Sonntag, 14. April 2013

Titanic

"Aber dieses Schiff kann nicht sinken!" 
J. Bruce Ismay (im Film)


"Sie wurde aus Eisen gefertigt, Sir, ich versichere Ihnen, sie kann!"
(Titanic-Konstrukteur Thomas Andrews im gleichnamigen Film)

Vor 101 Jahren sank die Titanic. Rund 1500 Menschen kamen bei dieser beispiellosen Schiffskatastrophe ums Leben. Warum interessiert uns das heute überhaupt noch? Beim Untergang der Fähre Doña Paz 1987 gab es 4386 Tote, an Bord der Wilhelm Gustloff versanken bei Kriegsende weit über 9000 Menschen in der kalten Ostsee, - aber niemand außer ein paar Geschichtslehrern und Schriftstellern, die sich am Dritten Reich und seinem Ende abarbeiten, weiß heute noch etwas davon. Warum also von der Titanic?

Erstens: Der Name sprach bereits für sich: die Titanische! Die Titanic repräsentierte das Beste, was die Menschheit damals zu bieten hatte, um den Gewalten der Natur zu trotzen. Unsinkbar! Rettungsboote? Im Prinzip überflüssig!
Wie sich dann ja zeigte, war dies etwas voreilig.

Zweitens: Viele Prominente waren beim Unglück an Bord, darunter vier der damals reichsten Männer der Welt. Ihr Verhalten im Angesicht des Todes, wie sie sich zuvor noch schnell "als Gentlemen angemessen" kleideten (Benjamin Guggenheim), nachdem sie zuvor noch ihren Frauen (oder Geliebten (wie Guggenheim)) in die viel zu knappen Rettungsboote geholfen hatten, wie sie - den Cognacschwenker in der Hand - in die schäumende Flut des todbringenden Meeres sahen - fabelhaft!

"Begleitmusik zum Ersaufen! Jetzt weiß ich, dass ich in der ersten Klasse bin!" 
(James Cameron, "Titanic")

Drittens: Die Klassengesellschaft. Wer weiß es nicht? Kaum einer aus der dritten Klasse überlebte den Untergang (immerhin 178 waren es dann doch noch), während die Snobs aus der ersten Klasse sich allesamt mit Pelzmantel und Champagnerglas in die wenigen Rettungsboote begaben (123 Passagiere der ersten Klasse allerdings überlebten den Untergang nicht). Von den vorhandenen 1178 Rettungsbootplätzen wurden am Ende dann auch nur ganze 705 genutzt - die feinen Herrschaften brauchten Platz und ließen die knappen Rettungsboote auch gerne schon mal vorzeitig abfieren. Deshalb muss es noch heute in jedem Titanic-Film mindestens einen Jack Dawson aus der 3. Klasse geben, der - bevor er stirbt - den ganzen Heldenmut der Menschheit aufwendet, um der ersten Klasse einmal so richtig zu zeigen, wo der moralische Hammer hängt.

Es gibt keine heutige "Titanic" - schade eigentlich!

Wie könnte man einen solchen Grusel heutzutage toppen? Eigentlich gar nicht, denn das Beste, was die Menschheit heute im Kampf gegen die Naturgewalten der Erde zu bieten hat, ist ein Haufen über den Planeten verteilter High-Tech-Geräte und Tiefsee-Glasfaserkabel. Wenig sexy.

Großkotzige Namen von Transportfahrzeugen sind seit der Titanic-Katastrophe auch etwas aus der Mode gekommen. Die NASA-Space-Shuttles bekamen sogar teilweise irritierend pessimistische Namen, etwa nach untergegangenen Kontinenten - wie die "Atlantis".

Und die Chance, dass Bill Gates, Carlos Slim Helú, Warren Buffet und Silvio Berlusconi gemeinsam an Bord eines Schiffes dem drohenden Untergang ins Auge sehen müssten, ist dann auch eher gering. Immerhin wüsste man heute, wer seiner Frau - und wer eher einer Geliebten ins Boot helfen müsste.

In diesem Sinne: Mast- und Schotbruch!




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