Donnerstag, 30. Mai 2013

Fronleichnam

"Wenn je das Göttliche auf Erden erschien,
so war es in der Person Christi." (Johann Wolfgang von Goethe)

Wer mich kennt, weiß, dass ich Religion und allem, was mit ihr zusammenhängt, recht skeptisch gegenüberstehe. Aber heute - Fronleichnam - habe ich auch mal eins dieser kleinen Wunder erlebt, wovon ich im Folgenden berichten möchte.

Es begann damit, dass wir in Nordrhein-Westfalen heute einen Feiertag hatten, während andere brave Bürger weniger frommer oder frömmelnder Bundesländer wie Berlin oder Brandenburg heute arbeiten mussten. Dies bedeutet natürlich nicht, dass jeder Rheinländer sofort erklären könnte, was Fronleichnam eigentlich bedeutet und was genau da so dringend gefeiert werden muss, dass man an diesem Tag keine Erwerbsarbeit verrichten kann. Keine Sorge, wir müssen das hier nicht klären.

Ich jedenfalls beschloss also, die gewonnene Zeit zu nutzen, um meiner Heimatstadt Rheinberg am Niederrhein, wo ich schon seit 33 Jahren nicht mehr lebe, einen Kurzbesuch abzustatten.

Fronleichnamsprozession in Rheinberg

Kaum hatte ich die einstündige Fahrt hinter mich gebracht und war in die Rheinberger Innenstadt vorgedrungen, geriet ich in einen Fronleichnams-Umzug, der mich zwang, das Auto am Straßenrand abzustellen. An mir vorbei marschierte eine Prozession, die Außenstehenden vermutlich etwas merkwürdig vorkommen mag: Am Anfang der Prozession marschierten ausschließlich Männer [!], die vorderen sogar mit Zylinder [!], gefolgt von einem "überdachten" [!] Geistlichen, der so eine Art Pokal vor sich her trug. Erst dann folgte ein Gemisch aus Männern, Frauen und Kindern. Einige von ihnen schwenkten einen Behälter, der Weihrauchdampf über die gesamte Straße verteilte.
Da ich nun schon einmal in der Innenstadt war, beschloss ich, dort ein paar Fotos zu machen und spazierte rüber zum Marktplatz. Dort fiel mein Blick auf die offene Tür der katholischen Stadtkirche, die ich früher nie besichtigt hatte (ich wurde evangelisch getauft). Ich beschloss, einen Blick ins Innere zu riskieren.


Immer hineinspaziert!


Im Inneren der Kirche herrschte absolute Stille, alle waren anscheinend mit dem Umzug unterwegs. Es roch abermals stark nach Weihrauch, der Geruch begann langsam, sich in meiner Nase festzusetzen. Ich ließ den Blick wandern und stellte fest, dass diese Kirche, die ich meine gesamte Jugend über ignoriert hatte, eigentlich sehr schön war. Alles in ihr war geschmackvoll aufeinander abgestimmt, viele alte Gegenstände waren trefflich arrangiert, das Licht war angenehm, und auch von draußen drang kein Laut ins Innere.

Etwas besinnlicher gestimmt, beschloss ich, als nächstes zum Friedhof am Annaberg zu fahren, da dort einige meiner Jugendfreunde bestattet sind. Ich ging zurück zum Auto, legte eine Blues-CD ein und fuhr los.

Nach wenigen Metern war dann wieder Schluss, da die Prozession erneut meinen Weg kreuzte. Aus Lautsprechern drang "Halleluja!" und "Gott, der Himmel und Erde gemacht hat und uns Menschen nach seinem Ebenbild erschuf" an mein Ohr. Ich stellte den Motor aus - und John Lee Hooker etwas lauter.


Gottesdienst auf offener Straße


Nach fünf Minuten ging es weiter. Ich fuhr einen erzwungenen Umweg über die Bahnhofstraße und die Römerstraße zum Friedhof Annaberg, wo ich einen gut gefüllten Parkplatz vorfand. Beim Aussteigen sah ich vor der kleinen Kirche den Grund: Die katholische Gemeinde versammelte sich dort und hatte auch ein paar Zelte und Sitzbänke (offenbar für ein Kirchenfest) aufgebaut.

Man kann noch so kritisch gegenüber religiösen Gruppen eingestellt sein - beim Geruch von Grillfleisch bekomme ich Hunger. Allerdings schien dort noch ein Gottesdienst anzudauern, also betrat ich den Friedhof und ging zu den Gräbern einiger alter Freunde.
Mein Jugendfreund Michael ruht hier bis heute unter einer Eibe, die seit stattlichen 26 Jahren über seinem Grab wächst (er starb im Juli 1986 bei einem Motorradunfall). Mittlerweile ist das Bäumchen gut und gerne vier Meter hoch. Während ich mein Abitur machte, mein Studium genoss, heiratete, Kinder bekam, guten Rotwein trank, andere Länder bereiste, alt wurde, lag Michael hier unter der Erde. Der nette Freund, der oft ewig im Treppenhaus auf mich wartete, um mit mir über die Rheinberger Felder zu streifen. Sein Leben endete 1986, während meins weiterging.

Direkt hinter Michaels Grab fällt der Blick auf den Grabstein eines Freundes aus Kindergartentagen namens Volker (er starb 1985 als Beifahrer). Unsere Väter waren locker befreundet und ich erinnere mich noch an an die Bestürzung meines Vaters, als er einmal Volkers Vater anrief, um zu fragen, wie es denn so gehe - und Volkers Vater die Stimme versagte.

Vor Michaels Grab wurde offenbar Erde frisch aufgeschüttet - Fragen schossen mir durch den Kopf: Wer könnte dort liegen? Michaels Mutter? Vater? Sein kleiner Bruder gar? Oder eine unbekannte Person?
Ich schaute noch kurz um die Ecke zu einem der größten Grabsteine dort - seit den 80er Jahren ruht dort der sterbliche Überrest von Thomas, der ein paarmal auf meinen Kindergeburtstagen war. Thomas war Einzelkind, wie ich. Neues Auto, Unfall, tot.


Ehemalige Praxis meiner Kinderärztin in Rheinberg

Das reichte dann. Ich ging zurück zum Ausgang, kam aber noch an einigen Gräbern von Bekannten vorüber: Meine ehemalige Kinderärztin liegt in etwa heute dort, wo das Grab meiner Oma war, das wir in den 90ern aufgegeben haben. Die Kinderärztin ist dort zusammen mit ihrer Mutter begraben, die Jahrgang 1893 war. Ich kannte sie noch als uralte Dame. Sie hieß mit Vornamen Leopoldine und stammte wirklich aus einer anderen Epoche.

Schräg gegenüber fällt ein größerer Grabstein ins Auge. Dort ruht Herbert Reichel, seinerzeit Textilfabrikant und der eigentliche Grund, weshalb ich überhaupt in Rheinberg geboren wurde: Mein Vater bekam in Hamburg ein Stellenangebot in den damals aufstrebenden Reichel-Werken. Wir lebten in der so genannten Reichel-Siedlung, kauften im Reichel-Einkaufzentrum ein. Herbert Reichel ließ sich in den 70er Jahren ein riesiges Verwaltungsgebäude errichten (im Eingangsbereich hingen zwei Elchköpfe), Reichel flog mit dem Hubschrauber ein, war mit Walter Scheel befreundet, verteilte auf Weihnachtsfeiern Bücher über sich selbst an seine Mitarbeiter ("Der Mann und sein Werk"). Und dann starb Herbert Reichel plötzlich.

Kurioserweise ist Herbert Reichel auch gleichzeitig der Grund dafür, warum ich in Wermelskirchen und sonstwo mein weiteres Leben verbringen durfte - denn als er tot war, war auch seine Firma am Ende, und mein Vater verlor seine Arbeit. Er nahm an, was er mit seinen über 50 Jahren noch kriegen konnte, und so waren wir die längste Zeit Rheinberger gewesen und zogen ins Bergische Land.
Das Reichel-Verwaltungsgebäude diente noch eine Zeit lang als Art NATO-Headquarter am Niederrhein und wurde dann spektakulär gesprengt.

Ehemalige Reichel-Siedlung heute. In Haus vorne wohnte ganz oben
mein Jugendfreund Michael, in dem Haus hinten ich selbst mit meinen Eltern.


So, nun kommen wir mal langsam zu dem Wunder, das ich anfangs so schön angekündigt habe.

Hungrig kam ich also vom Friedhof. Gegenüber war mittlerweile ein Gottesdienst zu Ende gegangen und die Gemeindemitglieder verteilten sich auf den Sitzplätzen, ein Pfarrer erzählte etwas von Spenden, die er für eine Kletterwand aufzubringen gedachte.
Ich selbst hatte mich nebenbei bereits mit Nudelsalaten und ein wenig Grillfleisch versorgt, wofür ich abschließend eine Spende in die dafür bereitgestellte Box warf und das Gelände verließ.

Dort lief ich ihm in die Arme. Ein älterer Herr, vielleicht in den 70ern. Ich erkannte ihn sofort und sprach ihn an. Nie hätte ich gedacht, dass er noch lebte, er war einmal der vermutlich beste Freund meines Vaters gewesen, da er wie dieser aus Danzig stammte und ein hoch anständiger Mensch war. Der einzige Rheinberger Bekannte meiner Eltern, der 1987 zur Beerdigung meiner Mutter angereist war. Ich hatte sein Gesicht gut in Erinnerung - aber nach etwa drei Jahrzehnten hilft einem das ja auch nicht immer weiter. Einen Moment stutze er: Wer war der 2-Meter-Typ mit Bart und Lederjacke, der ihn da so spontan fragte, ob er Herr H. sei?
Doch kaum hatte ich mich zu erkennen gegeben, rief er laut aus: "Mein Gott Reinhard, das ist aber schön, wie groß du geworden bist!" und umarmte mich wie einen kleinen Jungen oder alten Freund. Wir sprachen noch eine halbe Stunde über seine Kinder und meine Familie und nahmen dann bewegt Abschied voneinander. Ich muss sagen, dass mir lange nicht mehr so etwas Rührendes passiert ist. DAS war ein kleines Wunder!

Zum Abschluss fuhr ich noch an den Rhein. Beim Blick auf den Fluss muss ich immer an die Worte in Hermann Hesses "Siddhartha" denken. Dort heißt es: "Zum Ziele strebte der Fluß, Siddhartha sah ihn eilen, den Fluß, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, alle die Wellen und Wasser eilten, leidend, Zielen zu, vielen Zielen, dem Wasserfall, dem See, der Stromschnelle, dem Meere, und alle Ziele wurden erreicht, und jedem folgte ein neues, und aus dem Wasser ward Dampf und stieg in den Himmel, ward Regen und stürzte aus dem Himmel herab, ward Quelle, ward Bach, ward Fluß, strebte aufs neue, floß aufs neue."


Der Rhein bei Rheinberg.


Amen.



Montag, 27. Mai 2013

Wie man schneller stirbt

Heute hätte meine Mutter ihren 85. Geburtstag gefeiert. 
Sie war gelernte Krankenschwester und starb schon 1987 an Krebs - im Alter von nur 58 Jahren. Wie ich dem bemerkenswerten Buch von Jennifer Ackermann "24 Stunden: Ein Tag im Leben deines Körpers" entnehmen konnte, besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen ihrer Tätigkeit und ihrer späteren Erkrankung. Dazu später mehr. Holen wir zunächst ein wenig aus.

Warum wir nicht unsterblich sind


"Religion ist, wenn man trotzdem stirbt.."
(Jürgen Becker, Kabarettist)

Unsterbliche Menschen - da stimmen einem sogar Kreationisten zu - hat die Welt bisher noch nicht gesehen. Sogar Jesus von Nazareth "schrie laut und verschied" (Markus 15:37).
Der nachweislich älteste Mensch, den wir kennen, wurde 122 Jahre und 164 Tage alt. Dabei handelte es sich um die Bretonin Jeanne Calment. Im Durchschnitt werden Menschen aber nur rund 80 Jahre alt und leiden im Alter auch noch häufig an Demenz. Das Altern macht also wenig Spaß.
Schuld ist normalerweise - stirbt man nicht gerade eines unnatürlichen Todes - ein Mechanismus, der bei der Zellteilung wirksam ist und menschliche Zellen nach einer bestimmten Anzahl von Teilungen zum unvermeidlichen Zelltod verdammt (Krebszellen ausgenommen, aber auch das ist wenig tröstlich). Die Rede ist von den so genannten Telomeren.


Telomere (weiß) am Ende der Chromosomen (grau)
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Telomere_caps.gif (gemeinfrei)

Die Telomere sitzen wie Kappen auf den Chromosomenenden (ähnlich wir die kleinen Plastikkappen auf Schnürsenkelenden) und verhindern, dass sich die Erbsubstanz DNA dazwischen auftrennt. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt, verliert sie ein kleines Stück ihrer Telomere. Nach vielen Zellteilungen sind die Telomere so kurz geworden, dass die Zelle sich nicht mehr teilen kann und abstirbt - der Schnürsenkel zerfranst sozusagen.
Gegen diesen Mechanismus des programmierten Zelltods hilft nichts - keine gesunde Ernährung und keine Anti-Aging-Creme.
Umgekehrt jedoch kann man den Zelltod hervorragend beschleunigen - zum Beispiel durch Stress, falsche Ernährung - und Schlafmangel.

Stress tötet - Schlafmangel auch

"Alt werden ist natürlich kein reines Vergnügen.
Aber denken wir an die einzige Alternative." (Robert Lembke)

Grabplatte im Altenberger Dom: Das Leben ist hart - und endet meistens mit dem Tod.


Bei stark gestressten Menschen sind die Telomere wesentlich kürzer als bei nicht gestressten Menschen - und die Aktivität eines Enzyms namens Teleomerase ist bei dieser Personengruppe deutlich verringert. Dieses Enzym hilft, die Telomere zu erhalten. Dieser Prozess der schnelleren Zellalterung erklärt laut Forschern, warum extrem dauergestresste Menschen so verhärmt aussehen - sie sind im Verhältnis zur Vergleichsgruppe um etwa 9 bis 17 Jahre gealtert.
Ursache ist vermutlich eine hohe Konzentration an so genannten "freien Radikalen" (sehr reaktionsfreudige Moleküle, die Zellschäden hervorrufen), ausgelöst von Stresshormonen, die die Telomeraseaktivität behindern.

Schichtdienst macht krank

"Man wird alt, wenn die Leute anfangen zu sagen,
dass man jung aussieht." (Karl Dall)

St.-Nikolaus-Hospital in Rheinberg (vor dem Abriss).
Hier wurde der Autor dieses Beitrags 1967 geboren.

Die Tradition überlanger Arbeitszeiten für medizinisches Personal geht auf William Stewart Halsted zurück, der um die Wende zum 20. Jahrhundert im Baltimorer Johns Hopkins Hospital als Chirurg arbeitete. Sein Credo: Junge Ärzte sollten möglichst im Krankenhaus leben und rund um die Uhr arbeiten - je mehr Patienten sie sähen, umso besser.
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Halsted kokainsüchtig war.

Krankenschwestern, die zehn Jahre lang im Nachtdienst gearbeitet hatten, haben im Vergleich zu ihren Kolleginnen, die nur tagsüber arbeiteten, ein um 60 Prozent höheres Risiko für Brustkrebs und auch ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs. Dies zeigte die "Nurses' Health Study" mit immerhin 78.000 Teilnehmerinnen. Eine japanische Studie mit über 14.000 Männern ergab, dass Arbeiter, die zwischen Tag- und Nachtschicht wechselten, ein über 30 Prozent erhöhtes Risiko haben, an Prostatakrebs zu erkranken.

Das wirft Fragen auf:
  • War dies möglicherweise die Ursache für die Krebserkrankung meiner Mutter?
  • Sollte man Schichtdienste nicht generell verbieten oder zumindest auf ein lebensnotwendiges Minimum reduzieren?
  • Kann man jungen Menschen überhaupt noch guten Gewissens empfehlen, den Beruf des Gesundheits-/Krankenpflegers zu ergreifen?

Auch für Langlebige dauert ein Menschenleben nur etwa 700.000 Stunden (von denen bei mir als 45-Jährigem bereits 394.200 verstrichen sind). Aber wäre es nicht schön, wenn man zumindest annähernd an die obere Altersgrenze herankommen würde? Die Rekordhalterin Jeanne Calment war ironischerweise Zeit ihres Lebens Raucherin (seit 1896, um genau zu sein) und versuchte erst 1992 (mit 117 Jahren und auch weitgehend vergeblich) das Rauchen aufzugeben. Ihr Rekord-Alter führte Jeanne Calment selbst übrigens auf den Genuss von Gemüse, Olivenöl, Knoblauch - und Portwein zurück.

In diesem Sinne: Leben Sie gesund, machen Sie sich keinen unnötigen Stress - und schlafen Sie mal wieder aus! Santé!



Weblinks.

Welt.de: Warum Christian Wulff schneller alterte:
http://www.welt.de/gesundheit/article121941532/Warum-Christian-Wulff-so-schnell-gealtert-ist.html

Welt.de: Wie Forscher den Alterungsprozess aufhalten wollen:
http://www.welt.de/wissenschaft/article151219588/Wie-Forscher-den-Alterungsprozess-aufhalten-wollen.html

Freitag, 17. Mai 2013

Denken, fühlen, wissen

"Sinn des Lebens: etwas, das keiner genau weiß. 
Jedenfalls hat es wenig Sinn, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein." (Peter Ustinov)


Die Biologie stellt die einzig richtigen Fragen - und versucht, Antworten zu finden.


Den Biologie-Unterricht am Anfang eines Schuljahres eröffne ich ganz gerne mit dem Hinweis, die Biologie sei diejenige Wissenschaft, welche die richtigen Fragen stellt:

  • Was ist Leben?
  • Wann beginnt es, wann endet es?
  • Wie werden Menschen in 500.000 Jahren aussehen?
  • Was ist unser Bewusstsein?
  • Wo im Gehirn befindet es sich?
  • Warum sehe ich die Welt nur aus meinen Augen, auch wenn es einen genetisch identischen Menschen von mir gibt wie beispielsweise einen eineiigen Zwilling?
  • Warum weiß ich nach einer bewusstlosen Phase wie dem nächtlichen Schlaf am nächsten Morgen noch, wer ich bin?
  • Wie speichert mein Gehirn Erinnerungen an lange zurückliegende Dinge ab?
  • Warum kann ich mir auch Dinge vorstellen, die ich so nicht erlebt habe?
  • Kann ich mein Bewusstsein vielleicht irgendwann einmal downloaden?

Die meisten der oben genannten Fragen versucht die Neurobiologie (z. B. in der Gehirnforschung) zu beantworten, ein paar andere die Evolutionsbiologie.

Was wären eure Fragen und welche Antworten hättet ihr?


Mittwoch, 15. Mai 2013

Gott im Gehirn

Heute las ich zwei zum Teil schon ein paar Jahre alte wissenschaftliche Artikel aus dem renommierten Spektrum-Verlag (www.Gehirn-und-Geist.de), die sich - aus biologischer Sicht - mit der Religiosität von Menschen beschäftigten. Ihren Inhalt möchte ich hier leicht verkürzt wiedergeben (die Links der Quellen finden sich unten auf der Seite dieses Beitrags. Beide Artikel können auf den jeweiligen Websites auch kostenlos als PDF-Dateien zum privaten Gebrauch eingesehen werden).

Neurologische Erklärungen von Religiosität

"Im Flugzeug gibt es während starker Turbulenzen keine Atheisten."
(Robert Lembke)

Ein Gefühl von Religiosität lässt sich im Temporallappen künstlich erzeugen.
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gray728.svg (gemeinfrei)


Gott sitzt - folgt man Neurobiologen - im menschlichen Gehirn. Oder, genauer gesagt, im Temporallappen (auch Schläfenlappen genannt, in der Abbildung grün). Kommt es in diesem Bereich in einem Hirnareal hinter dem linken Ohr zu einer Temporallappenepilepsie, berichten Betroffene häufig von "spirituellen Visionen". Auch zwischen den Anfällen neigen diese überdurchschnittlich oft zu tiefer Religiosität.

Die unkontrollierten Erregungen der Nervenzellen im Bereich des Schläfenlappens kann man auch künstlich erzeugen. Ein umgebauter Motorradhelm, der elektromagnetische Signale sendet, dient an der kanadischen Laurentian University dazu, bei Versuchspersonen religiöse Gefühle zu erzeugen. Die dortigen Neuropsychologen unter Leitung von Michael Persinger behaupten, ein jeder könne mit dieser Methode "Gott treffen". Setzt man den Helm auf, wird ca. 20 Minuten lang  ein schwaches Magnetfeld über einem bestimmten Gehirnareal erzeugt: dem Scheitellappen (auch Parietallappen genannt, in der Abbildung gelb markiert). Immerhin vier von fünf Versuchspersonen (also 80 Prozent) beschreiben ihre Erfahrung danach als "übernatürlich" und "spirituell", wie eine "Begegnung mit Gott".

Fühlt ein Mensch sich Gott gerade ganz nah, passiert den Forschern zufolge Folgendes: der Temporalschläfenlappen wird besonders aktiv, während ein zweiter Bereich inaktiviert wird, der dem Körper zum einen das Gefühl für die Grenzen seines Körpers sowie zum anderen die räumlich-zeitliche Einordnung körperlichen Handelns übermittelt. Das Areal hierfür befindet sich in den Scheitellappen (Parietallappen). Tief meditierende Menschen schaffen es offenbar, einen Bereich weitgehend auszuschalten - das linke Orientierungsareal kann dann die Grenze zwischen dem Selbst und der umgebenden Welt nicht mehr klar wahrnehmen. Wird das rechte Zentrum inaktiv, werden Zeit und Raum nicht mehr wahrgenommen - der Meditierende verliert das Gefühl dafür und empfindet plötzlich etwas wie "Ewigkeit". Gehen im Orientierungsareal die Lichter aus, geht dem Menschen quasi ein  Licht an anderer Stelle an. Und umgekehrt.

Eine Instabilität im Temporallappen kann übrigens auch durch menschliche "Krisen" (Angst, Depressionen oder Schlafmangel) ausgelöst werden. Man denkt sogleich an Gläubige, die an einem Tiefpunkt ihres Lebens "plötzlich zu Gott fanden". Hier bleibt dann allerdings die Frage offen, warum, sobald die Krise hinter dem Gläubigen liegt und der Angstzustand nicht mehr besteht, sich der Effekt nicht umkehrt und wieder zu einer Abnahme der Religiosität führt. Hier greift der zweite Artikel aus dem Jahr 2009. Religion bietet nämlich durchaus auch Vorteile im menschlichen Miteinander. Beginnen wir am Anfang - bei den Kindern.


Erziehungswissenschaftliche Erklärungen von Religiosität

"Aber Jesus sprach: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, 
denn solcher ist das Reich der Himmel." (Matthäus 19,14)


Darstellung der Bergpredigt in der Matthäus-Kirche von Kopenhagen
Quelle (gemeinfrei): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sankt_Matthaeus_Kirke_Copenhagen_altarpiece_detail1.jpg


Der Mensch reflektiert sein Leben und dessen Sinn aktiv im Frontallappen (in der ersten Abbildung blau markiert) - diese Hirnregion steht Forschern zufolge "mit biografischen Erinnerungen, Vorausplanung, Abwägung und Impulskontrolle in Zusammenhang". Bei zufälligen Schicksalsschlägen sucht das Gehirn nach einer Sinnhaftigkeit - deshalb werden "in allen bekannten Religionsgemeinschaften auch Krankheiten und Unglücksfälle auf gestörte Beziehungen zu übernatürlichen Akteuren zurückgeführt".

Besonders Kinder glauben intuitiv an ein Weiterleben nach dem Tod und an übernatürliche Instanzen. Dies zeigt beispielsweise ein Experiment von Forschern, das in spanischen Grundschulen durchgeführt wurde: Während einer Aufführung in einem Puppentheater wurde eine kleine Stoffmaus von einem Krokodil verschlungen. Eine anschließende Befragung der Kinder ergab, dass fast alle Achtjährigen zwar sagten, dass mit dem Tod der Maus auch ihre Körperfunktionen erloschen seien, - die meisten der Kinder glaubten aber, "die Seele" der Maus sei auch ohne Gehirn weiterhin vorhanden und fühle noch etwas, vermutlich Einsamkeit und/oder Heimweh.

Dieses Denken von Kindern ist etwa bis zum zwölften Lebensjahr normal, übrigens weitgehend unabhängig von einer religiösen Erziehung.


Exkurs: Magisches Denken

"Denken ist schwer, darum urteilen die meisten." (Carl Gustav Jung)

Eine überwiegend im Kindesalter anzutreffende Vorstufe des rationalen Denkens wird in der Wissenschaft als "Magisches Denken" bezeichnet. Bei Kindern tritt Magisches Denken etwa in Form des Glaubens an Wirkungen von Zauberei, Beschwörungen oder Wunschdenken auf. Unter den - aus wissenschaftlich-rationaler Sicht irrigen - Annahmen, die bei Magischem Denken unter anderem gemacht werden, gehören laut Wikipedia beispielsweise:

  • die irrige Annahme, man könne "die Außenwelt durch Worte, Formeln, Sprüche oder Gedanken beeinflussen" ("Abrakadabra, simsalabim - dreimal schwarzer Kater!")
  • die irrige Annahme, "es gebe eine übernatürliche Fernwirkung" ("Ich drücke dir beide Daumen und denke ganz fest an dich, dann schreibst du eine gute Klassenarbeit!")
  • die irrige Annahme, "Gegenstände könnten Eigenschaften ihrer Besitzer übertragen" ("Nimm meinen Ring - dann wirst du so stark wie ich!")
  • die irrige Annahme, "die Zukunft sei vorhersehbar" ("Der Peter hat geträumt, dass die Anna einen Unfall haben wird! Und so ist es dann auch gekommen!")
  • die irrige Annahme, "bestimmte Dinge oder Vorgänge hätten eine Vorbedeutung" ("Es donnert - das heißt nichts Gutes, bestimmt verhaue ich die Klassenarbeit!")
  • die irrige Annahme, "Symbole, zum Beispiel Amulette, hätten eine Wirkung" ("Wenn du meinen Glücksteddybären dabei hast, bringt er dir bei der Klassenarbeit Glück!")
  • die irrige Annahme, "bestimmte Menschen hätten übernatürliche Kräfte oder könnten Wesen mit solchen Kräften in ihren Dienst zwingen" ("Die Frieda nebenan kann hexen!")
  • die irrige Annahme, "Geister, Götter oder Geheimgesellschaften könnten getrennte Ereignisse oder Phänomene verbinden" ("Deine Mutter schaut uns aus dem Himmel zu - seitdem hast du immer Glück!")

Magisches Denken hat aus evolutionsbiologischer Sicht für Kinder durchaus einen Nutzen, da es zu ihrer Vorsicht gegenüber einer potenziell gefährlichen Umwelt beiträgt. Bekommt man irgendwo einen elektrischen Schlag, erhöht es die Überlebenschancen eher, wenn man die Ursache einem bösen Zauber zuschreibt, Angst bekommt und panisch davonläuft, während das rationale Forscher-Kind, das zur experimentellen Überprüfung noch weitere Gegenstände berührt, so möglicherweise einen weiteren, tödlichen Schlag bekommt.

Was für Kinder gilt, gilt jedoch nicht mehr für erwachsene Menschen. Hier dürfte eher rationales Verhalten die Überlebenschancen erhöhen als irrationales.
Dennoch finden sich in religiösen Zusammenhängen vielerlei Formen Magischen Denkens. Religiosität muss also auch evolutionäre Vorteile haben, sonst wäre sie irgendwann ausgestorben.


Evolutionsbiologische Erklärungen für Religiosität


"Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang,
für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen." (Max Planck)


Nonne (in Rom): "Helfer am Nest"


Der zweite Artikel in "Gehirn und Geist" beschäftigt sich mit der Frage, welche Vorteile eine Gruppe religiöser Individuen gegenüber Nichtreligiösen haben könnte. Hier wurden die Forscher schnell fündig:

Gemeinsamer Glaube, verbindliche Gebote und Rituale stärkten den Zusammenhalt und das Vertrauen innerhalb einer Gruppe erheblich. Religiöse Menschen heirateten früher, blieben - egal, ob glücklich oder auch weniger glücklich - mit höherer Wahrscheinlichkeit später als Paare zusammen und hätten so auch deutlich mehr Nachwuchs als nichtreligiöse Paare. Die Gemeinschaften dieser Individuen schafften und befolgten zudem oft religiöse Gebote, die zu Ehe und Familie aufforderten ("Seid fruchtbar und mehrt euch!") - und bestraften Abweichler mit Ausschluss aus der Gemeinschaft (man denkt besonders an die Ausgrenzung und Verfolgung Homosexueller, den Hass auf Abtreibungsbefürworter oder "Ungläubige"). In besonders engen Gemeinschaften nähmen dann nicht nur Vertrauen und Kooperation zu, sondern genauso "die Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen und Atheisten, die Ablehnung von Toleranz und Humor und teilweise sogar die Bereitschaft, eigene Interessen gewaltsam durchzusetzen."

Seit dem 19. Jahrhundert häufen sich "Marien-Erscheinungen" - mit einer Tendenz zur Globalisierung. Der Welt-Journalist Alan Posener verweist in seiner Biografie "Maria" darauf, dass die "Visionäre" meist Mädchen seien, die "in der Regel aus einfachen Verhältnissen" stammten, "aus einem sozialen Umfeld, das als konservativ oder sogar rückschrittlich gilt und sich durch soziale und politische Entwicklungen bedroht fühlt".

Im Durchschnitt ist Religiosität bei Frauen verbreiteter als bei Männern - weltweit haben Religionsgemeinschaften mehr weibliche Mitglieder. Diese engagierten sich ehrenamtlich entsprechend auch häufiger für ihren Glauben - allerdings besetzten überwiegend die Männer die exponierten religiösen Rollen.

Forscher erklären das mit dem noch immer "steinzeitlichen Rollenverhalten" der Geschlechter: Männer strebten nach kämpferischen "Heldenrollen", während die Frauen vor allem an sozialer und wirtschaftlicher Absicherung und somit an an einem Schutz ihres Nachwuchses interessiert seien. So werden Männer, Feuerwehrmann, Bischof, Papst oder Imam, Frauen hingegen Erzieherin, Nonne oder Krankenschwester.

Fazit der Forscher: Je aktiver Menschen ihre Religion ausübten, desto mehr Kinder hätten sie. Auch das altruistische Verhalten der zölibatär lebenden Geistlichen (sie fungieren den Forschern zufolge als "Helfer am Nest" - wie Ameisen oder Bienen) komme indirekt wieder dem Nachwuchs zugute. So erhöhe eine religiöse Gemeinschaft insgesamt ihre evolutionsbiologische Fitness gegenüber einer "gottlosen" Umwelt insgesamt deutlich.

Die Biologen vermuten, dass religiöses Verhalten bei Homo sapiens und dem Neandertaler erstmals im Zuge des Anwachsens des Stirnhirns - des präfrontalen Kortex - aufgetreten sei. Während  dieses Zeitraums lasse sich auch erstmals rituelles Bestatten Verstorbener nachweisen, was auf einen beginnenden Jenseitsglauben hindeute.



Wahrnehmungspsychologische Erklärungen für Religiosität


"Wozu braucht Gott ein Raumschiff?"
(James T. Kirk)

Eine häufige Wahrnehmunsstörung von Menschen ergibt sich durch das Herstellen so genannter Scheinkorrelationen, also dem Herstellen von Verbindungen zweier Faktoren, die zwar miteinander korrelieren, zwischen denen aber kein kausaler Zusammenhang besteht. Ein Beispiel: Das Alter irischer Mönche und der Bierpreis korrelieren positiv (beide steigen an), aber weder ist das Altern der Mönche für das Ansteigen des Bierpreises verantwortlich noch umgekehrt der Preisanstieg für das Altern der Mönche.

Sie finden das lustig? Dann überlegen Sie doch einmal, wie oft Sie vielleicht schon einen der folgenden Gedankengänge hatten:

  • Immer, wenn ich dieses Parfüm auflege, habe ich einen erfolgreichen Tag.
  • Wenn ich diese Glücksmünze bei mir trage, bin ich vor unerfreulichen Ereignissen geschützt. 
  • Wenn ich dreimal auf Holz klopfe, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein unerfreuliches Ereignis nicht eintritt.
  • Wenn ich meiner Tochter beide Daumen drücke, schreibt sie eine gute Klassenarbeit.
  • Wenn ich Schuhe auf den Tisch stelle, bringt dies Unglück.
  • Wenn ich laut ausspreche, dass ich heute mit Sicherheit keinen Stau auf der Autobahn haben werde, kommt garantiert einer.

Je häufiger sich eine Scheinkorrelation einstellt, um so fester glauben Sie daran. Dies ist auch die Erklärung, warum Menschen mit durchgerutschten Münzen ganze Parkhaus-Kassenautomaten blank rubbeln und bis zu zwanzigmal nacheinander auf Fahrstuhl- oder Ampelknöpfe drücken: Es bringt zwar nichts - aber man glaubt, es hätte ja vielleicht doch einmal etwas gebracht!


Schlusswort - wer nichts weiß, muss alles glauben!


"Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben." (André Gide)


Horoskop (auf yahoo.com): "Seien Sie heute mal nicht abergläubisch!"


Wer kann sich freimachen von spirituellen Empfindungen? Wohl niemand. Die verbreitetste Form von übersinnlichem Glauben - auch wenn sie gerne halb wissenschaftlich daherkommen - stellen wohl die populären Horoskope dar. Bei genauerem Nachdenken müsste es eigentlich jedem etwas merkwürdig vorkommen, dass ausgerechnet die exakte Position der Erde im Universum am Tag des Austretens eines Neugeborenen aus dem Geburtskanal seiner Mutter (und hier geht es teilweise um Minuten!) vorherbestimmen könnte, was an einem Tag wie dem heutigen mit einem passieren kann. Zudem müssten Zwillinge, auch zweieiige, exakt das gleiche Schicksal teilen - tagtäglich oder doch zumindest wöchentlich.

Horoskope müssen Unsinn sein - aber seien Sie mal ehrlich: Sie lesen die doch auch gerne!

Ich bin davon seit meinem 20. Lebensjahr kuriert. An einem 22. Dezember geboren, konnte ich als Kind der elterlichen Fernsehzeitschrift "Hörzu" entnehmen, dass ich ein Steinbock sei - ein rationaler, wissenschaftlicher Mensch, der sehr sachlich und logisch agiere. Das Tolle an den Horoskopen war: Sie schienen fast immer zu stimmen! Woche für Woche gaben sie mir so ein überwiegend gutes Gefühl.

Dann kam der Tag, an dem ich auf der obersten Etage des Berliner Europa-Centers einen Automaten für Horoskope entdeckte, der einem nach Einwurf einer D-Mark ein "Computer-Horoskop" erstellte. Das Besondere: Man musste auch seine Geburtszeit mit eingeben, in meinem Fall 6:55 Uhr. Ich warf die Mark ein - und las bestürzt Folgendes: "Der Sternzeichenwechsel am 22.12.1967 fand mittags um 12:32 Uhr statt. Sie sind somit Schütze, Aszendent Schütze." Nix Steinbock! Schütze! Jahrelang hatte ich die falschen Horoskope gelesen. Das saß.

Noch eine Zeitlang las ich spaßeshalber Schütze-Horoskope ("Sie sind ein aktiver, spontaner, sehr humorvoller und kreativer Mensch!" - stimmt!), nur um festzustellen, dass auch sie fast immer zutrafen.

Später erzählte mir dann eine Bekannte von einem ihrer Freunde, der für den Videotext eines größeren Senders Horoskope schreibe - und wie diese entstünden. Ein Praktikant besorge sich ein paar Zeitschriften und kleistere morgens aus unterschiedlichen Texten etwas zusammen, das dann so klinge wie:

"Heute begegnen Sie anderen Menschen offen und humorvoll. Diese schätzen Sie als kompetenten Ratgeber, und auch Ihr Partner freut sich über Ihre harmonische Art. Gehen Sie aber auch ausreichend auf seine Bedürfnisse ein, sonst droht Streit."

Das war es dann bei mir zum Thema "Horoskope" und meinem kindlichen Glauben daran. Aber eigentlich war es schade, denn wer schöpft nicht aus seinem Glauben auch einen Teil seiner Kraft? Nicht umsonst wusste schon Jesus: "Der Glaube kann Berge versetzen!"

Und fühlen wir uns nicht auch ein wenig "seelig", wenn wir an etwas glauben? Was bliebe denn von uns, so ganz ohne Magisches Denken und Religion?


Des Menschen Seele 
Gleicht dem Wasser: 
Vom Himmel kommt es, 
Zum Himmel steigt es, 
Und wieder nieder 
Zur Erde muss es, 
Ewig wechselnd.

(Goethe)


Weblinks:

Gehirn und Geist: Wo Gott wohnt. (02/2002)
http://www.gehirn-und-geist.de/alias/religion/wo-gott-wohnt/839269

Gehirn und Geist: Homo religiosus (04/2009)
http://www.gehirn-und-geist.de/alias/religiositaet/homo-religiosus/982255

Spiegel online: Spirituelle Sehnsucht: Ausflug in den Himmel
http://www.spiegel.de/spiegelwissen/nach-einem-nahtoderlebnis-wollen-viele-menschen-ihr-leben-aendern-a-898592.html


Sonntag, 12. Mai 2013

Ehrenbürger Hindenburg

"Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur."
(Paul von Hindenburg)


Von Hindenburg zu Adolf
Hindenburgstraße (im nordrhein-westfälischen Remscheid): Noch heute Ehrenbürger vieler Städte

Hindenburg - Kriegsheld und Ehrenbürger vieler Städte

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler. Die Nazis zeigten sich dankbar. Schon bald gingen zahlreiche Städte des Deutschen Reichs dazu über, ihn neben führenden Politikern der NSDAP auch ohne jeden Ortsbezug zu ihrem Ehrenbürger zu ernennen. So auch die Stadt, in der ich wohne, Wermelskirchen in Nordrhein-Westfalen. Er ist es noch heute, 2013, 80 Jahre nach Hitlers Ernennung.

Hindenburg war damals populär. Im Ersten Weltkrieg hatte er sich durch geschicktes Ruhm-Management zum Kriegshelden stilisiert ("Schlacht bei Tannenberg"), am Ende des Krieges führte er zusammen mit Erich Ludendorff faktisch eine Militärdiktatur in Deutschland an.

Nach Kriegsende erfand er die Dolchstoßlegende, nach der das deutsche Heer "im Felde unbesiegt" geblieben, aber durch linkssozialistische Revolutionäre von hinten "erdolcht" worden sei.

Hindenburg - letzter Präsident der Weimarer Republik

In der Weimarer Republik hielt sich Hindenburg als Reichspräsident zunächst strikt an die Verfassung, regierte jedoch angesichts wechselnder Mehrheiten und einer Vielzahl von Parteien unglücklich per Notverordnungen am Parlament vorbei. Sein Führungszirkel intrigierte fleißig, auch unter- und gegeneinander. So ernannte Hindenburg schließlich auf Vorschlag seiner Einflüsterer Adolf Hitler zum Kanzler, dem er eigentlich skeptisch gegenüberstand, da er ihn aufgrund seines niedrigen Dienstranges im Ersten Weltkrieg verachtete ("Der böhmische Gefreite"). Danach hoffte der angejahrte Präsident mehr oder weniger (und natürlich vergeblich) auf eine Wiederherstellung der Monarchie. Weder zum "Ermächtigungsgesetz" noch zu den zahlreichen Verhaftungen und Entrechtungen, noch zum Beseitigen von Hitlers Konkurrenten hörte man von ihm ein kritisches Wort. Im August 1934 starb der Greis, Hitler übernahm seinen Amt gleich mit.

Es folgte der Zweite Weltkrieg, nach dessen Ende es nicht nur weniger Adolf-Hitler-Plätze und -Straßen, sondern auch einige Hindenburg-Plätze und -Straßen weniger in Deutschland gab. Manche Städte - so auch Wermelskirchen - behielten jedoch ihre Benennungen bei. Schließlich war Hindenburg kein Nazi gewesen.

Wirklich nicht?

Ein kleiner Rückblick ins Jahr 1933:

  • Am ersten Februar 1933 löste Hindenburg auf Wunsch Hitlers den Reichstag auf.
  • Am sechsten Februar 1933 verleiht Hindenburg auf Betreiben Hitlers Franz von Papen eine Vollmacht zur Auflösung des preußischen Landtags.
  • Am 28. Februar 1933 (nach dem Reichstagsbrand) unterzeichnet Hindenburg Notverordnungen, die mit sofortiger Kraft die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit noch weiter einschränken und der Polizei weitreichende Befugnisse einräumen. Die Parteizeitung der SPD ("Vorwärts") wird "vorläufig" verboten. Als weitere Folge kommt es zu Massenverhaftungen von Anhängern der KPD und der SPD.
  • Auch bei der letzten "freien" Wahl im März 1933 können die Nazis keine eigene Mehrheit erreichen.
  • Am 21 März 1933 lässt sich Hindenburg erfolgreich für eine Show-Veranstaltung der Nazis in Potsdam einspannen ("Das alte und das neue Deutschland reichen sich die Hände"), bei der sich Hitler erfolgreich in die Kontinuität der preußischen Könige stellt. Die Veranstaltung erhöht dann auch wie geplant das Ansehen der Regierung Hitler.
  • Am selben Tag erlässt Hindenburg die "Verordnung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung".
  • Am 23. März 1933 stimmt der Reichstag im Beisein bewaffneter SA- und SS-Einheiten über das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (besser bekannt als "Ermächtigungsgesetz") ab, das das Parlament entmachtet und die Regierung zum Gesetzgeber macht. Die Reichstagsabgeordneten der KPD können an der Abstimmung nicht teilnehmen, da sie entweder zuvor verhaftet wurden oder aufgrund von Todesdrohungen untertauchen mussten. Auch einige Abgeordnete der SPD fehlen wegen Festnahme oder Flucht. Der Reichskanzler Hitler spottet in Richtung SPD: "Sie sind wehleidig, meine Herren! Wenn Sie jetzt schon von Verfolgungen sprechen - wer hat Sie denn bisher verfolgt?"
  • Das Gesetz wird beschlossen und mit Hindenburgs Unterschrift am Folgetag im Reichsgesetzblatt veröffentlicht.
  • Am 1. April findet ein von den Nazis organisierter Boykott jüdischer Geschäfte statt. Vom Reichspräsidenten Hindenburg hört man hierzu nichts.
  • Am 10. Mai 1933 finden in vielen Städten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Vom Reichspräsidenten Hindenburg auch hierzu - nichts.
  • Von der nationalsozialistischen Reichsregierung und der gleichgeschalteten preußischen Regierung erhält Hindenburg 1933 "Dotationen" (Einkünfte) von insgesamt 1 Million Reichsmark.
  • Am 14 Juli 1933 verbietet die Regierung Hitler die Bildung von Parteien. Von Hindenburg - kein Protest.
  • Wenige Wochen vor Hindenburgs Tod am 2. August 1934, der bis zum Ende im Besitz seiner geistigen Kräfte blieb, hatte Hitler anlässlich des so genannten "Röhm-Putsches" noch schnell seine letzten potenziellen Konkurrenten ermorden lassen.



Hindenburg (links), 1. Mai 1933.
(Das Bild ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland lizenziert. Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 102-14569 / CC-BY-SA)


Hindenburg - Oberbefehlshaber - und oberster Mitläufer

Da fragt man sich doch: Warum darf jemand immer noch Ehrenbürger unserer Stadt sein,...

  • der Hitler zum Kanzler machte? 
  • der zwar im kleinen Kreis, aber nie öffentliche ein kritisches Wort gegenüber der Unterdrückung einer demokratischen Opposition erhob? 
  • der nie seine Stimme, welche immerhin noch genug Gewicht gehabt hätte, gegen die Errichtung "wilder Konzentrationslager" erhob? 
  • der nie seine Stimme gegen die Entrechtung jüdischer Mitbürger (außer, wenn sie im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten) erhob?


"Notfalls kann ich immer noch als Oberbefehlshaber eingreifen.", sagte Paul von Hindenburg angeblich Ende Mai 1934 zum niederländischen Botschafter. Leider verstarb der greise Präsident dann schon zwei Monate später.

Welch ein Held wäre dieser Paul von Hindenburg wohl heute, hätte er diese Ankündigung wahr gemacht? Hätte er Hitler von der Reichswehr verhaften und füsilieren lassen?

Dann wäre Paul von Hindenburg heute wohl zu Recht Ehrenbürger meiner Stadt.


Weblinks:

Wikipedia: Paul von Hindenburg als Ehrenbürger
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg_als_Ehrenb%C3%BCrger

Donnerstag, 9. Mai 2013

Bahn fahren

"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Vorstellungen mit der Wirklichkeit abzugleichen,
und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind."
(Samuel Johnson)

Schönstes Reisewetter am Remscheider Hauptbahnhof


Kürzlich musste ich eine Schulklasse von Remscheid nach Solingen begleiten. Normalerweise verbindet eine Bahnstrecke die beiden Bergischen Städte, die auch über die Müngstener Brücke führt, welche aber so marode ist, dass sie seit Jahren immer wieder mal saniert werden muss. So auch an jenem Montag im Mai.
Daher mussten wir mit dem so genannten Schienenersatzverkehr anreisen, was bedeutet, dass wir eine halbe Stunde mit dem Bus fahren und in Solingen-Mitte wieder in einen Regionalexpress umsteigen mussten.

Wer jetzt denkt, es folgten Ausführungen zur Unpünktlichkeit der Bahn oder zu unfreundlichem Bahnpersonal, der hat sich getäuscht: Alle Verkehrsmittel waren pünktlich, der Regionalzug wartete auf uns, und Personal habe ich außer dem Zugführer gar keins bemerkt.

Dieser Umstand war allerdings wohl auch dafür verantwortlich, dass sich die Blicke zahlreiche Passagiere plötzlich auf mich richteten, denn ich trug an jenem Tag ungeschickterweise ein hellblaues Hemd und dazu eine graue Weste. Mit meinen 1,97 cm überragte ich zudem die meisten Mitreisenden um einiges. Klarer Fall: Genau so sieht der ideale Bahn-Mitarbeiter aus!

Da eine Schülerin noch einen Fahrschein ziehen musste, wartete ich zunächst in der offenen Zugtür auf sie. In dieser Zeit wurde ich zweimal nach dem Weg gefragt und auf einen defekten Automaten hingewiesen. Als ich dann - noch mit Men-in-Black-ähnlicher schwarzer Sonnenbrille auf der Nase - das Abteil betrat, verstummte eine dort tobende weitere Schulklasse so abrupt, dass ich mir ein "Die Fahrausweise bitte!" gerade noch verkneifen konnte.

Also: Wenn Sie mit der Bahn reisen, - wählen Sie immer das richtige Outfit!

Mittwoch, 1. Mai 2013

GameStop

"Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung."
(Dieter Hildebrandt)


Bildung? Shoot, Shoot!


Games people play

Kürzlich saß ich nach Feierabend im Einkaufszentrum einer westdeutschen Großstadt auf einer Bank, direkt gegenüber von einem dieser Games-Läden und hatte so Gelegenheit, die Kunden, die dieses Geschäft aufsuchten und verließen, näher zu betrachten. Getrieben offenbar von der Frage "Wie schlägt man die Zeit am besten tot, bevor sie einen selbst tot schlägt?" betrat der eine oder andere Jugendliche, überwiegend, aber nicht ausschließlich, männlichen Geschlechts, den Laden. Zumindest optisch erfüllte die Kundschaft alle meine Vorurteile bezüglich bildungsferner Schichten, aber vielleicht tue ich ja dem einen oder anderen auch Unrecht. Nicht jeder, der Computerspiele spielt, muss zwingend bildungsfern sein. Auch ich habe einen gewissen Teil meines Lebens schon solch unterhaltsamen Spielen wie SimCity oder Duke Nukem geopfert. Allerdings erst, NACHDEM ich meine schulische sowie den überwiegenden Teil meiner universitären Bildung erworben hatte.

Dies wirft die Frage auf: Wie geht denn die heutige Jugend mit den Medien um? Wie erwirbt sie dabei die notwendige Bildung?

Die Jugend macht sich selber "dick, dumm, krank und traurig"

Lust auf ein wenig Statistik? Studien ergaben Folgendes: Fünfzehnjährige Mädchen nutzen elektronische Bildschirmmedien täglich über sechs Stunden, Jungen kommen auf rund siebeneinhalb Stunden pro Tag. Rund die Hälfte aller Jungen und immerhin ein Drittel aller Mädchen haben einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer, auch Spielkonsolen sind weit verbreitet. Kinder verbringen viele Stunden täglich vor dem Bildschirm und werden dabei "dick, dumm, krank und traurig", so der Chef des Niedersächsischen Kriminologischen Forschungsinstituts, Christian Pfeiffer.

In einer Schülerbefragung wurden Jugendliche 2007/2008 gefragt, womit sie denn so ihre Freizeit verbrächten (Jungen/Mädchen). Die Antworten:
  • Platz 1: Fernsehen/DVD/Video (213/201 Min.)
  • Platz 2: Im Internet chatten (103/113 Min.)
  • Platz 3: Computerspiele (141/56 Min.)

Es bleibt natürlich die theoretische Chance, dass unter den Punkt "Fernsehen" auch das Schauen von ZDF.info-Dokus oder ein arte-Themenabend fallen, aber wahrscheinlich ist dies wohl eher nicht.


Bildung wird überschätzt

"Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete, 
er kennt weder Gründe noch Gegengründe."
(Anselm Feuerbach)

Nun hört man zwar immer wieder, Bildung sei der Schlüssel zum beruflichen Erfolg, doch seien Sie mal ganz ehrlich: Das wird doch gnadenlos überschätzt. Wie viele gebildete Menschen kennen Sie denn in ihrem Bekanntenkreis?

Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie doch einmal in die Runde, wie es zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam, wo genau geografisch eigentlich die Sahel-Zone liegt oder welcher Planet unseres Sonnensystems die größte Anzahl an Monden hat. Niemand weiß es - und dieses Allgemeinwissen nützt für die Berufe Ihrer Bekannten mit Sicherheit auch nicht das Mindeste!
Es gilt also die Devise: Weg von der Bildung, statt hin zu ihr! Erstens braucht man das meiste davon eh nicht für die Arbeit - und genau genommen muss man noch nicht einmal zwingend arbeiten in diesem Land.

Ratschläge für noch mehr Bildungsferne

Wie kann man sich noch weiter von ohnehin unnützer Bildung entfernen? Zunächst einmal: Investieren Sie sämtliches noch vorhandene Geld in Unterhaltungselektronik!

1. Viel Fernsehen gucken!


"Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist, 
gehe ich in ein anderes Zimmer und lese."
(Groucho Marx)


Der durchschnittliche Fernsehkonsum in Deutschland ist seit den 1990er Jahren kontinuierlich gestiegen. Eine kleine Delle tritt zwar 1999 sowie 2007, 2008 und 2012 auf - die Richtung geht dennoch ungebrochen nach oben.
Sah der Durchschnittsdeutsche 1992 noch 156 Minuten pro Tag fern (also etwas über 2 Stunden), so sind es 2012 schon 222 Minuten, also 3,7 Stunden!

Schauen Sie das Richtige! Zwar gibt es abends in bizarren Spartenkanälen wie zdf.info oder arte irgendwelche für Lehrer, Marketingleiterinnen und Ärzte von unseren Gebühren finanzierten Wissenschafts- oder Geschichts-Dokumentationen zu sehen, aber wenn Sie ehrlich sind - kein Schwein will das sehen. Statt sich mit Fachwörtern wie "Erdkruste", "Montan-Union" oder "Versteppung" verwirren zu lassen, schauen Sie lieber eine Sitcom, in der putzige amerikanische Teenager mit ihren leicht von den piepsigen Synchronstimmen abweichenden Lippenbewegungen auf anzüglich-schlagfertige Weise irgendwelchen Erwachsenen verbal Paroli bieten. Zwischenmenschliches kann jeder beurteilen - dafür benötigt man keinerlei Bildung!

Sie verstehen die Wendung "Paroli bieten" nicht? Macht nix! Zappen Sie ganz und gar rüber zu RTL II - und lassen Sie sich auch um nichts in der Welt die Werbung in den zahlreichen Werbepausen entgehen - dort erfahren Sie, mit welchen neuen WII- oder Playstation-Spielen Sie  noch weniger sprechen, dafür um so schneller klicken müssen. "It's all about Reflexes!", wusste schon die Hauptfigur des 90er-Ego-Shooters "The Shadow Warrior", Lo Wang.


2. Auf Facebook sein!

Nichts gegen Facebook! Es ist ein tolles soziales Netzwerk, das sogar ich exzessiv nutze, um mit Freunden, Kollegen, Schülern und Ex-Schülern in Kontakt zu bleiben. Allerdings ist meine Chat-Funktion dort deaktiviert.

Schüler chatten pro Tag etwa anderthalb bis zwei Stunden. Haben wir damals auch nur im entferntesten so viel geschrieben? Ich glaube es kaum!
Der kleine, aber feine Unterschied: Wenn wir früher einen Brief schrieben, achteten wir doch sehr darauf, dass dieser möglichst fehlerfrei war - und ließen ihn zur Not sogar einmal von einem Elternteil Korrektur lesen. Beim Chatten geht es jedoch vor allem um Schnelligkeit, weniger um den Erwerb überflüssiger arbeitsmarktrelevanter Kulturtechniken wie Rechtschreibung und Grammatik. Schrieben wir früher noch "Dies ist mir vollkommen klar", so heißt es im Chat nur noch: "is kla!".


3. Bücher generell meiden!


"Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung."
(John F. Kennedy)


Lesen Sie nichts, nicht einmal "50 Shades of Grey" oder irgend etwas anderes, das einzelne verirrte Freunde von Ihnen vermeintlich begeistert lesen könnten. Harry Potter ist Gift, das hat so sinngemäß sogar die katholische Kirche festgestellt.
Wenn Sie etwas nachschlagen müssen, verlassen Sie sich einfach vollkommen auf Online-Lexika wie Wikipedia! Steht mal wieder einer dieser unbequemen Referate-Aufträge an, gilt: Kopien Sie wie gewohnt einfach den ganzen Artikel, ohne ihn zuvor zu lesen!

Fortgeschrittene Wikipedia-Plagiatoren können Ihnen vielleicht verraten, wie man den Vermerk "[Bearbeiten]" noch rauslöscht, bevor der Lehrer es bemerkt. Wenn Ihnen einzelne Teile des Artikels nicht vollends gefallen - bearbeiten Sie den Artikel noch ein wenig direkt im Wiki, bevor Sie ihn stehlen! Nachfolgende Schülergenerationen werden es Ihnen danken.

Ach ja, und wenn Ihnen mal wieder jemand ziemlich Blasses und wenig Sprachgewandtes in einem dieser Kaufhäuser oder Arbeitsämter entgegen kommt, denken Sie immer daran: Der will doch nur spielen!



Weblinks:

Unterschicht - Das wahre Elend: In Deutschland hat sich eine neue Unterschicht gebildet, die ohne Zukunft ist. Jahrzehntelang wurde versucht, ihre Armut mit Geld zu bekämpfen. Doch was die Benachteiligten wirklich brauchen, wird ihnen verwehrt. Eine Stern-Reportage aus der bildungsfreien Zone:
http://www.stern.de/politik/deutschland/unterschicht-das-wahre-elend-533666.html

KRIMINOLOGISCHES FORSCHUNGSINSTITUT NIEDERSACHSEN E.V. Forschungsbericht Nr. 108. http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb108.pdf