuBkwVXYnII4SkM4BNXd1_zhkGGE0MJ4We1m_7OkmUcAH2Tri_nlHjplM_d8Ubgn7ikajpBuGreA/s1600/Photo-0178.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjS6l0IXykVKS2FSS9RJawy48gPj0IRWgI3yeMzQfFtvu10dludPh0vrLawWcUkSCyFuBkwVXYnII4SkM4BNXd1_zhkGGE0MJ4We1m_7OkmUcAH2Tri_nlHjplM_d8Ubgn7ikajpBuGreA/s400/Photo-0178.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">"Morgens ein Sekt - das schmeckt" - In Deutschland gibt es viele schöne Trinksprüche.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Ein frühes prominentes Opfer des Alkohols war Alexander der Große. Nachdem er Kleinasien, Ägypten, Mesopotamien, Persien und Teile des heutigen Afghanistans und Indiens quasi im Handstreich erobert hatte, kippte er im Andenken an seinen verstorbenen Freund Hephaiston 323 vor Christus in Babylon etwa fünf Liter Rotwein auf ex, fiel ins Delirium - und war fortan ebenfalls Geschichte.<br />
<br />
Dieser Tage war den Zeitungen zu entnehmen, ein Deutscher trinke pro Jahr im Durchschnitt immerhin 9,6 Liter reinen Alkohol. Das seien so etwa 325 Flaschen Bier, 27 Flaschen Wein, 5,5 Flaschen Schaumwein und mehr als 7 Flaschen Spirituosen. (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)). Der Durchschnittsdeutsche, wohlgemerkt. Wenn es also Abstinenzler und Kleinkinder gibt, die gar keinen Alkohol trinken - wie viel mag dann erst der Rest konsumieren?<br />
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Am höchsten ist der riskante Alkoholkonsum bei den 18- bis 29-Jährigen (Alexander der Große war übrigens zum Zeitpunkt seines Todes auch erst 32 Jahre alt).<br />
<br />
Eine Notärztin, die beruflich regelmäßig jugendliche Komasäufer ins Leben zurückholen darf, antwortete mir auf meine Frage, was sie denn Jugendlichen hinsichtlich ihres Alkoholkonsums raten würde: "Vor allem lasst die Hände vom Wodka!" Dieser sei die beste Einstiegsdroge, um in kürzester Zeit zum lebenslangen Alkoholiker zu werden. Jugendliche mixten Wodka gerne mit allen möglichen Fruchtsäften oder zuckerhaltigen Getränken wie Cola oder Energy-Drinks (was die Wirkung weiter verschlimmere).<br />
<br />
Alkohol zählt zu den legalen Drogen. Alle Versuche, ihn trotz seiner gesundheitsschädigenden Wirkung zu verbieten, sind zumindest in demokratischen Staaten gescheitert. Ein Blick auf die Weltkarte des Alkoholkonsums bei Wikipedia zeigt die Länder mit der höchsten Suchtproblematik. Deutschland und Russland haben hierbei die gleiche Farbe, in beiden Ländern gilt das Motto "Du bist cool, wenn du viel verträgst!" - Prost!<br />
<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGg-R_dEmpNtPr1roYzqYevAu1k2vy8GmpQgaq7pVFhw_MJp0ECILSGzuScrm_SvOU9H1jqBettiMYPqx5FD6s4zpIdkP0dd0teoBgnTYrj4vMi0HtVVEdvbSsqtoUS7Mhj94Et0c7Gqc/s1600/Alcohol_by_Country.png" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="181" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGg-R_dEmpNtPr1roYzqYevAu1k2vy8GmpQgaq7pVFhw_MJp0ECILSGzuScrm_SvOU9H1jqBettiMYPqx5FD6s4zpIdkP0dd0teoBgnTYrj4vMi0HtVVEdvbSsqtoUS7Mhj94Et0c7Gqc/s400/Alcohol_by_Country.png" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Pro-Kopf-Konsum von Reinalkohol in Litern bei Über-15-Jährigen.<br />
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAlcohol_by_Country.png (gemeinfrei)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Der Fachbegriff für Trinkalkohol lautet "Ethanol". Ethanol ist ein Zellgift. Es erreicht über das Blutgefäßsystem die Blut-Hirn-Schranke, welche es problemlos passiert, es schädigt Nervenzellen und beeinflusst den Hirnstoffwechsel. Auffällig sogar für Laien ist der Effekt, dass die Gefahrenwahrnehmung Betrunkener zu leiden scheint: Der Ängstliche wird plötzlich mutig, der Schüchterne schwingt auf einmal kühne Reden, der Mittelspurfahrer schwenkt abrupt nach links auf die Überholspur, gibt Vollgas und blinkt aggressiv mit der Lichthupe. Der Bereich im Gehirn, der für soziale Grenzen zuständig ist, wird augenfällig nach und nach lahm gelegt. Irgendwann tanzt man völlig enthemmt splitternackt auf dem Marktplatz, grölt anzügliche Lieder und pöbelt Ordnungshüter oder ein paar zufällig vorbeikommende Rocker der "Hell's Angels" an.<br />
<br />
Der Blutalkoholwert wird in Promille ausgedrückt. Diese Einheit gibt das Verhältnis von Milligramm Alkohol zu Gramm Blut an (mg / g). So entspricht eine Blutalkoholkonzentration von 0,5 mg/g einem Wert von 0,5 Promille. Die tödliche Dosis liegt je nach Konstitution bei etwa 4 Promille (der traurige Rekord liegt jedoch bei über 7 Promille).<br />
<br />
Ethanol kann direkt durch die Zellmembranen auch der Mundschleimhautzellen diffundieren. So hat man bereits Alkohol aufgenommen, obwohl man noch gar nicht geschluckt hat. Hat man zu trinken begonnen, dauert es je nach Vorspeise und Konstitution 10 bis 90 Minuten, bis die Höchstkonzentration des Alkohols im Blut erreicht ist. Zwanzig Prozent werden im Magen resorbiert, der Rest im Dünndarm. Zwei bis zehn Prozent des aufgenommenen Ethanols werden unverändert über Urin, Schweiß und Atemluft wieder an die Umwelt abgegeben.<br />
<br />
<div class="MsoPlainText">
Alkohol bindet an den GABA-Rezeptor (GABA =
Gamma-Aminobuttersäure) und führt über eine Verstärkung der Durchlässigkeit für
Chloridionen an der Nervenzellmembran zur Hyperpolarisation, wodurch die
Aktionspotenzialfrequenz abnimmt. Gleichzeitig wird das wichtigste
nervenerregende System durch die Beeinflussung des NMDA-Rezeptors (Ionenkanäle
in der Zellmembran, die durch die Bindung von Glutamat aktiviert werden)
gehemmt und es kommt so zu einer sedierenden (beruhigenden) Wirkung.<o:p></o:p></div>
<br />
Nun gibt es Menschen, die zumindest andeutungsweise Wert auf die Feststellung legen, erst der regelmäßige Genuss von Alkohol habe es ihnen ermöglicht, ein hohes Alter zu erreichen (wie Peter Scholl-Latour, 89, der jeden Abend einen Whisky konsumiert). Die älteste bekannte Frau der Welt, <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Jeanne_Calment" target="_blank">Jeanne Calment</a> aus der Bretagne, führte ihr Alter unter anderem auf den Genuss von Portwein zurück. Sie wurde 122 Jahre und 5 Monate alt.<br />
<br />
Und um wie viele Kunstwerke oder geistreiche Texte wäre die Welt wohl ärmer, hätten Künstler aller Zeiten auf ihr regelmäßiges Glas Rotwein verzichtet? Aber auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. So könnten wir uns wohl noch immer an neuen Songs von Amy Winehouse [sic!] erfreuen, hätte sie diese Regel beherzigt. Und auch von Ludwig van Beethoven - der übermäßig dem damals auch stark bleiverseuchten Rotwein zusprach - gäb's vielleicht heute noch eine zehnte Symphonie.<br />
<br />
Eine 0,5-Liter-Flasche Bier mit 16 g Ethanol wird in ca. ein bis zwei Stunden abgebaut. Ungefähr diese Menge sieht die WHO gerade noch als gesundheitlich unproblematisch an.<br />
<br />
<br />
<br />
<h2>
Platz 3: Nikotin</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht.</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">Ich habe es schon hundertmal geschafft."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Mark Twain)</span></div>
<br />
Eins gleich vorneweg: Der Staat verdient nicht an den Rauchern. Raucher verursachen alleine in Deutschland pro Jahr einen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von 41 Milliarden Euro - durch Frühinvalidität, vorübergehende Arbeitsunfähigkeit oder verlorene Lebensjahre. Den zehn Milliarden Euro an Steuereinnahmen aus der Tabaksteuer stehen schon die ebenfalls etwa zehn Milliarden Euro <i>Verlust </i>an Steuereinnahmen durch arbeitsunfähige oder tote Raucher gegenüber - ein Nullsummenspiel für den Staat. 110.000 bis 140.000 Tote pro Jahr gehen allein in Deutschland auf das Konto des Tabakkonsums. Trotzdem ist Rauchen weiterhin legal - eigentlich erstaunlich.<br />
<br />
Raucher finden sich grundsätzlich in allen Schichten. Es gibt rauchende Erzieher (ärgerlich), Pfleger (verständlich), Ärzte (unverständlich), Bio-Lehrer (vollkommen unverständlich) und Bundeskanzler (je nach Amtsverständnis und Art der Ausübung quasi unvermeidbar). Statistisch gesehen ist der Anteil von Rauchern in bildungsnahen Schichten jedoch niedriger als in bildungsfernen. Jugendliche aus Familien mit höherem sozialen Status rauchen signifikant weniger als solche mit niedrigerem (wohingegen es sich beim Alkoholkonsum umgekehrt verhält!). Auch rauchen Eltern - bedauerlicherweise! - häufiger als kinderlose Paare. Besonders oft rauchen <i>junge </i>Eltern, vermutlich, weil ihre eigenen Eltern in ihrer eigenen Vorbildrolle kläglich versagt haben.<br />
Raucher, die eine Schachtel Zigaretten täglich rauchen, bezahlen dafür ungefähr 1300 Euro pro Jahr (Stand: 2004). Trotzdem findet sich der Großteil der Raucher im Geringverdienerbereich: Ein Drittel der Raucher verfügt nur über ein Haushaltseinkommen von unter 1300 Euro - genauso viel, wie man im Jahr fürs Rauchen ausgibt, wenn man täglich eine Schachtel raucht.<br />
<br />
Das Nachtschatten-Alkaloid Nikotin ist ein starkes Nervengift. Tabakpflanzen erzeugen Nikotin in ihren Wurzeln. Reift die Pflanze, wandert das Gift in die Blätter und dient dort der Abwehr von Schadinsekten.<br />
Im menschlichen Körper wirkt Nikotin einerseits auf die Acetycholinrezeptoren von Nervenzellen und fördert andererseits die Ausschüttung von Adrenalin sowie von Dopamin und Serotonin. Es beschleunigt den Herzschlag und erhöht den Blutdruck. Leider ist die Wirkung nur von kurzer Dauer. Dafür stellen sich alsbald Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen oder Ängstlichkeit ein, die bis zu 72 Stunden andauern können. Das ist auch der Grund dafür, warum das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin irgendwo zwischen Alkohol und Kokain rangiert.<br />
<div>
<br />
<br />
<br /></div>
<h2>
Platz 4: Cannabis (THC)</h2>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Nein, liebe Zuschauer, das ist keine Zeitlupe,</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">der läuft wirklich so langsam." (Werner Hansch)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
Während meiner Studentenzeit wurde mir einmal während einer Party in Berlin-Friedenau ein Joint angeboten. Ich reichte ihn freundlich mit den Worten "Nein danke!" an einen Nebenmann weiter. Warum?<br />
<br />
Die Antwort in Kurzform lautet:<br />
<ol>
<li>Weil der Konsum von Cannabis <i>illegal </i>ist und ich mich an Gesetze halten möchte.</li>
<li>Weil Cannabiskonsum vermutlich doch abhängig macht und ich im Bekanntenkreis leider ein trauriges Beispiel erleben konnte.</li>
<li>Weil Cannabiskonsum möglicherweise dumm macht (dazu unten mehr).</li>
</ol>
Cannabis ist die meistkonsumierte <i>illegale </i>Droge der Welt, ebenso in Deutschland. Der weltweit größte Produzent von Cannabis ist Afghanistan. Das in Deutschland konsumierte Marihuana stammt jedoch überwiegend aus versteckten Kunstlicht-Gewächshäusern. Hauptwirkstoff ist das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC). Wie alle Rauschdrogen bewirkt auch THC eine Änderung der Aktivität der Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen. Hierdurch kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung von sich selbst und der Umwelt. THC wirkt als Agonist, das heißt, es aktiviert Rezeptoren im Gehirn, die eigentlich für Neurotransmitter gedacht sind. Eine weitere Studie zeigte: Cannabis mindert Dopamin-Synthese im Gehirn. Das Rauchen von Cannabis kann zudem wegen zahlreicher giftiger, krebserregender Verbrennungsprodukte den Atem- und auch den Verdauungstrakt schädigen.<br />
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Cannabis-Konsumenten sind oft passiv, teilnahmslos und antriebsvermindert. Die Verlangsamung im geistigen Verhalten von Cannabis-Konsumenten fiel auch Forschern auf - diese untersuchten an einer repräsentativen Gruppe von Neuseeländern, inwieweit sich der Drogenkonsum auf den Intelligenzquotienten (IQ) auswirkt. Ergebnis: Etwa acht IQ-Punkte büßen Betroffene zwischen dem Alter von 13 und 38 Jahren ein. Auch wenn die Methodik der Studie gleich von einigen anderen Wissenschaftlern in Frage gestellt wurde - so ganz falsch klingt deren Ergebnis nicht.<br />
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Ein weiteres Problem: Cannabis ist für viele eine Einstiegsdroge, um irgendwann auch mal Stärkeres zu probieren. Wenn man erst einmal die Dealer kennt ...<br />
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Dennoch gibt es auch gute Gründe, den Konsum von Cannabis zu legalisieren, wie es beispielsweise die Piratenpartei fordert oder jüngst die <a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/legalitaet-als-letzter-ausweg-machen-wir-frieden-mit-den-drogen-11734267.html" target="_blank">FAZ-Journalisten Claudius Seidl und Harald Staun</a> (die sich sogar für die Legalisierung <i>aller </i>Drogen aussprechen). Ihr Fazit: <i>"Die Steuerberaterin und der Mathelehrer werden nicht anfangen, Heroin zu spritzen, nur weil es die Droge gerade im Sonderangebot gibt. Und der Süchtige wird sich den nächsten Schuss setzen wollen, ganz egal, was die Droge gerade kostet."</i><br />
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Den Aufsatz einer Gruppe von Ökonomen um den Nobelpreisträger Gary Becker namens "The Economic Theory of Illegal Goods" bringen die Autoren wie folgt auf den Punkt: <i>"Man sollte die Drogen legalisieren, den Handel staatlich regulieren - und die Drogen dann so stark besteuern, dass der Preis sehr hoch bleibt und alle Gelegenheitsnutzer, alle Malausprobierer und die Jugendlichen sowieso abschreckte." </i>Das Geld käme dann statt der Mafia der Steuer zugute.<br />
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Die beste Zusammenfassung, die zugleich ein Fazit des Beitrages zum Thema "Cannabis", aber auch des gesamten Beitrages, darstellen könnte, liefert das Parteiprogramm der Piratenpartei, wo es pointiert heißt:<br />
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<i>"Die deutsche Drogenpolitik setzt seit 40 Jahren fast ausschließlich auf das Mittel der Prohibition und verfolgt damit das unrealistische Ziel einer drogenfreien Gesellschaft. Aus einschlägigen Studien als wenig sucht- und gesundheitsgefährdend bekannte Stoffe bleiben verboten, während zugleich gefährlichere Substanzen wie Alkohol und Tabak in der Gesellschaft akzeptiert werden, ebenso Pharmaprodukte mit hohem Suchtpotential. Es wird an Gesetzen festgehalten, die wenig wirkungsvollen Jugendschutz beinhalten, die tatsächliche Gefährlichkeit nicht berücksichtigen, Polizei und Gerichte überlasten sowie die Bürger Jahr für Jahr Milliarden an wirkungslos eingesetzten Steuergeldern kosten."</i><br />
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Es gibt ein Grundbedürfnis des Menschen auf einen Rausch. Nicht umsonst haben Rauschmittel - Drogen - eine jahrtausendealte kulturelle Tradition. Sie können einerseits "Genussmittel" sein und Ihre Kreativität sowie Ihr Empfinden steigern - aber sie können Ihren Körper auch in die schlimmsten Abhängigkeiten treiben und Ihre Gesundheit gründlich ruinieren. Es liegt in erster Linie an Ihnen selbst, was Sie daraus machen - und was Sie anderen vorleben.<br />
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<div style="text-align: center;">
<span style="text-align: start;">In diesem Sinne:</span><span style="text-align: start;"> </span>Prost!</div>
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<b>Weblinks</b>:<br />
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DasGehirn.info: Drang nach mehr<br />
<a href="https://www.dasgehirn.info/entdecken/drogen/drang-nach-mehr-4689/" target="_blank">https://www.dasgehirn.info/entdecken/drogen/drang-nach-mehr-4689/</a><br />
<br />
Zeit: Drogenkonsum in Deutschland.<br />
<a href="http://www.zeit.de/wissen/2014-04/drogenkonsum-deutschland-uebersicht" target="_blank">http://www.zeit.de/wissen/2014-04/drogenkonsum-deutschland-uebersicht</a><br />
<br />
Spiegel: Geringe Lebenserwartung: Wodka bringt Russlands Männer früh ins Grab<br />
<a href="http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/alkohol-wodka-bringt-russlands-maenner-fruehzeitig-ins-grab-a-950222.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/alkohol-wodka-bringt-russlands-maenner-fruehzeitig-ins-grab-a-950222.html</a><br />
<br />
FAZ: Machen wir Frieden mit den Drogen (2012)<br />
<a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/legalitaet-als-letzter-ausweg-machen-wir-frieden-mit-den-drogen-11734267.html" target="_blank">http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/legalitaet-als-letzter-ausweg-machen-wir-frieden-mit-den-drogen-11734267.html</a><br />
<br />
Parteiprogramm der Piratenpartei: Drogenpolitik<br />
<a href="http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Drogenpolitik" target="_blank">http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Drogenpolitik</a><br />
<br />
Piratenpartei: Neustart Drogen- und Suchtpolitik<br />
<a href="http://wiki.piratenpartei.de/Wahlen/Bund/2013/Wahlprogramm#Neustart:_Drogen-_und_Suchtpolitik" target="_blank">http://wiki.piratenpartei.de/Wahlen/Bund/2013/Wahlprogramm#Neustart:_Drogen-_und_Suchtpolitik</a><br />
<br />
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (hübsche Bezeichnung!)<br />
<a href="http://drogenbeauftragte.de/drogen-und-sucht.html" target="_blank">http://drogenbeauftragte.de/drogen-und-sucht.html</a><br />
<br />
DasGehirn.info: Sucht – Motivation zu schlechten Zielen<br />
<a href="http://dasgehirn.info/denken/motivation/sucht-2013-motivation-zu-schlechten-zielen/" target="_blank">http://dasgehirn.info/denken/motivation/sucht-2013-motivation-zu-schlechten-zielen/</a><br />
<br />
(Spiegel online) Bewusstseinserweiterung für Bundesbürger: Die Sucht der Deutschen<br />
<a href="http://www.spiegel.de/video/bewusstseinserweiterung-fuer-bundesbuerger-die-sucht-der-deutschen-video-1254658.html#ref=vee" target="_blank">http://www.spiegel.de/video/bewusstseinserweiterung-fuer-bundesbuerger-die-sucht-der-deutschen-video-1254658.html#ref=vee</a><br />
<br />
(ZEIT online) Studie: Deutsche trinken im Schnitt 9,6 Liter reinen Alkohol im Jahr<br />
<a href="http://www.zeit.de/news/2013-04/03/deutschland-studie-deutsche-trinken-im-schnitt-96-liter-reinen-alkohol-im-jahr-03132805" target="_blank">http://www.zeit.de/news/2013-04/03/deutschland-studie-deutsche-trinken-im-schnitt-96-liter-reinen-alkohol-im-jahr-03132805</a><br />
<br />
Acute Cannabinoids Impair Working Memory through Astroglial CB1 Receptor Modulation of Hippocampal LTD<br />
<div>
<a href="http://www.cell.com/abstract/S0092-8674(12)00142-0" target="_blank">http://www.cell.com/abstract/S0092-8674(12)00142-0</a><br />
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Uruguay: Parlament stimmt für Legalisierung von Marihuana<br />
<a href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/uruguay-parlament-stimmt-fuer-legalisierung-von-marihuana-a-914217.html" target="_blank">http://www.spiegel.de/politik/ausland/uruguay-parlament-stimmt-fuer-legalisierung-von-marihuana-a-914217.html</a><br />
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6250376001820957583.post-29965751547168235852013-07-17T10:54:00.003+02:002013-07-18T07:05:40.791+02:00Politische Grundbildung<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">"Die Bildung kommt nicht vom Lesen,</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">sondern vom Nachdenken über das Gelesene."</span></div>
<div style="text-align: right;">
<span style="font-size: x-small;">(Carl Hilty)</span></div>
<div style="text-align: right;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpUoSdLO9UjkNgq5lAYB6722ATcxKNy9yrZhJeUVcMCuVyFwasYlFIMC_zp1vxh-LG512lusJwyVix5nxzatybTgt-H89NDXa6qbcCZ1whsIT7egizgJtrEaJPe3SU-mrRrquRpaNg9Qc/s1600/800px-LouisXVIExecutionBig.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="293" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpUoSdLO9UjkNgq5lAYB6722ATcxKNy9yrZhJeUVcMCuVyFwasYlFIMC_zp1vxh-LG512lusJwyVix5nxzatybTgt-H89NDXa6qbcCZ1whsIT7egizgJtrEaJPe3SU-mrRrquRpaNg9Qc/s400/800px-LouisXVIExecutionBig.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Enthauptung des französischen Königs 1793 - was hat das mit Ägypten zu tun?<br />
Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/90/LouisXVIExecutionBig.jpg (gemeinfrei)</td></tr>
</tbody></table>
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<h2>
"Man lernt für die Schule, nicht fürs Leben!"</h2>
<br />
<b>Heute kam ich nach langer Zeit wieder einmal dazu, Zeitung zu lesen. Gleich auf Seite 3 (nein, nicht BILD, keine Angst), lächelt mir eine attraktive junge Dame namens Ronja entgegen - unter der Überschrift<a href="http://www.rp-online.de/wissen/bildung/man-lernt-fuer-die-schule-nicht-fuers-leben-1.3542868#858869984" target="_blank"> "Man lernt für die Schule, nicht fürs Leben"</a>. Da merkt man doch als Lehrer sofort auf und liest schnell mal den ganzen Artikel aus der Feder der frischgebackenen Abiturientin.</b><br />
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Ronja bemängelt, dass sie zwar nach ihrer Schulzeit nun erklären könne, worin die Funktion einer DNA-Polymerase bestehe (Respekt!), aber nicht, wieso <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Snowden" target="_blank">Edward Snowden</a> im Transitbereich des Moskauer Flughafens festsitze. "Solche Fragen haben wir Schüler immer wieder gestellt", so Ronja, "und nie eine Antwort bekommen."<br />
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Das ist natürlich traurig, offenbar lesen die dortigen Lehrer weder Zeitung, noch sehen sie Fernsehen oder verfügen sie über einen Internet-Anschluss, der es ihnen ermöglicht, gelegentlich einmal auf <a href="http://www.spiegel.de/" target="_blank">www.spiegel.de</a> das Neueste vom Tag zu überfliegen. So wie ich das zum Beispiel täglich tue, was mich immerhin dazu befähigt hat, an meiner Schule neben Biologie und Deutsch auch gelegentlich "fachfremd" Politik unterrichten zu dürfen. Studiert habe ich das Fach nämlich nicht und selbst wenn ich das getan hätte - über Edward Snowden hätte ich an der Uni auch nichts erfahren können, ebenso wenig wie über alle anderen aktuellen Ereignisse. Wohl aber über die Funktion von Geheimdiensten in Diktaturen und Demokratien. Und den Unterschied zwischen diesem und jenem.<br />
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"Ich will nicht behaupten, dass unsere Generation unpolitisch ist, denn das ist sie auf keinen Fall.", schreibt Ronja weiter. Auch in ihrem Freundeskreis gebe es sehr engagierte Leute, "die ihre Informationen selbstständig aus den Medien ziehen. Meine Freundin Luise ist sozusagen meine eigene politische Informationsquelle." Politisch engagiert ist man also heutzutage, wenn man in der Lage ist, sich seine Informationen selbstständig (toll!) aus den Medien zu "ziehen" (cool!) - da frage ich mich doch: Wo ist dann das Problem? Auch die politische Bildung liegt frei im Internet und sonstwo herum! Einfach einsammeln! Oder "ziehen" halt.<br />
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"Ich verfüge nun zwar über ein allgemeines politisches und geschichtliches Verständnis von der Französischen Revolution 1789 bis zur Wiedervereinigung und dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag 1990, aber wie es zu den aktuellen Unruhen in Ägypten kommen konnte, wurde, wenn überhaupt, nur angeschnitten, aber nie ausreichend besprochen.", bemängelt Ronja weiter.<br />
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Um die Informationen richtig einzuordnen - dazu bedarf es dann allerdings schon einer guten Grundbildung. Um zu verstehen, was in Ägypten gerade passiert, schadet es so gesehen überhaupt nicht, wenn man sich einmal ein paar Infos zur <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Revolution" target="_blank">Französischen Revolution</a> "zieht" - gerne auch in der Schule. Denn diese war mit Sicherheit ein Inhalt der Politiklehrer-Ausbildung.<br />
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Gucken wir doch mal, ob wir da als Zeitungsleser einen Zusammenhang hergestellt bekommen. Wie wäre es mit "heruntergewirtschafteter Staat, der einem großen Teil seiner Bevölkerung elementare Grundrechte mit Selbstverständlichkeit vorenthält; Volk, das sich empört und durch stark gestiegene Preise radikalisiert und spontan gegen Symbole seiner Unterdrückung aufbegehrt; ideologisch fanatisierte 'Volksführer', die, zunächst an die Spitze einer Veränderungsbewegung gespült, in bekannte Unterdrückungsformen zurückfallen und hierdurch von einer Gegenbewegung gestürzt werden"?<br />
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Am 17. Juli - also genau heute vor 224 Jahren - morgens verließ übrigens der Bruder des französischen Königs als erster Emigrant Frankreich, während sich Ludwig XVI. unter Druck des Volkes nach Paris begab und zum Zeichen der Billigung des Geschehenen sich die blau-weiß-rote Kokarde an den Hut steckte. (Genutzt hat es ihm wenig, wie man obigem Bild entnehmen kann, er wurde 1793 guillotiniert). Habe ich aus Wikipedia.<br />
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Die Französische Revolution fand ihr Ende schließlich - wie derzeit Ägypten - mit der Machtübernahme durch das Militär. Dessen Führer, Napoleon Bonaparte, krönte sich in Paris 1804 - in Anwesenheit des Papstes - selbst zum Kaiser. Mal sehen, wie es in Ägypten weitergeht.<br />
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<br />Unknownnoreply@blogger.com1