"Mit Vegetariern muss man diskutieren,
sobald sie eine Wurstfabrik geerbt haben." (Danny Kaye)
"Äß, Jungchen, äß! Fleisch, Jungchen, Fleisch!"
In den späten Achtzigerjahren habe ich meine Verwandtschaft einmal mit der Ankündigung geschockt, fortan vegetarisch leben zu wollen. Den entsetzten Blicken sah man es deutlich an: Wenn der Junge nun kein Fleisch mehr essen will - was isst er denn dann? Nur noch Beilagen? Kartoffelbrei? Sauerkraut? Spinat gar?In den Neunzigerjahren verabschiedete ich mich dann wieder von der vegetarischen Lebensweise. Es war mir schlicht zu anstrengend geworden, sämtliche Speisekarten und Zutatenlisten ständig daraufhin kontrollieren zu müssen, ob nicht doch irgendwo etwas Speck oder Rinderbrühe als Aromazusatz beigemengt worden war. Und - zugegeben: Fleisch war auch etwas Leckeres.
Geheckselt und gesalzen: Industriell verarbeitetes Schweinefleisch samt Beilagen. |
Heutzutage ist es vollkommen unproblematisch, sich fleischlos zu ernähren, allerdings sinkt die Freude an einem Broccoli-Auflauf, einer Pizza Margherita oder Spaghetti mit Tomatensauce umgehend, wenn man sie auch als "vegetarisch" bezeichnet. "Fleisch ist ein Stück Lebenslust!", das hat uns die Fleischindustrie erfolgreich eingetrichtert. Und billig ist es auch. Denn die Fleischindustrie haben wir in Deutschland und Europa perfektioniert. Fast.
Jedes Jahr gerät eine halbe Million Schweine lebend in Brühanlagen
Ca. 57 Mio. Schweine werden in Deutschland pro Jahr geschlachtet, trotz des überwiegenden Verzichts der muslimischen und jüdischen Bevölkerung. 60 kg Fleisch verzehrt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr und Kopf. Auch weltweit steigt der Fleischkonsum dramatisch an. Besonders in Entwicklungsländern wird immer mehr Fleisch gegessen - es sich leisten zu können, gilt als Statussymbol.Im Leben eines Deutschen vertilgt man auf diese Weise im Durchschnitt:
- 945 Hühner
- 46 Schweine
- 46 Puten
- 37 Enten
- 12 Gänse
- 4 Rinder und
- 4 Schafe
Moderne Fleischfabriken bringen es auf 20.000 massakrierte Schweine pro Tag - das sind rund 14 Tiere pro Minute. Pro Tag werden bundesweit über 1,7 Millionen Hühnchen geschlachtet. Im niedersächsischen Wietze befindet sich der größte Hähnchenschlachthof Europas: Pro Stunde werden dort fast 30.000 Tiere "verarbeitet".
Korrekt geschlachtetes Schwein: Zuschauer sind meist geschockt. Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schlachtung6.jpg (gemeinfrei) |
Der Marktführer unter den Erzeugern für Geflügelfleisch in Deutschland "verarbeitet" 270 Millionen Hühner im Jahr, das sind 514 pro Minute oder 8,5 pro Sekunde - rund um die Uhr. In den fünf Minuten, die Sie zum Durchlesen dieses Artikels benötigten, haben so über 2500 Hühner ihren Kopf und damit ihr Leben verloren.
Diese maximierte Tötungsgeschwindigkeit hat Folgen: Jedes Jahr, so haben Untersuchungen ergeben, geraten durch die Massenschlachtungen etwa eine halbe Million Schweine noch lebend in die Brühanlagen.
Fleisch ist zu billig, da es vorwiegend aus Massentierhaltung stammt - und der Tierschutz bleibt so auf der Strecke
Beinahe alle Fleisch-Erzeugnisse in Deutschland stammen aus industrieller Massentierhaltung. Für die Herstellung eines Kilos Schweinefleisch benötigt man 10 000 Liter Trinkwasser, für jedes Kilo Rindfleisch gar 15.000 Liter. Da freut sich das Weltklima! Und über die Antibiotika-Resistenzen, die sich durch die medizinische Versorgung des Schlachtviehs immer weiter ausbreiten, ist bereits hinreichend geschrieben worden. Irgendwann werden wir an unserer "Fleischeslust" verrecken, guten Appetit - und tschüs!
"Billig will ich": Schnitzel von Aldi Süd. Lecker und erschwinglich. |
Was tun?
Fleisch ist deutlich zu billig und, wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, wir essen viel zu viel davon (und werden immer dicker). Dass die Massentierhaltung durch die "Macht des Verbrauchers" nicht von alleine auf ein gesundes Maß beschränkt werden kann, sondern immer weiter ausgeweitet wird, ist eine Binsenweisheit. Dass ca. ein Prozent aller Schlachttiere nicht ordnungsgemäß betäubt wurde, bevor es ausblutet oder lebendig verbrüht wird, ebenfalls.Ca. 57 Mio. Schweine werden in Deutschland pro Jahr geschlachtet, das bedeutet dann 570.000 bei lebendigem Leib verbrühte oder massakrierte wehrlose Lebewesen - hoch entwickelte und intelligente Landwirbeltiere - wie wir selbst!
Dieser Wahnsinn muss schnellstens beendet werden! Der Tierschutz muss wieder an erster Stelle stehen - und Fleisch deutlich teurer werden!
Sind nicht demnächst wieder Wahlen in Deutschland? Knöpfen Sie sich doch mal "Ihren" Politiker vor! Denn nur über gesetzliche Regelungen lässt sich hier wohl etwas verändern.
Weblinks:
Focus.de: Was kann man gegen Tierquälerei tun? Verbrüht, verstümmelt, gequält – So leiden Tiere in Ställen und Schlachthöfen
https://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/tid-34280/tierquaelerei-in-staellen-und-schlachthoefen-verbrueht-verstuemmelt-gequaelt-was-sich-aendern-muss-damit-die-tiere-weniger-leiden_aid_1137721.html
Rheinische Post: Fleischkonsum weltweit auf Rekordhoch
http://nachrichten.rp-online.de/wirtschaft/fleischkonsum-weltweit-auf-rekordhoch-1.3590112
Berliner Zeitung: GEFLÜGELZUCHT - Massenhaltung für den Massenmarkt
http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/gefluegelzucht-massenhaltung-fuer-den-massenmarkt,10808230,11412368.html
Tagesschau: Fleischatlas 2013 vorgestellt: Jeder Deutsche isst knapp 1000 Hühner.
http://www.tagesschau.de/inland/fleisch104.html
Der Fleischatlas 2013 der Heinrich-Böll-Stiftung:
http://www.boell.de/downloads/2013-01-Fleischatlas.pdf
Stern.de: Tierschutz in Deutschland So qualvoll stirbt Schlachtvieh.
http://www.stern.de/politik/deutschland/tierschutz-in-deutschland-so-qualvoll-stirbt-schlachtvieh-1555518.html
Spiegel-TV: Fleisch
http://www.spiegel.tv/#/filme/fleisch-massentierhaltung-magazin/
Missstände in Schlachthäusern - Frontal21 [ZDF] vom 06.04.10
http://youtu.be/JI2BwU9UMqo
http://www.welt.de/gesundheit/article118776674/Warum-Pescetarier-noch-laenger-leben-als-Vegetarier.html
Wikipedia: Fleisch
http://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch
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